Mal eine Frage in die Runde, habt und praktiziert ihr sowas?
Wenn ja, wie baut er sowas auf?
Wenn nein, wieso nicht?
Bin gespannt auf die Antworten und werd heute auch noch einen kleinen Überblick geben wie das bei uns gehandhabt wird.
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Mal eine Frage in die Runde, habt und praktiziert ihr sowas?
Wenn ja, wie baut er sowas auf?
Wenn nein, wieso nicht?
Bin gespannt auf die Antworten und werd heute auch noch einen kleinen Überblick geben wie das bei uns gehandhabt wird.
Da mussten wir immer durch. Meistens nach einem anstrengenden Training, wenn wir die Arme eigentlich gar nicht mehr heben konnten....
Ich kann nichts mit Stress Drills anfangen und bin auch der Meinung, dass das nichts bringt. Eher im Gegenteil. Unter Stress fällt man in bestehende Verhaltensmuster zurück. Das heisst, wenn die Positionen,
die Stabilität und Struktur noch nicht korrekt aufgebaut sind, hält der Schüler dagegen, Murks und Hauruck werden betoniert. Es ist nicht möglich, neue Bewegungsmuster zu übernehmen. Das funktioniert erst, wenn der Aufbau vorhanden ist, der Schüler locker arbeiten kann und der Stress Drill keiner mehr ist, weil der Schüler seinen Positionen vertraut. Aber dann braucht es die Stress Drills auch nicht mehr.
Zum Thema lernen unter Stress gibt es aber auch wissenschaftliche Studien:
...
„Dass Stress das Abrufen von Erinnerungen verhindern kann, war uns schon bekannt. Jetzt wissen wir, dass Stress auch einen deutlichen Einfluss auf unsere Wahrnehmung hat“, ... „Unsere Daten zeigen, dass eine einzige Dosis des Stresshormons nicht nur die Erinnerungszentrale im Hippocampus stört, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die Plastizität von Sinnesarealen des Gehirns hat.“
...
Studien, bei denen auf Zellebene geforscht wurde, stellten Neurowissenschaftler bereits fest, dass Cortisol die Verstärkung von synaptischen Verbindungen – und damit die Lernfähigkeit des Gehirns – hemmt.
Für die Wissenschaftler, Mediziner und Interessierte:
https://www.sciencedirect.com/scienc...06453016305315
Stress sollte meines Erachtens deshalb im Training grundsätzlich vermieden werden.
Stress ist aber ein zentraler Bestandteil von Auseinandersetzungen.
Sei es SV, WK oder jegliche andere Art von Kampf.
Wie willst du Leute darauf vorbereiten wenn nicht mit simulierten Stress?
Zu Stressdrills, ich nutze gern zwei Arten.
Erste, der Schüler steht in einem Kreis von anderen Schülern. Er weiß nicht wer als nächstes Angreift nicht welcher Angriff kommt. Nur ein Klatschen der Person warnt ihn nach dem er sich ausrichten muss.
Zweite, es gibt zwei Angreifer die den Verteiger umrunden und ohne Muster angreifen.
Er muss beide im Auge behalten und auf seine Positionierung achten.
So als erste Beispiele.
Jeder kann unterrichten, wie es ihm beliebt. Man soll also die Schüler im Training unter Stress setzen, was bewiesenermassen die Lernbereitschaft des Schülers massiv hemmt, damit er im Ernstfall unter Stress
nicht oder sehr gehemmt auf das unter Stress mehr schlecht als recht gelernte zurück greifen kann?
Mein Ansatz: In stressfreier Umgebung den Aufbau trainieren (heisst nicht, dass man die Schüler nicht fordert) bis die Positionen, Struktur und Stabilität in einem Mass vorhanden sind, dass der Schüler diesen vertrauen kann und kein Grund dafür besteht in einer Auseinandersetzung unter Stress zu geraten.
In den ersten zwei bis drei Jahren gebe ich dir recht, dass die Schüler nach der Stressmethode die Schüler mit meinem Ansatz wohl weghauen, weil sie die Situation kennen. Dafür brauchen sie nicht mal gutes
Wing Chun zu machen.
Interessant wäre der Vergleich nach 10 Jahren Training, wenn Struktur und Stabilität nach meiner Methode aufgebaut sind....
Schau dir Wing Chunler gegen andere Stilisten an, dann hast deinen Vergleich der Methoden.
Dazu lese ich zumindest aus den zitierten Passagen nicht das von dir gesagte zu Stress heraus und Lerneffekt raus.
Aber lese mir wenn ich mehr Zeit hab, alles genau durch.
Der Vergleicht funktioniert nur bedingt. Aufbau von Stabilität und Struktur ist nicht bei allen *ing *ung Stilen gleich.
Grundsätzlich muss ich dir insofern recht geben, dass nach deiner Methode du die Leute schneller auf eine Auseinandersetzung vorbereitest und die Schüler schneller "kampfbereit" sind. Je nach Verband / Schule / Lehrer / Schüler wird nach meiner Methode das *ing *ung in der Realität nie umsetzbar sein.
Voraussetzung dass das nach meiner Methode funktioniert ist, dass Positionen, Struktur und Stabilität des Trainings zum regulären Bewegungsmuster geworden sind. Struktur und Stabilität hält, die korrekte Position schützt. Braucht viel Arbeit und, wie bei jeglicher Unterrichtsmethode, keine Garantie aus einer körperlichen Auseinandersetzung unverletzt davon zu kommen.
Es dürfte durchaus auch damit zusammen hängen, dass ich die Stress Drills nie mochte, und ich deshalb an einem stressfreien Training festhalte. Wie gesagt, stressfreies Training heisst nicht, dass die Schüler nicht gefordert werden. Aber eben gefordert und nicht überfordert, was Stress meines Erachtens eben tut.
Ich sehe ehrlich gesagt keinen Zusammenhang zwischen Stressdrills und fehlender Struktur.
Technik- und Stresstraining greift beides ineinander.
Wenn du dich auf eine Auseinandersetzung vorbereiten willst wirst du diese irgendwie simulieren müssen.
Anders geht es nicht.
Ich schon. Unter Stress werden die meisten "konditionierten" Verhaltensweisen zusammenbrechen und man wird unter Todesangst den Caveman machen. Wenn man seine Sachen nicht mit zunehmdenem Druck übt werden sie um so mehr zusammenbrechen, richtiges VK Training auf vernünftigem Niveau wird hier eh (so gut wie) niemand machen, da wird es dann mit der Anwendung erts richtig interessant, aber auch mit dem entsprechendem Aufwand. Zum Rest: Muss jetzt zum Training...
Stressdrill hat meiner bescheidenen Meinung nach zwei entscheidene Vorteile.
Zum Ersten findet eine Stressimpfung statt, in dem der "Trainierende" bewusst an den Rand seiner Fähigkeiten gebracht wird und dadurch ein "GEwöhnungseffekt" einsetzt gepaart mit einer Stressresistenz.
Wenn ich eine Situation mehrfach durchlaufen habe, weiß ich was kommen kann, kann mein Mindsetting darauf vorbereiten und habe mehr Ressourcen frei um andere Aspekte berücksichtigen zu können.
Zum Zweiten kann der Trainer begutachten ob erlernte Techniken auch unter "Nichtlaborbedingungen" angewendet werden können bzw. wo nachgesteuert werden muss.
Für einen Neueinsteiger artet z. B. jedes Sparring in eine Stresssituation aus, nach mehrmaligen absolvieren sinkt der Pegel aber, zum Einen weiss er was kommt zum anderen hat er durch die vorherigen Durchläufe einen "roten Faden" an dem er sich langhangeln kann.
Hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt.
Grüße Avi
Generell?
Wir hatten ein ähnliches Thema schonmal zu Techniktraining und Vorermüdung , bzw. Krafttraining vor Techniktraining , ja oder nein.
Ich sehe da Parallelen.
Ist es reines Lerntraining , also Bahnung neuer Muster , Bewegungen , Abfolgen , dann kein Stress , keine Vorermüdung.
Sind die Abläufe , Bewegungen aber vertraut , dann zunehmend den Druck und damit auch Stress erhöhen.
Stress im Kampfsport sehe ich grundsätzlich als Folge der Konfrontation mit dem Kontrollverlust.
Je vertrauter Situationen , Konstellationen , Intensitäten , desto weniger Stresserzeugung. Es gilt also diese Grenze von vertraut zu unvertraut , von Kontrolle zu Kontrollverlust ständig zu verschieben , Und IMMER mit einem Angebot einer Lösung. Sie sich zurück zu holen.
Und das ist aber alles sehr individuell , deshalb machen auch für mich , allgemeine Stressdrills nicht viel Sinn . Jeder muss einzeln irgendwo abgeholt werden.
Denn jeder interpretiert Stress auch in sich anders.
Risikocharaktere blühen im Kontrollverlustbereich erst auf , sie suchen diesen Bereich. Wie eine Art Kick. Stress pusht sie, während andere gelähmt werden.
Hallo Maddin.G,
ich habe zum Thema: Sparring...mal einen größeren Artikel schon vor vielen Jahren auf unserer Homepage veröffentlicht, in dem ich zu dem von dir genannten Thema entsprechend Stellung beziehe.
Hier die links dazu, wer sich für das Thema interessiert:
Homepage: www.iemas.org
Artikel auf der Homepage:http://www.iemas.org/downloads/Sparr...Koenigsweg.pdf
Viele Grüße und viel Spaß beim Lesen
Stefan Krebs
Stress drills... Alles käse. Für SV vollkommen am Ziel vorbei.
Aber gibt ja massenhaft Spezialisten, die meinen das waere sehr wichtig. Lustige Art Leute zu beschäftigen, die sich dann einbilden voll combative zu sein.... Lustig auch was die meisten für so ne totale zeitverschwendung dann zahlen duerfen, wobei danach sind sie ja voll combatives maessig drauf. :-)
Da gibt es andere Sachen die viel wichtiger sind.
Und zum sparring:
Sparring dient dazu bewegungsmuster einzuschleifen. Und zwar unter Widerstand.
Schon mal was von Eustress und Disstress gehört? Hä? Davon sich bewusst Stress auszusetzen, um daran zu wachsen? - wenn dann feinkoordinative, komplexe Bewegungen nicht mehr funktionieren, sind sie womöglich ungeeignet für einen Kampf? Schon mal drüber nachgedacht?
"-.. bis kein Grund besteht in Auseinandersetzungen unter Stress zu geraten?"
Ich hoffe du unterrichtest nicht.....
Sorry bei soviel Weltfremdheit, werde ich ärgerlich.
Morsche,
Also wir haben damals im WT die Anfänger recht schnell dazu gebracht auch unter Stress (Stressdrills wie Kampfkreis, "Sparring" mit Rollenverteilung, etc..) ihre Sachen durchzuziehen. Der Schlüssel dazu war die Sachen stressfrei zu üben und dann Schritt- für Schritt mit steigendem Stress (und können) anwenden zu lernen.Zitat:
Mein Ansatz: In stressfreier Umgebung den Aufbau trainieren (heisst nicht, dass man die Schüler nicht fordert) bis die Positionen, Struktur und Stabilität in einem Mass vorhanden sind, dass der Schüler diesen vertrauen kann und kein Grund dafür besteht in einer Auseinandersetzung unter Stress zu geraten.
Das nach mehreren Jahren Training kein Grund mehr besteht bei einer Auseinandersetzung unter Stress zu geraten: Ohne Worte!
Gruß Thomas
Wir lassen sowas ab und an ins Karate-Training einfließen, weil einige Sempai bei uns auch Krav Mag Instructoren sind. Nichts weltbewegendes aber ganz spassig und mMn durchaus auch nützlich. Beispiele wären, bei Pratzendrills schlagen zwei bis drei Leute mit Pads, Pratzen oder Schwimmnudeln auf dich ein oder versuchen dich mit Schlagkissen und Druck von deinem Gegenüber abzudrängen. Manchmal machen wir auch Angriffe mehrerer Gegner nacheinander in kurzen Abständen oder du gehst zu Boden und musst versuchen einen bestimmten Punkt im Dojo zu erreichen oder einfach in Bewegung zu bleiben, während du von drei bis vier Leuten mit leichten Tritten und Schlägen bearbeitet wirst. Als Variation dazu, Grappling gegen zwei oder drei Gegner gleichzeitig am Boden. Meistens geht's einfach darum, Chaos zu simulieren und dennoch die Übersicht zu behalten.
*EDIT*
Hab gerade gesehen, dass wir im WC Forum sind. Das ließe sich so aber sicher auch auf jeden beliebigen Wing Chun Stil übertragen... ;)
Habe früher im Escrima teilweise drills mit mehreren Angreifern trainiert. Das war für mich persönlich sehr lehrreich, was das strategische Positionieren angeht.
Im Endeffekt ist ein hartes sparring doch auch ein Stresssdrill oder? Beim VK Sparring ist es für mich purer Stress wenn der Partner deutlich besser ist und hart agiert.
Aber genau das braucht es doch auch zur Selbstverteidigung
Wer nicht regelmäßig harte treffer abbekommt wird damit im Ernstfall total überfordert sein...
Edit
Jein. Das ist zwar ein mögliche Zielsetzung für Stressdrills, aber bei weitem nicht die einzige.Zitat:
Absolut, StressDrills sind der meiner Meinung der Versuch, Teile der Vorzüge von hartem Sparring in einem anfängertauglicheren und verletzungsärmeren Setting zu liefern.
Persönlich sehe ich keine Konkurrenz zwischen hartem Sparring und Stressdrills. Beide sind sinnvoll und ergänzen sich, wobei Stressdrills Bereiche abdecken können, die von "normalem" Sparring eher nicht oder nur schlecht bedient werden.
Ja, Sparring ist ein wesentlicher Bestandteil in meiner Wing Tsun Schule. Vor allem bei den Schüler, die weiter sind und keine blutigen Anfänger. Das passiert dann zumeist mit den vom Wing Tsun gewohnte Kopfschützern (die mit dem Gitter vor dem Gesicht). Dann wird frei gekämpft. Also kein Chi Sao oder Lat Sao, sondern richtiges Sparring.
Für mich ist die Frage , was die Motivation davon ist ... von Drills ob sie stressig oder nicht stressig sind , macht für mich keinen Mehrwert aus was das Können betrifft , weil es keine wesentlichen Fragen aufwirft , welches bedingt ist durch die Rollenverteilung eines Drills ... Ein Drill ist gut zum Kooordineren , mehr nicht... so stressig dieser auch sein mag ... der Ablauf steht fest .
Was den Freikampf/Sparring betrifft , sehe ich definitiv einen Mehrwert , weil a) es keine Rollenverteilung gibt und somit Tür und Tor offen ist für das Spiel der Distanzen , was jegliches Kontersystem zwangsläufig an seine Grenzen führt und b) die Dynamik noch mal eine ganz anderer ist , die auch hier die Fehlerquellen im eigenen Verhalten weitaus schneller und besser aufdeckt als es jedes Training kann , welche in seinem Tempo durch die Bedingung des Lernens eingegrenzt ist.
Das am Ende ein Kämpfer raus kommt , der auch sein Job durchzieht , wenn es soweit ist .... sehe ich nicht durch solche Übungen .
Das macht aber doch Spaß und keinen Stress :)
Ich weiß nicht wie Stressdrills funktionieren oder funktionieren sollen, wenn ich nicht Wettkampftraining betreibe und auch an Wettkämpfen (also in fremder Umgebung mit fremden Menschen) teilnehme.
Wie soll in der sicheren Umgebung der Schule, mit dem Vertrauen zum Lehrer und den Mitschülern, bei einer Übung Stress aufkommen?
Somit Nein. Bei uns gibt es kein Stresstraining.
Also ich liebe ja auch Sparring, Randori, Rollen u name it und habe daran oft Spaß. Aber stressfrei ist es keineswegs immer.Zitat:
Das macht aber doch Spaß und keinen Stress
Wenn Du noch nie Stress im Sparring hattest, würde mich schon interessieren wie Du Sparring betreibst?
Überforderung führt zu Stress. Ein guter Lehrer wird daher Stress bei Dir erzeugen können, gerade soviel damit Du daran wachsen kannst - Stichwort Schrittweise Gewöhnung.Zitat:
Wie soll in der sicheren Umgebung der Schule, mit dem Vertrauen zum Lehrer und den Mitschülern, bei einer Übung Stress aufkommen?
Es muss ja nicht mal gleich Überforderung sein - reicht schon aus wenn man weiß, dass es gleich was auf die Mütze gibt, auch wenn das in "sicherer Umgebung" geschieht. Körper und Geist haben evolutionstechnisch bedingt eben nicht immer Bock darauf sich freiwillig "beschädigen" zu lassen und reagiert entsprechend.
3 Minuten Sparring mit jemandem der einem nicht wirklich gefährlich werden kann sind immer ruck zuck rum, die 3 Minuten gegen den Trainer dauern dagegen gefühlt immer eine halbe Ewigkeit ;)
@Bin da voll bei Dir kleiner Drache. Daher meine Frage an Alexa welche Art Sparring sie kennt / betreibt.
Wenn ich an meine Zeit beim Boxen denke, sobald ich unseren Maurer im Sparring als "Gegner" hatte (also mindestens einmal in jedem Training), dass war Stress pur und der Versuch irgendwie zu "überleben". Selbst unser Trainer war bei dem immer etwas gestresst ;-)
@Alexa91: Ist auch völlig legitim, solange es in erster Linie um den Spaß am Training geht.
Wenn Du bzgl. Stress im Training deinen Fokus mal erweitern willst, ist es aber auch keine schlechte Idee mal ein bisschen über den Tellerrand hinauszuschauen.
Naja, ich denke beide Seiten haben hier Recht.
Einerseits kann zu frühes oder zu intensives Stresstraining eine sich etablierende oder gerade etablierte Struktur zerstören, andererseits ist es nicht möglich sich ohne Stresstraining auf die dynamischen und belastenden Bedingungen einer realen kämpferischen Auseinandersetzung vorzubereiten.
Für mich ist es unstrittig, dass man sowohl technische Struktur, die in ein strategisch-taktisches Konzept eingebettet ist, als auch kämpferische Attribute benötigt. Nur das sich im Wechsel ergänzende Zusammenspiel beider Befähigungen erhöht die Siegchance.
Nun, Techniktraining erfolgt meistens über ermüdende, jedoch wichtige, Formen, Grundschule, Partnerübungen, Sensitivitätsübungen.
Bezüglich der strategisch-taktischen Ausrichtung hat jede Kampfkunst ihre eigene Philosophie, z. B. Taekwondo den Distanzkampf mit schnellen Händen und Füßen, Wing Chun den überbrückenden Nahkampf mit klebenden Händen sowie Brazilian Jujitsu den Clinch, das Grappling und den Bodenkampf. Strategien und Taktiken entstehen einerseits aus der Doktrin der Kampfkunst, die auf ihrem Gründer und dessen Erfahrungen beruht bzw. auf den physischen Voraussetzungen der Anwender (z. B. verfolgt Frauenselbstverteidigung einen anderen Fokus als Männerselbstverteidigung, im Kungfu haben die körperlich unterlegenen Südchinesen andere Stile hervorgebracht als die größeren Nordchinesen, durch Spezialisierung im Grappling können unterlegene Fähigkeiten im Striking ggf. kompensiert werden etc.). Im Kampfsport wird die strategisch-taktische Marschroute ebenfalls von den körperlichen Voraussetzungen der Kämpfer bestimmt, teilweise jedoch auch von Studien über den Gegner. So wird ein Klitschko meist das Distanzboxen präferieren, während ein Tyson den Infight sucht. Ist im MMA der Gegner ein Spezialist im Striking, wird man als Grappler versuchen ihm die eigene Komfortzone aufzuzwingen.
Also bleibt das kämpferische Training übrig, indem man seine erlernte technische Struktur sowie das systemimmanente strategisch-taktische Konzept unter weitgehend Echtzeitbedingungen erprobt und einübt. Nur, wie macht man das ohne aufgrund von Angst, Schmerz, Ermüdung, Reduktion auf instinktbasiertes Kämpfen wieder auf den technischen und strategisch-taktischen Nullpunkt zurückzufallen?
Zunächst muss eine gewisse technische und strategisch-taktische Struktur entstanden sein, d. h. je nach Lernfähigkeit und Trainingsintensität benötigt ein Schüler etwas mehr Zeit als ein Anderer. Diese Struktur sollte im Training allerdings deutlich erkennbar und gefestigt sein, bevor man an das kämpferische Training oder Stresstraining herangeführt wird und ich betone das Wort "herangeführt".
Heranführen bedeutet etwas sukzessive zu steigern, sukzessive neue Herausforderungen und Leistungsanreize zu schaffen, jedoch ohne den Trainierenden in seinem momentanen Trainingslevel zu überfordern. Fordern, aber nicht überfordern und das je nach Leistungsstufe.
Konkret kann das dadurch erfolgen, dass man eine Art bedingtes Sparring beginnt, indem man einzelne Bausteine eines Kampfes separat übt und die anderen Bausteine bewusst vernachlässigt, um in diesem einen Trainingsbaustein unter Stressbedingungen sicher sowie technik- und systemkonform zu reagieren. Zunächst, dürfte allen die Abgrenzung von Sparring und Partnerübungen bewusst sein. Sparring = unkooperative Kampfsimulation, Partnerübungen = kooperatives Training von Technikabläufen am Partner. Wenn man also bedingtes Sparring betreibt, könnte man z. B. die Aufgabe stellen, dass der Sparringspartner nur mit den Händen angreift oder ggf. sogar nur mit Jab-Cross oder Haken und Schwinger, jedoch nicht um einzufrieren und den Trainingspartner seine Gegentechnik abspulen zu lassen, denn dann wären wir wieder im Partnertraining, nein, vielmehr um den Trainingspartner wirklich zu treffen, so dass dieser sich einer gewissen Gefahr und somit einem gewissen Stress ausgesetzt sieht und er dieser Gefahr mit den vorhandenen technisch-taktischen Mitteln begegnen muss. Was ist der Vorteil von Bausteinsparring? Der Trainierende lernt sich im unkooperativen Echtzeitkampf gegen spezielle Angriffsarten zu Wehr zu setzen ohne durch ein erforderliches Augenmerk auf alle möglichen Angriffsarten überfordert zu werden. D. h. Sparring nur die Arme = ich muss mir keine Gedanken über Kicks und Grappling machen, kann mich also auf die Arme konzentrieren. Wenn Du hundert Mal geübt hast mit der Geschwindigkeit eines tatsächlich auf Dich abgeschossenen Cross-Schlages oder Hakens umzugehen und Deine Verteidigung funktioniert, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du diese Verteidigung auch in einer plötzlich auf der Straße auftretenden Situation umsetzen, also unterbewusst richtig reagieren, kannst, weil Du die Situation kennst und keine Angst mehr vor der Dynamik des feindlichen Angriffs hast. Du denkst nicht, dass Deine Abwehr vielleicht funktioniert, sondern Du weißt, dass Deine Abwehr funktioniert, weil Du das Erfolgserlebnis aus dem Sparring mit in den realen Kampf nimmst. So kann man dann unterschiedliche Bausteine separat üben - ein Training nur Antiboxer-Sparring, ein Training nur Anti-Kick-Sparring, ein Training Grappling und Anti-Grappling. Wichtig ist aber, dass es nicht darum geht, den Trainierenden zu schonen - man kann Intensitäten absprechen und sollte Schutzausrüstung nutzen - aber letztlich muss der "Boxer" auch eine gewisse boxerische Kompetenz besitzen und Trainierenden auch mit dem Willen ihn zu treffen angreifen. Wird der Trainierende getroffen - prima, Lerneffekt, ich habe etwas falsch gemacht, meine Struktur war nicht gut, ich war zu langsam oder zu schnell, hatte die falsche Distanz, habe gepennt ... auf ein Neues. Hat man lange genug Bausteinsparring gemacht, kann man irgendwann zum völlig freien Sparring übergehen, in dem gar nichts mehr abgesprochen wird. Allerdings wird man sich dann aufgrund der Vorteile des Bausteinssparrings keine größere Sorgen mehr machen müssen, dass das Sparring in eine unkontrollierte Schlägerei ausartet, die man auch ohne jegliches Training beobachten könnte.
Genauso kann man neben dem Bausteinsparring und freien Sparring dann auch einzelne Selbstverteidigungssituationen herausgreifen und auf Stress und "Dampf" üben, z. B. Schwitzkasten, Würgegriff von hinten, Vergewaltigungssimulationen etc.. Hierbei geht es aber auch nicht darum, dass der Angreifer sich vom Verteidiger einfach überwältigen lässt, nein, die Aufgabe des Angreifers ist es die Gegenmaßnahmen des Verteidigers wiederum zu kontern, so dass dieser lernt in Situationen flexibel zu reagieren und von einer Techik zu einer Anderen zu switchen, wenn er merkt, dass die erste Technik aufgrund des Widerstands des Angreifers scheitert. Da kann sich durchaus auch mal ein Gerangel entwickeln - das ist nichts schlimmes. Es geht darum, dass der Verteidiger zeigt, dass er sich mit technischen Mitteln durchsetzen will. Dass der Verteidiger Möglichkeiten zur Gegenwehr erkennt, sprich da kann ich Zudrücken, so kann ich mich herauswinden, macht er dies, mache ich das usw.. Gerade für Frauen ist ein solches Training sehr wertvoll, weil es manchmal eben nicht mit einem Zauberschlag in die Klöten getan ist, weil der Gegner diesen vielleicht seinerseits abgewehrt oder die Frau nicht zielgenau getroffen hat. Da muss man dann erst mal mit der rohen und wilden Kraft eines ausgewachsenen Mannes im nahen Körperkontakt oder am Boden umgehen lernen. Das ist nicht so einfach, liebe Damen. Aber deshalb trainiert man es ja, um solche Situationen durch Fühlen am eigenen Leib kennenzulernen und Gegenmaßnahmen zu behaupten.
Daneben muss natürlich auch immer wieder am Abbau der Schlaghemmung durch Pratzentraining und an der eigenen Fitness, also an der Komponente Ausdauer-Kraft-Beweglichkeit gefeilt werden.
Die letzte Stufe des Stresstrainings ist dann der "last stand", wie ich ihn nenne. Hierbei geht es garnicht darum zu gewinnen, weil das schlichtweg in diesem Szenario nicht möglich ist. Es geht lediglich darum gegen eine Überzahl an Gegnern so lange wie möglich durchzuhalten, Verteidigungswillen zu zeigen und sich ggf. eine Lücke zur Flucht zu erkämpfen. Das kann dann so aussehen, dass der Trainierende im Kreis von mehreren Partnern nacheinander und später auch zugleich unkooperativ angegriffen wird und somit überfordert werden soll. Hier soll der Trainierende dann tatsächlich überfordert werden, um ihm aufzuzeigen, dass technische und kämpferische Mittel endlich sind und nur noch Kampf zur Flucht ein Ausweg sein kann. D. h. Ziel dieses Trainings ist es ausschließlich den Überlebenswillen zu stärken und nicht einen Angreifer zu besiegen, was bei einer Vielzahl von Angreifern faktisch scheitern würde. Hier ist es auch okay, wenn der Trainierende seine Struktur verliert, denn letztlich kann man in diesem Szenario keine Struktur über kurze oder lange Zeit aufrechterhalten.
Ziel eines Stresstrainings ist also dafür zu sorgen, dass Ängste abgebaut werden und die technisch-strategisch-taktische Kompetenz gegen einen Gegner aufrechterhalten wird!
Durch "stressiges" Training werden nur Leute gut, die es nicht als Stress empfinden: Man kann schon trainieren, indem man nur Sparring o.ä. macht, nur wird ausschliesslich der davon profitieren, der sowieso schon "scrappy"/rauflustig ist. Alle Anderen kriegen halt auf's Maul und lernen nichts. Den "Eierkopf" kriegste so nicht scharf gemacht, sondern nur den "Schläger".
Im Sport geht das klar, da hat man dann halt auf 1 Boxchampion 1000 erfolglose, kaputte Boxer, aber wenn das typische "Opfer" kommt und SV lernen will ist es keine Option.
Vollkontakt jeden Tag ist weder zielführend noch nötig für jeden und trotz amerikanisierter Bullshido-Kultur muss auch das KKB das irgendwann mal kapieren.
Doppelpost
[QUOTE=Maddin.G;3679899]Punkt 1. wie denn?
Wenn Du das fragen musst, dürfte es auch nichts nützen, dir das erklären zu wollen. Das Thema wurde ja schon in etlichen Threads durchgekaut. Was auch immer für Argumente aufgeführt werden, Du scheinst grundsätzlich keine Alternative als Möglichkeit in Betracht zu ziehen.
Auch eine Möglichkeit zu sagen man man hat eigentlich nix zu sagen.
Die Diskussion hatten wir wirklich schon öfter, trotzdem konnte noch kein einziger kampferprobter Stil genannt werden der auf Stress verzichtet, sei es durch Simulationen oder Sparring.
Wenn du einen hast gern her damit, ich kenne keinen und kann das auch mit Fakten belegen ohne den Diskussionspartner anzugreifen. ;)
Sehr guter Beitrag. Genau das hat Wing Chun bereits im System als Trainingsmethode drin (Go Sau), bei der entweder der Anfang abgesprochen ist oder nur bestimmte Angriffe zugelassen werden oder die Intensität der Angriffe abgesprochen wird grundsätzlich aber frei ist.
Dass man im Wing Chun Forum ständig über "zusätzliches Sparring" diskutieren muss, entzieht sich meinem Verständnis. Trainiert man Wing Chun, trainiert man Go Sau und die Diskussion erübrigt sich. Im Wing Chun ist alles vorhanden, was es braucht.