Spätestens jetzt ist der Austausch mit dir beendet.
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Ein weiterer Gedanke: Wing Chun und Selbstdarstellung
Geht dies nur mir so oder erlebe ich gerade in der Wing Chun Szene vermehrt Menschen, die sich gerne selbst darstellen? Ich schaue mir die Ausführungen ja auch gerne an und folge den Gedanken der Dozierenden, wenn die in sich geschlossene Wing-Chun-Didaktik seriös erläutert und demonstriert wird. Es klingt ja auch herrlich perfekt! Schaut mal:
1. Form ("Damit du eine eine kleine Idee des Systems bekommst.")
2. Form ("Hier bauen wir die Brücke zum Gegner, du wirst schon sehen.")
3. Form ("Da wirst du aus dem bisherigen Raster geworfen und lernst ganz neue Bewegungsmuster, dich im Notfall schützen werden.")
HP ("An der Holzpuppe entwickelst deine Struktur. Sie korrigiert sich von selbst und ist immer für dich da.")
Langstock ("Ja, die Distanz und so...Kraftübertragung...öhm...da bist du aber noch nicht.")
Doppelmesser ("Die sind geheim für dich. Aber ich zeige dir mal eine Technik - aber Pssst, gell?")
Wie schnell ich das herunterspule und ich kann auch ganz toll die Prinzipien erklären. Mit Tai Ji Quan und Karate geht das ebenso zügig. Wenn ich anfange die "Ideen" und Konzepte der Naihanchi zu erläutern - das ist Ambrosia für die Ohren. Die Krux an der Sache: Unserem Ziel (exemplarisch einmal "Konzepte zur SV") sind wir damit jedoch keinen Schritt näher gekommen, allerdings sind nun die Nebelkerzen gezündet und geworfen. Und genau hier driftet die Szene mehr und mehr ab. Es wird erklärt und erläutert...blablabla...dann gehen wir gesättigt und erfreut nach Hause.
Was bleibt am Ende hängen? Mein Gedankengang geht (und dies sei gerne über den Tellerrand hinaus zu verstehen) dahin, WARUM mache ich das und bekomme ich gewissermaßen auch das, WONACH ich gefragt habe? Was ist es, was das Wing Chun so "faszinierend" macht? Ist es diese so in sich geschlossene und aufeinander aufbauende Didaktik, die lockt und verführt? Am Ende jedoch recht zügig in sich zusammenfällt, wenn der Ringer (um einmal bei diesem Beispiel zu bleiben) abtaucht und dich einfach rumrennt oder aber du den Schwinger noch hast kommen sehen, bevor die Lichter ausgegangen sind? Weil am Ende doch nur wieder die "Kämpfernaturen" dominieren, die eben nur zufällig in das Wing Chun gestolpert sind?
Um meinem ersten Eintrag zu kommen und den Kreis zu schließen:
Meine Ferien gehen morgen wieder zu Ende und ich habe mich mal wieder auf das Wing Chun gedanklich eingelassen. Licht und Schatten. Die Faszination weicht erneut schnell den oben genannten Inhalten und Impulsen - bleibt aber irgendwie erhalten. Scheinbar werde ich das WC nicht los. Sei es nun über KRK suggestiv über Jahrzehnte ins Gehirn gepflanzt oder aber weil doch was dran ist an dieser Diva aus China. Ich weiß nicht. Was ich aber weíß und dies bei aller Kritik und den mad/bad/maniac thougts:
Das Wing Chun macht einfach Spaß - vielleicht ist das ein gemeinsamer Nenner und vielleicht sollte man sich nicht zu tiefsinnig in die Tiefen ziehen lassen - laisser faire an erster Stelle und einmal den kommerziellen Gedanken weg. Nicht jede Bewegung der 1. Form hat eine tiefgehende Bedeutung und öffnet gänzlich neue Perspektiven oder aber Konzepte und auch die Doppelmessertechniken (mir wurde nie die Ehre zuteil, in deren Geheimnisse eingeführt zu werden) werden sich jetzt nicht soooooooo stark von FMA-Bewegungen unterscheiden.
Dankeschön für eure Beiträge und Gedanken!
Was du beschreibst ist eine Möglichkeit , aber nicht die Einzige .
Für mich gibt es da zwei Wege
A) ich mache das was für mich funktioniert hat und funktioniert und auf Frage erkläre ich es bis ins Detail anhand meines derzeitigen Wissens , meines Verständnisses und wenn möglich mit Beachtung der Aufnahmefähigkeit meines Gegenübers anhand seines Wissen und Verständnisses wie es sich mir darbietet. Dazu können dann auch Mottos , Anweisungen , Formendetails , Stiltaktiken usw. herangezogen werden , wenn es sich anbietet.
B) man erklärt es ebenfalls anhand seines technischen Wissen und Verständnisses , ebenso mit Bezug zur Form , Mottos , Biomechanik usw. und HOFFT das es so funktioniert , aber man weiss es nicht wirklich , weil nie in den Situationen benutzt wo es funktionieren muss.
A ) kann zwar auch etwas bis in Kleinste für sich und den anderen Aufdröseln , wird aber in den technischen Ausführungen sehr viel kulanter , toleranter sein , da er weiss das keine Schablone eine reale Scene widerspiegeln kann und wie wichtig das Anpassen , das Improvisieren ist , TROTZ fester eigener Strategie und Technik.
A Ist fähig die jeweiligen Eigenheiten eines Schülers mit zu beachten , und darauf zu reagieren , ja sie sogar mit einzubauen . . Er kann auch mal Fünfe grade sein lasen , wenn es dem Schüler hilft es zum funktionieren zu bringen und Dinge einbauen lassen , die ev dem Stil sogar "scheinbar" widersprechen.
B) wird für gewöhnlich sehr akribibisch auf exakte Ausführung ohne Abweichungen bestehen . Ist auch verständlich , da es an Rückkopplung zur realen Umsetzung fehlt , bietet nur das Festhalten an einer starren Sicht auf Form , Technik , Abläufe ,.eine gewissse Sicherheit ..für sich selbst als Lehrender , wie auch für den Schüler , wenn konkrete Rückfragen seinerseits kommen . Und mag es garnicht wenn Schüler aus Konzepte , und damit aus seinem Sicherheitsbereich ausbrechen .
Ein Runterspulen können allein , ist für mich noch kein Anzeichen für Selbstdarstellung , sondern der konkrete Umgang mit den Schülern zeigt es erst. Auf deutsch , seine komplette Art zu lehren .
Cam67, mir ging es um diese Art und Weise, WIE sich hier (also in der Szene und nicht nur da) zum größten Teil selbst dargestellt wird und eben aus der Variation B heraus, sprich sie beten das Curriculum (was nicht einmal von ihnen ist) herunter und haben gar keine Idee oder aber Ahnung, warum es und ob es funzt. Aber sie wissen sich zu verkaufen und (wie du schreibst) sie weigern sich schlichtweg, aus ihrer Komfortzone heraus zu kommen.
Ich bin demnach gänzlich bei dir und sehe dies bei B auch gar nicht so neutral bis positiv, wie du es in Worte gefasst hast. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich damals in meiner aktiven Wing Chun Zeit (nach der EWTO) nur noch an solche Sorten geraten bin, die mit unserer geliebten Diva ihre Kohle machen wollten und ihnen die Entwicklung eines Anwenders vollkommen egal war.
Additum: Es wäre vermessen und würde ein neues, riesiges Feld eröffnen, so ich nun die heutige Gesellschaft an sich ins Spiel bringen und Parallelen aufzeigen würde. Ich werde mich hüten! Daher nur so viel an dieser Stelle: Es fällt mir immer schwerer zu unterscheiden (jetzt zum Beispiel mit Blick auf die Europawahlen), ob da nun eine eigene Meinung, basierend auf Erfahrung hinter steht oder aber nur eine Drohne, die entweder dumm ist oder sich opportunistisch präsentiert und gleichzeitig die Kohle beziehen möchte. Was auf einen Nenner eint ist eben diese Kompetenz der Selbstdarstellung und Präsentation. Aber ok...das passt nicht gänzlich hier her.
@ Mod: Von mir aus gerne hier schließen. :)
Ich geh mal auf diesen Punkt "an solche Leute geraten zu sein.." ein.
Das ist kein Angriff auf dich oder deine Sicht . Es gibt immer 2 Seiten . das soll keine Banalität sein , sondern ich meine damit , das auch derjenige der etwas sucht eine grosse Rolle dabei spielt was er findet UND was er draus macht . Unsere kleine truppe von 4 mann hatte allesamt genug Erfahrung draussen um für uns und korrekt einschätzen zu können , ob das was wir in unserer ersten Begegnung vorfanden, für uns sinnvoll ist oder nicht. Und der mit Abstand stärkste Punkt war der Lehrer der es an uns demonstrierte .
Mit anderen Worten , wären wir an "solche leute " wie du geraten bist , hätten die uns wahrscheinlich nicht die Bohne überzeugt . Weil wir den den notwendigen Vergleich hatten.
Aber .
Trotz unserer Vorerfahrung , waren wir ständig auf der Suche nach Abgleich mit Anderen , haben wir uns ausserhalb des öffentlichen Trainings eigene Trainingsmöglichkeiten geschaffen und die Türen IMMER und zu jeder zeit offen gehalten für jeden der an Austausch interessiert war . Und zu 99% lief das ganz ohne EGO ab . Egal ob KKler oder KSler . Und mit der Zeit kannte man sich untereinander aus allen möglichen kampfsportarten . Wir hatten also den ständigen Abgleich .
Wenn also jemand , wie du z.b. dies beim Einstieg in KK fehlt , er es aber ebenfalls sucht , dann kommt er in meine Augen irgendwann nicht daran vorbei , entweder Raus zu gehen und dort sein Zeug zu testen , wie wir es gemacht haben oder zumindest sich Gruppen , Leute , was auch immer suchen , wo er unkooperativ es abgleichen kann . Völlig egal was für ein Lehrer er hat . den Abgleich findest du NICHT in der eigenen Truppe !
Und die welche es nicht machen , kommen auch mit einem guten Lehrer nicht wirklich im Gebiet "freies Anwenden " weiter . So auch bei uns . Es gab genug in der "Normalen" öffentlichen WT-Gruppe die NIE sich damit hätten ernsthaft verteidigen können . Weil einfach der innere Antrieb fehlte den Abgleich auch zu suchen und sie so auch trainierten und soooo auch zuhörten .
Wenn DIE dann aber irgendwann eine eigene Schule eröffnen sollten , spätestens dann , hast du einen Lehrer ohne jegliche Erfahrung , ohne Biss , Ohne Mind , nur mit Technik und Theorie . Und eine neue Art an Generation ist geboren .
Dieses ganze "der Lehrer ist Schuld" kann ich für mich nur zur Hälfte akzeptieren .