Zweimal die Woche zum Training? Wo lebst du denn? So "oft" kommen bei mir die wenigsten
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Zweimal die Woche zum Training? Wo lebst du denn? So "oft" kommen bei mir die wenigsten
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Oder aber auch: Vielleicht konnten "sie" (naja, zumindest viele davon) sich nie so gut auf Einzelne fokussieren, und haben sich auch gar nicht so richtig als Dienstleister, sondern eher als Chef im Ring verstanden?
Die Wahrheit liegt im einen wie im anderen Fall IMHO irgendwo dazwischen; heißt: es gibt "hüben" wie "drüben" solche und solche. Und manches kommt dann passend zusammen, und anderes eben nicht. Dessen ungeachtet ist mein urpersönliche Meinung auch, dass sich im Großen und Ganzen heute Gewichtungen vieler "Trainierender" verschoben haben; und das in nahezu allen Sportarten, die ich so kenne. Und der Gründe gibt's halt viele; manche bestimmt stichhaltig, andere eher weniger. "O tempora mutantur ..."
Da es diesen Trend auch in anderen nicht KK/KS Sportarten gibt und das ganze auch entsprechend belegt ist:
https://www.svz.de/lokales/zu-dick-z...id4615766.html
taugt dieses Thema mit Sicherheit nicht dazu irgendwelche kruden Triaden gegen KS oder die Trainer auszuleben.
Egal ob Tennis, Kajak oder klettern/bouldern - überall im Prinzip dieselbe Entwicklung. Sobald es anstrengend, (nicht hart!) wird trennt sich die Spreu von Weizen, bei wenig Weizen und viel Spreu.
Aber im Prinzip sind Kajak-Trainer wahrscheinlich auch nur verkappte Chefs auf dem Wasser gell? ;)
Und Du kannst offensichtlich nach wie vor nur selektiv lesen und hast ein Problem mit dem erfassen von Kausalzusammenhängen - wenigstens das ist in der heutigen schnelllebigen Welt eine Konstante. [emoji6]
Also noch mal langsam für Dich:
Neben der abnehmenden körperlichen Leistungsfähigkeit - die lediglich einen Teilaspekt des Ganzen darstellt - ist daneben auch die mangelnde Einsatzbereitschaft sowie fehlender Durchhaltewillen in anderen Sportarten oder im Hobbybereich generell zu verzeichnen.
Selbst der freiwilligen Feuerwehr fehlt der Nachwuchs. Aber daran sind bestimmt auch wieder nur die KS Trainer schuld...
Ich merke bei uns im Verein geht die Schere immer weiter auseinander.
Auf der einen Seite habe ich die Leute, die sich 90 min in weißen Schlafanzügen mit bunten Gürteln etwqs bewegen wollen, ggf. sogar etwas schwitzen und was für ihre Bewegung tun wollen.
Auf der anderen Seite sind die Leute, die nicht zu frieden sind, wenn sie sich zum Schluss nicht in irgendeiner Art und Weise austoben konnten, dass der Schweiß aus dem Gi tropft, wo es auch mal härter zu Sache gehen kann, sei es bei der SV, beim Sparring oder auch bei der Wortwahl.
Das Gute ist, es ibt verschiedenen Einheiten, die das entsprechende Klientel zufrieden stellen.
Gut, in D-land schliesst man ja 'nen Vertrag ab; du bekommst deine Kohle so oder so- hier ist es so daß wen du Mal einen Monat nicht kommst, für diesen auch nicht zahlen brauchst;)
Aber ich weiss schon, was du meinst- ich Hass es, wie die Pest, immer wieder bei 0 bei so Kandidaten anfangen zu müssen
Also erstmal: Ja, ich sehe das so. ABER...
Du kannst halt auch immer nur umsetzen was die Teilnehmer zulassen und spätestens wenns um ein bisschen Geld geht, gilt immer mehr dass der Köder dem Fisch und nicht dem Angler schmecken muss.
Da kannst du entweder mitgehen und versuchen dich und deine Ideale zumindest nicht ganz zu verraten, oder du ziehst dein Ding durch mit einer exklusiven Gruppe die im wesentlichen unter sich bleibt. Naja oder du machst halt jeden Zirkus mit. Aber ich denke, dass ist nicht das was dir vorschwebt. ;)
Wie gesagt habe ich über die letzten (mindestens) fünf Jahre beobachtet, dass der Durchschnitt der Leute die zu uns kommen, nicht mehr so aufgestellt sind wie das "früher" war. Da fehlt es zu veränderlichen Anteilen an wirklichem Lerneifer, motorischen Grundfähigkeiten, der Bereitschaft sich reinzuhängen, regelmäßig zum Training zu kommen und sich nebenbei zumindest ein bisschen mit der Sache zu beschäftigen.
Ganz krass erleben wir das in unserer SV Abteilung. Die Leute die ich da früher drin hatte, sind mittlerweile in unsere Kampfsportsparten gewechselt und trainieren fleißig und mit Erfolg MMA, Kickboxen und / oder BJJ.
Nach und nach sind in der SV Abteilung dann aber überwiegend Leute eingestiegen bei denen sich direkt oder nach kurzer Zeit die beschriebenen "Mängel" gezeigt haben. Und um das klar zu machen: Ich bin grundsätzlich der Meinung dass jeder die Möglichkeit erhalten sollte brauchbare SV zu trainieren. Da dürfen die Erwartungen der Trainer auch nicht zu hoch und exklusiv sein. Aber es fällt eben zunehmend auf, dass auf der anderen Seite die Voraussetzungen sowohl körperlich als auch mental immer schlechter werden.
Tatsächlich habe ich mich selbst sogar mittlerweile aus der SV Abteilung zurückgezogen und bin nur noch als Kampfsporttrainer aktiv. Und auch da arbeite ich überwiegend mit fortgeschrittenen Leuten.
Insgesamt gehen wir mit einem sehr umfangreichen Angebot heute so um, dass wir Klassen für Einsteiger und Fortgeschrittene anbieten. Das funktioniert ganz gut. Wer bei den Fortgeschrittenen schludert, wird wieder zurückgestuft und kann in den Basiseinheiten weiter trainieren.
In den Basis- & Einsteigereinheiten händeln wir das so, dass die ambitionierten einfach stärker gefördert werden und "Trainingstouristen" auf dem niedrigsten Level bespaßt werden: Einzeltechnik, viel Cardio, etc.
Was sich allerdings auch zeigt: Wir konnten bzw. haben in der letzten Zeit aktiver Einfluss darauf genommen die richtigen Leute zu finden oder in den Leuten die richtige Haltung zu wecken. Das Ganze läuft über ein recht ausgiebiges Vorgespräch vor dem Probetraining und einer Nachbereitung. Das ist im Schnitt ne halbe Stunde insgesamt in der wir einerseits abklopfen was der Interessent sich wünscht / vorstellt, was er bereit und fähig ist zu investieren und andererseits was wir tun, wie wir es tun und was wir erwarten.
In den KS Bereichen funktioniert das sehr gut. Im SV Bereich (hier) eher nicht, was unter vielen anderen Umständen auch dazu führt, dass wir die SV Abteilung demnächst schließen.
Jap, das kenne ich auch.
Vor 7 - 8 Jahren haben wir große Seminare mit tollen Referenten / Trainern Ruck Zuck voll gemacht. Heute kommt keiner aus dem Quark und will bis zur letzten Minute mit der Anmeldung warten. Wenn er / sie denn überhaupt etwas nebenbei machen will.
Es fehlt an Verbindlichkeit, Eindeutigkeit und Hingabe. Das merke ich immer mehr.
Hm.. also eins vorweg, ich verdiene nicht wirklich Geld mit dem Training, bin aber auch nicht darauf angewiesen.
Stand heute: 2x die Woche am späteren Abend 2h Training, regelmässig 8-10 Leute, 50% Frauen, Spitze 16.
Ich erlebe nun über die Jahre ähnliches wie hier vielmals berichtet, und ich trainiere so wie ich trainiert wurde. Viel körperliches Conditioning, viel intensive Drills, dann Technik und Grundlagen, nach und nach Sparring.
Wer speziell mit dem Conditioning nicht klar kommt, fehlt nach 2,3 Mal ganz automatisch, und es ist gut so. Wenn man immer auf die "Neuen" und ihre Wehwechen eingeht, leidet der gesamte Kurs. JEdoch: Klar bei körperlichen Einschränken/Vor-Verletzungen pass ich das natürlich individuell an. Dazu scheint mir jedoch, dass in den jahren Knie und Fussleiden selbst unter jungen Studenten extrem zugenommen haben..
VG,
Phelan
Um mal für die andere Seite zu sprechen: Früher war ich einer der Motivierten, die immer kamen und fast jedes Seminar mitnahmen. Über die Jahre hat sich das Training immer mehr den Anfängern angepasst und ich habe mich irgendwann auch gefragt warum und wofür ich es eigentlich mache. Ich habe den Eindruck für viele ist's in erster Linie ein soziales Ereignis, wo man Leuten auf der Arbeit sagen kann "oh ich mache Kampfsport, komm doch auch mal vorbei" oder sowas. Da geht es gar nicht um den Sport, der ist nur eine Entschuldigung sich zu treffen.
Ich weiß auch nicht wie man gehobenere Schüler bei Stange halten soll, aber wenn man die am langen Arm verhungern lässt und als selbstverständlich nimmt sind die irgendwann halt weg. Ich sehe es ehrlich gesagt auch nicht ein den unbezahlten Hilfstrainer zu machen, für Leute die es nicht wirklich interessiert. Das ist so ein undankbares Zwischending finde ich.
Sorry, aber das ist nicht das Thema, das wir hier eigentlich besprechen. Das ist ein anderes Problem …
Dennoch möchte ich kurz darauf eingehen: Keine Frage, wie in jeder anderen Branche gibt es auch bei uns "schwarze Schafe". Aber ich bin so lange in diesem "Business" und durfte so viele tolle Trainierkollegen kennenlernen, dass ich die Behauptung wage, die meisten Trainer geben ihr Training wirklich mit "Herzblut", aus echter Überzeugung, aus Liebe zur Sache und vielleicht sogar aus Berufung. Die Intention hinter ihrer Tätigkeit ist im Grunde das Fördern und Unterstützen von Menschen. Häufig möchten diese Trainer den Menschen etwas weitergeben, das sie selbst durch das Training erfahren haben - meistens einen positiven Einfluss auf die eigene menschliche Entwicklung. Würden sich die Trainer die ganzen Stunden, die sich um das Training drehen (da geht es ja nicht nur um das Training selbst - da läuft ja vieles noch daneben) zahlen lassen, wäre das Training für die meisten Menschen gar nicht bezahlbar … Da ist also auch definitiv viel unentgeltliches Engagement dabei - auch bei den Trainern, die ihre Tätigkeit "kommerziell" ausüben.
Also eine "gesamtgesellschaftliche" Entwicklung den Trainern zuzuschreiben finde ich jetzt sehr einseitig gedacht …
Ja das hätte ich so vor ein paar Jahren auch nicht gedacht. SV Training gebe ich selbst nur noch auf Anfrage und für kleine Gruppen.
In meinem Alltag als Trainer spielen SV Trainings aber keine Rolle mehr. Ich bin da auch ganz ehrlich: Mir selbst hat es irgendwann keinen Spaß mehr gemacht, mit unverbindlichen Leuten zu arbeiten. Mit Leuten die mir erzählen dass sie sich ja schützen können wollen und dann aber einmal alle zwei oder drei Wochen zum Training kommen. Nicht weil nicht mehr geht, sondern weil dann ja noch Bouldern, Fußball und Freunde treffen angesagt ist.
Dazu dann der Mangel an wirklichem Interesse die Materie zu verstehen und entsprechend regelmäßig und qualitativ zu trainieren. Auch neben dem Training hier, vielleicht mit etwas laufen oder McFit hilfreiche Zusatzattribute zu trainieren.
Letztlich ging und geht es vielen um eins: Freizeitbespaßung mit etwas SV-Gedöns. Und da hab ich keinen Bock mehr drauf.
Und du kannst ja auch nicht wirklich argumentieren, weil den Leuten in der Regel ein klares Ziel fehlt. Im Kampfsport sagen wir "pass auf, wenn du kämpfen willst geht es nur so und so. Wenn du nicht kämpfen willst, kein Problem. Aber dann häng dich rein um für Kämpfer ein guter Partner zu sein ODER hampel halt mit anderen auf dem untersten Level rum"
Das versteht jeder und das funktioniert auch gut.
Das wir die SV-Abteilung schließen hat aber natürlich nicht nur damit zu tun. Zum Teil liegt es natürlich auch daran, dass zu zwei Premium Trainingszeiten die Matte von 5 Leuten blockiert wird die nicht gut trainieren und so auch kein Magnet für Neuzugänge sind.
Zum größeren Teil liegt es in unserem Fall aber auch einfach an der Übersättigung des lokalen Marktes mit unzähligen Pseudo Krav Maga Anbietern.
Allein im Umkreis von 3 Kilometern, also dem Einzugsgebiet von ca. 80% unserer Mitglieder, sind in den letzten 4 Jahren 8 Anbieter dazu gekommen, die - zum Teil wörtlich! - ihr Kung Fu jetzt Krav Maga nennen.
Und der hier im Thread beschriebene, durchschnittliche SV Neukunde vergleicht nicht. Der schaut nach Trainingszeiten, Anfahrtswegen, Parksituation und dem Preis. Wenn er dann im Probetraining nicht verhauen wird (was ja in der Regel nicht passiert) meldet er sich an.
Da ist dann auch nicht viel los mit "Qualität setzt sich durch". Die kann sich ja nur bei Leuten durchsetzen die du zu Gesicht bekommst. Und selbst wenn jemand vergleicht, werden sich - beobachtbar - zwei von drei Interessenten für den lockeren Hampelkurs entscheiden.
Das sind Probleme die wir in den Kampfsportrainings (Kickboxen, BJJ, MMA) so nicht haben.
Aber auch hier erleben wir täglich die verschlechterten Grundvoraussetzungen (physisch und mental) für den Kampfsport.
Wie wir dem entgegenwirken bzw. wie wir damit umgehen, habe ich ja weiter oben beschrieben.
Die generelle Aufmerksamkeitsspanne scheint gesunken zu sein und jeder möchte möglichst schnelle Resultate. In dem Sinne ist für mich schon der Zeitgeist. Spaßgesellschaft halt.
Als Trainer werdet ihr niemals alle erreichen können und charakterlich verändern schon gar nicht. Wäre es nur das Körperliche kann man sicher was machen, aber das braucht halt Zeit und Geduld.
Es kommt immer auf die einzelnen Personen an. Bei uns war eine Gruppe Mädels im Training, die haben mehr Zeit mit Selfies verbracht, als mit den Übungen. Wir haben Ihnen die Wahl gelassen,
1. trainieren
2. gehen
Sie haben sich für 2. entschieden.
Es war das erste Mal und auch das einzige Mal, dass jemand während des Trainings sein Handy gezückt hat.
Von daher kann ich sagen, dass wir zum Glück keine Probleme mit dem Trainingseinsatz haben. Die Leute geben ihren Möglichkeiten entsprechend Gas.
Problem ist eher, daß Vielfach einfachste Bewegungsgrundlagen, z.B. seitlich oder rückwärts laufen nicht vorhanden sind...
Jein.
Natürlich wird der Neukunde das nicht in der Tiefe bewerten können was im Training passiert. Und ja, gerade im SV Bereich fehlt es an, zumindest halbswegs, objektiven Parametern wie bspw. Wettkampferfolge um die Qualität des Training besser einschätzen zu können.
Allerdings sind zumindest grobe Vergleiche durchaus möglich, bei denen auch unerfahrene Interessenten die Möglichkeit haben gezeigte Techniken auszuprobieren, zu hinterfragen und insgesamt Fragen zu stellen. Passiert allerdings nur selten.
Sehr guter Thread hier übrigens :klatsch:
Da hier Aspekte wie z.B. die gesunkene Neigung zur Verbindlichkeit / der Trend zur Beliebigkeit und
geringere Aufmerksamkeitsspanne mehrfach angesprochen wurden mal ein paar Gedanken von mir
dazu.
Ich gehe mal davon aus, viele die hier schreiben sind Generation Ü40? Seit wir, diese Generation,
aufwuchsen hat sich das Leben enorm verändert, durch moderne Technologien mehr als je zuvor.
Wir wuchsen noch auf als man Absprachen traf, Termine ausmachte ohne das man dann mal eben von unterwegs Bescheid geben konnte,
mal kurzfristig absagen konnte usw. D.h. man musste das schon ernst nehmen und wenn man kein ***** sein wollte war man zur verab-
redeten Zeit am verabredeten Ort oder hatte einen echt guten Grund, falls nicht. (**** -> A.r.s.c.h. :) )
Heute? Heute haben wir Jahre/Jahrzehnte an Informationsflut hinter uns, jeder kann jederzeit kurzfristig kommunizieren (was
eben nicht nur ein Vorteil darstellt), es gibt unüberschaubar viele Möglichkeiten und Freizeitangebote. All dies (und ich skizziere
die Problematik ja nur grob) verändert den Mindset, übliche Verhaltensweisen uvm.
Irgendwer sagte mal, das Internet wäre eine so geniale Erfindung, ganz großartig sogar, bloß wären die Menschen
leider noch gar nicht reif dafür. Ach ja, Hagen Rether war das. Tja, ich denke, für Handys gilt das auch.
Soweit meine 2 ct.
Ich bin noch nicht Ü40! :D
Hallo,
wenn ich die Trainerbeträge so lese, halten sich einige für den Mittelpunkt des Universums, zumindest ihres Universums. Bitte, das steht jedem zu. Als Trainierender nehme ich mir aber selbstverständlich auch heraus, mich als die Mitte meines Universums zu sehen. D. h. ich stecke nur so viel Energie in Training, wie ich an diesem Tag für richtig halte. Der, der Training anbietet, weiß nicht, was ich an diesem Tag bereits an Energie in z. B. Beruf, Familie, Verpflichtungen aus Eigentum,...., investiert habe, weiß nicht, was bei mir morgen oder die nächsten zwei Wochen ansteht und evtl. wichtiger als Training ist.
Wenn Euch das Verhalten der Trainierenden so nervt, warum macht Ihr dann weiter? Hört doch einfach auf damit. Die Welt dreht sich auch ohne Euch weiter.
Und ja, ich bin selbst Trainer, ehrenamtlich.
Gruß
Das ist ziemlicher Quatsch in meinen Augen.
Es geht doch nicht darum, dass man kein Verständnis hat für Situationen in denen das mit dem Training einfach nicht klappt.
Es geht darum, dass es sich nun mal zunehmend so darstellt, dass die Leute insgesamt unverbindlicher und weniger zielstrebig an das Training herangehen. Weniger Engagement gezeigt wird, oft aber gleichzeitig die Erwartungen an zu liefernde Leistung und Resultate völlig absurd hochgeschraubt werden.
Wenn mir bspw. ein Student mit nem lauen Nebenjob zwei mal die Woche sagt er würde das mit dem regelmäßigen Training nicht schaffen weil er so viel um die Ohren hat, gleichzeitig aber ein 35-jähriger Familienvater im Schichtdienst, mit Frau ebenfalls im Schichtdienst und einem 5-jährigen Sohn es 4 mal die Woche zum Training schafft - weil er es will und möglich macht! - dann frage ich mich wen besagter Beispielsstudent da eigentlich vera*schen will.
Es gibt den schönen Satz "Zeit für´s Training hat man nicht. Man nimmt sie sich." oder wie Schwarzenegger mal sagte "When the President of the United States has time to workout, when the Pope has time to workout - than you have time to workout!"
Hinzu kommt der Umstand dass ebenfalls zunehmend die körperlichen Grundvoraussetzungen für Kampfsport (und andere Sportarten die hier aber nicht diskutiert werden) im Querschnitt der Gesellschaft schlechter werden.
Das hat nichts, aber auch gar nichts mit "Mittelpunkt des Universums" zu tun.
Interessante und bereichernde Sichtweise, ich sehe das aber nur bedingt so.
Wenn Du in einer Gruppe trainierst, geht es neben Dir und Deinen Bedürfnissen auch um den Trainingserfolg als Gruppe, ja, auch wenn Kampfkunst kein Mannschaftssport im eigentlichen Sinne (Ballspiele, etc.) ist.
Der schmale Grat zwischen Spaß und Vergnügen einerseits und dem - nennen wir es mal "Verhaltenscodex" in den Kampfkünsten andererseits wird nicht erkannt. Das eigene Verhalten stört dann die, die ernsthaft trainieren wollen, und behindert deren Fortkommen.
Es gibt unterschiedlich Motivierte, die dann ihr Training sehr unterschiedlich gestalten.
Unterschiedliche Befindlichkeiten, gekoppelt an die entsprechenden Ansprüche, haben somit immer wieder Einfluss auf das „Betriebsklima“.
"Wer zahlt, schafft an!" wäre hier m.E. nur bedingt anwendbar, da die persönliche Befindlichkeit zum Wohle Aller und der Sache nur bis zu einem gewissen Grad berücksichtigt werden kann.
Eine wirkliche Lösung sehe ich leider nicht.
Für meine Schüler versuche ich derzeit im Umkreis Schulen/Vereine zu finden, denen es ähnlich geht, um möglicherweise eine Kooperation herzustellen, damit Gleichgesinnte gebündelt werden können.
Vielleicht ist es neben anderen Sachen ein statistisches Phänomen. Von wegen, dass Kampfsport allgemein beliebter geworden sein könnte und jetzt auch unsportlichere Typen anzieht. Bewegungslegastheniker gab es früher auch.
Crossfit zum Beispiel versucht ja ganz bewusst die Leute anzuwerben, die vor 20 Jahren nie im Leben was mit Gewichtheben usw. zu tun gehabt hätten.
Puh, da würde es bei mir schon daran scheitern. Mich interessieren Verhaltenskodizes von - in meinem Fall - toten Japanern und Okinawanern nicht. Ich lebe nicht im Jahr 1920 in Japan, sondern im Jahr 2019 in Deutschland. Ich geh trainieren, um Spaß am Training zu haben. Großer Meister und Sensei und Vorbild und Charakterbildung und pi pa po brauch ich nicht.
Erst mal: Danke für den Thread, finde ich großartig und die Diskussion auch echt gut; sachlich, zielgerichtet, positiv...!
Danke auch an StaySafe für die sehr guten und interessanten Beiträge.
In einer meiner Schulen sind wir komplett und in einer anderen sehr auf Selbstverteidigung ausgerichtet. Ich erlebe also die gleichen Probleme wie ihr, wenn zum Glück auch noch in kleinerem Maßstab:
wir haben überwiegend Leute, die absolut Bock auf schwitzen und Powern haben und sich in Großen Teilen viel Mühe geben; aber auch bei uns schlägt voll rein, dass viele sich wenig Zeit nehmen und außerhalb des Training s wenig Interesse an Beschäftigung haben.
Ich habe einmal erfolglos versucht, unser Training zu optimieren, in dem ich zwei Kategorien Krav Maga angeboten habe: 'blau' und 'schwarz'. Während blau zum etwas behutsameren rantasten ans Kämpfen war, also quasi ein Leute weit vorne abholen; ist schwarz für alle gewesen, die mit Biss an die Sache gehen und viel Sparring und Sparringsnahe Übungen machen wollen. Und die haben wir durchaus, auch nicht so wenige; manche von Anfang an und manche wurden es mit der Zeit.
Das hat trotzdem ÜBERHAUPT nicht geklappt; in so fern, als dass die Trainierenden trotzdem so kommen, wie es ihnen zeitlich passt, nicht inhaltlich. Und dann dort so trainieren, wie sie eben gerade ticken. Letztlich für mich kein Erfolg, haben wir wieder eingestellt. Stattdessen beue ich mehr darauf, in der Trainingsstunde nach links und rechts zu trennen und die Möglichkeit zu geben, sich DANN selber einzuordnen - das klappt besser. Nicht immer perfekt, aber deutlich besser. Dazu haben wir Kickboxen und BJJ und eine Stunde Clinch; das klappt ganz gut, dass sich dort die, die noch mehr und voir allem noch tiefer wollen, austoben können.
Letztlich scheint die zeitliche Bequemlichkeit und Flexibilität aber ein entscheidender Faktor zu sein.
Ich bemerke es auch an mir selber: ich käme zur Zeit nicht im Traum auf die Idee, ein Hobby aufzunehmen und darin auch nur einen Bruchteil der Zeit zu stecken, die ich früher zu Studienzeiten oder als Berufsanfänger in Kampftraining gesteckt habe.
Und wenn ich selber zum Ausgleich etwas ergänzendes suche wie jetzt gerade, sind 60min für mich deutlich attraktiver weil machbarer als 90min ...
Da ist auf jeden Fall was dran, das hat sich massiv geändert. Ich glaube, damit muss und kann man vielleicht sogar leben; ich finde es OK, dass ein Trainer auch Unterhalter ist und Training einen unterhaltenden Charakter haben soll - die Konkurrenz ist einfach da und Leute haben soo viele Möglichkeiten, (teilweise) knappe Freizeit zu verbringen.
Was ich jedenfalls da als Lösung vorschlage und versuche umzusetzen ist das Prinzip, was auch im Kindertraining vielerorts empfohlen wird, Wiederholungen etwas zu verstecken/ zu verschleiern.Hab ich neulich bei Klaus Nonnemacher eine Ausbildung gemacht, wo mir sein Konzept dafür von der Art und Wise sehr gut gefallen hat.
In den letzten Jahren hab ich für mich das technische Curricullum für Krav Maga/Selbstverteidigung auch noch mal massiv reduziert.
Kann ich nachempfinden. "Verhaltenskodex" (deshalb auch in Gänsefüsschen) meint auch nicht Glorifizierung und Aufrechterhaltung von Mythen, sondern den verantwortungsvollen Umgang beim Trainieren miteinander. Möglicherweise wäre "Spiel-/Hausregeln" da unverfänglicher in der Wortwahl.
Ist die Freizeit eigentlich wirklich knapper geworden? Das glaube ich irgendwie nicht. Zu Zeiten meines Vaters z. B. wurde noch täglich 10h und Samstags 8h gearbeitet.
Ich glaube/fürchte wir hetzen uns einfach selber zuviel, sind ständig Verfügbar obwohl das gar nicht nötig wäre etc.
Gute Frage; weiß nicht genau; was sich zB bei mir anders gestaltet: Meine Frau und ich arbeiten beide vollzeit+ (Selbstständig, viel Fortbildung) plus Kind(er); ähnlich im Umfeld. In meiner Filterblase ist wirklich weniger Zeit da insg. als zB in meiner Kindheit; da hat nur ein Elternteil VZ arbeiten brauchen und der Unterschied ist spürbar. Zu Zeiten Deines Vaters haben aber bestimmt auch die wenigsten 1-2 Hobbys plus FitnessBude betrieben ?!? ;)
Aber ganz bestimmt ist es auch die Verfügbarkeit; Fear of missing out; und natürlich Zockerei/Internet rumgedaddel/am Handy kleben, dass wahnsinnig viel Zeit verbraucht
Das ist für mich ein zweischneidiges Schwert. Einerseits wünsche ich mir mehr Einsatz, mehr Motivation, mehr Aufmerksamkeit beim Stoff etc., andererseits ist mir aber auch klar, dass das jeder anders haben will, jeder hat seine persönliche Präferenz. Da machen für mich unterschiedliche Gruppen Sinn im Training, Gruppen für Leute die nur ein- bis zweimal in der Wochen kommen wollen und Leute, die viel intensiver trainieren wollen und können.
Beide hole ich da ab, wo sie sind. Und dann mache ich auch so weiter. Ein sicheres Umfeld für die eigenen Erfahrungen der Trainierenden schaffen.