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carstenm
Das ist schlicht meine berufliche Erfahrung seit Mitte der 90er Jahre mit diesem Thema.
Da geht's gar nicht um "rechts" oder "böse" oder dergleichen. Sondern ich habe das, was du "Sprung" nennst, in der Gesundheitstpolitik inzwischen mehrfach ganz konkret erlebt. In der Behindertenarbeit, in der Versorgung psychiatrisch erkrankter Menschen, in der Altenpflege, in der schulischen Versorgung von jungen Menschen mit stark herausforderndem Verhalten, in der sationären Langfrist-Intensiversorgung von jungen Menschen mit apallischem Syndrom. (…) Das ist also kein irrationaler Beißreflex, sondern das ist mein beruflicher Alltag seit mehren Jahrzehnten. Schlicht, weil dem Solidarsystem immer mehr Geld fehlt. So banal ist das.
Aber ist da nicht bei den ganzen Corona-Maßnahmen und Impfaufrufen auch Teil des Problems? Ich hatte oft den Eindruck, dass man es sich recht leicht macht, Maskenpflicht, Impfpflicht und sonstwas zu fordern, weil man im medizinischen Bereich weder willens noch in der Lage ist, für entsprechende Prozesse zu sorgen, die die Schutzbedürftigen auch wirksam schützen. Während ich da am Anfang durchaus Verständnis für hatte, sinkt selbiges exponentiell mit der Zeit.
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Müssen wir als mündige Bürger tatsächlich den Anspruch haben, jedes Gesetzt, jede Verfügung, jede Vorschrift so erklärt zu bekommen, dass wir sie a) verstehen und b) in der Sache übereinstimmen, um c) ihnen gemäß zu handeln?
Ad c) Das ist selbstverständlich, dass man sich im Rahmen geltender Regeln bewegt. Wenn jeder einfach macht, was er will, gibt es Chaos. Ad a) und b) Den Anspruch nicht, das Recht aber schon und in diesem Fall proklamiere ich das für mich.
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Ich schrieb im Gegenteil, dass weder ich ihn verstehe - nicht einmal in Ansätzen - noch, dass ihn wohl die allermeisten verstehen, die seine Bücher lesen.
Und selbst dann ist das offenbar noch immer nicht einfach oder überhaupt wirklich möglich. Ich kenne zwei solche Menschen, und die sind sich ihrer Limitationen an dieser Stelle sehr, sehr bewußt.
Dann sind wir uns ja einig. Genauso würde ich das auch sehen.
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Das scheint mir ein sehr interessantes Rechtsverständnis, von dem ich nicht der Meinung bin, dass es gerichtsfest sei.
Das die Einschränkung von Freiheitsrechten zu begründen ist und nicht, warum diese aufgehoben werden können? Da solltest Du dich besser informieren. Das ist unter Juristen Konsens.
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Was ich niemals für möglich gehalten hätte, ist, dass ich tatsächlich wieder erleben muß, dass jüdischen Freund:innen Angst haben, zu sagen, dass sie jüdischen Glaubens sind, weil man ihnen sonst zu Hause auf den Leib rückt. Hier in meinem Viertel.
Das ist in der Tat schlimm und habe ich auch wahrgenommen. Ich weiß nicht, ob es zu billig ist aber ich überlege auch, absichtlich und regelmäßig jüdische Etablissements in München aufzusuchen.
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Was ich niemals für möglich gehalten hätte, ist, dass die Nazionalsozialisten, die sich hinter Herrn Höcke sammeln, im Rat meiner Stadt sitzen. Auch wenn sie bei uns nur wenige sind und man sie bisher gut isolieren kann.
Wir haben hier immer wieder Pegida und AFD-Kundgebungen vor der Haustür. Ich habe dabei vermehrt festgelegt, dass diese Pfeifen gar nicht in der Lage sind, einer härteren Diskussion standzuhalten. Aber keine Sorge, da bin ich noch deutlich streitbarer als hier.
Dennoch glaube ich, dass es ein großes Problem ist, wenn man den Kreis zu weit fasst. Weil man eben die wirklich rechten A****geigen nicht mehr sauber isoliert bekommt, wenn man zu viele in die Ecke schiebt.
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In der Zeit der sog. "Flüchtlingskrise" waren sie es, die hier die Demos organisiert haben. In der Zeit der Pandemie waren es genaus dieselben, die die "Corona-Demos" hier vor Ort organisiert haben. Sogar Zeit und Ort waren gleich. Jetzt organisieren sie die "Anti-Kriegs"-Demos.
Da wirst Du hier (und sonstwo) lange nach Sympathiekundgebungen meinerseits suchen können. Aber Dinge aus meinem Wortschatz zu streichen, weil irgendwelche A****Krampen die benutzen? Nix da.
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Ganz herzlichen Dank für diese biographischen Notizen! Im Ernst: Mir erklärt das die Ambivalenz, mit der ich deine Äußerungen immer wieder wahrnehme. (Ich nehme die so wahr. Meint nicht, dass du tatsächlich ambivalent seist oder wie auch immer ...
Kein Problem! Man darf mich gerne ambivalent nennen. Solange der Eindruck hilft, hat es sich ja gelohnt, ein wenig persönlichen Einblick zu geben.
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Und auch im Alltag ist Sprache doch ebenfalls nicht einfach "egal", sondern ein wichtiger Aspekt unseres Kontaktes zu anderen Menschen?
Da bin ich dabei. Ich nehme nur bisweilen eine gewisse Übersensibilisierung wahr.
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Genau das beschreibt einen fundamentalen Irrtum, der im Laufe der Jahrhunderte durch eine männlich-dominierte Sprache in die Köpfe der Menschen getragen wurde. (….)
Hier bin ich ein wenig lost, was Du mir eigentlich erklären willst. Dass Männer die Geschichte zu ihren Gunsten umgedeutet haben? Würde mich nicht wunder. Ich gehe eigentlich eh davon aus.
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Naja, und dass es Apostolinnen, mit kleinem i, gegeben hat, ist eben auch eine Tatsache. Da haben eben lange gerade nicht nur Männer mit am Tisch gesessen. Ganz im Gegeneil.
Das schrub ich ja bereits mehrfach. Dass ich schon lange den Verdacht habe, dass die ganze Erzählung so nicht stimmt.
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Aber irgendwann haben sie das Ruder an sich gerissen. Und mit das erste, was sie getan haben war, die Frauen aus den Texten zu tilgen. Sie haben die Sprache genutzt. Und bis heute werden in der römischen Kirche genau diese Texte genutzt, um die Frauen vom Tisch fern zu halten ...
Und davor wurden Texte gegendert? D.h., die Sprache wurde verändert? Mir scheint eher, das Narrativ wurde geändert.
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Ich meine vor allem, dass die Sprache unser Denken bestimmt. Denn wir denken in Sprache. Und wir können nur das denken, was wir in Sprache fassen können.
Das meine ich nicht. S.a. Julians Kommentar dazu. Davon abgesehen, wenn es heißt „die Ärzte kämpften stundenlang um ihr Leben“ entsteht in meinem Kopf das Bild einer verletzten weiblichen Person. Hinsichtlich der Ärzteschaft entsteht da kein spezifisches Bild. Eben, weil es unsere Sprache nicht hergibt. Die Ärzte heißt ja nicht, dass es alles Männer waren. Wenn Menschen der Sprache nicht hinreichend mächtig sid, kann ich a) nichts dafür und bin b) auch nicht der Ansicht, dass man deswegen die Sprache ändern muss.
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Naja, ein Drittel der Ärzt:innen, die ich anlässlich meiner OP in der Urologie erlebt habe, waren Frauen. Darf das der Tagesschausprecher nicht ruhig auch sagen, wenn ich in den Nachrichten komme? Damit den Leuten, die die Station nicht kennen, das adäquate Bild vermittelt wird? Warum sollte man denn nicht sagen dürfen, dass da auch Ärztinnen arbeiten?
Nein, das sollte er nicht. Er hat einen Informations- und keinen Erziehungsauftrag. Er soll Informationen vermitteln und nicht irgendwelche Bilder in meinem Kopf erzeigen wollen. Er könnte meinetwegen von dem Ärzteteam sprechen oder hinzufügen, wieviele der Ärzte Frauen waren, so das denn in irgendeiner Form relevant wäre. Ansonsten gibt es andere Formate wie Reportagen, Dokumentationen, etc., die dafür da sind, das Volk zu bilden.
Genau das ist es, was mich so nervt und was ich mit Gutmenschendiktatur meine. Was bitte erhebt die derart über mich, dass die mir erzählen sollen/wollen, wie ich was zu denken habe? Ich sehe das eher als Missbrauch derer Position. Geht‘s eigentlich noch?
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FireFlea
Das ist richtig. Allerdings halte ich neuere Regelungen mit * oder : für extrem sperrig oder das aktuelle Beispiel der Audi Klage "Der_die BSM-Expertin ist qualifizierte_r Fachexpert_in". Im Business Kontext lasse ich mir das noch einigermaßen gefallen aber ich will ehrlich gesagt keinen Roman lesen müssen, wo sowas steht. Für mich ist das kein elegantes Deutsch.
:halbyeaha
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Julian Braun
Zunächst mal natürlich Zustimmung. Allerdings sehe ich das als wechselseitige Beziehung, d. h. Sprache beeinflusst Denken und Denken beeinflusst Sprache.
Und ich meine, Denken erschöpft sich nicht im verbalen Denken;
Ebenfalls :halbyeaha