Hallo,
früher vs. heute: A. Asato (1828–1906) nannte in seinem Diktat (Band I, S. 15) einige Übertragungslinien, und aus heutiger Perspektive sind davon augenscheinlich mehrere tot. D. h. auch früher war es scheinbar nicht zwingend leicht, eine Linie am Leben zu halten. „Leicht“ ist vielleicht auch nur ein Aspekt, denn aus meinem Blinkwinkel würde ich noch „sinnvoll“ hinzufügen. Wenn sich kein geeigneter Schüler findet oder die Umstände es kompliziert machen, ist es möglicherweise gar nicht sinnvoll, eine Linie am Leben zu halten. Nur halb weitergegebenes Karate-Wissen ist sehr viel schlechter/ungünstiger als das vollständige Wissen eines „Meisters“.
Es stimmt, heute gibt es ungleich mehr Menschen als noch um 1900. Gleichzeitig haben die Menschen heute sehr viel mehr „andere“ Beschäftigungsmöglichkeiten. Und heute meinen halt viele Leute etwa durch das Internet schon ganz genau zu „wissen“, was „Karate“ ist oder zu sein hat. D. h. früher wie heute war das Aufrechterhalten einer Linie keine Selbstverständlichkeit, wobei es früher aufgrund von weniger Beschäftigungsalternativen einfacher gewesen sein könnte.
Grüße,
Henning Wittwer