Man kann die Frage auch mal umgekehrt stellen. Angenommen wir hätten nicht 70.000 Tote, oder ca. 250.000 wo die USA in etwa hinkommen, sondern 20 Millionen. Warum wäre das ein Problem ? Wieso ist das schlimmer als 2 Mio, 200.000 oder 20.000 ?
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Man kann die Frage auch mal umgekehrt stellen. Angenommen wir hätten nicht 70.000 Tote, oder ca. 250.000 wo die USA in etwa hinkommen, sondern 20 Millionen. Warum wäre das ein Problem ? Wieso ist das schlimmer als 2 Mio, 200.000 oder 20.000 ?
Ich denke, dass das letztlich auch niemand sagen kann und muss. Es sind dann halt am Ende so viele, wie es sind, wenn man sich durch das Nadelöhr von Gesundheitsschutz und restliches Leben zwängt. Massenveranstaltungen wird es bestimmt noch länger keine geben, vermutlich selbst keine halbwegs größeren geselligen Treffen (mehr als 10 oder 20 Personen, könnte ich mir vorstellen). Plus Masken im Alltag und so gut wie möglich Abstand halten. Mehr wird sich längerfristig bei den Menschen nicht durchsetzen lassen und ist auch wirtschaftlich nicht machbar; m. M. n.
Apropos Streeck: Streeck im gemütlichen Plausch mit dem Landrat von Heinsberg, Herrn Pusch.
https://youtu.be/K7O_R-Ik494
"Das Problem, das die Wissenschaft hat, ist: Sie argumentiert gegen die Angst. Und gegen die Angst kann man mit Wissenschaft nicht wirklich gut argumentieren." Jo.
Sehenswert und schön allgemeinverständlich. Für eine verspätete Mitragspause oder einfach zwischendrin (im Home Office kontrolliert ja keiner).
Das englische Original-Manuskript zur Heinsberg-Studie ist hier inzwischen zirkuliert worden?
Ein anderer Prominenter der Viruloge Kekule zu aktuellen Situation. Sehr lesenswert und er geht sehr ins Detail mit seinen Vorschlägen und Analysen:
https://www.zeit.de/wissen/2020-05/l...exander-kekuleZitat:
...Insbesondere die Öffnung von Kindertagesstätten und Grundschulen ist zwangsläufig mit einer Zunahme der epidemischen Aktivität verbunden (die Erkenntnisse hierüber gehen auf die Spanische Grippe von 1918 zurück und wurden durch chinesische Untersuchungen für Covid-19 bestätigt (MedRxiv: Du et al., 2020 und Lancet Infectious Diseases: Bi et al., 2020). Kinder in diesem Alter durch Mundschutz und Hygieneerziehung vor Infektionen zu schützen ist illusorisch und hätte das Potenzial, eine ganze Generation psychisch zu traumatisieren. Dass die Lockerungen für Gastronomie, Verkaufsräume, Schulen und weitere Bereiche in allen Bundesländern mehr oder weniger gleichzeitig erfolgen sollen, ist aus epidemiologischer Sicht ein zusätzliches Wagnis. ... Im schlimmsten Fall könnte sich die Politik bei Abnahme der epidemischen Aktivität aufgrund der warmen Jahreszeit zu umfangreicheren Lockerungen verleiten lassen. Aus fehlender Immunität, vernachlässigtem Social Distancing und unzureichendem Schutz der Risikogruppen könnte dann im Herbst ein viraler Orkan entstehen. ... Im schlimmsten Fall könnte sich die Politik bei Abnahme der epidemischen Aktivität aufgrund der warmen Jahreszeit zu umfangreicheren Lockerungen verleiten lassen. Aus fehlender Immunität, vernachlässigtem Social Distancing und unzureichendem Schutz der Risikogruppen könnte dann im Herbst ein viraler Orkan entstehen. Mangels ausreichender Aufklärung des Infektionsgeschehens sind die konkreten Maßnahmen nicht primär epidemiologisch, sondern großteils wirtschaftlich und politisch begründet....
Wenn man jetzt noch den Konjunktiv aus dem ganzen Papier streichen könnte (*höhö*) wäre das ja auch wirklich hilfreich. So hat er halt auch mal was zu dem Thema gesagt - allerdings mit demselben Problem das RKI und Drosten auch haben - man weiß es halt nicht.
Davon ab ist er in seiner Argumentation selbst nicht ganz stringent. Was spricht dagegen bestimmte Maßnahmen zu lockern, wenn tatsächlich durch höhere Temperaturen im Sommer sich das Infektionsgeschehen sowieso abschwächt? Oder andersrum - welchen Sinn haben (wie auch immer geartete) Maßnahmen, wenn es saisonal eh schon kaum Ansteckungen (und wenn dann eher mit milden Verläufen) gibt? Einen R-Wert im Minusbereich wird man damit kaum hinbekommen. Und auch wenn die Zahl derer die sich infizieren dann eh schon klein ist - ist nicht jede (milde) Infektion und die damit erhoffte Immunität dann gerade ein weiterer Vorteil für den vermeintlichen "viralen Orkan" im Herbst. Dazu bedeuten Lockerungen ja nicht zwangsläufig auch, dass jegliche Form von Tests etc. dann über die Sommermonate einfach eingestellt wird.
Es ist ja nun nicht so als würde das Virus jetzt von Juli bis September einfach mal komplett verschwinden um dann im Oktober / November dann spontan wieder vor allen Türen zu stehen und zu sagen "Kuckkuck da bin ich wieder...". Wie er selbst ja beschreibt kommen Wellen (wenn man das denn nicht verpennt) ja auch nicht plötzlich, sondern müssen sich erst wieder aufbauen. Sofern jetzt also die vorhandenen Testkapazitäten etc. nicht über Bord geworfen werden um dann im Herbst genauso doof dazustehen wie im März sollte es grds. ja eigentlich möglich sein eine sich aufbauende Welle früher erkennen zu können. Setzt natürlich auch voraus, dass man nicht erst wieder wartet bis die Sache durch die Decke geht, d.h. nicht nur weiterhin nur symptomatische Personen testet wenn es eigentlich schon zu spät ist.
Aber hier bleibt ja zu hoffen, dass die Verantwortlichen aus der momentanen Situation gelernt und vor allem es bis zum Herbst nicht auch wieder vergessen haben.
Dekadenz? Jetzt ist aber gut, ich komme jeden Tag um diese Zeit aus der Fabrik (Metallindustrie) nachdem der Produktionsstop vor einer Weile beendet wurde. Dank Kurzarbeit bleibt für absehbare Zeit weniger im Geldbeutel und was die Zukunft bringt wird man sehen müssen. Ich bin aber froh dass man mit Euch Defätisten auf beiden Seiten (die eine hat sogar Angst in ihrem Mundschutz zu ertrinken) nicht in einen Krieg ziehen muss, den würde man garantiert verlieren.
Btw: Ja „selbst für Schweden“ sehen die Prognosen „nicht so rosig“ aus. Schlechter nämlich als für Österreich, das deutlich konsequentere Maßnahmen als das Nachbarland Deutschland getroffen hat.
https://orf.at/stories/3164581/
Was den Tourismus angeht. Da hast Du recht, darüber kann man erst im Sommer reden. Vom Städtetourismus abgesehen stehen die Hotels von Mitte März bis Pfingsten eh jedes Jahr leer. Es werden wohl weniger Übernachtungen werden dieses Jahr, das kostet Arbeitsplätze, aber erst mal in Ungarn und der Slowakei, nicht in Österreich. In Folge werden das dann natürlich auch Handwerksbetriebe zu spüren bekommen. Wobei die hoffentlich in Zeiten niedriger Zinsen ein Polster aufbauen konnten. Zumindest bei uns auf dem Dorf schwammen die anfangs des Jahres noch im Geld.
Zur Kunst: Die existiert auch in Ländern in denen sie nicht staatlich gefördert wird, sie ist dort auch nicht schlechter. Es ist jetzt meiner Meinung auch nicht erste Priorität jede Randgruppenbespassung von Ballet oder Oper bis zum bodypositivem Trans-*****-Projekt zu fördern. Da gibt es wichtigeres.
Etwas mehr Zuversicht ist jetzt angebracht. Mir wäre ein koreanischer Provinz-Bürgermeister lieber in der Regierungsverantwortung als unser gegenwärtiges Personal, aber so schlecht ist es uns im deutschsprachigen Raum bis jetzt ja trotzdem nicht ergangen. Du als Österreicher darfst Dir vorstellen die €150-Hartinger-Klein wäre noch auf ihren Posten. Es könnte also schlimmer sein.
https://www.heise.de/tp/features/Cor...n-4715888.html
Zitat:
Jetzt muss sich der Bundesgesundheitsminister den Vorwurf gefallen lassen, bei seiner Sammelleidenschaft für Gesundheitsdaten jedes Maß zu verlieren. Dabei geht es um den Entwurf eines zweiten Pandemieschutzgesetzes, den Spahn letzte Woche auf einer Pressekonferenz vorgestellt hat und über den der Bundestag am 07. Mai berät.
Das "nötige Augenmaß" fehlt, kritisiert Ulrich Kelber den Gesetzesentwurf. Die Liste der Kritikpunkte in der Stellungnahme des Bundesdatenschutzbeauftragten ist lang: fehlende Erforderlichkeit, fehlende Verhältnismäßigkeit der Datensammlung, fehlende Begründungen für Grundrechtseingriffe und vieles mehr. Kelbers Gesamturteil:
"Insgesamt tragen die vorgesehenen Regelungen der Bedeutung des Datenschutzes als Schutz des Grundrechts der Bürgerinnen und Bürger auf informationelle Selbstbestimmung nicht gebührend Rechnung."
Ulrich Kelber
Zitat:
Worum geht es konkret? Der Entwurf eines Zweiten Gesetzes zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite sieht eine erhebliche Ausweitung der im Infektionsschutzgesetz (IfSG) vorgesehenen Meldepflichten vor.
Die namentliche Meldung von an COVID-19 erkrankten Bürgern soll zusätzlich zu den bisher schon zahlreichen personenbezogenen Angaben in Zukunft auch das Behandlungsergebnis und den Serostatus umfassen.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte kritisiert die Verletzung des datenschutzrechtlichen Prinzips der Datenminimierung und bemängelt das Fehlen von Angaben zur Erforderlichkeit oder zumindest zeitlichen Befristung der neuen Regelung:
"Da entsprechende Ausführungen in der Begründung fehlen, ist diese Regelung und eine darauf beruhende Datenübermittlung unzulässig
Ulrich Kelber
Zitat:
Meldepflicht für Verdachtsfälle auch bei neu auftretenden Erkrankungen
Bisher bestand die Meldepflicht bei einer neuen, noch nicht im Infektionsschutzgesetz (IfSG) aufgeführten Erkrankung nur bei "Auftreten" der neuen Erkrankung. Nun sollen auch Bürger namentlich gemeldet werden müssen, bei denen sich lediglich der "Verdacht" ergibt, sie könnten an einer neuen bedrohlichen übertragbaren Erkrankung leiden.
In Bezug auf die neue Erkrankung Covid-19 war dies bereits am 31. Januar per Eilverordnung durch den Bundesgesundheitsminister durchgesetzt worden, und das RKI hatte für den Verdachtsfall Kriterien festgelegt.
Die jetzt geplante Regelung aber weitet die namentliche Verdachts-Meldepflicht auf alle künftig neu auftretenden und als bedrohlich eingestuften übertragbaren Krankheiten aus, ohne festzulegen, "unter welchen Voraussetzungen ein Verdacht anzunehmen ist und wer diese Voraussetzungen festlegt". (Kelber)
Besonders wichtig in diesem Zusammenhang: Laut geltendem Infektionsschutzgesetz (IfSG) werden den Behörden bereits bei Verdachtsfällen die Anordnung weitreichender, die Grundrechte einschränkender Maßnahmen erlaubt.
Und: Nicht einmal die Löschung der Daten nach Wegfall des Verdachts sieht der Entwurf vor.
Zitat:
Meldepflicht für Nicht-Infizierte
Die unverhältnismäßigste Regelung aber ist diese: Künftig sollen auch nicht-infizierte Bürger nach erfolgter negativer Testung (PCR-Test oder Antikörpertest) auf SARS-CoV und SARS-CoV-2 gemeldet werden, und zwar unter Angabe einer Vielzahl personenbezogener Daten wie Geschlecht, Geburtsmonat, Geburtsjahr, Wohnort, Untersuchungsbefunde und Grund der Untersuchung. Pseudonymisiert werden Name und Geburtstag. Dem Bundesdatenschutzbeauftragten platzt angesichts einer solchen Unverhältnismäßigkeit der Kragen:
"Die Ausführungen in der Begründung lassen nicht ansatzweise erkennen, auf welcher Grundlage hier in die Grundrechte einer eklatanten Anzahl von Betroffenen eingegriffen werden soll. Die dürftigen Angaben in der Begründung deuten darauf hin, dass eine rein statistische Erfassung den Zweck ebenso erfüllen würde. Eine Abwägung mit dem Persönlichkeitsrecht der Bürgerinnen und Bürger findet nicht statt. Offenbar wird hier verkannt, dass nach der Datenschutz-Grundverordnung auch bei Pseudonymisierung datenschutzrechtliche Maßgaben zu berücksichtigen sind. […] Eine generelle, bundesweite Meldepflicht für Nicht-Infizierte [...] ist nicht gerechtfertigt."
Ulrich Kelber
Zitat:
Was könnten die Neuerungen bedeuten? Bedenkt man, dass viele dieser an die Gesundheitsämter gemeldeten Daten an das dem Gesundheitsministerium unterstellte Robert-Koch-Institut übermittelt werden, so drängt sich eine Vermutung auf, die der Bundesdatenschutzbeauftragte in seiner Stellungnahme so formuliert:
"Es entsteht der Eindruck, als solle im Zuge der aktuellen Pandemie ein (weiteres) bundesweites verpflichtendes staatliches klinisches Register eingerichtet werden. Hierfür gibt es allerdings keine datenschutzrechtlich tragfähige Grundlage."
Ulrich Kelber
Sehr differenzierter Artikel zum Vorgehen in Österreich, was richtig gemacht wurde und was dann gehörig schief gegangen ist. Von einem ehemaligen Mitglied des Krisenstabs. MMn sehr lesenswert.
https://www.addendum.org/coronavirus...sy97-OCNoZWjhQ
@San Valentino
Ich kenne die Prognosen und hoffe sie sind richtiger als die der Pandemieexperten im Jänner zur Gefahr für Europa durch Corona. :)
In Österreich ist übrigens das Finanzamt gerade angehalten keine Insolvenzanträge zu bearbeiten. Ich glaube den Prognosen daher schlicht nicht. Ich hoffe ich irre mich aber ich sehe da wenig Optimismus.
Und den Kunstbereich nicht zu fördern oder im völlig seine Lebensgrundlage zu entziehen sind halt zwei paar Schuhe.
Der größte Faktor wird der Faktor Angst sein. Die wurde ja massiv gestreut in der Bevölkerung. Und die wird entscheiden wie schnell wir auf die Beine kommen oder ob sich massiv verschätzt wurde.
Hast du dir auch mal ausgerechnet, wie viel reicher wir doch sein könnten, wenn wir keine Rente mehr zahlen würden? Man könnte die doch einfach verhungern lassen. Wer so alt ist, dass er nicht mehr arbeiten kann, der wäre ohnehin "bald" gestorben.
"Bald gestorben"" ist ja ein sehr sehr dehnbarer Terminus, seit Corona.
Auch der Unterhalt Schwerbehinderter. Was kostet der uns wohl alle an Lebensjahren?
Merkst du eigentlich nicht selber, dass das irgendwo harkt? Verstehst du und andere tatsächlich nicht, dass die Gesellschaft auf Zusammenhalt der Gemeinschaft fußt und sich dann gewisse Bauernopfer ausschließen?
Aber ne, lustiger ist es, hier in einer polemischen Art über z.B. den Drosten herzuziehen, dass ich wirklich kotzen möchte, weil es so billig ist.
In Wirklichkeit, zumindest aus meiner Sicht, hat Klaus hier sehr früh Recht gehabt, wenn er angesprochen hat, den Leuten, die gegen die Maßnahmen argumentieren ginge es um den eigenen Benz.
Eine Rechnung a la "10 Millionen Jahre Leben kostet es uns, irgendwelche Tattergreise zu schützen ist für mich anders einfach nicht mehr zu erklären.
Als primär exportorientiertes Land ist unser Problem ja eigentlich nicht mal der eigene Lockdown, sondern der der anderen.
Ich denke, es sagt viel über eine Gesellschaft, wie auch über einzelne Leute aus, aus wirtschaftlichen Gründen keine Maßnahmen zu ergreifen. Und ich bin regelmäßig schwer beeindruckt, wie leicht man die Zustände in z.B. GB ausblendet, wo man ja, auch aus wirtschaftlichen Erwägungen sehr spät reagiert hat, selbes gilt für die USA, wie sehr man die erfolgreichen Maßnahmen in China ausblendet, wie auch die Erfolge hierzulande, die eigentlich zu Misserfolgen verklärt werden. Hat ja Millionen Jahre an Leben gekostet.
Wie alt du wirst, das weißt du nicht... das weißt du auch mit 80 nicht. Ärmere Leute leben nicht nur per se wegen der Armut statistisch weniger lang, sondern auch wegen der Bedingungen, unter denen sie arbeiten. Soweit ich weiß, haben statistisch, alleinerziehende Mütter die geringste Lebenserwartung. Mich beschleicht das Gefühl, so lange der eigene Benz nicht bedroht ist, so lange ist das auch kein Thema. Im Gegensatz zu den Schutzmaßnahmen.
Was passiert eigentlich, wenn uns der Klimawandel beginnt substantiell zu treffen und wir zu der Erkenntnis gezwungen werden, dass es einfach nicht mehr geht, ständig in den Urlaub zu jetten etc.?
Seit hunderten Seiten immer wieder dieses dämliche "Argument", dass Schutzmaßnahmen doch langfristig auch Leben kosten.