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Kampfkunst Kurzgeschichten

Straßenduell - Teil 6

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„Dann musst Du aber auch an uns vorbei!“, rief Klaus.
Thomas' Freunde hatten sich alle in Kampfposition begeben. Jeder hatte die Hände erhoben wie es für seinen Kampfstil üblich war. Die mentale Mauer, die sie vor Thomas aufbauten, war geradezu physisch greifbar, so dass Georg in der Bewegung stoppte und unwillentlich wieder einen Schritt zurückwich. Nur Thomas ließ die Arme hängen und blieb zumindest äußerlich ruhig und entspannt.
„Das ist nicht notwendig, Freunde“, sagte Thomas, und ergänzte lauter: „Ich denke, Sie haben genug gehört, Herr Rudolf!“
„Herr Rudolf?!“, wiederholte Georg geradezu geschockt.
Der Blick des Hünen fixierte einen nicht besonders großen Mann von vielleicht Mitte fünfzig mit in Ehren ergrauten Haaren, der eine leichte Sportweste über dem blauen T-Shirt trug. Dieser trat zwischen die beiden Parteien und baute sich unmittelbar vor Georg auf.
„Danke, ich habe in der Tat genug gehört“, sagte der Mann. „Georg, was ich hier mitbekommen habe, gefällt mir überhaupt nicht, wie Du Dir denken kannst.“
Georg schluckte hörbar.
„Ich kann alles erklären“, versuchte er sich zu retten, doch vergebens.
„Ich freue mich darauf, mir das morgen, bei unserem Termin, von Dir genau erklären zu lassen“, sagte der Mann. „Du weißt ja, pünktlich um 15.30 Uhr.“
„Ja, Herr Rudolf“, sagte Georg.
„Bis dahin entschuldigst Du Dich bitte noch bei dieser Vanessa, Georg.“
„Richte Vanessa bitte aus, dass es mir leidtut, dass ich sie beleidigt habe“, sagte Georg sichtlich zerknirscht.
„Danke, das mache ich gerne“, sagte Thomas.

Dann zogen Georg und seine Mannen ab und auch Herr Rudolf verabschiedete sich.
„Wer war das?“, fragte Jörg.
„Das war Georgs Bewährungshelfer“, sagte Thomas. „Es war zwar nicht einfach herauszubekommen, wer es ist, aber durch Zufall spielt er in meinem Schachverein und so war er sehr daran interessiert diese Aktion seines Schützlings genau zu begutachten.
„Oh Mann, Alter!“, sagte Berkan. „Irgendwie denke ich mir, Georg hätte es lieber gehabt, wenn Du ihn in den Hintern getreten hättest.“
„Davon hätte aber niemand etwas gehabt“, sagte Klaus. „Genial gelöst, Thomas. Ich bin echt baff.“
Alle schwiegen einen Moment beim Nachhauseweg, dann war es Jörg, der die Stille brach.
„Ich werde unsere gemeinsamen Trainingseinheiten vermissen“, sagte er.
„Die sollten wir nicht aufgeben!“, sagte Thomas schnell. „Ich möchte auch unbedingt mal zum Probetraining in Eure Kampfsportschulen kommen und Eure Trainer kennenlernen.“
„Das klingt ja geradeso, als hättest Du ein neues Hobby gefunden, Alter“, sagte Berkan.
„Ja, ich denke, ich kann ohne das einfach nicht mehr sein“, sagte Thomas. „Dank Euch ist das irgendwie ein Teil von mir geworden.“
Klaus grinste breit.
„Was ist?“, fragte Jörg.
„Unser Lauch ist jetzt ein echter Kampfkünstler geworden, wer hätte das gedacht“, sagte Klaus.
Da mussten die vier Freunde ihre noch verbleibende Anspannung gemeinsam weglachen.

Ende.

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