Ich wollte nur anmerken, dass Curricula nicht in allen westlichen Kampfsystemen zwingend vorhanden sind. Im Ringen z.B. habe ich es so kennengelernt, dass dem Anfänger nach den Falltechniken zunächst eine Handvoll grundlegender Positionen (Stand, Bodenlage), Halteformen (over- und underhook, Armklammer aka 2 on 1) und Techniken (z.B. Arm drag, Beinangriff doppelt, innen und aussen, Schulter- und Hüftwurf, später Suplex) beigebracht werden, ebenso wie ein paar universelle Set-ups zur Vorbereitung der Angriffe; danach wird man in der Regel in den regulären Trainingsbetrieb integriert.
Der reguläre Trainingsbetrieb ist je nach Trainer ziemlich individuell, und so kann man sehr früh mit sehr komplexen Techniken konfrontiert werden. Je nach Verein wird das Training auch auf die Wettkämpfer zugeschnitten, während dem Ligabetrieb sucht man z.B. gezielt nach Lücken in den einzelnen Taktiken und versucht die zu füllen. Das bedeutet dann für die Person X eine Lösung für ihr spezielles Problem, an dem gearbeitet werden muss; die anderen nehmen davon mit, was sie können, arbeiten aber nicht zwingend mit der gleichen Intensität daran. In einem zweiten Schritt (oft noch im gleichen Training) geht es dann um die praktische Anwendung dieser Techniken und Taktiken. Ausserhalb der Saison und in Trainingslagern wird oft auch in Kleingruppen (1-5 Ringer pro Trainer) gearbeitet und man versucht, jedem einzelnen Ringer die Techniken und Taktiken zu vermitteln, die erfahrungsgemäss zu dessen Stil und Körperbau passen. Dafür holt man sich idealerweise "Spezialisten", also Ringer, die mit eben diesen Techniken regelmässig punkten konnten und alle Feinheiten und fiesen Tricks für die Praxis kennen. Am Ende der Ausbildung sollte idealerweise jeder Ringer praktisch jede Technik demonstrieren (und lehren) können (= passies Repertoire), muss aber nicht alle in seinem individuellen Kampfrepertoire (aktives Repertoire) haben.
Wenn ich das mit einem fixen Curriculum wie im Judo vergleiche, dann werden so meistens deutlich schneller Sportler "produziert", die Techniken unter Druck anwenden können, auch wenn ihr Technikrepertoire (aktiv wie passiv) zumindest aktuell noch kleiner ist. Aus meiner Sicht würde ich aber sagen, dass eine Herangehensweise wie im Ringen grössere Anforderungen an den Trainer stellt, der erkennen muss, wer denn welchen Input "braucht", denn erfahrungsgemäss erkennen den die einzelnen Sportler nicht immer. Debattierbar ist m.E. auch, wie umfangreich das Basisrepertoire denn sein sollte, und wie tief dieses eingeschliffen werden muss, bevor man zu freieren Trainings- und Übungsformen übergeht.
Beste Grüsse
Period.