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Kampfkunst Kurzgeschichten

Heldentaten - Teil 1

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Robert blickte erneut auf den Bildschirm des Smartphones in seiner Hand. Er las die Zeilen der Meldung im Online-Portal der lokalen Tageszeitung und schüttelte den Kopf. Noch etwa zehn Minuten musste er mit der Straßenbahn fahren. Diese Zeit würde er nicht benötigen, um den Artikel auswendig zu lernen. Er hatte bereits jedes Wort verinnerlicht. Dort stand zu lesen:

Kung Fu-Kämpfer schaltet Räuber aus

Kampfsportexperte besiegt bewaffnete Räuber in Computerladen. Ladenbesitzer spricht von Heldenmut. Polizei rät von der Nachahmung ab.

(Fassenburg) Ihr blaues Wunder haben am gestrigen Nachmittag zwei Kriminelle erlebt, als sie mit Messern und Schlagstöcken bewaffnet versuchten, einen Computerladen in der Innenstadt auszurauben. Kaum hatten die maskierten Männer lautstark und unter Androhung von Gewalt nach Geld und Wertsachen verlangt, war der erste bereits zu Boden gegangen.

Zu ihrem Pech befand sich nämlich ein Nahkampfexperte mit jahrzehntelanger Erfahrung zur gleichen Zeit in dem Geschäft und vermieste ihnen gründlich die Tour. Mit einem gezielten Schlag entwaffnete er auch den zweiten Angreifer und hielt ihn bis zum Eintreffen einer Polizeistreife fest.

„Das war wie in einem Kung Fu-Film“, soll der Ladenbesitzer laut Augenzeugenberichten gesagt haben. „Die beiden Kerle hatten keine Chance. Der hatte den Mut eines Helden.“ Bei dem Helden soll es sich um den stadtbekannten Kampfsportlehrer Robert G. handeln. Er war noch für kein Interview zu gewinnen.

Die Polizei bestätigte gegenüber dieser Zeitung, dass gestern zwei Räuber auf frischer Tat festgenommen wurden. Zum genauen Ermittlungsstand gibt es jedoch keine Informationen. Polizeisprecherin Gabriele Faust lobte den Einsatz von Robert G. mit Vorbehalten. „Gegen einen bewaffneten Räuber selbst aktiv zu werden ist gefährlich“, erklärte Faust. „Zur eigenen Sicherheit raten wir in so einem Fall immer zur Flucht.“
Offenbar existiert ein Überwachungsvideo von dem Vorfall, welches die Polizei im Moment sichtet.
(GON)“

Robert blickte auf seinen linken Arm. Unter dem Verband peinigte ihn ein Juckreiz. Nur mit großer Mühe konnte er der Versuchung widerstehen sich ausgiebig zu kratzen. Während sein geschulter Blick die anderen Menschen in der Straßenbahn musterte, kam die Lautsprecherdurchsage. Er griff nach der Sporttasche, die neben ihm auf den Boden stand, und verließ den Wagen, sobald die Türen sich geöffnet hatten.

Fortsetzung folgt ...

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