Ok, dass mein Post hinter deinem stand hat einen rein räumlichen Bezug. ;)
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Wirklich ein interessantes Bild, das mich schon als Kind faaziniert hat, es hing bei meinen Großeltern im Wohnzimmer.
Die Erklärung war, das sei "der Mensch".
Ich konnte aber keine Ähnlichkeit zu jemandem erkennen den ich kannte, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, da steckt mehr dahinter.
Ja, in der Tat.
Im August wird sein Buch: "Im Anfang war das Dao" erscheinen. Aus dem Klappentext: "Dieses Buch verweist anhand der Bibel und des Daodejing (Tao Te King), dem heiligen Buch des Daoismus, auf auf eine gemeinsame, überweltliche Grundwahrheit, die unabhängig von Kultur überkonfessionell ist und inzwischen auch von der Physik getragen wird."
Und ich meine, dass Jan Silberstorff auch Retreats anbietet, gemeinsam mit David Steindl-Rast.
Da ich gerade schreibend und unterrichtend selber an einem ähnlichen Projekt arbeite, bin ich hoch gespannt auf dieses neue Buch.
Vielleicht einfach noch mal zur Klarstellung:
Ich kann über Jan Silberstorff wenig sagen. Das ist aber keine Wertung, sondern liegt ganz einfach daran, daß er keiner der Lehrer ist, die in meinem Üben einen Ort haben. Meine neigong Lehrerin lebt in England. Und deren Lehrer inzwischn in Portugal. Und ich selber übe überhaupt kein taijiquan - sondern eben neigong.
Aus dem, was ich von Jan Silberstorff in Videos gesehen und gehört und in Büchern von ihm gelesen habe, meine ich aber ableiten zu können, daß er profunde Kenntnisse besitzt. D.h. ich glaube, daß er durchaus sehr viel darüber weiß, was die daoistische Philosophie, die er lernt und unterrichtet, bedeutet.
Ich möchte mit meiner Äußerung weder seine Kenntnisse in Frage stellen, noch sie werten.
Ich möchte einfach nur sagen, daß meine Auffassungen zu dem Verständnis von wuwei über das hinausgehen, was Jan Silberstorff in seinem Kommentar zum Dao de jing schreibt. Ich bin sehr sicher, daß er sehr viel mehr darüber zu sagen hat, als er in diesem Kommentar geschrieben hat. Ich habe aufgrund dieses kurzen Textes allerdings dennoch auch die Vermutung, daß er unter wuwei tatsächlich etwas anderes verstehen könnte, als ich es - vermittelt durch mein eigenes Üben - tue.
keine Ahnung, was steht denn in Deinem Vertrag?
Seine Aussagen beziehen sich auf eine Beschreibung der Welt. Insofern Kampfkunst Teil der Welt ist, beziehen sie sich auch auf Kampfkunst.
Falls Taijiquan eine Kampfkunst ist, die sich auf daoistische Prinzipien stützt, beziehen sich allgemeine Beschreibungen daoistischer Prinipien auch auf Taijiquan.
Umgekehrt kann die Beschäftigung mti Taijiquan zu Erfahrungen führen, die eventuell mit den Texten des Daoismus beschrieben werden.
In der Spiritualität geht es IMO um Erfahrungen und nicht um den Versuch, Erfahrungen, die man nicht gemacht hat in Beschreibungen wieder zu finden, die unzureichend bleiben müssen, insofern sie sich auf Unsagbares beziehen.
https://www.youtube.com/watch?v=PGxV...&feature=share
Eigentlich wollte ich ja nichts mehr schreiben, aber da James Giles, als Professor für Philosophie, gerade ein Buch über den Daoismus veröffentlicht hat passen seine Zitate dazu sehr gut und widerlegen deine und Klaus Meinung dazu vorbildlich:
In seiner Analyse zum Daodejing schreibt er u.a.:
Zitat:
The idea of emptiness and using emptiness is restated in the next two chapters. In chapter 5, Laozi points out that a bellows does not lose its power because it is empty. In chapter 6, he points out that the emptiness of a valley is eternal and relates it to the mysterious female. Reference to the notion of the female is something that comes up in various chapters (for example, in chapters 6, 10, 61). It seems to relate to the idea of female sex organs and the womb being empty spaces: receptive but nevertheless productive. Thus in a way similar to the female reproductive organs, we also have to be empty and receptive. If we can do this, we can experience (and also in a sense produce) the Way. The mysterious female (i. e., the emptiness of the Way) is the root of heaven and earth.
Zitat:
He (Laozi) is firmly planted in the world of experience.
Zum Wuwei schreibt er:Zitat:
Sense experience is just where one finds the Way, and Laozi has no interest in anything that lies beyond sense experience.
Zitat:
The third central concept in The Way and Its Power is the concept of non- action (wuwei). In a broad sense, non-action refers to actions chosen and performed by a person in a non-intentional state of mind. The idea first ap- pears in the Book of Changes. There it refers to an ability of the ideal person who uses divination to order his or her life in accordance with the processes of being rather than deliberate intention. What Laozi does is to take this con- cept out of the fatalistic context of the Book of Changes and set it within the context of daily life. For Laozi, non-action therefore refers to all chosen ac- tions that are performed without deliberate intention. This use of the con- cept ties in well with his concepts of the Way and return because it is pre- cisely through non-action that we are able to return to the source and thus to be a person of the Way—that is, a sage.
To see how this happens let us consider some chapters where the idea of non-action is put forward. In the second chapter Laozi says, “The sage man- ages affairs without doing anything, and conveys his instructions without the use of speech.” In doing this, the sage is merely following the way of nature. Thus continues Laozi, “all things spring up, and there is not one that declines to show itself; they grow, and there is no claim made for their ownership; they go through their processes, and there is no expectation of reward for the results. The work is accomplished and there is no resting in it as an achieve- ment” (2003b, 48).
Here we see that things seem to work of their own accord. The wise person who knows this manages his affairs in the same way. What does Laozi mean by this? He certainly does not mean that the wise person manages his affairs by sitting down and not moving. Doing so would, if nothing else, end in dying of starvation. Rather, just as things grow and “make no claim for ownership” when going through their courses with “no expectation of re- ward or result,” so too does the sage manage his affairs. It is not that he does nothing. Instead, it is that his affairs are done in such a way that they are not experienced as being owned by or issued from a doer or an “I”
Alles aus „The way of awareness in Daoist Philosophy“Zitat:
Thus the sage’s actions are not done in a way that focuses on possible results or rewards for the actions. Of course, non-actions, just like normal actions, are done with the idea of achieving a certain goal. The difference, however, is that while normal actions are executed while holding the goal (or reward) more or less in mind, non-actions are not. In this case, the goal, which was decided beforehand, is put aside while the action is being per- formed. The awareness of the goal of the action no longer contaminates, as it were, the awareness of the action in the moment of its execution. This gives the action a sense of purity and spontaneity such that it is not weighed down or hindered by considerations that are external to it.
Na ja, ist ja jetzt nur der dritte Universitätsprofessor der eine andere Meinung hat als du oder Klaus. Werden halt alle Laozi nicht verstanden haben :rolleyes:
Es geht darum die „Leere“ zu fühlen und aus diesen Gefühlen spontan zu handeln um so das Dao (in Form der Leere) wirken zu lassen.
Der kanken spielt wieder Experten-Quartett.
Ein Professor für Philosophie sticht einen Sinologen...
...zumindest, wenn man die Aussagen nicht versteht....
Wer ist denn Sinologe? Beni hat jetzt also doch einen Abschluss?
Selbst wenn, dann ist er halt Sinologe. Da sage ich Glückwunsch.
Im Daoismus geht es um Philosophie. Geldsetzers Werk ist ja eindeutig, und Prof. Hong bestätigt ihn.
Ansonsten könnte man auch noch Bill Porter anbringen, der ebenfalls die Meinung von Geldsetzer, Giles etc. stützt. Porter ist ja nur einer der bedeutendsten Übersetzer wenn es um chinesische Philosophie geht und hat 2018 den American Academy of Arts & Letters Thornton Wilder Preis für Übersetzung bekommen.
Ein Sinologiestudium befähigt nicht dazu sich über philosophische Inhalte zu äußern, das tut ein Philosophiestudium.
Also bevor das jetzt wieder durch endlose Haarspaltereien aus dem Ruder läuft (mein Mauszeiger wird irgendwie von "Thema schließen" magnetisch angezogen.. aber noch kann ich dagegen halten...
Was soll gerade diskutiert werden?
a) was hat ein alter Daoist irgendwann mal gemeint? Da ist zwangsläufig ein Problem die Übersetzung sowie Interpretation auf Basis des kulturellen Verständnisses.
b) Welche Übungspraxis erzeugt/verbessert/ermöglicht "Handeln im Einklang mit dem Dao"?
c) Was sind die hilfreichsten Sekundärquellen?
Wenn man das durcheinanderbringt, gibt's nur verschwendete Wortfechtereien - und das ist auf jeden Fall so gar nicht daoistisch.
in anderen Worten: cool bleiben auch bei dem aktuellen Wetter.
Gruss, Thomas
Darum geht es doch - zumindest in meiner Welt- gerade nicht, was für einen Abschluss einer hat, der etwas sagt, sondern um den Inhalt des Gesagten.
Ich denke nicht, dass sich Klaus hinsetzt und auf den Horizont anschaut, in der Annahme seine "Angelegenheiten zu regeln", sondern darum, dass sich der erworbene Geist beruhigt und er Dinge wahrnehmen kann, die er sonst nicht wahr nimmt, z.B. Impulse aus der "Leere".
Wenn man diesen Zustand dann herstellen kann, kann man ihn vielleicht auch im hektischen Alltag aufrecht erhalten oder zeitweise dazu zurück kehren.
Und genau darum geht es ja. Man muss die „Leere“ wahrnehmen und das tut man eben durch konkretes üben mit Yi. Ideen und Bilder gehören dazu. Hinsetzen und gucken hat damit nichts zu tun, es sei denn man nutzt Yi und arbeitet damit. Das ist dann auch der Bezug zum Thema, da auch einfach „Stehen“ nix mit ZZ zu tun hat. „Yi“ ist der Schlüssel dazu und wie man das entwickelt und schult.
Das I Ging war ja auch so konzipiert. Da sollten die Hexagramme dazu dienen mit Yi zu arbeiten. Giles dazu:
Das betrachten der Symbole und die dadurch entstehenden Assoziationen (da man die Gedankenwelt lebt, die den Symbolen eine Bedeutung gibt) lassen einen zu einem Rat kommen.Zitat:
the ideal person must simply read the text and let the meanings appear of their own accord. These meanings will include the relation of the meaning of the hexagram to his or her own situation. He or she does this by not actively trying or using “willful intention” to find a meaning in the text.
Wieder Giles dazu:
Yiquan ist dann nix anderes als das Üben und Nutzen von Yi in Bezug auf das Kämpfen.Zitat:
The word dao is related to another keyword, namely de (te), a word that can mean power, force, or virtue. Here virtue is used in both the ethical sense of a moral quality and the sense of efficacy or inherent power, as in “It was in virtue of her medical treatment that she is still alive.” Again, this is a term that comes to play a role in Daoist philosophy. In the Book of Changes, it means to “realize dao in action; power, virtue, ability to follow the course traced by the ongoing process of the cosmos” (Ritsema and Karcher 1995, 99).
Exakt! Genau das ist ja das Ziel des Bagua und genau das ist es was mich daran fasziniert. Man kann es immer und überall trainieren. Jederzeit.
Der Körper und der Geist sind das Werkzeug.
Ah, ja.
Und durch das "Üben mit Yi" ensteht dann wohl die Fähigkeit zum Wuwei, das in dem von Dir Zitierten von normalem Handeln so abgegrenzt wird?:
Der Unterschied besteht jedoch darin, dass normale Handlungen ausgeführt werden, während das Ziel (oder die Belohnung) mehr oder weniger im Auge behalten wird, Nichthandlungen hingegen nicht.In diesem Fall wird das Ziel, das vorher festgelegt wurde, beiseite gelegt, während die Handlung ausgeführt wird. Das Bewusstsein für das Ziel der Handlung kontaminiert nicht mehr gleichsam das Bewusstsein der Handlung im Moment ihrer Ausführung. Dies verleiht der Handlung ein Gefühl der Reinheit und Spontaneität, so dass sie nicht durch äußere Erwägungen belastet oder behindert wird.
Ich kann nun nicht unmittelbar erkennen, wie daraus folgt, dass der klaussche Übungsweg falsch und der von Dir bevorzugte richtig ist.
@beniwitt: kannst Du "Yi" in's Deutsche übersetzen und vielleicht erläutern, wie das mit "dem Bewusstsein für das Ziel der Handlung" in Beziehung steht?
Da es hier ja eigentlich um eine Diplomarbeit geht, schauen wir mal, was darin über das einfache Stehen steht:
Es gibt Parallelen zwischen Aspekten der Praxis des Stehens im Yiquan
und dem zazen, dem Sitzen der Zen Traditionen. In der Zen Tradition wird
das einfache Sitzen ohne Meditationsobjekt mit dem Begriff shikantaza
bezeichnet. Hunyuan zhuang ist der Form nach die äquivalente Bezeichnung im zhanzhuang. Es bezeichnet ’einfaches Stehen’ - ohne Ausrichtung auf spezielle Techniken wie bspw. den bereits erwähnten Qualitäten:
Sinken - Steigen, Öffnen - Schließen.
„In diesem Zustand von Klarheit, Kraft und innerem Frieden
(chines. Hunyuan) vollzieht sich ein Prozess tiefgreifender Reinigung und Heilung von Körper und Geist.“ (Marek 2012)
Sowohl im zazen wie auch im zhanzhuang gilt die Prämisse des ’einfachen Tuns’. Gedanken an Utilisierung wirken dem Erleben entgegen,
dennoch gilt, je mehr Bereitschaft und Kontinuität darin investiert wird, desto mehr ergibt sich zu lernen. Ein größeres Handlungs- und Erlebensspektrum eröffnet sich.
Die standhafte Verbindung zum Boden, ermöglicht letztlich, dass Erfahrenes für den Praktizierenden fassbar, begreifbar und im Alltag umsetzbar wird.
Ich bin zwar nicht Beniwitt, aber er hat das doch schon hier getan:
https://www.benjamin-witt.com/yiquan...ng-des-namens/
Zitat:
Nach langem Überlegen wie ich das Zeichen für Yi in die deutsche Sprache übertragen soll, bin ich im deutschen auf die zwei Begriffe "Idee" und "Sinn" gestossen, die eigentlich das Bedeutungsspektrum von Yi im chinesischen sehr treffend wiedergeben.
Im Etymologischen Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer) steht über die Bedeutung von Idee u.a.: Urbild, Gedanke, Erscheinung; sehen, erblicken, zu erfahren suchen; Absicht; geistige, gedankliche Vorstellung, Gedanke; nur vorgestellt, gedacht, nicht wirklich.
Das Zusammenspiel von Xin und Yi
Im chinesischen setzt sich das Zeichen für Yi aus zwei Teilen zusammen. Unten ist das Zeichen für Herz (心) und darüber das Zeichen für Ton/Klang (音): Yi (意) ist also die Stimme (Inhalt, Bedeutungsträger), die aus dem Herzen aufsteigt.
Es bezeichnet also das "Sinnen" des Herzens im wahrsten Sinne des Wortes: das Herz ist das Bewusstsein; es ist wie ein Feld; das Sinnen des Herzens ist Yi und durch die Sinne kommt das Sinnen zum Ausdruck. Gleichzeitig wird alles wahrgenommene (sinnhaft erfasste) durch die Sinne vom Herzen wahrgenommen, verarbeitet und verstanden (sinngemäß verarbeitet).
Das Herz als Bewusstsein ist die Gesamtheit der Sinne; durch die Sinnesorgane kommt das Sinnen des Herzens, Yi, zum Ausdruck.
"Mit Yi arbeiten" bedeutet also 'nicht aktiv zu versuchen oder "willentliche Absicht" zu benutzen'?
Da stellt sich mir die Frage, ob "das Nutzen von Yi" nun das Gleiche ist, wie "das Dao in Aktion zu verwirklichen".
Vielleicht entspricht es ja "dem laufenden Prozess des vom laufenden Prozesse des Kosmos vorgezeichneten Kurs", dass ich den Kampf verliere...?
Eine Bedeutung von "sinnen" ist, (neben über was nachdenken):
2. planend seine Gedanken auf etwas richten; nach etwas trachten
"das Sinnen des Herzen" wäre also die Absicht des Herzens.
Da müsste man nun wissen, welcher Geistesaspekt in dem Zusammenhang nun mit "Herz" (Xin) beschrieben wird und wie der wieder im Zusammenhang mit der Leere steht.
Eventuell erreicht man ja durch die von Klaus vorgeschlagene Übung, dass man "die Stimme, die aus dem Herzen aufsteigt" und die normalerweise vom geschäftigen Geist übertönt wird, hören und ihr folgen kann.
Wie man das auf dem von Dir - nach meinem Verständnis - vorgeschlagenen Weg, den Geist mit der willentlichen Erzeugung von Bildern zu beschäftigen, erreichen soll, ist mir unklar. Da scheint mir der Geist doch eher abgelenkt und kann die leiseren Töne des Herzens vielleicht nicht hören.
Wenn man "Yi" mit "Sinnen des Herzen" übersetzt ist mir übrigens unklar, was mit dem ersten der drei inneren Zusammenschlüsse (Xin (Herz) mit Yi (Vorstellung) verbinden) gemeint ist.
Wenn Yi nur das Sinnen des Herzen meint, dann sind die ja schon automatisch verbunden.
Mir wurde das so erklärt, dass dort Ratio und Emotionen zusammenwirken und man quasi "mit ganzem Herzen" handelt, und nicht "halbherzig", weil irgendwo noch Zweifel, Skrupel oder andere Hinderungsgründe vorhanden sind.
In dieser Lesart, wäre "Yi" etwas, was die Stimme des Herzens umsetzen kann, aber nicht ausschließlich...
Es geht immer um das Fühlen, da das „aus dem Herzen“ passiert. Konkret geht es darum die Leere zu erfahren.
Ideen und Bilder werden halt dazu genutzt Gefühle entstehen zu lassen. Man kann seinen Verstand nun einmal nicht „abschalten“ (auch wenn man manchmal meint einige würden das permanent tun). Bei uns Menschen ist bei allem immer „Yi“ vorhanden.
Es geht darum es mit Shen zu harmonisieren. Dazu gibt man Yi etwas zu tun um es zu harmonisieren.
Da sind wir dann wieder beim fühlen was ja Giles auch in das Zentrum der Lehre von Laozi stellt. Man muss die Leere fühlen und erfahren. Das ist auch eine der Kernlehren des Yiquan, des Baguas und des XingYi, das ich kenne und gelehrt bekomme.
All die Aussagen der Philosophieprofessoren bestätigen letztlich nur das, was ich unterrichtet bekomme. Da es natürlich keine Relevanz hat was ein KK-Lehrer zu sagen hat bringe ich halt Beispiele von Hochschullehrern. Im Kern könnte ich auch einfach Paul als Referenz angeben, das würde ja nur noch weniger gelten, wie ich das KKB kenne...
Shen und Yi sind Yin und Yang. Beides ist immer da und sollte harmonisiert werden. Sowohl zu viel Yang (Yi) ist schädlich, aber ebenso zu viel Yin (Shen).
je nach Größe einer Organisation kann es durchaus Jobs geben, bei denen niemand merkt, wenn die keiner macht...
Sechs Jahre lang hat sich der spanische Staatsdiener Joaquin G. vor der Arbeit gedrückt.
Erst als er eine Auszeichnung für seine langjährige Arbeit erhalten sollte, fiel seine Abwesenheit auf.
https://www.spiegel.de/karriere/span...a-1077034.html
Eventuell kennt sich Joaquin G. auch mit Daoismus und Wuwei aus:
Mittlerweile ist er in Rente.
Vielleicht beschäftigt er sich nun auch legal den ganzen Tag mit dem Lesen philosophischer Schriften.
Nach eigenen Aussagen hat er das nämlich in der Zeit getan, in der er eigentlich am Schreibtisch hätte sitzen sollen.
Sorry Ralph, aber das ist komplett aus dem Zusammenhang gerissen und völlig verdreht. Inhalte anderer nicht zu verstehen ist das eine, sie nicht verstehen zu wollen ist was anderes. Du hast mich ja richtig zitiert. Ich denke die Aussage war klar. Ausserdem steht sie im Kontext der Goldenen Blüte in der Übersetzung von Miyuki. Mach Dir selber ein Bild davon.
Den Professor den du diesmal zitiert hast redet ja im Prinzip von dem worüber sich die meisten hier ja grundlegend einig sind: dass Wuwei nicht einfach nur plumpes Nichtstun, oder rumsitzen ist. Auch gegen das Konzept Leerheit im Daodejing habe ich nichts gehabt. Im Gegenteil, ich hab geschrieben wenn Geldsetzer, so wie du es am Anfang falsch zitiert hast, wenigsten von "die Leere wirken lassen" geredet hätte, hätte sich die ganze Diskussion hier nicht entzündet. Mein Kritikpunkt ging von der Verwendung von "Nichts" und "Sein" für wu und you aus, sowie deine unkritische Gleichsetzung von Leere und Nichts.
Um vielleicht noch ein wenig Genugtuung auf deine Selbstherrlichkeit hier zu streuen, ich hab bis heute meinen Abschluss in Sinologie nicht zu Ende gebracht, aber ich habe einige Zeit an der Uni verbracht in verschiedenen Fächern, habe 15 Jahre am Stück in China gelebt, auch dort an der Uni gewesen und habe mich vor allem fulltime in Theorie und Praxis mit den verschiedensten Themen dort auseinandergesetzt. Und ich kann unterscheiden wann ich etwas weiss, wann ich etwas für möglich halte und wann es meine Kapazität übersteigt und ich einfach nur so mit diskutiere. Die Art und Weise wie Du hier im Forum diskutierst kann man problemlos als "youwei" bezeichnen: absichtsvolles Handeln, voll von eigenen Emotionen und Ressentiments. Ich würde mich an deiner Stelle mal versuchen mehr in Wuwei-Diskussion zu üben: Leer sein von sich selbst; den anderen erstmal verstehen und dann einfach ruhig und sachlich seine Meinung zur Tastatur zu bringen und wenn man mal ausversehen übers Ziel hinausschießt einfach loslassen zu können und sich einen Fehler einzugestehen. Das ist Wuwei in Aktion. Alles andere als nicht Handeln. Und hier schliesst sich der Kreis wieder: OHNE (absichtsvolles) Handeln.
Ach ja, nur so am Rande kam mir letztens der Gedanke, dass das wuwei/youwei Problem ja nur ein Problem des Menschen ist. Daher immer wieder die Rückbesinnung zur Natur (Himmel und Erde als Vorbild). Denn alles andere in der Schöpfung ist Ziran, es ist einfach so wie es ist, nicht mehr und nicht weniger. Das ist wuwei. Der Mensch ist eben mit seinem Bewusstsein sehr ambivalent veranlagt und kann Chaos in die Schöpfung bringen. Das ist die Grundbeobachtung von der das Daodejing ausgeht. Daher immer wieder die Aufforderung sich an Ziran und Himmel und Erde zu orientieren, sprich ohne "richtendes" tun zu handeln.
wieder eröffnet.
Gruss, Thomas
Wollte das eigentlich gestern Abend noch direkt im Anschluss rausschicken....
Als eine Grundbedeutung kann man es hier als Bewusstsein verstehen. Das Bewusstsein kann leer sein, widerspiegeln, selbstbestimmt sein, aber es kann auch voll und fremdbestimmt durch all die Sinneseindrücke von Aussen sein und in mir ständig etwas auslösen. Je nachdem ist die Reaktion, der Ausdruck nach Aussen hin ein anderer. Idealerweise sind Xin und Yi in ihrer Mitte und in Harmonie. Mitte und Harmonie wird dann oft mit Leere in Beziehung gesetzt.
Aber der Begriff ist genauso wie Yi und Shen sehr komplex und es kommt immer auf den Kontext drauf an. Das hängt einfach damit zusammen, dass die "verschiedenen" Geistesaspekte letztendlich eben alles Aspekte einer Sache sind, sich aber konkret unterschiedlich ausdrücken können. Dann kommt im Neidan die ganze Feindifferenzierung mit vor- und nachhimmlisch noch dazu usw. Das ganze kann ziemlich komplex werden wenn man im Verständnis verschiedener Traditionen diskutiert. Daher wollte ich nicht weiter über die verschiedenen Shen und Hun und Po diskutieren, weil sie aus der Perspektive des Vorhimmlischen immer nur der eine Kuchen sind, aus der Perspektive des Nachhimmlischen der Kuchen aber verschieden gestückelt werden kann.
Alte Diskussion mit Kanken. Unterschied Bild -- Idee. Findet sich noch irgendwo hier in den Weiten des KKB. Letztendlich sind die Begriffe ja auch nur zweitrangig, solange man sich inhaltlich klar ist worüber man redet.
Idee ist etwas was hinter das Bild geht, losgelöst ist von physikalischen Realitäten und versucht eine gewisse Qualität im Körper und im Raum um sich herum zu entwickeln. Z.B. eine Grundübung ist das Stehen im wogenden Meer. Wenn man mit einem visuellen Bild arbeitet haben haben viele Menschen oft das Problem mit der physikalischen Realität. Daher meistens die Anleitung Wasser z.B. nur bis zum Bauchnabel. Mit einer Idee zu arbeiten bedeutet, nachdem man eine Idee davon bekommen hat worum es geht, das Bild fortzuschmeissen, raus aus dem Kopf und mit allen Sinnen versuchen der Qualität mit seinem Körper nachzusinnen. Das ist durchaus eine Form der Leere und des wuwei, weil es ein ständiges "horchen" ist, und der immer wieder der neue Versuch von seinen alten, eckigen Bewegungsmustern loszulassen und die Weichheit und Verbundenheit, die Idee, des Wassers umzusetzen. Die Idee kann von leer sein gehen bis hin zu ziemlich intensiven Ideen. Auch einfach nur rumstehen und entspannen kann eine!!! von vielen Ideen sein. Aber wenn es nicht planlos und sinnlos werden soll, sollte man eben schon eine Idee davon haben was man macht. Auch wenn es vielleicht mal nur entspannt rumstehen ist. Wenn man sich klar darüber ist und es bewusst so macht, dann ist planlos eben nicht sinnlos.
Der Widerspruch löst sich auf, wenn man sich klar wird, dass all die Bezeichnungen wie Herz, Bewusstsein, Verstand, Absicht, Wille usw. letztendlich Funktionsweisen eines "Seins" sind (ein Kuchen). Daher immer die Unterscheidung zwischen Vorhimmlisch und Nachhimmlisch, bzw. durch das tun (youwei) des Nachhimmlischen wieder zum nicht tun (wuwei) des vorhimmlischen zurückzukehren. Das ist die Essenz des Neidan. Aus der Perspektive der Zersplitterung muss etwas getan werden (youwei), es muss eine Anstrengung unternommen werden, um wieder zum natürlichen, Vorhimmlischen Zustand (wuwei) zurückzukehren. Ein wesentlicher Bestandteil dabei ist das leer werden von seinen fixen Vorstellungen und das hinhorchen auf das natürliche, vorhimmlische. Einmal kann ich mit meinem Yi (Absicht) einfach nur etwas übers Knie brechen wollen, dann ist im Sein des Menschen quasi nur noch der Wille (Scheuklappenmässig) aktiv. Oder durch das "leer" werden kann ich lernen offen und frei zu werden. Dann wird Yi quasi zum Bewusstsein und nimmt wahr. Herz und Yi arbeiten dann als eine Eiheit, d.h. sie sind nicht getrennt. Die Trennung ist eine theoretische und beschreibt verschiedene Wirkungsweisen ein und desselben Seins. Aus der Perspektive des Vorhimmlischen ist es Hunyuan, EIN rundes Ganzes; aus der Perspektive des Nachhimmlischen wird es als getrennt und zersplittert wahrgenommen.
Dasselbe ist mit Jing Qi und Shen. Das sind vom Wesen her nicht drei verschiedene Dinge, sondern wie Eis, Wasser und Dampf letztendlich eine Sache. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass es keine wesentliche Trennung zwischen Geist/Bewusstsein und Materie gibt, sondern nur eine auf phänomenaler Ebene.
Weiss jetzt nicht ob es einfach unglücklich ausgedrückt ist oder so gemeint ist. Ist mir auch ein wenig zu chaotisch das irgendwie zu ordnen zu versuchen. Ich versuch's mal so rum. Es geht letztendlich darum die Funktionsweise und das Zusammenspiel von Körper und Bewusstsein zu EINEM runden Ganzen (hunyuan) zu harmonisieren (he). Yi als Idee und Wahrnehmung spielt da die zentrale Mittlerrolle. Man gibt Yi nicht einfach nur etwas zu tun um es selbst zu harmonisieren, sondern durch eine zielführende Idee (Idee ist Qualität, nicht Bild, Vorstellung) versucht man mit all seinen Sinnen eine Qualität umzusetzen. Mit einer sinnvollen Idee zu arbeiten führt also das Bewusstsein aus seiner Zersplittertheit und einseitigen Benutzung zurück zu einer ganzheitlichen Wahrnehmung, in der der Körper mit allen seinen Sinnen involviert ist. Das Ergebnis ist eine Harmonisierung aller Funktionsweisen des gesamten Menschen, wenn man so will von Geist/Bewusstsein und Materie. Von der Peripherie wahrgenommen sind es alles zersplitterte verschiedene Funktionsweisen. Aus dem Brennpunkt der Mitte wahrgenommen ist alles das eine Sein.
Diese Gegenüberstellung ist ziemlich sinnlos und nichtsaussagend. Yin und Yang sind immer relativ aufeinander bezogen. Dann würde ich Shen und Yi nicht als Yin und Yang gegenüberstellen, weil sie gerade in den Kampfkünsten oft synonym gebraucht werden (li - qi - shen zu harmonisieren, bzw. li - qi - yi zu harmonisieren; oder shenyi oft als ein Wort, um eine bestimmte Qualität des Yi (hunyuan) zum Ausdruck zu bringen und es vom herkömmlichen Willen/Absicht abzugrenzen). Wenn man es schon als Yin/Yang gegenüberstellt sollte man es in einen Kontext setzen, dass jeder versteht was du ausdrücken willst. Denn genauso wie Yi ist Shen ein extrem komplexes Wort mit einem sehr weiten Bedeutungsspektrum.
Beispiel: Frau ist Yin und Mann ist Yang. Diese Aussage ist genauso sinnlos und nichtsaussagend wie die von Shen und Yi. Das weibliche ist Yin und das männliche ist Yang, damit ist dann eine bestimmte Qualität gemeint unter der man sich i.d.R was vorstellen kann. Wenn aber die Frau den Mann schlägt dann ist hier die Frau Yang und der Mann Yin. Der Mann kann von Natur aus eher Yang sein und die Frau eher Yin. Das ist aber stark verallgemeinernd und daher nicht richtig, weil es auf den Bezugspunkt, die Relation ankommt. Es gibt genauso viele Beispiele wo Frauen eher Yang sind und die Männer eher Yin. Also ohne konkreten Kontext sind solche Aussagen ziemlich irreführend.
Es war einfach nur oberflächlich dahingeschieden da Pansapiens eh nur Erbsenzählerei betreiben möchte. Durch die Arbeit mit Yi werden Yi und Shen in der Körperarbeit harmonisiert.
Wieso ist sie sinnlos? Sie bezieht sich genau auf diese Gegenüberstellung. Yi ist, bezogen auf Shen, Yang und Shen ist, bezogen auf Yi, Yin. Nicht mehr und nicht weniger.
Es ist in dem Sinne nichtsaussagend und sinnlos, weil Shen und Yi ein ziemlich komplexes Bedeutungsfeld haben und obendrein teilweise noch synonyme Überschneidungen haben. Mit Yin/Yang kann man prinzipiell alles irgendwie in Relation bringen, aber man muss es konkretisieren. Shen und Yi kann erstmal eine Menge bedeuten, aber im konkreten Kontext ist das nicht mehr so beliebig.
Nimmt man jing qi shen (精气神), dann wird jing dem Wasser zugeordnet und shen dem Feuer, während qi der Erde zugeordnet wird. Feuer/Shen ist in der Relation eindeutig Yang, während jing/Wasser eindeutig Yin ist.
Im selben Kontext wird im Neidan Yi auch der Erde, der Mitte zugeordnet. Auch das Herz wird der Erde, der Mitte zugeordnet. Alles in sich überlagernden Schaubildern von Vorhimmlischen und Nachhimmlischen Beziehungen der gesamten Geistesfunktionen des Menschen. Aber das sollte Dir ja nicht fremd sein von der Arbeit von Martina Darga über das Xingming Guizhi.
Wang hat im Yiquan immer wieder davon geredet li qi shen (力气神) und yi qi li (意气力) zu harmonisieren und zu einer Einheit zu verschmelzen. Wie grenzt du hier jetzt yi von shen ab? Was ist hier Yin und was Yang?
Im Yiquan sagt man 神要逼人 shen yao bi ren: shen soll Druck auf jemanden ausüben (oder soll jemanden bedrängen, einschüchtern). Ist das jetzt eher Yin oder Yang? Hier könnte man genauso shen durch yi ersetzen und wüsste was gemeint ist.
神在手前,力透敌背 shen zai shou qian, li tou di bei: Wenn shen vor der Hand ist (der Hand vorrausgeht), dann penetriert die Kraft den Rücken des Gegners. Da gibt es dieselben Aussagen mit Yi. (意在手前 Oder 意在天边 yi geht bis zum Horizont/Himmel) Würde sagen das ist eher eine yang Qualität, da shen/yi führt.
Dann wiederum gibt es Aussagen, auch im Yiquan, dass shen dem yi folgt. Hier könnte man sagen yi wäre yang während shen yin ist.
Dann wird shenyi oft als ein Wort benutzt, wo man wieder sehr genau hinschauen muss, ob das jetzt wirklich ein Wort ist, oder ob hier von zwei Sachen die Rede ist die einfach nur zusammen gesagt werden.
Ich denke wir müssen jetzt unterscheiden ob wir vom „wahren Yin“ und dem „wahren Yang“ reden, oder was wir betrachten wollen.
Wollen wir die phänomenale, oder die numenale Ebene betrachten? Wenn ich Yi ist Yang und Shen ist Yin schreibe, dann gehe ich von der phänomenalen Ebne aus, in der wir uns befinden und leben.
Betrachten wir die numenale Ebene, dann enthält Shen „den göttlichen Funken“ und steht für die Verbindung zum Dao, diesbezüglich wäre es in der Tat Yang. Was im Dao potentiell angelegt ist wird, wenn es in Erscheinung tritt, jedoch Yin.
Im phänomenale Alltag (also der „nachhimmlischen Realität“, in der wir ja leben) gilt aber Yi ist Yang und Shen ist Yin.
Diese Betrachtung hatte ich stillschweigend vorausgesetzt, da hast du Recht. Ich lebe in der phänomenalen Welt und das ist der Standpunkt von dem aus ich alles betrachte.
Auf Xing und Ming betrachtet steht Xing für den geistigen Aspekt (Yang) und in diesem steht Shen für den Körper, bzw. die geistliche Körperwahrnehmung. Shen repräsentiert die phänomenale Welt im Geist und ist damit, auf den Geist bezogen, Yin.
Yi wiederum ist der Verstand, der das Phänomenale nur verarbeitet und abstrakt darüber nachdenkt. Yi steht, wiederum auf den Geist bezogen, für das numenale, abstrakte, und ist damit Yang.
Shen, wiederum beinhaltet das „Wahre Yang“, das es (wieder-) zu entdecken gilt.
Mit dem Körper kann ich die kontinuierlichen Wechsel wahrnehmen kann und dadurch die Ruhe in der Bewegung. Die bringt mich in Kontakt mit dem Dao.
Giles dazu:
Zitat:
First, although the process of return can go both ways, it seems that Laozi’s main concern is with a return to stillness and clarity. But why is this his main concern? It is because in the state of stillness, clarity, and rest we are able to free ourselves from distraction and thereby achieve what is im- portant to us.
Damit bewegen wir uns dann auf die Verbindung zum Buddhismus zu. Wieder Giles:Zitat:
Secondly, although the movement of awareness goes back and forth between stillness and activity, the stillness is something that exists in the midst of the activity.
Mit anderen Worten im Phänomenalen können wir das Numenale entdecken.Zitat:
It is thought-provoking to note that this idea is quite similar to the Mahāyāna Buddhist idea that samsāra or the everyday world is nirvāna or the world of enlightenment (Nāgārjuna 2013). According to the Mahāyāna view, we exist in nirvāna all the time. The problem is we simply fail to recognize it. This failure gives rise to samsāra. Or, to put it another way, samsāra is merely the delusive perception of nirvāna. When seen in this way, one could say that the similarity of these views is also probably one of the reasons why Buddhism was adopted without difficulty by the Chinese and so easily blend- ed with Daoism.
Wenn wir in der Körperarbeit auf Shen hören, dann arbeiten wir an unserem Dharmakaya. Dazu bedienen wir uns auch der Hilfe von Yi, da wir sonst auf die Stimme aus dem Herzen nicht hören können.
Auch dazu hat Giles ein sehr schönes Beispiel:
Dazu dienen die Ideen des Yiquan und auch die des Bagua.Zitat:
It is much like being at a loud and noisy gathering and nevertheless vaguely being able to hear, be- hind all the clamor, peaceful and gentle music being played in the back- ground. If one could focus on this music and bring it to the fore in one’s awareness, while nevertheless being aware of the clamor, then this would be analogous to returning to the source. When one loses or gives up this focus and becomes immersed in the noise, while nevertheless continuing barely to make out the music in the background, then this would be analogous to re- turning to the constant flow.
Na ja, das ist jetzt alles recht abstrakt und philosophisch. Am Ende ist wichtig dass es um die Arbeit mit den Wechseln geht um die Ruhe in der Bewegung zu finden und die Bewegung in der Ruhe zu realisieren.
Wenn wir jetzt auf die Ebene des "wahren" springen, dann ist da nur noch Taiji, dort ist Yin Yang und Yang Yin. Dort ist keine Differenzierung. Dort ist nur noch das eine Sein. Dort wird nicht mehr zwischen Geist und Materie unterschieden, denn Materie ist Geist und Geist ist Materie. Materie und Geist sind nur zwei Krücken um eine lebendige Wahrheit zu beschreiben, die sich nicht mehr in Worte fassen lässt. Das ist jetzt Neidan Theorie nach Liu Yiming. Das ist der wo du den Kommentar zum Wuzhen Pian von Zhang Boduan zitiert hast. Eine Differenzierung ist hier nur noch von theoretischer Art, da potentiell das ganze Spektrum von Geist bis Materie beinhaltet ist.
Nachdem von dir zitierten Liu Yiming, im Wuzhen Pian und unter Vorbehalt auch im Xingming Guizhi (selbe Tradition), taucht Yi sowohl vorhimmlisch als auch nachhimmlisch in Verbindung mit Erde auf. Nur wird mit Attributen genauer differenziert zwischen Zhenyi und Wangyi (wahrem/echten Yi und ungezügeltem Yi). Genauso ist Shen immer auf dem Feuerplatz nur dass zwischen Yuanshen und shishen (ursprünglicher Geist und differenzierender Geist) unterschieden wird.
Aber wieder aufgepasst, im vorhimmlischen ist die Yin/Yang Unterscheidung von theoretischer Natur und eigentlich nicht vorhanden, sondern es wird nur noch von Taiji, dem einen Herz oder dem einen ursprünglichen Geist geredet. Yin Yang taucht eigentlich erst überhaupt im Nachhimmlischen auf.
Auf noumenaler Ebene (vorhimmlisch) ist nur noch Yuanshen, oder Taiji, oder Yuanqi oder Zhenyi. Da hat das Neidan einige Namen parat, die aber letztendlich auf das eine ursprüngliche Sein hinweisen, wo es mit den Wörtern problematisch wird. Da gibt es dann keine Unterscheidung mehr zwischen Yin und Yang. Daher war mir schon klar dass es nur die nachhimmlische Ebene sein.
Es stimmt wenn du sagst, dass das vorhimmlische, das was potentiell angelegt ist, Yang ist, und wenn es in Erscheinung tritt als Yin bezeichnet wird. Dann wird aber Yuanshen und Shishen in Bezug gesetzt und nicht Yuanshen und Zhenyi oder Shishen und Wangyi, oder Yuanshen und Wangyi etc.
Hier kann ich Dir nicht mehr folgen... Xing Ming ist im klassischen Neidan einfach eine Analogie für die geistige und die körperliche Seite im Menschen. Beide müssen kultiviert werden. Daher Xingming Shuangxiu: die doppelte Kultivierung von Xing und Ming.
Warum steht jetzt Shen mit dem Körper in Bezug?
Shen wird mit Geist übersetzt (was immer das jetzt auch heissen mag). Da macht der Satz für mich irgendwie überhaupt keinen Sinn: Shen repräsentiert die phänomenale Welt im Shen (Geist) und ist damit, auf den Shen (Geist) bezogen, Yin.????
Verstand ist meinem Verständnis nach der Teil der geistigen Kräfte im Menschen der diskursiv/differenzierend denkt. Damit ist nicht Yi gemeint sondern Shishen. Ich weiss, Yi wird oft mit mind übersetzt, aber wenn wir jetzt hier bei den Neidan Begriffen und den Kampfkünsten bleiben, ist Yi nicht der Verstand, sondern Wahrnehmung, Idee, Absicht, "sinnen". Das ist ein anderes Bedeutungsspektrum als Verstand (shishen 识神).
Den unteren Teil habe ich leider nicht mehr gesehen bevor du ihn angehängt hast. Muss da auch leider ausssteigen weil mir da jetzt zuviel andere Sachen mitreinkommen. Giles Zitate für sich find ich ansprechend und wär spannend über das eine oder andere zu diskutieren. Aber das würde hier den Rahmen sprengen.
Sorry, da habe ich dich durcheinander gebracht, da ich zwei unterschiedliche „Geist“ Definitionen parallel benutzt habe. Normalerweise nutze ich die chinesischen Begriffe mit ihrer Definition und das deutsche Wort „Geist“ um die Gesamtheit der im Gehirn ablaufenden Prozesse zu bezeichnen. Man könnte an Stelle von „Geist“ auch „Bewusstsein“ sagen, wobei Bewusstsein mehr ausdrückt als mit „Geist“ gemeint ist.
Yi und Shen sind also beides Teile des Geistes. Diese Betrachtung folgt aus der neurobiologischen Betrachtung des Gehirns, da kann man nämlich Yi und Shen sehr schön unterscheiden wenn wir von der Wahrnehmung des Bewusstseins reden.
Yi ist der Verstand und Shen die „Emotionen“ (bzw.verstanden als Instanz, die die Gefühle an den Verstand meldet). Ich habe das hier:
https://bagua-zhang.eu/?page_id=472
mal versucht ein wenig zu erklären.
Darga legt ja sehr schön dar dass Shen die höchste energetische Form ist und mit dem Denken in Beziehung gesetzt wird, daher ja die Übersetzung mit Geist. Weiter schreibt sie ja auch das Shen wörtlich Körper bedeutet, es aber weit mehr als die Leiblichkeit umfasst. Es setzt sich aus physischen, psychischen und geistigen Energien zusammen.
Das ist eine Bezeichnung die exakt auf das neurobiologische Korrelat der emotionalen Wahrnehmung und unbewussten Sinnesverarbeitung zutrifft (die ja eng mit den Emotionen verbunden ist). Aus diesen Zentren heraus wird ja auch dann die unwillkürliche Motorik gesteuert, was ich wiederum durch die willkürliche Motorik, die durch den Verstand gesteuert wird, beeinflussen kann.
Meine Betrachtung von Yi und Shen erfolgt also auch vor dem Hintergrund meines neurobiologischen Verständnisses. Da sind Yi und Shen beides geistige Komponenten und die Arbeit damit dient der Wesensnatur (Xing), während die Arbeit mit Qi und Li die Lebensenergie (Ming) pflegen, wobei man beides nicht voneinander trennen darf und kann.
Ich habe es mal so formuliert:
„Yi ist das Werkzeug von Shen. Yi befehligt Qi. Li ist die Manifestation von Qi.“
Shen ist ein geniales Konstrukt um bestimmte Dinge des Denkens, Fühlens und Handelns zu beschreiben, ebenso Yi. Es ist erstaunlich wie viel die damals durch Nachdenken und Beobachten herausgefunden haben.
Deswegen mag ich ja auch die Idee von Giles so sehr, da er sich dem Daoismus von der Warte des „universellen Bewusstsein“, bzw. „Bewusstseins“ nähert.
Das führt uns jetzt aber sehr weit weg...
Passend dazu dieses Bild:
https://bagua-zhang.eu/wp-content/up...B57E62E53.jpeg
Ob und wie man „Bewusstsein“ dann noch unterteilen will/muss/sollte kann man dann drüber streiten und mit Sicherheit auch wie Buddhismus und Daoismus sich ergänzen/überschneiden. Aber auch da gibt es ja nicht „den Buddhismus“ und „den Daoismus“.
Aber du hast Recht, das würde hier mehr als den Rahmen sprengen und schreiben ist da einfach nicht die richtige Kommunikationsform um das zu diskutieren.
Hier wird's eben ein bisschen komplex. Und da sind wir wieder bei meiner Ausgangsaussage. Einfach nur so von Yin Yang und Shen und Yi zu reden ist problematisch. Da kann man alles mit meinen und nichts. Da kann Dir kein Profi folgen und schon gar niemand der mit der Materie gar nicht vertraut ist. Oder man kann versuchen es intuitiv zu verstehen. Aber das geht meistens nur so lange gut, bis man dieselben Worte in einem anderen Kontext hört. Dann ist Chaos vorprogrammiert.
Muss da leider passen.
Die Problematik der Bedeutung von Yi habe ich ja schon angerissen. Verstehe jetzt nicht wo Shen = Emotionen herkommt? Emotionen werden im chinesischen und im Kontext des Neidan mit qing (情) übersetzt.
Shen Körper (身) und Shen Geist (神)sind zwei verschiedene Zeichen/Wörter, die phonetisch gleich ausgesprochen werden, aber einen anderen Ton haben.
Finde ich spannend das von Neurobiologischer Seite her aufzuschlüsseln zu versuchen und ich bin mir sicher, dass das was neurobiologisch analysierst in sich stimmig ist. Aber die Übertragung auf die klassische Neidan Terminologie ist noch ein wenig holprig würde ich sagen ;)
Aber es ist wirklich sehr komplex das aufzuschlüsseln weil die Worte einfach wahnsinnig komplexe Bedeutungsspektren haben. Da muss man sich erstmal klar machen in welcher Weise man ein Wort benutzt. Meistens ist Chaos vorprogrammiert....
Rein von der Etymologischen Zeichenzusammensetzung her kann man Shen einfach als das verstehen, was sich im Raum ausbreitet. Das Herz als Bewusstsein ist das, was den Menschen in seinem Sein bewusst sein lässt. Das Bewusstsein was nach aussen getragen wird, was sich im aussen ausbreitet ist der Geist. Bewusstes Handeln, wahrnehmen, sinnen ist dabei Yi. Der Geist ist aber auch Träger aller Reize die nach innen geleitet werden und vom Bewusstsein aufgenommen werden, was wiederum zu Reaktionen führt. Dabei kann man von äusseren Reizen und Inneren Mustern getrieben sein, oder alles was eindringt oder aus dem Unterbewussten aufsteigt wird vom Bewusstsein einfach nur widergespiegelt ohne davon gleich fortgetragen zu werden...... Müsste man wirklich mal versuchen die ganzen Bedeutungspektren unter einem Hut zusammenzubringen.
Bin ich voll bei Dir.
Das mit dem Geist und dem Körper steht so in Dargas Dissertation.
Da bin ich sofort drüber gestolpert und plötzlich machte es aus neurobiologischer Sicht absolut Sinn.
Vorher hätte ich Geist (Shen) auch immer vom Körper getrennt, eben weil es ja zwei unterschiedliche Wörter sind.
Wenn Du jedoch Shen (Geist) in Kontrast zu Yi stellst und dann Shen (Körper) in Relation dazu stellst dann macht es auf einmal „klickt“.
Shen (Körper) ist dann natürlich nicht Shen (Geist).
Das jetzt aber schriftlich auseinander zu klamüsern ist mir aber auch zu langwierig. Das geht bei einem Tee wesentlich unkomplizierter.
Dein Text, den ich hier zitiert habe, trifft exakt auf die Funktionsweise des Gehirns zu. Sowohl “Shen” kann man neurobiologische Korrelate zuordnen, als auch Yi. Nichts, was du schreibst, widerspricht in irgendeiner Weise der Funktionsweise des Gehirns.
Die beschreibende Herangehensweise der östlichen Denkwelt ist natürlich sehr viel intuitiver zu verstehen als das analytische westliche Modell bei dem man tief in die Physiologie, Neuroanatomie, Psychologie und Bewegungslehre einsteigen muss. Aus diesem Grund versuche ich auch immer wieder Auf der Homepage komplexe neurobiologische Sachverhalte möglichst einfach darzustellen.
“Holprig” stimmt dabei natürlich auch. Ich habe das Ganze ja auch nicht für ein wissenschaftliches Fachpublikum ausgearbeitet, weder neurobiologisch, noch sinologisch, noch philosophisch. Den Anspruch habe ich da schriftlich in einem Forum, oder auf einer kleinen Vereinshomepage, nicht.
Wenn man so etwas “professioneller” aufzieht und noch Sinologen und Philosophen mit an den Tisch holt, dann kann das natürlich sehr interessant werden, da man bei solch einem Austausch sehr viel tiefer in das Verständnis eintauchen kann und Wissen so sehr viel schneller austauschen kann.
Man sollte da mal über einen “runden Tisch” zum “Menschenbild im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und (östlicher) Philosophie” nachdenken :cool:
Ja, gute Idee! Schick das doch mal an KK_Baghira. Wenn der sich - übernächstes Jahr - von seinem aktuellen Mega-Vorhaben erholt hat, und keine blutenden Magengeschwüre zurückbehalten hat, hat er gleich eine neue aufgabe. Da könnten auch ein paar philosophische oder sinologische Arbeiten dran geschrieben werden.
Denn: genau das ist m.M.n. der Knackpunkt in diesem Faden. Natürlich kann man sich seine Begriffe selber definieren, aber der andere muß das auch 1. wissen und 2. verstehen können. Das ist nicht nur die Diskrepanz zwischen "westlicher Wissenschaft" (- es gibt nur eine, westlich oder sonstwie-) und allem anderen, sondern einfach ein Verständnisproblem. Gerade da, wo es auch um Übersetzungen geht.
Ich empfehle zum Verständnis des kulturellen Hintergrunds Paul U. Unschuld, Traditionelle Chinesische Medizin, C.H. Beck Verlag, Beck Wissen. Da geht kurz und knackig ganz schön viel Lack ab.
Für philosphisch-religiöse Begrifflichkeiten kann man das dann potenzieren.
:ups: Aber ich wollte danach doch in Rente?...
Soll ich nun panisch vor diesem Neu-Projekt weglaufen oder drauf zu? Klingt faszinierend ... aber wie sagte schon der große Bodhidharma - zumindest in einem fiktiven Interview von Graham Priest in den Mund gelgt: "Ah... Fascination. Another attachment to an illusory world"
Ich warte erstmal ab, wie sich das aktuelle Mega-Projekt entwickelt :D