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Theorie & Praxis
Okay, ich versuche jetzt noch ein letztes Mal die Leute zu erreichen, die das ganze Thema mit einer gewissen Nüchternheit und fernab von Fanboy- oder Hater-Allüren betrachten können.
Zunächst, was war meine Aussage: meine Aussage war, dass Bruce Lee beabsichtigte, seine Schnelligkeit gegenüber Vic Moore zu demonstrieren. Es ging hier nicht um´s Kämpfen, es ging um ein singuläres Attribut. Das Ganze kann als Spiel betrachtet werden, denn viel mehr ist es nicht.
Aber Schnelligkeit ist doch kein singuläres Attribut? Welche Schnelligkeit denn? Sprint? Schwimmen? Daumendrehen? ;)
Hier wird doch offensichtlich ein "kampfkunsttypisches" Setting aufgebaut, und da kommt es eben nicht nur darauf an, wie schnell man mit den Armen fuchteln kann, sondern das schnelle Armgefuchtel halt auch anzubringen. Und dabei sieht der gute Bruce halt irgendwie nicht so super aus.
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Habe ich behauptet, dass Bruce Lee ein überlegener Kämpfer war? Ähm ... nein, ich wüsste nicht an welcher Stelle. Ich bin absolut davon überzeugt, dass Bruce Lee technisch und athletisch vielen anderen Kampfkünstlern seiner Epoche überlegen war, aber ob er auch ein überlegener Kämpfer gewesen wäre, werden wir nie erfahren.
In diesem Zusammenhang würde ich auch den Satz von Oliver T: "Denn um ein guter Kämpfer zu sein, braucht es mehr als Athletik und gute Technik." jederzeit unterschreiben.
Irgendwie witzig, weil du im folgenden Abschnitt ja implizit doch behauptest, dass Bruce ein guter Kämpfer war :D
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Aber man muss auch sagen, selbst wenn Bruce Lee nun keine Vollkontaktturniere bestritten hat ... ja klar, es gab noch kein MMA, aber dafür Boxen und Ringen ... so war er stets auf der Suche nach der Wahrheit, nach dem authentischen Wesen der Kampfkunst.
Was zum Geier soll denn "das authentische Wesen der Kampfkunst" sein?
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Bruce Lee liebte Boxen, war Schulboxmeister (okay, da wird man jetzt sagen: Kinderkram), hatte sicherlich in seiner Jugend auch echte Straßenauseinandersetzungen (jaja ... die berüchtigten Rooftop-Fights ... ungefähr so ähnlich wie ne Schlägerei in Berlin-Kreuzberg, nur nicht ganz so primitiv), hatte das Kampfkunsttraining in der Breite revolutioniert ... weg vom kontaktlosen Sparring und Formenlauf hin zum Training mit Schutzausrüstung und Kontakt (jaja ... Sparring mit Schutzausrüstung gab es schon im alten Okinawa und wahrscheinlich noch viel früher, aber Bruce Lee war eben im 20. Jahrhundert ein Vorreiter, indem er arrogant war, mit der tradierten Kampfkunstinzucht brach und viele Dinge zum Standard hat werden lassen, die Ihr alle heute trainiert),
Ja ne also in Okinawa vielleicht nicht, keine Ahnung, ich bin kein Karateka. Aber geboxt wird nach Queensberry Rules seit 1867, d.h. mit Schutzausrüstung - und auch unter London Prize Ring Rules wurde zwar Bareknuckle geboxt, aber oft mit Handschuhen trainiert. Also da war Bruce mindestens hundert Jahre zu spät zum vorreiten.
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war stets für Cross-Training offen ... trainierte mit Judo-/Ringerlegende Gene LeBell (jaja ... Bruce Lee war so arrogant, dass er sich von Gene LeBell Grappling beibringen ließ, Einflüße die auch sein und das heutige Jeet Kune Do geprägt haben) ... to be continued.
Naja auch der von dir erwähnte Gene zeigt ja, dass Crosstraining jetzt auch nichts war, was Bruce erfunden hätte oder ihn sonderlich herausgehoben hätte.
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Will heißen, Bruce Lee war realistischer und kämpferischer drauf als viele Gi-Träger, Kung-Fu-Anzugträger und sog. Meister seiner Zeit.
Naja es gab zu der Zeit weltweit wohl schon so ein paar Tausend Judoka die durchaus auch recht kämpferisch drauf waren. Und in Brasilien gab es schon so ne Truppe die im Gi rumgelaufen ist und ihr können ganz gerne mal in Vale Tudo Kämpfen auf die Probe gestellt hat ;)
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Warum hat er dann nicht den von Euch ersehnten Beweis seines Kämpfertums angetreten und sich irgendwo im Ring die Fresse kaputtschlagen lassen, damit die KKB-Nachwelt befriedigt ist? Naja, der Mann war erfolgreicher Kampfkünstler, Kampfkunstlehrer, Schauspieler und Familienvater ... manche Leute würden sich wünschen, sie könnten bei all den Aktivitäten nur ein Drittel seines Trainingspensums absolvieren ... und ja, wenn man in diesen ganzen Dingen etwas erreicht hat ... geht man dann in den Ring, nur um ein paar Schaulustigen etwas zu beweisen? Natürlich nicht. Würdet Ihr auch nicht tun ...
Also ich glaube, man geht in den Ring, wenn man Bock darauf hat und kämpfen will, oder wenn man darin die einzige oder beste Möglichkeit sieht was aus seinem Leben zu machen. Vielleicht auch eine Kombination aus beidem.
Da Bruce Lee ja defintiv auch ohne was aus seinem Leben gemacht hat, hat er wohl einfach nicht so richtig Bock auf VK gehabt.
Ist ja absolut keine Schande, VK zu kämpfen bestimmt ja nicht den Wert eines Menschen.
Aber wenn man halt ein harter Kämpfer sein will, dann sollte man halt auch irgendwie mal kämpfen. Und wenn man als harter Kämpfer angesehen werden will, dann sollte man dafür sorgen, dass diese Kämpfe auch Leute mitbekommen. Das funktioniert doch seit Jahrtausenden so.
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Daher werden wir nie wissen, ob er ein Kämpfer war oder hätte sein können. Was wir aber wissen, ist, dass der Mann Kompetenzen hatte ... und eben auch jede Menge Schnelligkeit.
Naja, aber genau um diese Kompetenzen geht doch die Diskussion. Seine Anhänger schätzen seine kämpferischen Kompetenzen als außerordentlich hoch, geradezu revolutionär ein.
Die Kritiker merken an, dass es dafür irgendwie nicht wirklich einen Beweis gibt, da Bruce nie nachvollziehbar diese kämpferischen Kompetenzen bewiesen hat - tausende andere Kämpfer in der gleichen Zeit wie Bruce aber schon.
Nur mal zur Erinnerung: Bruce ist Zeitgenosse von Sonny Liston, Muhamad Ali, Helio Gracie.....
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Okay, Vic Moore hat zwei Schläge von Bruce Lee in einem Speedtest abgewehrt ... eine ordentliche Leistung und die soll man ja jetzt auch würdigen ... eine ordentliche Leistung, da Vic Moore Bruce Lee offenbar im Millimeter-Bereich und unter gewissen, statischen Bedingungen lesen konnte ... und nu? Was sagt das jetzt aus? Das Vic Moore ein guter Karatekämpfer war? Das Bruce Lee doch nicht so schnell war? Bruce Lee nur ein arroganter Kiffer? Wohl kaum ...
Ne, nur dass er offensichtlich in einem von Bruce arrangierten "Speedtest" besser als Bruce war, woraufhin der dann den "Versuchsaufbau" verändern musste, um zum "Erfolg" zu kommen.
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Und was Moore´s Geschichte angeht ... der Mann war nicht der Einzige, der unter Rassismuserfahrungen leiden musste ... Bruce Lee wohlgemerkt auch und zwar nicht nur durch weiße Amerikaner, ja. Zudem war die komplette, chinesische Community (die nicht weniger rassistisch war) angepisst, weil er mit Kung-Fu-Traditionen brach und die "Gwailos" unterrichtete. Aber Bruce Lee hat jetzt deshalb nicht herumgeheult und irgendeine Bewegung gegründet ...
Und was das jetzt mit Bruces und Vics kämpferischen Fähigkeiten oder dem Mangel derselben zu tun haben soll, ist mir völlig schleierhaft.