Zitat:
...„Aus meiner Sicht ist die Pandemie natürlich noch nicht zu Ende, wie man gerade an den massiv steigenden Infektionszahlen sieht, aber dennoch blicke ich sehr optimistisch in die Zukunft“, schreibt Martina Sester von der Universität des Saarlandes in Homburg. Die Professorin für Transplantations- und Infektionsimmunologie hat in Studien die Wirksamkeit von Impfstoffen gegen Covid-19 untersucht. „Wir haben eine breite Immunität auf Basis guter Impfstoffe und Infektionen, die zwar weitere Infektionen nicht verhindert, aber dennoch vor schweren Verläufen schützt.“ Das sei das besondere Verdienst der zellulären Immunität, die wenig durch Virusvarianten beeinträchtigt sei...
Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie, Immunologie, Palliativmedizin, Infektiologie und Tropenmedizin an der LMU München ist nicht so optimistisch wie der US-Präsident: „Die Pandemie ist aus meiner Sicht noch voll im Gange und leider noch weit weg von der Endemie.“ Nicht nur in Deutschland erlebe man gerade ein dynamisches Infektionsgeschehen mit einer starken Viruszirkulation in einer nur teilimmunisierten Bevölkerung. Erschwerend kämen Virusvarianten mit Immunfluchteigenschaften hinzu. Die Hospitalisierungsinzidenzen lägen in einigen Regionen höher als in den schlimmsten Zeiten 2020/2021. „Es ist daher unser aller Aufgabe, hier nicht vorschnell Entwarnung zu geben und die Infektionen „durchlaufen“ zu lassen, da dies nicht nur viele Menschenleben direkt kosten, sondern darüber hinaus die Gesundheitsversorgung insgesamt durch Personalüberlastung und -ausfälle gefährden würde.“ In den nächsten Monaten bräuchten wir noch eine gehörige Portion Disziplin, die Booster-Impfungen, Maskenpflicht und Kontaktreduktion umfassen könnte. „Augen zu und durch, wird hier leider nicht funktionieren.“...
„Eine endemische Phase ist durch sowohl zeitlich als auch lokal eng begrenzte Ausbrüche gekennzeichnet und auch die Anzahl an Neuinfektionen ist relativ gering – so wie wir das von Kinderkrankheiten her kennen“, antwortet Andreas Dotzauer, Virologe von der Universität Bremen. Die weltweite Ausbruchssituation sähe derzeit aber immer noch anders aus: Häufige, starke Infektionswellen, die lokal und auch von der Zeit her eben nicht enger begrenzt seien. „Die pandemische Phase ist nicht zu Ende.“...
Auf die Frage, ob die Pandemie zu Ende sei, könne man keine einfache Antwort geben, sagt Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Darum werde diese Frage in den Ländern ja auch unterschiedlich beantwortet. „Es gibt keine genau definierten Kennzahlen, mit deren Hilfe man sagen könnte, das ist jetzt noch eine Pandemie und das ist keine mehr“, so Schmidt-Chanasit. Ob wir uns noch in einer Pandemie befänden, müsse letztlich die Gesellschaft beziehungsweise die Politik diskutieren und entscheiden. WissenschaftlerInnen könnten mit entsprechenden Daten nur einen Teilaspekt für diese Entscheidung liefern...