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Kampfkunst Kurzgeschichten

Der Wochenendritter - Teil 2

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Jaston de Frac der 13te hatte den Kerl in dem recht einfachen Kettenhemd und dem überhaupt nicht zum gleichen Jahrhundert passenden Schaller relativ zügig als das eingeordnet, was er sicherlich auch war: ein Wochenendrecke. Diese Spezies verbrachte den Großteil der vom Herrgott gegebenen Tage hinter Computerbildschirmen in kleinen stickigen Büros und legte drei bis vier Mal im Jahr ihr Rüstzeug an, um etwas den historischen Nahkampf zu üben. Dabei stand die Optik der Bewegungen im Vordergrund. Echte Kampftechniken passten nicht ins Konzept der Freizeitritter jenes Schlages. Dagegen wäre grundsätzlich aus Jastons Sicht nichts einzuwenden gewesen. Jeder sollte auf seine Weise glücklich werden dürfen. Bedauerlicherweise wussten diese Typen aber nur allzu oft nicht, was sie da eigentlich taten.

Das 1,90m Prachtexemplar hier hatte ein Kreuzfahrerschwert gegürtet und einen mittelgroßen Rundschild auf dem Rücken. Neben ihm stand sein wohlbeleibtes Eheweib, das in ein höfisches Burgherrinnenkostüm gewandet war, welches für Kenner des Mittelalters einen unübersehbar großen „Fantasy“-Stempel trug. Die Kinder, ein Mädchen und ein Junge von vielleicht elf und neun Jahren, hatten den Appetit und die Figur ihrer lieben Frau Mutter geerbt. Ihre Gewandung bestand aus Fastnachtskostümen vom Supermarkt. Nun, jeder fing mit dem Hobby irgendwann mal an. Aber als Ritter ohne Wappenschild und -rock sollte man nicht unbedingt großspurig auftreten. Erfahrene Recken unterließen für gewöhnlich auch solche Aktionen. Dennoch, der Kerl hatte die Wölfe vor Zeugen herausgefordert, das galt es zu beantworten.

„Herr, Ihr habt sicherlich die Güte, Eure überragenden Kenntnisse mit uns einfachen Landsknechten in einem kleinen Schlagabtausch zu teilen?“, schmetterte der Rudelführer dem Fantasy-Ritter entgegen.
In vielen Fällen sorgte alleine diese Ansage dafür, dass großspurige Abenteurer etwas kleinlauter wurden. Hier hatte man es jedoch mit einem hartnäckigen Exemplar zu tun.
„Nichts lieber als das“, sagte der Wochenendrecke und stieg sogleich ohne Mühen über die Absperrung zur Übungsfläche. „Es wird mir, Wilhelm Leomar vom Berg, eine Ehre sein, Euch einfache Söldnerseelen zu erhellen.“
Während Jaston schon innerlich den Kopf ob dieses von einem Rollenspiel inspirierten Namens schüttelte, zog der Ritter ohne Pferd sein Schwert.

Fortsetzung folgt ...

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Diese Geschichte ist eine Fiktion. „Die Schwarzen Wölfe“ gibt es jedoch wirklich. Sie haben schon ähnliche Dinge erlebt. Ein Besuch auf ihrer Website dient dem besseren Verständnis. Dort erhält man einen hervorragenden Einblick in die Aktivitäten der sympathischen HEMA-Gruppe:

https://die-schwarzenwoelfe.jimdo.com/

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Du möchtest hier einmal eine Geschichte über Deine Kampfkunstschule oder Sparringsgruppe lesen? Du wärst gerne mal die Hauptfigur in Deiner persönlichen Martial-Arts-Story? Dann schicke mir doch einfach eine PM mit Deinen Erfahrungen.

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