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Dritte Welle, Mutation, Pandemiemüdigkeit, Schutzverhalten
Befunde: 73% aller Befragten halten eine dritte Welle für eher oder extrem wahrscheinlich. Wer die B117 Mutation für ansteckender hält, hält auch eine dritte Welle für wahrscheinlicher. Die meisten Befragten erwarten den Beginn der dritten Welle im April. Während zwischen Ende Januar und Mitte Februar fast 70% davon ausgingen, dass die Fallzahlen in der kommenden Woche sinken werden, dreht sich diese Erwartung jetzt um: fast 40% denken, dass es wieder steigende Fallzahlen geben wird, ca. 40% denken, dass die Fälle stabil bleiben. 38% vermuten, dass es mindestens 18 Monate oder länger dauern wird, bis das Leben wieder so wird wie vor der Pandemie, 33% denken, das Leben wird nie wieder so sein wie davor. Die Pandemiemüdigkeit ist seit Beginn des 2. Shutdowns gestiegen und stabil – ca. 28% berichten von hoher Pandemiemüdigkeit. Wer eher pandemiemüde ist, schützt sich und andere weniger, sucht weniger Informationen und vertraut der Regierung weniger. Freiwilliges Schutzverhalten wird im 2. Shutdown seltener gezeigt als im ersten Shutdown, besonders auch von jüngeren Menschen unter 30. Die Verschärfung hat jedoch nochmals zu einem Anstieg von Schutzverhalten geführt. Wer unter 30 ist oder die Maßnahmen ablehnt, verzichtet seltener bewusst auf Kontakte. Jüngere unter 30 nutzen auch deutlich seltener die CoronaWarn App, obwohl sie mobiler sind und weniger ihre Kontakte reduzieren. 14-19% halten sich aktuell nur manchmal, selten oder nie an die geltenden Kontaktbeschränkungen.
Fazit & Empfehlung: Trotz der Wahrnehmung, dass die Fallzahlen tendenziell stagnieren oder steigen, wird individuelles freiwilliges Schutzverhalten nicht verstärkt, bei jungen Personen unter 30 lässt es in einigen Bereichen sogar tendenziell eher nach.
(Ggf. neue) Regeln sollten einfach und einheitlich sein.
Strukturen sollten das gewünschte Verhalten erleichtern (z.B. Homeoffice).
Maßnahmen sollten eine Begründung mitliefern, da Wissen das Verhalten positiv unterstützen kann (siehe generelle Empfehlungen zu Kommunikation ganz unten).
Pandemiemüdigkeit sorgt für eine Trägheit: relevantes Wissen verbreitet sich nicht so schnell, Verhalten reagiert träger auf die pandemische Situation, was angesichts der Verbreitung der Virusmutationen kritisch sein kann.
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Vertrauen in die Regierung und Akzeptanz der Maßnahmen
Befunde: Der Anteil derer, die die Maßnahmen übertrieben finden, ist seit Jahresende 2020 von 22% auf aktuell 30% gestiegen. Auch der Ärger über die Maßnahmen hat zugenommen. Seit Ende Januar nimmt die Akzeptanz der stärker einschränkenden Maßnahmen ab. Vertrauen in die Regierung sinkt im Trend weiter. 38% vertrauen derzeit der Regierung (geringster Wert seit Erfassung), am Jahresende 2020 waren es noch 48%, im April 2020 58%. Auch das Vertrauen in die Landesregierungen ist im Vergleich zu vor zwei Wochen gesunken. Besonders relevant: das Vertrauen sinkt seit dem Beginn des Shutdowns im November besonders unter den Personen, die die Maßnahmen befürworten. Aus der letzten Erhebung wissen wir, dass der Regierung weniger Kompetenz zugeschrieben wird als Wohlwollen und Integrität; besonders die Kompetenzzuschreibung sinkt seit Sommer etwas stärker und hängt besonders mit Vertrauen zusammen.
Fazit & Empfehlung:
Vertrauensverlust führt dazu, dass mehr und bessere Regierungskommunikation relevante Teile der Gesellschaft nicht (mehr) erreichen kann. Andere Wege und Akteure in der Krisen- und Gesundheitskommunikation sollten stärker mit einbezogen werden.
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COSMO — COVID-19 Snapshot Monitoring
Ergebnisse aus dem wiederholten querschnittlichen Monitoring von Wissen, Risikowahrnehmung, Schutzverhalten und Vertrauen während des aktuellen COVID-19 Ausbruchsgeschehens
Ein Gemeinschaftsprojekt von Universität Erfurt, Robert Koch Institut, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Leibniz-Institut für Psychologie, Science Media Center, Bernhard Nocht Institut für Tropenmedizin und Yale Institute for Global Health Mehr erfahren
Gruß