Aber gibt's da nicht immer (noch) lecker Essen?
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Ich dachte immer, das Wirkprinzip wäre "similis simile curantibur", sprich, man nimmt irgendwas das die gleichen Symptome verursacht wie das was der Patient hat, und gibt ihm genau das in immenser Verdünnung ? Wofür braucht man da eine mehrstündige Anamnese ? Dieses Herbeifantasieren von "Typen" die dann irgendeine Kombination von irgendwas für "ihren Typen" bekommen statt gegen seine Symptome hört sich irgendwie nach Magie bzw. eine Verballhornung von TCM an.
Ich meinte natürlich "attraktiv" im Sinne von fesselnden Vorträgen zu spannenden Themen :blume:
Stimmt, da hat doch 2016 tatsächlich jemand ein Antikorruptionsgesetz für das Gesundheitswesen erlassen :ups:
Homöopathes eunt domus!
Nach Hahnemann ist Krankheit „eine besondre Stimmung“ des Organismus,[50] die der Heilkünstler anhand der Symptome zu erkennen und zu beseitigen habe.[51] Bei der homöopathischen Anamnese eines Patienten, d. h. einer Beobachtung und Befragung, wird versucht, das gesamte Symptombild und die Art der „Verstimmung der Lebenskraft“ zu erfassen. Im Unterschied zur Anamnese in der naturwissenschaftlichen Medizin wird in der homöopathischen Anamnese der Patient auch über eine Vielzahl von Sachverhalten befragt, die aus naturwissenschaftlicher Sicht unerheblich sind. Ziel ist es, dasjenige Mittel herauszufinden, bei welchem die beim gesunden Menschen beobachteten Symptome möglichst mit denen übereinstimmen, die bei der Anamnese des Kranken erfasst wurden (Repertorisierung, Repertorisation)
Als Repertorium wird in der Homöopathie ein Nachschlagewerk bezeichnet, welches aus der so genannten Materia medica, der homöopathischen Arzneimittellehre, extrahiert wird und der Ermittlung eines geeigneten Mittels dienen soll. In einem homöopathischen Repertorium sind die verschiedenen Symptome nach homöopathischen Kategorien in Rubriken mit ausführlichen gestaffelten Angaben zu Bereichen, Begleitumständen, Bedingungen und Zeit aufgelistet und dazu alle jeweils passenden homöopathischen Mittel, bei deren Anwendung diese Symptome beschrieben wurden, je nach Wichtigkeit mit einer so genannten homöopathischen Wertigkeit von 1–4.
Diese Auflistung ist je nach Verfasser des Repertoriums nicht immer identisch und erfordert aufgrund ihres komplizierten Aufbaus eine intensive Einarbeitung durch den jeweiligen Homöopathen.
Durch eine ausführliche Befragung des Patienten sollen dessen Symptome einschließlich aller Besonderheiten zusammengetragen werden und durch Abgleich mit der entsprechenden Auflistung des Repertoriums genau dasjenige Mittel herausgesucht werden, das bei allen Symptomenbeschreibungen verzeichnet ist. Nach homöopathischem Verständnis soll dabei besonderes Augenmerk auf für den Krankheitsverlauf untypische und für den Patienten prägnante Symptome gelegt werden; zusätzlich zu dieser so genannten Repertorisation sollen die ausführlichen Mittelbeschreibungen der Materia Medica zu Rate gezogen werden, um das Mittel auszuwählen, welches in Konstitution und Symptomen am ehesten dem Patienten entspricht
ah.
ja natürlich, ich bin an Ergebnissen interessiert, und nicht so sehr daran, auf welchem Weg das Ergebnis erreicht wird.
Wenn's der Placeboeffekt tut und es geht nachher wieder gut - was will man mehr? Wenn's ein anderer Effekt ist, und es geht nachher wieder gut - was will man mehr? Hauptsache, es geht gut. und wenn das alles noch auf günstige, schmerzarme, nicht allzu aufwendige und lästige Weise erreicht wird - umso besser.
Bei den ca 200 Fragen der homöopatischen Anamnese dürftest du grösste Mühe haben, nur schon zwei Leute zu finden, die 80% Übereinstimmung haben. Geschweige denn Leute, wo das Beschwerdebild 99% oder mehr Übereinstimmung hat, da musst du wohl wirklich sehr sehr viele Leute interviewen, um da vernünftig Paare bilden zu können.Zitat:
Falls so einen Anamnese bei gleichen oder ähnlichen Beschwerdebildern zu unterschiedlichen Verordnungen führt, stelle ich es mir schwierig vor, den Goldstandard der evidenzbasierten Medizin, die placebokontrollierte, randomininiserte Doppelblindstudie, zu erfüllen.
und wie gesagt: das Gespräch selbst kannst du nicht verblinden. Alle wissen, ob sie mit jemandem geredet haben und falls ja, worüber. und die therapeutischen Effekte, die so ein Gespräch schon hat - wie will man die isolieren?
Wenn die Beschwerden gleich sind, ist die Anamnese gleich. Wenn die Anamnese unterschiedlich ist, sind die Beschwerden unterschiedlich. Kopfschmerz ist eben nicht Kopfschmerz, das wird ein Homöopath nicht im Geist als "gleiche Beschwerde" zusammenfassen, wie es der handelsübliche Schulmediziner gewohnt ist zu tun.Zitat:
Denn wenn Patient A wegen der gleichen Beschwerden wie Patient B Medikament X bekommt, aber Patient B, aufgrund einer unterschiedlichen Anamnese ein Placebo, dass Medikament Y vortäuscht, wie soll man denn dann die Wirkung von Placebo und Verum vergleichen?
Wenn man so viele Leute so aufwendig befragen muss, wird's halt teuer. diese Sorte Geld muss auch erst mal jemand haben...
Och Himmel, das trifft auch auf jede Antifaltencreme zu, und auch grosse Teile des schulmedizinischen Arsenals sind noch längst nicht nach Kriterien der evidence based medicine aufgearbeitet... ja dann kaufen Leute halt Sachen, die nicht wissenschaftlich nachgewiesen sind. sondern womit sie vielleicht "nur" persönliche gute Erfahrung haben. na und?
und ich vermute, dass auch nirgends wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Wasser nass ist. Egal, ich werd mich trotzdem weiterhin damit waschen.
nicht dasselbe. etwa Ähnliches.
und die "immense Verdünnung" muss nicht unbedingt sein. es gibt durchaus auch Homöopathika, die nur wenig verdünnt sind.
na halt eben um herauszufinden, was genau das ist, wozu man ein Ähnliches sucht? man kann ja nur Dinge miteinander vergleichen, wenn man sie kennt?Zitat:
Wofür braucht man da eine mehrstündige Anamnese ?
Konstitutionstypen gibt's doch offensichtlich. Es gibt doch, zum Beispiel, kurze stämmige Menschen und lange dünne Menschen. Menschen, die leicht anfällig sind gegen Krankheit und andere, die robust sind.Zitat:
Dieses Herbeifantasieren von "Typen" die dann irgendeine Kombination von irgendwas für "ihren Typen" bekommen statt gegen seine Symptome hört sich irgendwie nach Magie bzw. eine Verballhornung von TCM an.
Menschen sind doch unterschiedlich und man kann die doch kategorisieren anhand von wenig oder nicht veränderlichen Eigenschaften? und das womöglich als Information für eine Therapie nutzen? ("Personalisierte Medizin" soll ja der neue heisse Sch..ss der Schulmedizin sein... die kommen also auch endlich drauf, Menschen in Kategorien zu sortieren, bevor man ein Medikament gibt... und nicht einfach alle mit demselben zuzuwerfen à la "versuchen Sie mal das, vielleicht hilft es ja")
Du solltest vielleicht einfach mal weniger vermuten...
https://www.warum-magazin.de/wissen/...st-wasser-nass
https://youtu.be/a5kQ2BWfnvY
Wasser ist nicht nass - insofern kann da auch kein entsprechender Nachweis erbracht werden - genauso wie Globuli keine Wirkung haben die nachgewiesen werden könnte.
https://www.managementgesellschaft-d...krankenkassen/
Teilweise muss man andere Tarife zahlen, bei einigen ist diese Behandlung aber im Grundtarif (auch eingeschränkt) mit drin. Kann man ja die KK wechseln, wenn man das möchte.
Völlig andere Baustelle.
P.S.: Die aber in der Tat ungefähr den gleichen Seriositätsgrad wie "Placebos" hat.
Na wenn das die ernstzunehmende homöopathische Diskussionsgrundlage ist, ... :verbeug:Zitat:
und ich vermute, dass auch nirgends wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Wasser nass ist. Egal, ich werd mich trotzdem weiterhin damit waschen.
Man kann die Kasse wechseln, aber selbst wenn man nicht zuzahlen muss, gewinnt man nicht wirklich etwas. Die Kassen, die im Grundtarif eine homöopathische Behandlung übernehmen, haben diese Leistungen extrem gedeckelt. Man kann nur zwei Jahre am Stück Homöopathie abrechnen und muss danach im "Ruhejahr" die Leistungen privat bezahlen:
https://www.tk.de/techniker/leistung...pathie-2002136
Des Weiteren sind die Übernahme der homöopathischen Arzneimittel ebenfalls stark beschränkt, wie hier bei der TK auf 100 EUR im Jahr:
https://www.tk.de/techniker/leistung...mittel-2002552
In Verbindung mit dem Ruhejahr alle 24 Monate, bedeutet das eine Deckelung homöopathischer Medikamente auf 200 EUR in 3 Jahren, was einer Kostenerstattung von nur maximal 66,66 EUR im Jahr entspricht.
Im gleichen Abrechnungszeitraum kann ein Versicherter aber zig tausende Euro an chemischen Arzneimitteln ohne Einschränkung abrechnen; weil homöopathische Medikamente eben grundsätzlich nicht abrechnungsfähig sind:
"Auch im Rahmen der Selektivverträge Homöopathie der DZVhÄ Managementgesellschaft werden daher grundsätzlich keine Kosten für homöopathische Arzneimittel übernommen. Im Übrigen müssen notwendige homöopathische Arzneimittel vom Patienten privat getragen werden."
https://www.dzvhae.de/patienten/
Fazit:
Die Allgemeinheit/ Gemeinschaft der Gesetzlich Krankenversicherten wird durch die Homöopathie keinesfalls belastet.
Entweder zahlen die Homöopathie-Willigen über kostenpflichtige Wahltarife einen Aufpreis oder sie sind bei einer Kasse, die Homöopathie im Kostenrahmen von Peanuts erstattet und die paar Euro als Werbekosten für Mitglieder verbucht.
Bleibt noch die Frage, ob Ärzte tatsächlich einen nennenswerten finanziellen Anreiz haben, homöopathisch zu behandeln? Ich sage: Nein und das lässt sich belegen.
Ärzte müssen eine zusätzliche Qualifikation erwerben, um überhaupt mit Kassen abrechnen zu können. Verlangt wird in den Zusatzverträgen der Kassen die Weiterbildung „Homöopathie“ einer Ärztekammer oder ein Diplom des Deutschen Zentral Vereins homöopathisch tätiger Ärzte (DZVhÄ).
Nur rund 2.000 Ärzte haben diese Qualifikationen überhaupt. Rund 7.000 Allgemeinmediziner praktizieren in Deutschland aber homöopathisch - daran kann man schon klar erkennen, dass der angebliche finanzielle Anreiz nicht existiert, weil die Mehrheit der ärztlichen Homöopathen gar nicht erst versucht, mit Selektivverträgen über Kassen abzurechnen.
Die Selektivverträge mit den Kassen sind "ausgehandelt", was nichts anderes heisst, als dass die Ärzte den Regelsatz für homöopathische Erstanamnese, Medikamentenwahl & Co. gar nicht voll realisieren können, sondern von der jeweiligen Kasse auf viel niedrigere Sätze runtergehandelt werden. Interessant ist dann nur noch der Werbeeffekt, von der betreffenden Kasse als Partner auf der deren Website gelistet zu werden.
"Für Ärzte ohne eine entsprechende Weiterbildung ist es in Anbetracht der Vergütung für homöopathische Leistungen durchaus eine Überlegung wert, die zusätzliche Weiterbildung zu absolvieren. Mit homöopathischen Leistungen kann immerhin ein Honorar erzielt werden, das bei Hauärzten nahezu der Vergütungshöhe der Versicherungspauschalen entspricht."
https://www.nav-virchowbund.de/uploa...13_s40_ebm.pdf
Mehr ist nicht.
Fazit:
Dass Ärzte Homöopathie primär wegen finanziellen Anreizen praktizieren, ist nach Faktenlage falsch.
Anhang 44312
https://twitter.com/drluebbers/statu...19191760543744
auch von dort: "Geld verdienen ist das System der Homöopathie GmbH & Co KG."
"Vor einigen Wochen löste der Mediziner Christian Lübbers, der für seine häufige Kritik an der Homöopathie in sozialen Netzwerken bekannt ist, einen gewaltigen Shitstorm aus. Vorausgegangen war eine Studie der Techniker Krankenkasse (TK), die im Fachmagazin PLoS One erschienen war. Darin stellten Forscher der Berliner Charité, der Universität Zürich und der Maryland School of Medicine fest, dass homöopathische Behandlungen teurer sind als klassische.
Die Kosten bei Homöopathie-Patienten würden sich demnach nach 18 Monaten auf 7.200 Euro pro Person belaufen, bei den anderen nur auf 5.900 Euro. Erklären lässt sich die Differenz durch die teureren Medikamente und häufigeren Krankheitstage der Homöopathie-Patienten."
https://taz.de/Krankenkassen-und-Homoeopathie/!5404162/
Wie sich aus den Links ergibt, ist die Homöopathie da nur deshalb teuerer, weil sie //zusätzlich// zu den vorher (unwirksam...?) verabreichten Mitteln der Schulmedizin verordnet wurde.
Ein Homöopathie "statt" Schulmedizin hat es in der Studie nämlich nicht gegeben. Wie sollte zusätzlich verabreichte Homöopathie auch Kosten sparen? geht ja gar nicht.
"Für viele ihrer ehemaligen Patienten sei die Homöopathie ein „Add-on“ zur klassischen Behandlung gewesen. Das erkläre die Mehrkosten. „Die TK hat bis jetzt keine Konsequenzen aus ihrer Studie gezogen“, resümiert sie.
Das bejaht Michael Ihly von der Techniker Krankenkasse: „Aus Kundenbefragungen wissen wir, dass Versicherte sich sogenannte komplementärmedizinische Angebote in Ergänzung zur Schulmedizin wünschen. Wir nehmen diese Wünsche ernst.“ Er verweist auf § 2 des Sozialgesetzbuches, das besagt, dass „besondere Therapierichtungen“ nicht ausgeschlossen sind
Außerdem würde die TK nur mit Vertragsärzten zusammenarbeiten. „Die von Ihnen erwähnte Studie kommt in der Tat zu dem Ergebnis, dass zusätzliche homöopathische Behandlungen keine Kosten sparen“, sagt Ihly. „Was die Kosten angeht, so sprechen wir allerdings von deutlich weniger als einem Promille unserer Ausgaben.“ Mit dem Angebot würde man Mitglieder im Solidarsystem halten.
Ähnliche Angaben macht der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie. Lediglich 0,04 Prozent der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen für Arzneimittel werden aktuellen Marktzahlen nach für Homöopathika ausgegeben."
Die Aussagekraft gegen Homöopathie ist also imho gering bis nichtig.