Zitat:
Der Zeitraum ist selbstverständlich wichtig. Da ich jung bin, machte ich meine diesbezüglichen Erfahrungen logischerweise nicht vor vierzig oder fünfzig Jahren … Dass es technische Unterschiede zwischen dem Karate H. Nishiyamas und dem der JKA gibt (die sich entwickelt haben), stellte ich an einem einfachen Beispiel in dem Artikel „Der Zenkutsu-Dachi und seine Varianten im Shōtōkan-Ryū“ („Toshiya“ 10/2007) dar. Ein (amerikanischer) Schüler von H. Nishiyama und ein JKA-Anhänger, der regelmäßig in Japan bei M. Tanaka (geb. 1941) trainiert, gaben mir positive Rückmeldungen zu meinem Artikel, in denen sie bestätigten, was ich in Wort und Bild festhielt. Dass in der JKA nach Standardisierung gestrebt wird, schrieb ich selbst schon häufig. Nichtsdestotrotz gab und gibt es „Abweichler“, die mal größere, mal kleiner technische Unterschiede ausüben und lehren. Dazu gab es im Forum Karate-News (mindestens) eine längere Diskussion. Da dieses Forum „kaputt“ ist, kann ich sie aber nicht so schnell finden.
Gut, da sind wir uns einig. Auch wenn wir in der Endbetrachtung das Ganze anders sehen. Ist halte eine Voll/Leer Geschichte ;)
Zitat:
Der Verweis auf ein „Bubishi“ verdeutlicht zwei Probleme. Es gibt einen „Nord-Süd-Satz“ in einer englischen Übersetzung/Interpretation verschiedener „Bubishi“-Ausgaben. Problematisch an ihm ist, dass er in den mir vorliegenden japanischen/chinesischen Fassungen so nicht vorkommt. Wichtig ist außerdem, dass der „Nord-Süd-Satz“ der englischen Version eher so klingt: „Verwende immer kreisförmige Bewegungen von Nord nach Süd […].“ Kein „wenn“, „dann“. Ist dieser „Nord-Süd-Satz“ also Bestandteil der okinawanischen „Bubishi“? Selbst wenn es sich also um eine „Visualisierung“ in einer Richtung des Pa-Kua Ch’üan handeln sollte, heißt das noch lange nicht, dass dieser Wortlaut etwas mit einem „Bubishi“ und damit mit einer angenommenen Beeinflussung der okinawanischen Kampfkünste zu tun hat. Das zweite Problem an dem Verweis besteht darin, dass bestimmte Fachbegriffe oder Phrasen in der Kampfkunst zwar vom Wortlaut her identisch oder zumindest vergleichbar sein können, ihre tatsächliche inhaltliche Besetzung jedoch je nach Lehrmeister oder Tradition erheblich voneinander abweichen kann. Ich selbst machte an anderer Stelle darauf bereits aufmerksam. Selbst wenn also ein Begriff oder eine Phrase in einer Tradition wie dem Pa-Kua Ch’üan als „Visualisierung“ genutzt wird, heißt das noch lange nicht, dass sie ähnlich oder gleich lautend in einer anderen Tradition wie meinetwegen dem Lohan-Ch’üan (eine „Bubishi“-Quelle) ebenso als „Visualisierung“ Verwendung findet und falls doch, dass es nicht zwingend in der gleichen Weise bzw. mit dem gleichen Resultat geschieht. Noch viel weniger ist dann es zulässig, solch einen Ansatz kultur- und länderübergreifend (China nach Ryūkyū) als grundsätzlich gegeben hinzunehmen, ohne echte Belege zu haben. Genau da spielen eben auch die direkten Unterweisungen des Lehrers eine Rolle. Lehrer aus fremden Traditionen oder Laien können alles Mögliche zu einem Fachbegriff meiner Tradition sagen – manches logischer, manches unlogischer – aber was der Fachbegriff in meiner Tradition tatsächlich soll und was es mit ihm tatsächlich auf sich hat, erfahre ich nur in meiner Tradition.
Bin ich auch bei dir. Darum ging es mir auch nicht vorrangig. Mehr um die Gemeinsamkeiten zwischen den KKs. Und wie gesagt, ein "Bild" ist 1:1 in den 20 Paragraphen Funakoshis enthalten. ;)