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Kampfkunst Kurzgeschichten

Da'Jin'Zat - Die Kampfkunst der Achtsamkeit - Teil I

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Eine Erzählung in der Welt von „Das Schwarze Auge©“

Prolog


Festum, 11. Firun 1040 nach Bosparans Fall

Sie wusste, dass ihr hier niemand zu Hilfe kommen würde. Schreie hätten nur die Verfolger auf sie aufmerksam gemacht. In dieser kalten Nacht wäre ohnehin keine Stadtwache in Rufweite. Außerdem wurde sie zu Recht verfolgt. Ein Umstand, der allzu neugierige Fragen von den Hütern der Stadtgesetze zumindest im Moment noch nicht angenehmer erscheinen ließ. Der frische Schnee gab sanft unter ihren Stiefeln nach, während sie sich um eine Häuserfront drückte. Da sah sie den Lichtschein von Fackeln und hörte deutliche Stimmen in der Gasse vor sich.
»Phex, steh' mir bei«, schoss es durch ihren Kopf. Ihr Fluchtweg war offenbar abgeschnitten worden. Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass ihre Verfolger schon dichter aufschlossen als sie es sich gewünscht hätte. Ihre Augen suchten in der Umgebung nach Fluchtmöglichkeiten. In ihr wuchs Verzweiflung und die Erkenntnis, dass es über die vereisten Fassaden der sparsam beheizten Häuser kein Entkommen für die überaus geübte Kletterin gab.
Sie fasste sich kurz mit der behandschuhten Linken in ihr jugendliches Gesicht und drückte sich im nächsten Hauseingang dicht an die Wand. Unter dem schweren Wollmantel holte sie den kurzen Dolch hervor, der ihr sonst bei allzu aufdringlichen Herren Schutz bot. Doch gegen diese Übermacht hätte sie wohl wenig damit auszurichten. Würde sie heute schon zu Boron fahren müssen? Der korrupte Pfeffersack, dem sie das Kleinod hatte stehlen sollen, war in den Kreisen der Festumer Unterwelt nicht dafür bekannt, Gnade walten zu lassen. Welcher Fürst der Niederhölle hatte sie nur geritten den Auftrag dieses Maraskaners anzunehmen. »Preise die Schönheit, Bruderschwester!« Von wegen! Ganz tief im Kuhmist steckte sie nun. Sie fasste nach dem Bündel unter ihrem Mantel. Wenigstens war dieses noch nicht verloren gegangen.

»Da ist sie!«, rief eine hochgewachsene Frau unter den Verfolgern. Verdammt! Sie hatte sich mit ihren Gedanken zu lange abgelenkt, und nun lag die Initiative bei ihren Häschern. Sie wendete ihren Blick und konnte nun fünf Gestalten erblicken. Keine Chance, ihnen auf dem durch den Schnee wenig trittfesten Boden zu entkommen. Zwei Fackeln und eine Laterne der Gruppe erhellten die Szene. Die junge Frau machte sich in dem Hauseingang kampfbereit. Sie hielt ihren Dolch vor sich und drohte damit abwechselnd in Richtung jedes der fünf Schergen.
»Schaut mal an! Das Kätzchen hat seine Krallen ausgefahren«, sagte ein kleinwüchsiger, aber dafür umso breitschultriger Mann, der einen etwa sechs Spann langen eisenbeschlagenen Holzknüppel in beiden Händen wog.
»Die reißen wir ihr einzeln raus«, erwiderte die hochgewachsene Frau und erntete damit das Gelächter ihrer Kumpanen.
»Dürfen wir nicht noch etwas Spaß mit ihr haben?«, erklang die gespielt flehende Stimme eines schlanken jungen Burschen, der mit einem Haumesser bewaffnet neben der Hünin stand.
»Typisch, Gero! Du denkst wieder nur ans Besteigen«, sagte diese spöttisch. »Nein, du musst dir heute noch was anderes suchen. Die hat zu viel gesehen und gehört.«
Der Kreis schloss sich um die junge Frau, und sie begann ihren Frieden mit den Zwölfgöttern zu machen. Sie beschloss, dass bevor sie vor Boron, den Herrn des Todes, treten und von Phex, dem göttlichen Freund der Diebe, in seine Sternenschatzkammer aufgenommen würde, noch einige dieser Halsabschneider in die Niederhölle fahren sollten. Als wolle der Diebesgott ihr ein Zeichen senden, kam in diesem Moment das klare Madamal, wie man den Mond nannte, hinter den Wolken hervor und erfüllte die Umgebung mit einem silbrigen Glanz.

Fortsetzung folgt ...

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Dieser Prolog ist Teil meines ersten Romans. Weitere Informationen hierzu gibt es im Forum: https://www.kampfkunst-board.info/fo...59#post3653759

Was ist „Das Schwarze Auge“?: https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Schwarze_Auge

Ihr versteht einen Begriff aus der Fantasy-Welt nicht?: https://de.wiki-aventurica.de/

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