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Kampfkunst Kurzgeschichten

Fäuste tanken - Teil 3

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Als Wolfgang sich umdrehte und losrannte, traf ihn ein weiterer Stoß am Rücken. Er verschwendete keinen Gedanken daran, ob es sich hierbei wieder um einen Messerstich gehandelt hatte. Er rannte. Das Gebäude der Tankstelle war sein Ziel. Dort würde er Hilfe finden. Zumindest hoffte er das.

Der Messerstecher nahm die Verfolgung auf. Wolfgang hörte seine Schritte auf dem kalten Asphalt. Für ihn klang es, als ob ihm ein schweres Ungeheuer nachsetzte. Ein Monster, das nach seinem Leben trachtete.
Wolfgang dachte auf einmal an seltsame Dinge. Die Schultüte bei der Einschulung war dunkelblau gewesen. Den ersten Kuss hatte er mit zwölf mit Jutta aus der Nachbarklasse geteilt. Es war eine Wette. Ingrid war mit sechzehn seine erste große Liebe. Als es nach zwei Jahren auseinanderging, hatte er das lange nicht verkraftet. Vor Kurzem hatte er die aus Puerto Rico stammende Valeria kennengelernt. Sie war die Frau seiner Träume. Hoffentlich würde er sie wiedersehen. Das war im Moment alles andere als sicher.

Als Wolfgang den Eingang des Kassenbereichs mit kleinem Supermarkt erreichte, schwand seine Hoffnung schnell.
„Helfen Sie mir! Die wollen mich abstechen!“, rief er der Kassiererin entgegen.
Die Frau war nach Wolfgangs Einschätzung Anfang fünfzig und hatte bei etwa 1,70 Körpergröße ein unwesentlich geringeres Kampfgewicht als er.
„Oh mein Gott!“, rief sie und drückte irgendetwas unter der Theke.
Selbst wenn sie damit einen stillen Alarm ausgelöst hatte, Wolfgang verließ sich nicht darauf für seine Rettung. Durch das Glas der Fensterscheiben sah er, dass nicht nur der Messerstecher hinter ihm her war. Der Stockschwinger hatte sich vom Tritt erholt und folgte diesem. Panisch orientierte sich Wolfgang.
Sein Blick fiel auf einen Eimer mit Wasser zum Fensterreinigen. Zusammen mit dem Abzieher war er offenbar nicht hinausgestellt worden. Ohne zu zögern, griff der Kickboxer zu.

Als der Messerstecher durch die Türe hereinstürmte, schlug ihm eine Eimerladung Wasser entgegen und traf ihn direkt im Gesicht. Als er sich nach rechts wegdrehte und dabei das Messer von Wolfgang fortbewegte, war der Moment gekommen. Der Kickboxer wusste, dass er nur einen Versuch hatte. Sein Gegner war deutlich kleiner. Das vereinfachte es, aber es galt dennoch erst einmal Erfolg zu haben. Krachend schlug der hohe Roundhouse-Kick gegen den Hinterkopf des Drahtigen. Wolfgang sah, wie der Angreifer durch die Wucht der Technik mit dem Kopf an ein Regal geschlagen wurde, sein Messer verlor und zu Boden stürzte. Dadurch versperrte er für einen kurzen Moment dem dicken Stockschwinger den Weg in den Tankstellenshop.

Wolfgang griff nach den Getränkedosen neben sich im Regal. Wurfgeschosse! Die erste volle Dose schlug gegen die Brust seines Gegners. Die Zweite traf die zum Schutz erhobenen Arme. Die Dritte streifte dessen Kopf. Der Angreifer wankte kurz. Mehr brauchte Wolfgang nicht. Mit einem linken Jap gegen die Arme seines Gegners überbrückte er die Distanz. Ein rechter Hook traf die Kieferaufhängung. Ein Hook mit der anderen Hand folgte und fand die Schläfe als Ziel. Es war wieder ein Uppercut gegen die Kinnspitze, welcher seinen Gegner hart zu Boden schickte. Der hatte genug.

Wolfgang schaute sich um. Der Dicke und der Drahtige lagen bewusstlos zu seinen Füßen. Den Großen sah er durch die Scheibe noch immer vor dem Auto liegen. Drei KOs in so kurzer Zeit. Wolfgang war zufrieden. Dann bemerkte er aber das Blut, das ihm am Kopf hinunterlief und das, welches aus der Seite und aus dem Rücken strömte. Er beugte die Knie. Dann umfing ihn Dunkelheit.

Fortsetzung folgt …

Kommentare

  1. Benutzerbild von Hafis
    hm, das Ganze klingt aber nicht nach einer Autobahntankstelle,
    das würde ich jetzt eher in einer Dorf- oder Kleinstadttankstelle ansiedeln, da würde der Ablauf 'Angriff-Verteidigung' vielleicht passen ...
  2. Benutzerbild von Magister Scriptor
    Danke für die Anmerkung Hafis!

    Ja, ich hatte eine Kleinstadttankstelle vor Augen. Deshalb habe ich in Teil 1 auch geschrieben: „Er bog von der Hauptstraße ab und fuhr den Zubringer zur Umgehungsstraße entlang.“ Der Verteidiger was also noch nicht auf der Autobahn angekommen.
    Aktualisiert: 12-02-2018 um 19:58 von Magister Scriptor
  3. Benutzerbild von Gast
    wann gehts denn weiter?
  4. Benutzerbild von Magister Scriptor
    Teil 4 wird am 14.02. (abends) zu lesen sein.