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... Friedemann Weber zieht die Wanderschuhe an und macht sich auf den Weg zum Bahnhof. Er fährt mit dem Zug und Bus nach Hause, 70 Minuten, weil er dann mehr Zeit zum Lesen hat. „Daraus besteht meine Arbeit zu 50 Prozent“, sagt Weber. Daneben gehört zu seiner Jobbeschreibung, mit vielen Rückschlägen umzugehen. „Für die Forschung braucht man eine große Frustrationstoleranz.“ Oft klappten Experimente nicht oder zeigten sich schöne Hypothesen als nicht vereinbar mit den Ergebnissen, die sich im Labor ergäben.
Forschung an Viren ist wichtig – und kostet Geld
.... „Viel Zeit geht für das Schreiben von Anträgen für Drittmittel drauf – wenn keine genehmigt würden, könnte ich keine Mitarbeiter mehr anstellen und nicht mehr forschen.“ Dabei gibt es so viel zu erfahren, nicht nur, aber auch über die Viren dieser Welt. Opencorona ist nur eines von vielen Projekten, an denen Weber mit seinem Team arbeitet. So hat er einen DNA-Impfstoff mitentwickelt, der gegen das Krim-Kongo-Fieber schützen soll, eine Viruserkrankung, die sich aus Afrika und Asien kommend mit der Klimaerwärmung schon bis auf den Balkan vorgearbeitet hat. „Es ist ein hämorrhagisches Fieber, das vor allem durch Zecken übertragen wird“, sagt Weber. Der Impfstoff geht bald in die erste Phase der klinischen Testung.
...Wahrscheinlich war nie offensichtlicher als heute, wie wichtig es ist, dass Wissenschaftler Viren erforschen, von denen die meisten Menschen nie gehört haben. Denn eines Tages könnten diese Erkenntnisse unser Leben retten. Die nächste Pandemie, sie kommt bestimmt. Weber verabschiedet sich auf den Bahnsteig, zu Hause warten Frau und zwei Kinder. In seiner Tasche eine wissenschaftliche Publikation zum Lesen – das Krim-Kongo-Fieber ist demnach bereits in Ungarn angekommen. ...