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Kampfkunst Kurzgeschichten

Corona Fighters - Teil 4

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Strecke und Uhrzeit gehörten zum festen Programm des professionellen Trainers. Er joggte gerne am Morgen, während alle ihrem Arbeitsplatz zustrebten. Doch jetzt ging es durch menschenleere Straßen. Nur vereinzelt kam ihm jemand entgegen. Dann jedoch häufig mit einem Mundschutz. Rund fünf Minuten brauchte Carsten bis zum Waldrand. Dort fühlte er sich gleich etwas besser. Der Frühling zog ein und es grünte und blühte. Zudem gab es hier keine sichtbaren Anzeichen der Corona-Krise. Während er tiefer in den Wald hineinlief, kreisten seine Gedanken immer wieder um dieselben Fragen. Wie lange würde er sein Studio noch halten können? Wann käme die große Abmeldewelle? Bestand die Hoffnung, dass bald ein Impfstoff oder ein Heilmittel gefunden würde? Durften sie vielleicht in ein paar Wochen mit Mundschutz weitertrainieren? Wie viele Monate mochte der Shutdown so weitergehen? Düstere Vorstellungen und Zukunftsängste machten sich in seinem Kopf breit. Er erinnerte sich an die Aussage, dass ein Vakzin frühestens in einem Jahr verfügbar sein könnte. Gleichzeitig waren die Bilder der überfüllten Notaufnahmen in Italien auf allen Nachrichtenkanälen zu sehen. Die Katastrophe käme erst noch, prophezeiten einige. Vor dem Herbst konnte man wohl kaum mit einer Entspannung rechnen.

Carsten ließ nun ein paar Jabs und Punches vor sich durch die Luft fliegen, ohne sein Lauftempo deutlich zu drosseln. Er gewann mal wieder den Eindruck, in einem Katastrophenfilm mitzuspielen. Es fühlte sich alles so an, wie ein Realität gewordener Albtraum, aus dem man nicht aufwachen konnte. Anfang März hatte er seine Eltern zum letzten Mal gesehen. Vorerst musste das wohl auch so bleiben. Vater und Mutter schienen zwar noch sehr fit für ihr Alter, gehörten jedoch zur Risikogruppe. Sie anzustecken wollte Carsten um jeden Preis verhindern. Spontan sprang er einen Lead Cranekick mit Rechts und lief weiter den Weg entlang bis zu der Wetterhütte an der großen Weggabelung. Dort unterbrach er seinen Lauf, stemmte die Hände in die Hüften und ließ sein Becken langsam kreisen. Diese in der Kampfsportszene sehr verbreitete Übung führte er erst mit dem Uhrzeigersinn, danach andersherum aus. Er wollte gerade zu einer anderen Routine wechseln, da vernahm er die kurze Hinweismelodie seines Smartphones. Offenbar erhielt er eine Nachricht von einem seiner Trainer. Für diese war er die Notensequenz aus der Titelmelodie von Rocky reserviert.

Carsten hielt inne und zog das Handy aus seiner Jackentasche. Dort las er folgende Zeilen:
„Guten Morgen, Chef. Ich habe heute eine Überraschung für dich. Schau mal auf den Link. ;-) LG Daniel.“
Der Trainer wollte sofort sehen, was der Assistent ihm da schickte. Beide hatten sich nun seit Wochen nicht gesehen. Glücklicherweise gab es hier im Wald guten Empfang und er konnte der Adresse zu einem Video folgen. Der Film zeigte die Räume des geschlossenen Gyms. Carsten erkannte Daniel im Trainings-Outfit.

Die Fortsetzung folgt am Mittwoch (29.4.) um 17.15 Uhr.

"Kickbox Mom" ist mein neuester Roman. Hier geht's zu weiteren Informationen: https://www.kampfkunst-board.info/fo...79#post3738479
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