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Kampfkunst Kurzgeschichten

Fäuste tanken - Teil 2

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Tritte trafen Wolfgang. Das sah und spürte er, als er nach wenigen Augenblicken wieder Herr seiner Sinne war. Schmerzen bemerkte er überraschenderweise nicht. Die blendete sein Körper vollkommen aus. Er rollte sich zusammen, brachte die Füße unter sich und drückte sich dann mit beiden Beinen in den Stand. Die Deckung war oben und er feuerte. Jap, Cross, Hook und Uppercut. Links, rechts, links, rechts, so schlug er die Viererkombination aus seinem Wettkampftraining gegen das Narbengesicht. Nase, Nase, Kieferaufhängung und Kinnspitze waren die Trefferzonen. Wie von einen Blitz gefällt, ging sein Gegner zu Boden.

Etwas traf Wolfgang an der Rippe. Sein zweiter Angreifer hatte ihm einen runden Tritt mit dem Schienbein verpasst. Es war der drahtigere der beiden verbleibenden Angreifer. Schnell wurde der Schmerz deutlicher. Wolfgang richtete sich auf seinen Gegner aus, doch bevor es ihm möglich war zu kontern, spürte er einen Schlag gegen seinen Kopf. Etwas Hartes hatte ihn auf der rechten Seite oberhalb des Ohrs getroffen.

Der Kickboxer wendete seinen Blick und sah, dass das Dickerchen einen Teleskopschlagstock in der rechten Hand hatte. Der Gegner hielt die Waffe verkrampft und wirkte damit auf Wolfgang alles andere als im Umgang mit ihr geübt. Der Verteidiger beschränkte sich zunächst darauf die Angriffe seiner Gegner abzuwehren. Eine rechte Gerade des Drahtigen schlug genau gegen die Deckung und zeigte dementsprechend keine Wirkung. Derweil rasten die Gedanken nur so in Wolfgangs Kopf.
„Das ist hier kein Spaß mehr“, wurde dem Kampfsportler bewusst. „Wenn ich bewusstlos werde, dann wache ich, wenn überhaupt im Krankenhaus wieder auf. Ich muss das beenden!“

Es war eine rechte Rückhandbewegung, mit der Wolfgang angegriffen wurde. Der Teleskopschlagstock zielte erneut auf seinen Kopf. Der Kickboxer riss die rechte Deckung hoch, während er zum Schutz einen Schritt nach vorne tätigte. So fing er den Angriff an der Faust seines Gegners ab. Wolfgangs linker Jap traf nur mit geringer Wucht das Auge des Angreifers, aber er traf. Der Dicke stolperte zurück. Jetzt war die Lücke da. Wolfgangs hinteres rechtes Bein schnellte nach vorne. Der Pushtritt traf genau die Manneskraft. Wie ein nasser Sack klappte das Dickerchen in sich zusammen. Ein Hochgefühl ergriff Wolfgang. Zwei hatte er ausgeschaltet, es blieb nur einer übrig.

Es war kein harter Stoß, den er gegen seinen linken Rückenstreckermuskel bekam, aber dieser zeigte, dass es nicht vorbei war. Wolfgang richtete sich aus und fixierte den Drahtigen. Dann sah er es.
Es war in der relativen Dunkelheit der Tankstellenbeleuchtung nur ein kurzes Blitzen, aber eines, das Unheil verkündete. Eine metallene Reflexion, die sofort seine Gedanken fesselte.
„Der Drecksack hat ein Messer!“

Fortsetzung folgt …
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Kommentare

  1. Benutzerbild von ida.
    ... klar hat der 'Gegner', so wie Du ihn zuvor beschrieben hast, ein Messer,
    mich wundert bloß, warum Wolfgang solange kämpfen muss, bis er das merkt ...

    Warum wird unser Held eigentlich angegriffen?
    Wenn jemand ihm eine 'Lehre' erteilen möchte, weil er noch ein 'Hühnchen mit ihm zu rupfen hat',
    dann passt der erste Teil Deiner Kampfgeschichte ja, aber da müsste eben das Wesen des 'Hühnchens' noch geklärt werden.
    Wenn es aber nur darum geht, dass er 'abgezogen' werden soll, dann sind Deine Angreifer schon ziemlich dämlich,
    deshalb müsstest Du jetzt ein bisschen was über die Perspektive der Angreifer erzählen,
    damit die Geschichte eine innere Logik erhält ...
    Aktualisiert: 02-02-2018 um 18:27 von ida.
  2. Benutzerbild von Magister Scriptor
    [QUOTE=ida.;bt1138]... klar hat der 'Gegner', so wie Du ihn zuvor beschrieben hast, ein Messer,
    mich wundert bloß, warum Wolfgang solange kämpfen muss, bis er das merkt ...

    Warum wird unser Held eigentlich angegriffen?[/QUOTE]

    Vielen Dank, ida., für Deine Gedanken!

    Die Motivation der Angreifer dieser Geschichte ist inspiriert von den immer wieder auftauchenden realen Beispielen scheinbar vollkommen sinnloser Gewaltausbrüche.
    Ja, solche Gewalttäter darf man als dumm bezeichnen. Sie fühlen sich schon in ihrer Ehre gekränkt, wenn man sie nicht sofort voll beachtet. Der Verteidiger ist in der neuen Version nicht mehr ganz so freundlich und zeigt sich nicht unterwürfig. Das würde diesem Hünen ohnehin schwerfallen. Vielleicht wollten sie auch mal schauen, wie er reagiert und waren, nach einer Partynacht auf etwas „Action“ aus, bevor es zu Bett geht.
    Das sind zwar keine Rechtfertigungen für so einen Angriff, aber scheinbar gibt es Menschen, denen so etwas ausreicht. Hierfür lassen sich genügend Beispiele aus allen Ecken der Welt und sicherlich fast sämtlichen Kulturkreisen finden. Es fällt nicht schwer, sogar Fälle von Totschlag oder Mord zu recherchieren, die mit Aussagen im Sinne von „Der hat mich blöd angeschaut!“ gerechtfertigt werden.

    Das Messer kommt hier nicht sofort ins Spiel. Der Angreifer zieht es erst, kurz bevor er den Verteidiger damit sticht. Also hier: „Es war kein harter Stoß, den ...“.
    Stilistisch ist es ein Mittel, um die Situation gefährlicher werden zu lassen. Auch hier sind reale Eskalationen von Auseinandersetzungen Vorbild gewesen. Eine unterlegene Seite greift dann zur Waffe und aus einer nicht einmal so gefährlichen Schlägerei wird eine lebensgefährliche Situation.

    @alle: Hat jemand schon ähnliche Erfahrungen mit sinnloser oder vollkommen überzogener Gewaltanwendung oder Gewaltandrohung sammeln müssen? Für die Selbstverteidigung können wir alle von solchen Berichten lernen.