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... Groesdonk: Das sind vor allem ältere Menschen, die Impfdurchbrüche haben. Ich spreche vor allem von Seniorinnen und Senioren, die bereits eine Boosterimpfung machen könnten, aber es noch nicht geschafft haben. Also viele ältere Patientinnen und Patienten, in unserem Fall tatsächlich viele Frauen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Adipositas oder Asthma.
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Geimpfte genesen schneller – da ist die Wahrscheinlichkeit höher, das zu überstehen. Aber es kommt da auf jeden Fall einzeln an. Zum Beispiel darauf, wie schwer die Vorerkrankungen sind und wie lange die Impfung zurückliegt.
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Unser Job besteht darin, alle Menschen zu behandeln, die unsere Hilfe brauchen. Ich lese immer wieder Berichte über Angestellte, die frustriert sind, wenn sie Ungeimpfte pflegen müssen, aber bei uns kann ich das in ausgeprägter Form nicht beobachten. Wir sind für alle da, die uns brauchen. Wir machen ja auch im Fall anderer Krankheiten keinen Unterschied bei Patienten, die möglicherweise fahrlässig gehandelt haben. In den meisten Fällen wissen wir das auch gar nicht.
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Wir haben die Zahl der Intensivbetten weder abgebaut noch erhöht und kommen damit bisher gut zurecht. Wir mussten auch keine Operationen absagen, können also auch den Regelbetrieb weiterführen. Ich bin optimistisch, dass wir das weiter schaffen werden. Wir kennen die Krankheit jetzt viel besser als noch vor einem Jahr, sind erfahrener und trotz der langen Krise auch weiterhin motiviert, so viele Leben wie möglich zu retten.
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Wir haben in der Pandemie nicht mehr Kündigungen als sonst registriert – wir sehen aber, dass einige Pflegekräfte ihre Arbeitszeit reduzieren, weil sie überlastet sind. Wir versuchen da so gut es geht zu helfen und bieten beispielsweise Resilienztraining an. Wir können viele Angestellte halten, sodass wir vergleichsweise gut durch diese Zeit kommen. Andere Häuser scheinen hier mehr Probleme zu haben.
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Der überwiegende Anteil unserer Angestellten auf der Intensivstation ist geimpft, wir haben da eine hohe Akzeptanz für die Impfstoffe. Und die wenigen Ungeimpften testen wir regelmäßig, um unsere Station zu schützen. Das gelingt uns bisher auch gut, weshalb ich gegen eine Impfpflicht für Pflegekräfte bin. Auch wenn ich die Impfung als moralische Verpflichtung betrachte, die jeder und jede gegenüber den Patientinnen und Patienten und unseren Angehörigen hat.
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Wir müssen wieder mehr testen und mehr Infektionsketten durchbrechen. Ich halte es für fatal, dass viele Tests jetzt etwas kosten. Denn nur, wenn sich so viele Menschen wie möglich testen lassen, schon beim kleinsten Verdacht, können wir Übertragungen stoppen – und damit auch verhindern, dass es zu mehr Erkrankten kommt, die bei uns landen. Ganz ehrlich: Nur das und die Hygieneregeln helfen uns.