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...Derzeit ist es nach wie vor so, dass wir zwei internistische Stationen voll belegt haben mit Covid-Normalstationsfällen. Das sind Stand Freitag 26 Patienten auf Normalstationen und 11 auf Intensivstation, aber es schwankt sehr stark, Mitte der Woche hatten wir 40 auf Normalstation, zuletzt kamen weniger Patienten dazu. Die Normalstation ist so organisiert, dass wir eine multidisziplinäre Station haben, meist liegen da Patienten mit und nicht wegen Covid. Diese Unterscheidung wird der medizinischen Komplexität zwar nicht ganz gerecht, aber es ist zumindest so, dass bei vielen dieser Fälle eine andere medizinische Abteilung die Hauptverantwortung trägt, nicht die internistische. Da stehen dann zum Beispiel neurologische Pro*bleme im Vordergrund, oder ein Patient wird nach einem Unfall von einem chir*urgischen Team betreut. Und dann haben wir immer noch unsere pneumologische Schwerpunktstation. Hier liegen die meisten Patienten wegen Covid.
Was für Patienten liegen da?
Hier hat sich die Situation verändert. In den vergangenen Wochen waren ungefähr ein Drittel ungeimpfte, jüngere Patienten; ein Drittel ältere, die geimpft waren, aber Vorerkrankungen hatten; und ein weiteres Drittel absolute Hochrisikopatienten wie Organtransplantierte und stark Immunsupprimierte. In den vergangenen zwei Wochen sehen wir hingegen viele multimorbide ältere Patienten, wie es durch den Anstieg der Inzidenz zuletzt auch in dieser Gruppe zu erwarten war. Leider bedeutet das auch, dass wir wieder mehr schwere Verläufe und Todesfälle auf der Station erleben. Aber auch das haben wir erwartet.
Kommen auch Menschen nach drei oder vier Impfungen zu Ihnen?
Unter den schweren Verläufen sind viele Ältere nach zwei Impfungen. Wer nach drei Impfungen einen schweren Verlauf hat, ist meist schon sehr alt und hat häufig immunsupprimierende Vorerkrankungen. Bei Über-Neunzigjährigen ist oft das ganze System sehr fragil, da kann auch ein verhältnismäßig leichter Infekt schon dazu führen, dass die Menschen im Krankenhaus versorgt werden müssen. Die Überlebensrate dieser Patienten ist aber immer noch besser im Vergleich zu den vorherigen Wellen.
Aber eine vierte Impfung ergibt für ältere Menschen Sinn?
Man muss immer sehr vorsichtig sein, aufgrund der Erfahrungen im Krankenhaus aufs große Ganze zu schließen – auch wenn wir insgesamt schon mehr als 1400 Fälle betreut haben. Es gibt aber sehr gute Studienergebnisse, die zeigen, dass die vierte Impfung bei Risikopatienten sehr gut vor einem schweren Verlauf und vor dem Tod schützt. Bei über Sechzigjährigen macht es Sinn, eine vierte Impfung durchführen zu lassen, das zeigen Daten aus Israel, und auch in den USA wird es bereits empfohlen. Der Zusatzeffekt ist nicht so groß wie nach der 3. Impfung, aber dennoch sehr gut.
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