Zitat von
Narexis
Ich hab bereits viel über die Zeilen nachgedacht und werde es wohl noch eine Weile machen. Bis jetzt finde ich es sehr interessant, dass ich so ziemlich jedem Teil und jedem Wort in dem Post zustimmen würde. Trotzdem stört mich so Einiges an der aktuellen Situation - und da trägt es bestimmt auch eine Menge dazu bei, dass ich zunehmend mehr die Schnauze voll habe von dem pseudo männlichen Getue bzw. dem komischen Männlichkeitsbild, das so manche Sportler verfolgen oder anderen aufzwingen wollen und dem ständigen Geschwätz über Ehre, Respekt etc., während die Taten ein ganz anderes Bild zeichnen.
(Am Rande eine kleine Info, da ich es gerade ganz amüsant finde: Der Ringer, mit dem ich sehr viel trainiere, den ich mal erwähnt habe bzw. der mir dabei hilft, Deine Tipps umzusetzen und den ich sehr respektiere und der auch tatsächlich diese Bilder lebt, kommt aus der Ecke und einer meiner langjährigsten und liebsten Trainingspartner aus dem Boxen,K1 (und mittlerweile sogar gelegentlich mal Ringen :D), den ich als ein absolutes Vorbild betrachte, ist halb Tschetschene und halb Dagestaner.
Deshalb einfach mal zur kleinen Verdeutlichung:
Genau die - neben anderen - zeigen auch immer wieder, was es wirklich bedeutet, streng gläubig zu sein und für die Ideale und Werte einzustehen, wie man die harte Schule und die sehr hohen Ansprüche an sich selbst nicht nur nach außen vorgaukeln, sondern wirklich leben kann. Vielleicht stört es mich auch deshalb so sehr - und weil noch genug andere Bekannte und Freunde von mir dieses Bild tatsächlich leben, das andere durch den Dreck ziehen oder sich gerne nach außen überstülpen würden.
Jeder baut mal Mist, aber die entschuldigen sich danach oder halten die Klappe bzw. ziehen sich den Schuh an und übernehmen die Verantwortung, ohne das typische (und hier wieder (leider) schön gezeigte) „... aber der andere hat auch und schaut mal lieber nach dem und ich bin ja so arm und eigentlich das Opfer“-Spiel abzuziehen; wenn sie es mit ihren Werten vereinbaren können bzw. sogar dadurch gerechtfertigt betrachten (und das muss es nicht immer nach außen sein oder sich mit anderen Ansichten decken) bzw. sie es nicht bereuen und dazu auch keinen Grund sehen, stehen die auch dazu und da ich Khabib genau so einschätze in dem Punkt (bzw. der Tat), bin ich auch insbesondere von dem Teil danach sehr enttäuscht. Gleichzeitig haben die sich (zumindest grundsätzlich) so im Griff - und das trotz einer teilweise sehr impulsiven Natur und wirklich viel Mühe und Anstrengung, sich zu kontrollieren -, dass sie so etwas nicht in „Überzahl“ oder „von hinten“ bzw. wie Khabib hier geklärt hätten bzw. zu ihren Anforderungen an sich selbst gehört, dass sie sich so etwas nicht erlauben und sich (egal wie schwer) zusammenreißen, sondern entweder im Ring (bzw. im Rahmen eines Duells oder einer Herausforderung) oder im Falle einer „Ablehnung“ diese Ablehnung (und in ihren Augen oft Feigheit und „Ehrlosigkeit“) für sich sprechen lassen. (Da gab’s dann auch schon mehr als einmal den Spruch, dass man sich an so jemandem nicht die Hände schmutzig machen würde.) Ähnlich wie man nach einem derartigen Sieg vermutlich einfach lachend dastehen würde und den Clown, der da noch große Töne spuckt, genau dieser Lächerlichkeit aussetzen würde. Die wollen, dass ihre Taten lauter sprechen als ihre Worte und so „komisch“ manche Ansicht auch sein mag und ich wirklich nicht alles so sehe oder nachvollziehen kann und mich manches davon sehr nervt, ist das ein ziemlich klarer und eindeutiger Umgang - auch mit Fehlern, die natürlich auch passieren und immer schaffen die beiden es (leider) nicht, sich zusammenzureißen, aber dann wird entsprechend Verantwortung übernommen und dazu gestanden.
(Ganz offen gesprochen, hab ich tatsächlich erwartet, dass Khabib einfach eine Submission voll durchreißt oder absichtlich verletzend wirft bzw. MCG wirklich (nennenswert) verletzen will und nach dem ganzen Teil davor hätte ich es ihm nicht einmal entfernt in dem Maße verübelt, wie jetzt - auch wenn ich es weder machen würde noch „richtig“ finde.)
Was für mich in dem Zusammenhang auch ein sehr wichtiger Punkt ist - und da nehme ich die beiden Männer aus meinem engeren Umkreis einfach mal weiterhin stellvertretend für viele, denen ich das Bild tatsächlich abkaufe: Die Jungs trennen ihre Taten voneinander und von den Taten anderer. Die stehen dazu, dass sie etwas (bewusst) gemacht und eine Entscheidung getroffen haben, damit hat die andere Seite nichts zu tun - egal was sie gemacht hat - und wenn diese sie „provoziert“ hat oder es zu „verantworten“ hat, dann ist das für sie zwar ein Grund, aber der wird bestenfalls genannt, wenn man sie danach fragt, auch nicht als Entschuldigung oder um die Schuld zuzuweisen und hat (nach eigener Aussage) nichts mit der eigenen Tat zu tun. Keiner davon würde relativieren, sich groß rechtfertigen oder so tun, als hätte man ihn ja regelrecht dazu gezwungen so zu handeln. So wie auch keiner Khabib gezwungen hat, auf einmal Danis anzugreifen - was ich persönlich wirklich nicht nachvollziehen kann... Auch hat keiner die Leute von Khabib dazu gezwungen, noch einmal selbst anzugreifen und mit einer Verteidigung (gegen irgendetwas) hatte es auch nichts zu tun. Wenn ich jemandem "das Maul stopfe", weil er "so frech" ist, ist das auch mein Problem und mein Handeln - das hat nicht die andere Person zu verantworten bzw. ist ihr nicht zuzurechnen; ähnlich wie mir nicht das "Frechwerden" anzurechnen ist. Wer meint, so handeln zu müssen, sollte dann zumindest auch dazu stehen und die Verantwortung übernehmen... (Es wäre etwas anderes, wenn einem die Situation aufgezwungen wird.)
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Da ist mir sogar der „asoziale Schläger“ lieber, der sich wenigstens nicht hinter irgendeinem Bild versteckt oder sich dann rausredet...
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Wäre Khabib bspw. bei der Pressekonferenz anders mit dem Thema umgegangen - wie das Vorbild oder zumindest die Werte, die er doch verkörpern will, es verlangt hätten -, hätte ich das vermutlich sogar noch geschätzt und entsprechend gewürdigt. (Die Aktionen davor, die ich so mitbekommen habe (wie bspw. mit dem Obdachlosen (das war doch Khabib, oder?)), passen zwar auch überhaupt nicht zu den Werten, aber das waren immerhin keine Straftaten und er hätte sich bestenfalls lächerlich gemacht; genau in den Momenten hat er mich an die Leute erinnert, die mir bereits auf der Matte dermaßen zum Hals raushängen {…}
Zur Vorbildfunktion muss ich wohl nicht viel sagen... Ich würde mir mittlerweile häufig einfach nur noch wünschen, dass man die Kämpfer einfach nur noch kämpfen und nicht mehr reden lässt. Da wird’s dann immer noch genug geben, die diese nicht erfüllen...
Das wäre das, was ich erwartet und auch irgendwie noch voll verstanden hätte ;). Ähnlich wie ich auch verstehen kann, was Khabib direkt nach dem Trennen gemacht hat oder dass er den Griff nicht selbstständig gelöst hat. Dass man Danis danach angeht, kann ich im Rahmen der Emotionen zwar noch irgendwie mit viel Mühe versuchen nachzuvollziehen, allerdings nicht gutheißen und was das Team abgezogen hat, geht überhaupt nicht.
Er hatte seine Möglichkeit (und hat sie auch genutzt) und gerade dann hätte ich erwartet, dass er sich danach so benimmt, wie er immer wirken will und seine Taten für sich sprechen lässt - haben sie jetzt auch, nur nicht gerade positiv.