Corona Fighters - Teil 1
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am 15-04-2020 um 17:42 (120872 Hits)
An diesem Morgen weckten Carsten das Zwitschern der Vögel und die ersten Sonnenstrahlen. Der 31. März 2020 brach an. Außer den Geräuschen der Natur drangen noch die Stimmen der beiden Kinder und der Ehefrau an seine Ohren. Die drei saßen bereits am Frühstückstisch und ihrem Lachen nach zu urteilen, schienen sie bester Laune. Er teilte diese Freude nicht. Der morgendliche Blick auf sein Smartphone verriet ihm, dass die Lage über Nacht weiter eskaliert war. Der neue Coronavirus SARS-CoV-2 hielt die Welt fest in einem Arm Bar. Die Lungenkrankheit COVID-19 forderte täglich unschuldige Opfer.
Carstens Kinder blieben zuhause, da sie nicht zur Schule gehen konnten. Die notwendige Maßnahme verstand er. Aber unausgelasteten Nachwuchs im Haus zu haben, fühlte sich ähnlich schwer an, als ob man einen Sumoringer auf den Schultern herumträgt. Bis vor wenigen Wochen hatte er noch den schönsten Job der Welt gehabt. Als Kickboxtrainer mit eigenem Studio und über 150 aktiven Athleten und Freizeitsportlern konnte er bis vor Kurzem zusammen mit seinem fünfköpfigen Trainerteam jeden Tag seiner Leidenschaft nachgehen. Geradeeinmal drei Jahre waren ins Land gezogen, seit er sich diesen Traum erfüllen konnte. Vor drei Monaten vermochte Carsten die Kredite aus der Gründerzeit und auch seine übrigen Schulden restlos zurückzuzahlen. Jetzt ging es gerade richtig bergauf. Seine beste Athletin hatte noch Anfang Februar die deutsche Meisterschaft im Vollkontakt des Verbandes gewonnen. Es erschien alles sehr vielversprechend, doch dann kam das Virus, und Carsten musste seinen Gym schließen.
Ein Bein nach dem anderen setzte er vor dem Bett auf den Boden und richtete sich danach Wirbel für Wirbel auf. In der rechten Schulter vernahm Carsten ein deutliches Knacken, als er seine Arme zur Decke streckte. Dann bewegte er den Kopf in alle Richtungen und verscheuchte so die Müdigkeit aus seinen Gelenken. Er schaute sich im geräumigen Schlafzimmer um. Einer verständnisvollen Ehefrau geschuldet, durfte hier ein Boxsack hängen. Im Boxerlauf, bei dem er ständig linke und rechte Graden vor sich in die Luft warf, machte er sich warm. Das Vor- und Zurücktänzeln mochte noch nicht so ganz seinen sonst ausgesprochen hohen technischen Ansprüchen genügen, aber das war ihm an diesem Morgen herzlich egal. Als er spürte, dass seine Muskeln und Sehnen langsam auftauten, begann er mit dem Schattenboxen und zimmerte in lockerer Gangart seine Fauststöße und Fußtritte in die Luft. Dabei kreisten seine Gedanken nur um eines: sein geschlossenes Studio.
Drei hauptamtliche Assistenztrainer bezogen nun Kurzarbeitergeld. Den beiden freiberuflichen Assistenten ging es auch nicht besser. Daniel, dem Studenten mit dem hammerharten linken Hook, brach seine Finanzierung weg. Wenn kein Wunder geschah, musste er wieder bei seinen Eltern einziehen. Lisa, die Blondine mit den superschnellen Highkicks, drehte in der Kinderbetreuung fast durch, wie er auf WhatsApp lesen durfte. Sie besaß zuhause nicht wirklich eine Möglichkeit, ihren Sport sinnvoll zu trainieren, und das Coachen fehlte ihr natürlich auch.
Hinweis: Die Kampfkunst Kurzgeschichten kehren nicht in gewohnter Form zurück. Diese Geschichte ist mir in dieser Zeit jedoch wichtig. Die Fortsetzung gibt es für Euch bereits am Sonntag (19.4.) um 15 Uhr.
"Kickbox Mom" ist mein neuester Roman. Hier geht's zu weiteren Informationen: https://www.kampfkunst-board.info/fo...79#post3738479