Zitat:
Zitat von
Münsterländer
ABER (und das bleibt heute m.E. vielfach auf der Strecke):
Bleiben die Dinge nicht trotzdem wundersam?
[...]
Und warum macht die das eigentlich?
Oder warum überhaupt leben? Organische Verbindungen mögen ja ein Zufallsprodukt gewesen sein (deren Entstehung man vielleicht auch erklären kann) aber warum geben sich selbst Einzeller so viel Mühe am Leben zu bleiben? Warum bildeten die irgendwann komplexe Strukturen (und wie haben die das entschieden)?
Da sieht man, dass manche Erklärungen irgendwie kuscheliger sind, als andere.
Die Erklärung, dass sich Einzeller zufällig gebildet haben, solche mit besseren Überlebensstrategien und solche mit schlechteren und eventuell sogar selbstzerstörerische und dann logischerweise nur die mit den guten Überlebensmechanismen eher am Leben geblieben sind, klingt ja irgendwie nicht so heimelig, wie die Annahme einer Lebenskraft, die die Einzeller und letztlich uns irgendwie gewollt hat..
Wer will schon von seinen Eltern erfahren, dass damals das Kondom geplatzt ist und die Fahrt nach Holland zu teuer war?
Ähnlich ist es dann mit der Erklärung für manche scheinbar erstaunliche Fähigkeiten:
Die Existenz von Ki, die in asiatischen Kulturkreisen allgemein akzeptiert wird und keines weiteren Nachweises bedarf, muss europäischen Skeptikern daher leicht verständlich demonstriert, um nicht zu sagen „bewiesen“ werden. Für diesen „Beweis“ macht man in Europa gerne Gebrauch von einer Ki-Demonstration namens „der unbeugsame Arm“.
Bei dieser Demonstration bittet man üblicherweise einen skeptischen Zuschauer aus dem Publikum auf die Bühne und lässt ihn einen seiner Arme gestreckt, mit der Handfläche nach oben, dem Ellbogen nach unten, auf die Schulter eines Aikidoka legen, der sich dem Gast gegenüber aufstellt. Man fordert den Freiwilligen auf, seinen Arm gestreckt zu halten, indem er alle Muskeln im besagten Arm anspannt und alle seine Kraft aufbringt, um den Arm nicht beugen zu lassen. Der ihm gegenüberstehende Aikidoka ist daraufhin (relativ) leicht in der Lage, den nach unten weisenden Ellbogen des Zuschauers mit beiden Händen von oben nach unten durchzudrücken und damit den Arm des Gastes zu beugen.
Im Anschluss wiederholt man das Ganze und bittet den Zuschauer, durch seinen Arm „Ki fließen“ zu lassen, indem er, anstatt seine Muskeln anzuspannen, sich vorstellt, dass ein gewaltiger Energiestrom durch seine Schulter und seinen Arm bis ans andere Ende der Halle fließe (Erinnerungen an Star Wars werden wach). Statt Energiestrom kann man ihm auch die Vorstellung eines starken Wasserstrahls geben, der durch einen Feuerwehrschlauch fließt und ein Feuer auf der anderen Seite löschen soll. Und zur großen Überraschung aller Anwesenden lässt sich sein Ellbogen nicht oder nur schwer beugen. „Ooooh!“ Applaus, Applaus.
Das ist natürlich toll, dass man da so eine starke Energie durch seinen Arm schicken kann und dadurch Superkräfte bekommt, die man dann eventuell ausbauen kann und vielleicht auch ohne Kontakt... :cool:
Dann kommt irgendein Spielverderber und sagt:
Die Sache ist: Natürlich handelt es sich hier um einen einfachen, psychologischen Trick. Mal ganz abgesehen von den einseitig kontrollierten Umständen des Experiments und damit dem mentalen Druck, der auf das „Versuchskaninchen“ einwirkt, gibt es eine ganz natürliche, physiologische Erklärung dafür, dass der Arm sich beim ersten Versuch beugen ließ und beim zweiten nicht. Im menschlichen Arm gibt es nämlich Muskeln, die den Arm strecken, und solche, die ihn beugen. Wenn man den Freiwilligen aus dem Publikum nun bittet, „alle“ Armmuskeln anzuspannen und seine gesamte Kraft aufzubringen, um dafür zu sorgen, dass der Arm sich nicht beugen lässt, neutralisieren sich nämlich die Armstreck- und die Armbeugemuskeln gegenseitig und arbeiten gegeneinander. Der Arm wird zwar steif, lässt sich aber relativ einfach von außen beugen.
Beim zweiten Versuch dagegen unterstützt die Vorstellung eines Energieflusses oder Wasserstrahls, der durch den Arm fließt, tatsächlich die Aktivierung nur der Armstreckmuskeln, während die Armbeuger entspannt bleiben und die Armstreckung nicht neutralisieren. Absolut gesehen wurde beim zweiten Versuch also nicht mehr Kraft oder „Energie“ entwickelt, sondern im Gegenteil sogar weniger, weil weniger Muskeln effektiv benutzt wurden, um ein besseres Ergebnis zu erzielen.
irgendwie ent-täuschend
Das mit der effektiven Muskelnutzung lässt sich ja eventuell ausbauen, aber das machen ja andere Sportarten irgendwie auch und mit der Fernwirkung und anderen möglichen Wundern wird das dann wohl nix...:(
Der Autor des zitierten Textes weist allerdings gleich noch auf den Vorteil der Ki-Vorstellung hin, auch wenn die nicht wirklich zutreffend ist, denn es ist einfach ein Bild™, das hilft, komplexe Vorgänge einfach zu vermitteln:
Stellen Sie sich einen Trainer vor, der bei jeder neuen Bewegung erst einmal eine Liste von Muskelgruppen aufzählt, die es zu aktivieren gilt, während man alle anderen Muskeln gefälligst zu entspannen habe. Nur außergewöhnlich begabte und trainierte Menschen mit einem tiefgehenden Körperbewusstsein wären dazu in der Lage. Demgegenüber verhilft die einfache Vorstellung vom Energiefluss auch Anfängern und Menschen ohne besonderem Körperverständnis unbewusst zur Aktivierung der richtigen Muskelgruppen und ermöglicht ihnen so, sich „richtig“ zu bewegen.
(Zitate von hier:
https://www.aikidokan.de/eingang-deu...i-eine-kritik/)