Zitat:
Zitat von
Seemann
Früher hatten die halt im wesentlichen für sowas nur Kräuter, Rinden, einige Pilze etc.
Bei den Zehntausenden natürlichen Substanzen, die es gibt und die verwendet werden, finde ich "nur" nicht eine sinnvolle Einschränkung.
Zitat:
Heute können wir das weit effektiver und umfangreicher synthetisch,
"Effektiver" im Sinne von "eine Wirkung tritt schneller ein". Also zB die Wirkung eines Schmerzmittels, wenn der Anästhesist ein Mittel spritzt, wirkt das nach wenigen Minuten... das kriegt Pflanzenmedizin eher nicht hin.
Effektiv im Sinne von "nachhaltige Besserung verschaffen, sodass keine Medikamentengabe nach der Heilung nötig ist" - darin ist moderne Medizin nicht besonders gut, vor allem, sobald es sich um chronische Beschwerden handelt.
Zitat:
Wie das aber mit altem Wissen ist, ist dieses erstens
-immer alt
das, was Menschen über Jahrhunderte und Jahrtausende immer wieder nutzen, in unterschiedlichsten Kulturen... dürfte wohl darum immer wieder genutzt werden, weil es sich bewährt hat!
Wein (seit Jahrtausenden bekannt) ist nun mal ein hochwertigeres Getränk, und vielseitiger verwendbar, als Red Bull.
Zitat:
und zweitens
-nicht immer wirklich Wissen.
Dass altes Erfahrungswissen grösstenteils noch nicht nach Kriterien der evidence based medicine aufgearbeitet und dokumentiert wurde, heisst eben nicht, dass es nichts nützt. Es heisst nur, dass die evidence based medicine es noch nicht geprüft hat gemäss ihren Standards.
Praktiker, die mit einer bestimmten Methode über längere Zeit arbeiten, werden wohl früher oder später durchaus ihr Erfahrungswisse
Zitat:
In die Volksmedizin(en) sind kulturelle und religiöse Aspekte mit eingeflossen. Bei der chinesischen Medizin wäre ein gutes Beispiel dafür das Meridiansystem. Dieses hat solche Wurzeln, aber keine Wurzeln in der Biologie, Anatomie, Physiologie oder Realität.
in meiner Arbeit (Akutpressur), die auf diesem Modell beruht... stelle ich immer wieder fest: das tut tatsächilch, was es soll. Ich weiss nicht wieso, aber es tut es. Von daher ist "Realität" für mich durchaus vorhanden, und vielfach bestätigt.
Zitat:
Mangels besseren Wissens hat man viel mit Analogien gearbeitet. Ne Walnuss sieht irgendwie aus wie ein Hirn. Gott will uns damit zeigen, dass Nüsse gut fürs Hirn sind.
Eselsbrücken sind eine super Sache, in der Tat. :)
Zitat:
Du sagst ja selbst, dass in hinreichend entwickelten Ländern in einer Notaufnahme so ziemlich das gleiche passieren wird, wie hier bei uns, weil unsere Körper ja gleich funktionieren. Oder zumindest funktioniert der Körper eines Chinesen (um bei dem Beispiel zu bleiben) hinreichd gleich, wie der eines Europäers.
Wenns drum geht, eine grosse Wunde zu versorgen - ja sicher.
Wenns drum geht, immer wiederkehrende vage Kopfschmerzen zu behandeln, sodass sie geheilt werden - sieht die Sache dann doch anders aus. Da kann bei Person A ein Nahrungsmittel dazu beitragen, dass 99% aller andern super vertragen; bei andern ist es das Wetter; der blöde Chef; das künstliche Licht; oder eher: ein Konglomerat vieler kleiner Einflüsse, die unterschiedich sind von Person zu Person. Wenn man dann will, dass die Kopfschmerzen nicht mehr kommen (statt: sie wegdrücken, wenn immer sie auftreten) - braucht es eine individuelle Diagnose, und ein sehr genaues Hinschauen. Da sind sowohl Homöopathen wie die chinesische Medizin besser als die westliche Medizin.
Zitat:
Da ist dann wieder die Gemeinsamkeit zur Volksmedizin, was hier ja auch als Argument ins Feld geführt wird. Das gibt es schon lange, das hat man schon früher und lange vor uns so gemacht. Ein solches Argument kann in der echten Medizin heute keinen dauerhaften Bestand haben.
Wie du sagst: Menschen sind im Grunde hinreichend gleich. Warum sollte etwas, das vor hundert und fünfhundert Jahren funktionierte und sich bewährte, heute auf einmal wirkungslos sein?
Zitat:
Ich persönlich glaube, dass Hahnemann, zumindest zu Beginn für seine Zeit fortschrittlich war. Deshalb glaube ich auch, dass er selbst heute kein Anhänger der Homöopathie mehr wäre.
Hahnemann war neugierig, offen und hilfsbereit - er hat zB auch Städte in Bezug auf Hygiene beraten (zB die Idee, im Winter die gefrorenen Eisschollen vom Wassergraben um die Stadt in den Wald zu bringen, damit das Wasser im Frühling frisch und unbelastet neu eingefüllt werden kann... oder Hospize für Infektionskrankheiten vor den Toren der Stadt zu errichten, mit wirtschaftlichen Anreizen für die Betreuer für jeden Patienten, der gesund rauskommt) - aber doch, der wäre wohl heute immer noch Homöopath.