Aha. Dann ist das definitiv nix für mich, ich brauche meine Wiederholungen :D
Tatsächlich ähnlich, wenn auch nicht gleich. Bei mir ist es 1st person, und entweder Wettkampf oder Sparringskampf mit sehr schwierigen Gegnern, also konkrete Erinnerungen an korrekte Ausführung in konkreten Situationen. Das Gefühl versuche ich auch beim Drillen abzurufen, wenn ich es für die Technik schon habe. Allerdings stehen da jeweils mehrheitlich vorher ein paar tausend Wiederholungen davor, sonst mache ich etwas in der Regel nicht wenns brenzlig wird. Es gibt auch Ausnahmen - zum Beispiel habe ich die Technikkombination hier
https://www.youtube.com/watch?v=7LcTzACQ7Lo
vorher nur auf Video gesehen, und mich dann beim Training mit einem Kaderringer spontan entschieden, die zu machen. War auf Anhieb ein umwerfender Erfolg :D Aber ok, ich hatte eben für den Suplex und die outside single schon die zigtausend Wiederholungen intus ;)
Dazu passend möchte ich die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, mal wieder die Erregungstheorie zu erwähnen, die ich im Sambo kennengelernt habe. Die besagt, dass sich Bewegungsmuster umso bleibender einschleifen, je höher der Erregungszustand zum Zeitpunkt der Ausführung war. Heisst, Drillen ohn Widerstand - tiefe Erregung. Leichtes Sparring mit einfachem Partner - leichte Erregung. Schweres Sparring, Meisterschaftskampf... die Spitze des Eisbergs wäre dann logischerweise Leben und Tod. Das heisst, um eine Technik bombenfest zu fixieren, muss notwendigerweise eine Erhöhung des Erregungszustandes angestrebt werden.
Ich kann dies grundsätzlich auch erfahrungsgemäss bestätigen. Allerdings kann die Erregungstheorie auch nach hinten losgehen, das heisst, das Vertrauen in die Technik kann auch wieder verloren gehen, wenn sie versagt. Yuri Shahmuradov (das ist DER Trainer, der die sowjetische Freistil-Nationalmannschaft in den 80ern und 90ern ganz nach oben gebracht hat) hat sich in in seinem Buch mit dem etwas nichtssagenden Titel "Free Style Wrestling" (FILA, Rom 1999, wenn ich mich nicht irre) ganz dem Thema Lieblingstechniken (koronka, tokui-waza, a-game...) von Spitzenringern gewidmet. Im Vorspann führt er auf, welche Frequenz er beim Drillen empfiehlt - sowas wie jede Lieblingstechnik 3x pro Woche, und laut meinem Trainer (der Shahmuradov an der Uni pauken durfte und hellauf begeistert von ihm ist) sollte man in jedem Training 800 Wiederholungen anstreben. Die russische Schule ist bekannt dafür, endlos zu drillen, hart gesparrt wird wenig und primär 4-8 Wochen vor grösseren Events. Das gilt auch als der Hauptfaktor, warum die Ringer aus dem ehemaligen Ostblock in der Regel deutlich längere Karrieren haben als z.B. die Amis, die oft genug nach einer Olympiade die Schuhe auf der Matte lassen. Shahmuradov schreibt auch, wie man das Vertrauen in eine im kritischen Moment verbockte Technik wieder herstellt - quasi den Lernprozess wieder von vorne anstarten mit hinführenden Übungen mit und ohne Partner, dann Partner wachsendem Widerstand, und schliesslich Sparring. Laut Shahmuradov tritt der gewünschte Effekt in der Regel ein, wenn man durch 4-5 Sparringspartner durch ist. Soweit ich ihn verstehe, muss das Vertrauen in die Technik wieder hergestellt werden, BEVOR man sie wieder zigtausendmal drillt.