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discipula
Während London die Cholera besiegt hat... durch den Bau einer Kanalisation.
Und die Kanalisation im 19. Jahrhundert hat was mit der Ausrottung der Pocken durch weltweite Impfkampagnen im 20. Jahrhundert zu tun?
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Wenn du die Umstände betrachtest, während derer Seuchen wüten, entdeckt man immr dasselbe: Enge Verhältnisse, Menschenmassen auf kleinem Raum, schlechtes Management von Abfällen, Hunger, Elend, Mangel. Oft Krieg. (für die meisten Soldaten weltweit über die Jahrtausende war Durchfall das grössere Problem als der Heldentod in der Schlacht...)
Nicht immer, aber oftmals, ja. Nur kann heute deine Umgebung so dreckig sein wie sie will. Du wirst die Pocken nicht mehr bekommen können, weil es die einfach nicht mehr gibt.
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Verändere die Verhältnisse, und die Seuchen sind grösstenteils weg.
Ne. Siehe die aktuelle Entwicklung.
Natürlich begünstigen unhygienische, enge Lebensumstände, schwach ausgeprägte Staatlichkeit (Gesundheitssystem...), geschwächtes Immunsystem durch Hunger etc.pp. die Ausbreitung von Epidemien bzw. Pandemien - aber sie treten auch ohne solche Begleitumstände auf.
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Grundsätzlich korrekt.
Praktisch wahr bleibt aber, dass ein Haus, in dem alle Räume geheizt werden, erst so seit Mitte des letzten Jahrhunderts langsam zum Standard wurden. Nur schon meine Eltern lebten als Kinder in Verhältnissen, die damals normaler Mittelstand waren, aber heute als völlig unmöglich und mangelhaft gelten würden...
Ja richtig, und da ich von der Entwicklung der Lebenserwartung seit 1960 sprach, was die Mitte des letzten Jahrhunderts recht genau trifft, ist dieses "Argument" hier völlig fehl am Platz.
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ja weil halt eben eine Menge konkreter Massnahmen ergriffen wurden, um das zu verhindern. Fahrschule und Qualifikation für Fahrer, Vorschriften an die Autoindustrie zu Mindestanforderungen bezüglich Material, Stabilität, Kompetenz der Mitarbeitenden, TÜV, Geschwindigkeitskontrollen etc etc.
Damit es eben gar nicht soweit kommt, dass Verkehrsopfer in rauhen Mengen überhaupt je medizinische Betreuung brauchen...
Völlig richtig, nur was hat das mit meinem Argument zu tun, dass die Verkehrstoten für die durchschnittliche Lebenserwartung genau keine Rolle spielen.
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Dass rund um Aids in den 80er Jahren Diskussion um Sex möglich wurde, und öffentlich wurde ("Im Minimum ein Gummi drum", mehr Toleranz für Sex auserhalb der Ehe ...) ist die wesentlichere Verbesserung der Lebensumstände, als dass jene, die es trotzdem kriegen, heute bessere Medikation haben als damals.
Also mal abgesehen davon, dass in der westlichen Welt (ich würde mal davon ausgehen, dass die Schweiz dazu gehört) eine zunehmende gesellschaftliche Offenheit zur Sexualität einige Zeit vor den 80ern sich bemerkbar macht, ist natürlich die Bewertung, was mehr zur Lebensqualität beiträgt, recht subjektiv - ich würde behaupten, dass HIV heute kein Todesurteil auf Raten mehr ist, sondern so gut behandelt werden kann, das man selbst nicht mal mehr ansteckend für andere ist, ist ein größerer Fortschritt als über Verhütung ein wenig offener sprechen zu können.
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Ich zweifle, ob Krebs, eine typische Zivilisationskrankheit, geeignet ist für diese Betrachtung.
Ob Krebs überhaupt als Zivilisationskrankheit gelten kann, ist in der Forschung stark umstritten, wenn überhaupt, dann wohl nur bestimmte Formen. Eine "typische" Zivilisationskrankheit ist es aber nicht.
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im Jahr 1900 starben wohl die wenigsten an Krebs. und im Jahr 900 noch weniger. Aber seit meinen Lebzeiten ist und blieb Krebs eine der bedeutendsten schweren Krankheiten und Todesursachen, neben Herz/Kreislaufkrankheiten, Diabetes, und Demenzkrankheiten.
Und dafür gehören halt heute zu den bedeutenden schweren Krankheiten nicht mehr Tuberkulose, Pocken, Cholera, Lepra....
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als so ein kleines Bisschen.
Die Krankenkassenprämien sind allerdings relativ dazu deutlich stärker gestiegen.... Falls diese Zunahme der Lebenserwartung tatsächlich nur auf Medizin zurück zu führen ist (woran ich zweifle), und auf nichts Anderes, so ist das doch ein recht mieses Preis/Leistungs-Verhältnis.
Echt? Wieviel mehr an Beitrag wäre dir denn so ein Jahr mehr Leben im Durchschnitt wert?
Um wie viel sind die Beiträge denn Inflationsbereinigt gestiegen?
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Unfallmedizin und Notfall ist top an der modernen Medizin. Hygiene auch.
Na da sind wir uns ja einig.
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aber sonst? Ich zahle einen riesigen Solidaritätsbeitrag, auch Krankenkassenprämie genannt, an die Gemeinschaft (was ok ist, ich helfe gerne denen, denen es mieser geht als mir) um dann doch jene Dinge zum Erhalt der Gesundheit, die mir helfen und wichtig sind, aus der eigenen Tasche zu bezahlen (ein Betrag, wofür ich inzwischen auch schon ein ganz ordentliches Auto kaufen könnte), weil diese im hiesigen Krankheitswesen völlig unter den Tisch fallen. Und stelle dazu fest, dass inzwischen kaum jemand in meinem Alter, also so in den Vierzigern, noch lebt, ohne mindestens eine tägliche Pille zu schlucken, um irgendwelche Symptome auszuschalten. Das kann's doch nicht sein.
Naja früher hat man halt keine Pille geschluckt, weil es keine gab, und musste einfach mit den Symptomen leben. War natürlich viel besser.
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nein, ich glaube nicht, dass es viel Anlass zu Neid gibt. Nein, ich glaube nicht, dass Gesundheitssysteme anderer Länder und Kulturen alles so viel schlechter waren, als was wir heute tun
Und da sind wir wieder beim leidigen Thema der Pseudointellektualität.
Als Historiker kann ich dir sagen, dass die öffentlichen Gesundheitssysteme noch nie so gut waren, wie sie heute sind.
Auch nur ein Zehntel der Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung zu haben wie wir sie heute genießen können, wäre für die reichsten Menschen der frühen Neuzeit ein kaum begreifliches Wunder.
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mir ist es wurst, die wenigen Male, die ich einen Arzt brauche, kann ich auch dorthin gehen. glücklicherweise habe ich eine gute Gesundheit.
Sinnvoll ist es trotzdem nicht, systematisch den Patienten zum Arzt kommen zu lassen, statt umgekehrt. Das meiner Bequemlichkeit zuschreiben zu wollen, ist ein Fehlschluss.
Doch, es ist sinnvoll, sonst hätte es sich in einer freien Marktwirtschaft nicht nahezu überall wo es möglich ist so entwickelt. Wie dir diverse andere Poster hier dargelegt haben, ist deine Idee verkopft, verquer und unpraktikabel.
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Immerhin bin ich auch "unbequem" genug, um meine Kunden zuhause zu besuchen. mir soll's recht sein, wenn andere das nicht machen, mir bringt das nämlich gutes Geld.
Du bist aber auch kein Arzt.
Mein Pizzalieferant besucht mich auch zuhause.
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nur meine vielfältigen persönlichen Beobachtungen aus privatem Umfeld und meiner Tätigkeit als Komplementärtherapeutin.
Also anekdotische Evidenz. Danke, dachte ich mir.
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ja eben, du lebst auch komfortabel, musst kein Wasser und Holz schleppen, hast den grösseren Kleiderschrank als all deine Ururgrosseltern zusammengefasst, hast Möglichkeiten der Mobilität, die vor hundert Jahren komplett utopisch waren, hungerst nie....
Richtig, denn ich lebe in den bisher besten Jahrzehnten der Menschheitsgeschichte.
Ebenso wie du.
Also hör auf zu jammern.