Vor der Kunst, das Handwerk. Mal übersetzt in meine Sprache?
Liebe Grüße
DatOlli
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Gute Frage.
So als Idee.gerade westliche Philosphie ist zu grossen Teilen ein Ergebnis der Ratio und damit ziemlich universell verständlich . Ähnlich der mathematischen Sprache .
Philosphische Strömungen mit schamaninistischen Unterbau , sind eher ein Ergebnis der Intuition , des inneren Erfahrenen und das wiederum wird in Symbolen beschrieben und die wiederum von System zu System anders interpretiert, bewertet.
So das eben nicht automatisch die eine Sicht in die andere übertragen bzw verstanden werden kann.
Glaube niemand hier hält das für unmöglich.
Nur für extrem anspruchsvoll.
Und nein, es geht nicht darum eine Philosophie zu "verstehen". Erst Recht nicht um "Kulturchauvinismus".
Es geht darum etwas so zu "empfinden", wie es fürdermal Anno "Siebzehnschlagmichtot" empfunden wurde.
Der kognitive Prozess ist da eher nicht mit gemeint.
Liebe Grüße
DatOlli
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/edit
Hups falscher Thread! :D
Danke für die Übersetzung!
Beispiele sind wohl anschaulicher: Ich habe mal einen Freund, der rund ein Drittel seines Lebens in China verbracht, dort studiert und seinen Abschluß in chin. Literaturwissenschaft gemacht hat, gefragt, was er von einer Übersetzung einiger philosophischer Texte aus der Nan-Bei Chao Zeit hielte, und bekam als Antwort, das auch er es nicht für sich in Anspruch nehmen könne, diese in Gänze nachzuvollziehen. Das selbe gilt m. E. für einen Chinesen, der zu Aristoteles promoviert. Das Problem beginnt bereits bei Texten aus dem eigenen Kulturraum. So interpretiert bspw. Han Fei (ja, daher auch mein Pseudonym) das Daodejing komplett anders als seine Zeitgenossen.
Ist aber zugegebenermaßen ein Streit, der sich auch durch den Wissenschaftbetrieb der Sinologie (und anderer Philologien zieht). Mehr werde ich hierzu nicht schreiben, da es hier um Kungfu gehen sollte.
:halbyeaha
@Han Fei, aber auch allgemein
Was das Vermögen angeht, sich in die Weltbilder, Wahrnehmungen und Denkstrukturen anderer Zeiten und Kulturen einzufühlen, ist das konsequent gedacht ein ziemliches Problem.
Vorweg, weil du Aristoteles angeführt hast. Ich hatte mal eine intensivere Aristoteles-Phase gehabt, und mir dabei einiges an Literatur und Übersetzungen angeschafft. Allein die Unterschiede in den Übersetzungen beispielsweise der Metaphysik und Physik sind dabei schon erheblich. Und je mehr es ins Detail geht, was die Interpretation einzelner Texte oder auch nur einzelner Passagen betrifft, desto größer werden für mein Empfinden auch die Differenzen. Der Substanz-Begriff zum Beispiel scheint mir bis heute nicht einstimmig interpretiert zu werden. Und das gleiche gilt eigentlich für praktisch alle Philosophen des Abendlandes. Sonst würden auch nicht immer wieder neue Bücher zu Kant, Hegel und den tausend anderen größeren und kleineren Geistern erscheinen, die gelebt, gelehrt und ggfs. geschrieben haben. In diesem Sinne unterscheiden wir uns hier nicht von denen da. (D. h. den chinesischen Literati, die sich schwer tun, ihre Altmeister zu deuten.)
Auf der anderen Seite gab es, meiner Meinung nach, schon immer auch bahnbrechende westliche Gelehrte, welche in der Orientalistik so stark gewirkt haben, dass sie eben zum Teil auch für die einheimischen Gelehrten Maßstäbe gesetzt haben. Sei es in der linguistischen Detailforschung, sei es in der Erfassung und Interpretation ganzer Gebiete der Geistesgeschichte. Umgekehrt trifft dies sicherlich auch zu; auch wenn deren Erzeugnisse halt nur selten oder nie ins Englische oder gar Deutsche übersetzt werden.
Ob es tatsächlich ein "nicht-logisches" asiatisches Denken gibt, wird ja auch durchaus angezweifelt (siehe hierzu u. a. Gregor Paul, Logik und Kultur: Der Westen, Indien, China und Japan
Vielleicht hat ja doch Gorgias recht: 1. Es existiert nichts. 2. Wenn etwas existiert, können wir es nicht erkennen. 3. Wenn wir es erkennen können, können wir es nicht vermitteln.
Ob die Übersetzung treffend ist und ich ihn richtig verstanden habe - keine Ahnung :blume:
Innere Kunst bedeutet für mich die Schärfung der eigenen Wahrnehmung und Sprache.
Der äußere Rahmen, den man so hat/betreibt, gelangt irgendwann an seine Grenzen,
fängst Du dann an, Dich mit Prinzipien auseinanderzusetzen, wird aus Handwerk Kunsthandwerk.
Auch da gelangt man durchaus an Grenzen. Da hilft es schon, seine Gedanken immer genauer zu
überprüfen/formulieren/... und dann immer wieder handwerklich zu überprüfen, ist dann irgendwann mal Kunst.
Das Problem liegt ausschließlich darin, mit anderen zu kommunizieren, nur weil es bei mir alles so klar im Schädel ist,
müssen andere das ja nicht so verstehen.
Muß man sich halt darauf einlassen, ich habe angefangen, mich mit XingYi zu beschäftigen, dabei ist ein großer Teil der äußeren
Form sehr ähnlich zu meinem Zeugs, einiges aber auch nicht. In erster Linie interessiert mich die Herangehensweise und Wortwahl,
die haben sich zu diversen Dingen halt richtige Gedanken gemacht und in Worte gefasst. Da fällt einem dann auf, daß man Sachen eher
aus dem Rückenmark betreibt, sehr hilfreich bei der Optimierung wenn man Sachen benennen kann.
Das Augenmerk auf Yi ist naklar sehr wichtig, hatte ich vorher sicher auch schon, zumindest in Teilen, das war aber eher diffus.
Das gilt auch für Kraftgenerierung usw., selbst wenn man das anders macht, ist die Idee von Qi, Ying, Yang, usw. wirklich gut.
Das einzige was da magisch ist, bleibt die 3 :D .
An einige Begriffe musste ich mich gewöhnen, aber die meisten sind schnell entmystifiziert und für unsereins zugänglich gemacht, sodass sie helfen, sich motorischer Prozesse bewußt zu werden und diese dadurch optimieren zu können.
Das Problem der Übersetzung von οὐσία war für mich Teil meiner Motivation, die Sprache zu lernen. ;)
Bei mir ist es nun etwas über ein Jahr, immerhin beginnt sich der Schleier über einigen Dingen bei Homer zu lichten, man muss ja noch Ziele (Aristoteles und Fernziel Thukydides) haben. Die Regeln für die Setzung der Diakritika vereinfachen das Lernen ja auch nicht unbedingt und sorgen dafür, dass ich es als schwerer empfinde als klassisches Chinesisch - kann aber auch am Alter liegen. :ups:
Das halte ich aber für eine gewagte These.
Vielleicht verstehe ich unter dem Begriff hinter dem Wort "Kategorie" auch was anderes?
Das Einordnen von verschiedenen Dingen unter Oberbegriffe nach bestimmten Eigenschaften scheint mir eine grundlegende Eigenschaft des menschlichen Denkens
Gibt das nachvollziehbare und seltsamere....
Trinculo hat angesichts der Einteilung der Grundkräfte im Taijiquan gerne diese Aufzählung gepostet:p:
In „Die Ordnung der Dinge“ zitiert Foucault eine, von Jorge Luis Borges übernommene, alte chinesische Enzyklopädie, die alle bekannten Tiere der Welt in folgendes, vermeintlich allumfassendes Ordnungsschema bringt:
„a) Tiere, die dem Kaiser gehören, b) einbalsamierte Tiere, c) gezähmte, d) Milchschweine, e) Sirenen, f) Fabeltiere, g) herrenlose Hunde, h) in diese Gruppierung gehörende, i) die sich wie Tolle gebärden, j) die mit einem ganz feinen Pinsel aus Kamelhaar gezeichnet sind, k) und so weiter, l) die den Wasserkrug zerbrochen haben, m) die von Weitem wie Fliegen aussehen.“
komischerweise haben scheinen die Chinesen kein Problem mit rationalen Denkmustern zu haben (?).
Aus nicht repräsentativer Erfahrung kann ich berichten, dass es auch unter Westlern Leute gibt, deren verschlungenen Gedankenpfaden ich nicht folgen kann oder die meinen Denkgewohnheiten widerspricht.
Ok, nun ist es doch wieder vorbei mit der Eintracht. Hätten bei der Kungfu-Thematik bleiben sollen. ;)
Das Beispiel ist nunmal die Etymologie des Wortes, das zuerst bei Aristoteles auftaucht -daher wohl keine These, außer man folgte einer streng intuitionistischen Logik, die aber auf Geisteswissenschaften kaum anwendbar ist.
Die chinesische Übersetzung des Wortes evoziert etwas geringfügig anderes. Die Problematik hatte datOlli im Kern schon schön prägnant erklärt.
Auch habe ich nie den Chinesen rationale Denkmuster abgesprochen - hätte sonst kaum hier das Pseudonym eines chinesischen Staatstheoretikers gewählt, den ich in vielen Belangen für exakter und rationaler argumentierend halte als seine europäischen Zeitgenossen. Bin nur verwundert, dass mir von einer Seite vorgeworfen wird, ich mystifizierte und verklärte China und von der anderen, dass ich es geringschätzte. :confused: