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Aruna
da hast Du grundsätzlich recht und ich meinte ich mit "Manipulation" hauptsächlich die oben angerissenen Teilbedeutung, in Abgrenzung zu positivem Beeinflussen, Überzeugen.
Gibt halt unterschiedliche Bedeutungen - und ich glaube, die (neutrale lateinische) Ursprungsbedeutung hat relativ schnell einen Twist erfahren.
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Nun, das ist, so es stimmt, eher ein Naturgesetz.
Naturgesetze haben, im Gegensatz zu Menschengesetzen, die Eigenschaft, dass man sie nicht brechen kann.
Außer Du meinst nun hier mit "agiert getreu..." nicht, dass derjenige sich an das Gesetz hält (hat ja keine andere Wahl), sondern eher, dass er diese Erkenntnis berücksichtigt und daher weiß, dass alles was er in Kontakt mit anderen tut, als Kommunikation zumindest aufgefasst wird.
D.h. dass nicht nur sein Agieren, sondern auch sein Nichtagieren von Anwesenden interpretiert wird.
Meine Interpretation: Ein Universalgesetz (noch kein Naturgesetz). Weil, seit wir aus den Höhlen gekrochen und zusammengekommen sind (noch lange vor "Erfindung" der Sprache), lief ganz sicher schon was, z.B. im Bereich der "Gebärden" (mithin eine Urform der Gebärdensprache).
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genau, und das von mir Fettmarkierte scheint mir eine sinnvolle Zielsetzung von Kommunikationsschulungen zu sein.
Sollte es IMHO sein!
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Gelungen hier aber nicht im Sinne, dass der Sender den Empfänger zu seinem eigenen Vorteil beeinflusst, sondern dass eben beide etwas davon haben und auch idealerweise offen und aufrichtig kommuniziert wird.
Meine Übersetzung: "Gelungen" i.S.v. konstruktiv, Win-Win-orientiert, dialogorientiert, ... tbc.
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In einer offenen Situation zweier Gesprächspartner, wo es nicht um Schuldzuweisungen, Rechtfertigungen oder persönliche Empfindlichkeiten geht, ist das IMO irrelevant.
Mag sein, mag nicht sein.
Nur erlebe ich es in der Praxis (sowohl in Schulungen, wie im Alltag) recht häufig, dass Kommunikation eben doch (offen oder verdeckt (Schulz von Thun lässt grüßen)) geprägt wird von 2 "den" großen "Schlachtfeldern":
- Schuldzuweisung - und
- Rechtfertigung.
Und dass über all dem die Sache häufig völlig in den Hintergrund gedrängt wird.
Und der (eigentlich recht sinnvolle Satz/ die (geschlossene) Frage "Hast Du mich richtig verstanden") dann ganz häufig (um z.B. nicht das Gesicht zu verlieren) fast nur noch beantwortet werden kann mit "Ja".
Nur, mal ehrlich: Welchen Aussagegehalt hat dieses bloße "Ja" an dieser Stelle. Richtig: Gar keinen; weil klar, der Empfänger ist möglicherweise sogar im besten Glauben, er hätte ... ; was fehlt ist eine eindeutige Rückmeldeschleife an dieser Stelle (i.S.v. Feedback 2. Ordnung) (immer wieder nett zu beobachten in der Supervisionspraxis (wurscht ob Unternehmen, Organisationen, Schule, ... yni)).
Wohingegen eben an gleicher Stelle die (offene) (aber IMHO extrem selten benutzte) Frage "Sag mir bitte mal "WAS genau hast Du verstanden"" einen ganz anderen Stellenwert und eine ganz andere Aussagekraft bekommen würde.
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Natürlich wollen viele Menschen klug zumindest erscheinen (ohne den üblichen Weg über die Erkenntnis des eigenen Irrtums zu gehen) und empfinden es eventuell als persönliche Kränkung, wenn man "Nichtverständnis" bescheinigt.
Und gerade, wenn z.B. 2 Fachkräfte zusammenkommen (im universitären wie betrieblichen Umfeld), will oft keiner einknicken und den vermeintlich "Ahnungsloseren" raushängen lassen.
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Jemand hat mal darauf hingewiesen, dass es eigentlich ein Wunder ist, dass man sich überhaupt versteht.
Mit!
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Denn da sind üblicherweise mindestens zwei ziemlich komplexe Geister, die über einen sehr begrenzen Pfad (Sprache) Gedanken austauschen.
Diese Gedanken sind ja meist nicht nur einfache Sätze, sondern haben noch Bezug auf nicht ausgesprochene Informationen, die in der Kultur und Erfahrungswelt des Senders (bzw. Empfängers) zu finden sind.
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Das ist ja das Schöne an einer gemeinsamen Kultur, die schafft einen gemeinsamen Kontext.
Oft aber nur vermeintlich - weil man vermeintlich schon weiß, was der andere denkt (bzw. "das halt so üblich ist in der Kultur". Klassische Kommunikationsfalle (da gibt's so wunderschöne Beispiele :D).
Und wenn dann noch (wie eigentlich allermeistens) im Ericksonschen Sinne noch Generalisierungen, Tilgungen, Verzerrungen u.dgl. mehr dazu kommt ... dann wirds halt "bunt".
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So wie es bei vieler Kommunikation nicht (nur) um die Sache geht.
Wenn denn einige der "Giganten" (von Watzlawick bis hin zu Schulz von Thun) Recht hatten, dann trifft P.W.s 4 kommunikativer Grundsatz eigentlich immer zu (von wegen, dass jede Kommunikation grundsätzlich (mindestens) einen Inhalts- und (mindestens) eine Beziehungsaspekt enthält ... und gerade Letzterer immer einen Einfluss auf den Ersteren hat (was sich bei Watzlawick im Eisberg-Modell und bei SvT in seinen 4 Ohren/ 4 Mündern so herrlich offenbarte)).
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Schulz von Thun hat ja das Vier-Ohren-Modell zumindest verbreitet, und da gibt es neben der Sach- und Apellebene noch die Selbstoffenbarungs- und Beziehungsebene.
Auf den beiden letzteren scheint sich, nicht nur, aber insbesondere im KKB viel abzuspielen.
Mit (wie IMHO in nahezu jeder Kommunikation)!
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Falls mit 'Rosenberg' Marshall B. gemeint ist, finde ich seinen Zugang besonders interessant.
Ist er.
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Denn da geht es um das Wesentliche: Befürfnisse, Emotionen und Handlungen und darum, das Gegenüber zu verstehen.
Eben nicht, um es im negativen Sinne zu manipulieren, sondern Hindernisse und Irrwege bezüglich der gelingenden Kommunikation zu beseitigen bzw. einen anderen Weg zu gehen.
Eben sein Modell von gelungener Kommunikation.
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Allerdings kann auch dieser Ansatz, wie alle anderen, IMO falsch verstanden werden:
Aus einem Hinweis an mich selbst, wie ich besser kommunizieren kann, kann man eine Regel machen, mit der ich anderen vorschreibe, wie sie gefälligst mit mir kommunizieren sollen.
Was M.R. (gottseidank) aber eben gerade nicht gemacht hat.
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Aus einem nützlichen Werkzeug wird dann, über den missionarischen Gedanken, ein Maßstab, an dem ich andere messe und beurteile.
Dann kann ein schlichter Rosenbergjünger dem Gegenüber vorhalten, er solle sich gefälligst an die Vorgaben der gewaltfreien Kommunikation halten.
IMHO "DIE" große Gefahr bei jeder Art von Kommunikation (gleich von welchem Modell sie geprägt ist): Wenn jemand im Perls'schen Sinne seine eigene "Landkarte" mit der realen Welt verwechselt.
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(wobei ich Carnegie nicht in die obige Reihe einordnen würde) ...
Ganz sicher nicht!
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Oder wie darfst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, ein Balken ist in deinem Auge? Du Heuchler, zieh am ersten den Balken aus deinem Auge; darnach siehe zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!
Teilweise hat der andere ja gar keinen Splitter im Auge, sondern man sieht nur den Schatten des eigenen Balkens.
:D
Splitter und Balken ... ein wunderschönes (alltägliches) Kommunikations-Paradigma.
btw: das dazwischenliegende Zitat kam (auch wenn es dank der Nutzung der automatischen Zitierfunktion den Anschein hat und sich so nett hier einfügt) NICHT von mir.
In SUMME:
Jede Kommunikation enthält eine durchaus veritable Anzahl semantischer Fehlgeformtheiten (wie eben z.B. o.g. Generalisierungen, Tilgungen, Verzerrungen u.v.a.m.) (wie ja auch dieser Satz eine freche Generalisierung ist :)).
Das schöne ist: Das passiert nicht nur uns ("Sterblichen") recht häufig - auch die "Kommunikationsgötter" sind davor nicht gefeit (wie man in vielen Videointerviews oder auch schriftlichen Abhandlungen immer wieder "genießen kann").
Menschen halt (wir alle). Spannend wird's heutzutage IMHO eigentlich erst dann in der Kommunikations-Praxis, wenn keiner mehr zurückstecken kann/ will (und es irgendwann gar nicht mehr um die Sache, sondern um's Rechthaben geht (so unglaublich eloquent visualisiert in dem Chaplinschen Movie "Der große Diktator", wie Hitler und Mussolini sich im Friseursalon gegenseitig "in die Höhe treiben :D ... dass ich durchaus gerne hier einfügen würde, wenn ich des Einfügens hier im Forum schon mächtig wäre)).