RSS-Feed anzeigen

Kampfkunst Kurzgeschichten

Der Kampfkunstlehrer - Teil 2

Bewerten
Philipp stürmte heraus und sah, wie sich sein Ältester auf den Knien jammernd den Bauch hielt. Die achtjährige Jule stand vor ihrem Bruder mit erhobener Boxerdeckung und tänzelte dabei.
„Was ist denn hier los?!“, rief ein Vater, der schon eine Ahnung hatte, was sich hier zutrug.
„Jule hat mir in den Bauch getreten!“, sagte Robert unter Tränen in den Augen.
„Robert hat in mein Hausaufgabenheft gekritzelt!“, schimpfte Jule.
„Aber nur, weil sie mich einen Schlaffi genannt hat“, stieß der Sohnemann hervor.
„Beide zu mir!“, kommandierte Philipp. Es dauerte einen Moment, dann gehorchte seine Nachkommenschaft, wobei sich Robert nach wie vor demonstrativ den Bau hielt.
„Hier wird niemand getreten, geschlagen oder beschimpft! Das wisst ihr genau. Und es wird nicht in Schulhefte gekritzelt.“
„Aber Papa, du sagst doch immer, man soll sich nicht alles gefallen lassen!“, brachte Jule vor.
„Ja, aber ... aber ... du darfst trotzdem nicht deinen Bruder treten.“
„Darf ich sie jetzt zurücktreten?“
„Nein! Entschuldigt euch und dann zurück an die Hausaufgaben.“

Philipp hatte gerade noch so seine wichtigsten Verwaltungsdinge erledigt und das Abendessen vorbereitet, als er das Auto der Frau in der Einfahrt hörte. Die Tür des Fahrzeugs wurde heute auffällig stürmisch geschlossen und auch am Öffnen der Haustüre konnte man erahnen, dass die Dame des Hauses nicht in bester Stimmung war.
„Hallo, Schatz, wie war dein Tag?“, fragte Philipp pflichtbewusst, während er die letzten Lebensmittel auf den Tisch stellte.
„So ein Scheiß!“, schrie seine Geliebte ganz undamenhaft, um sich Luft zu machen. „Der Chef, die Kollegen und die Kunden gehen mir total auf die Nerven!“
„Oh, krass“, sagte Philipp und nahm sie in den Arm.
„Ich will da nicht mehr hin“, antwortete die Person, die sich eng an den Kampfkunstlehrer gedrückt hatte.
„Vielleicht läuft es bei mir ja bald so gut, dass du da tatsächlich nicht mehr hin musst.“
„Guter Witz“, sagte die Frau an seiner Seite lachend. „Unsere Kinder würden gerne jeden Tag etwas zu essen bekommen.“
„Essen? Es gibt essen!“, rief Robert und pflanzte sich schnell auf einen Platz am Tisch.
„Ich kann leider nicht mitessen. Ich muss heute ins Training“, beichtete Philipp bei dieser Gelegenheit.
„Aber heute ist doch unser gemeinsamer Abend!“, protestierte die Ernährerin der Familie.
„Max hat sich leider den Knöchel verstaucht und ich muss einspringen.“
„Super! Das hat mir gerade noch gefehlt, dass ich wieder allein daheimsitze ...“
Philipp seufzte.

Fortsetzung folgt ...

Kommentare