Shaolin wie sie trainieren
Lieber Stephen,
ich stehe natürlich zu dem was ich schreibe. Da Du ein paar Punkte ansprichst, die den Buddhismus angehen, möchte ich es auch nicht versäumen, darauf zu antworten. Ich denke, dies ist sachlich und kompetent zwischen uns beiden möglich. Schließlich schätze ich Dich nicht als dumm ein, höchstens für ein wenig zornig. Doch das kann von meiner Seite her auch eine falsche Wahrnehmung sein.
Bevor ich beginne, erlaube mir Deine Aufmerksamkeit auf folgendes lenken: Ich praktiziere seit meinem 15. Lebensjahr (1969) den Chan. Ich war von 1998 bis letztes Jahr das Oberhaupt der Dao Jun Gemeinde, die erste und somit älteste Chinesische Chan Schule Europas (gegründet 1934 in Potsdam). Gemäß den Regeln wurde ich als Chan-Lehrer von verschiedenen chinesischen Meistern überprüft und anerkannt. Von drei Chinesischen Chan Schulen habe ich die Lehrerlaubnis erhalten. Ich hoffe, es qualifiziert mich, hier über chan-buddhistische Angelegenheiten schreiben zu dürfen. Näheres erfährst Du aus unserer Homepage www.shaolin-chan.eu
Nun zu einigen Punkten:
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Ach komm du weisst doch sicher genauso gut wie ich, dass das Shaolin von heute sich emmens von dem Shaolin von vor 20 Jahren unterscheidet.
Das weiß ich eben nicht. Ich war vor 20 Jahren noch nicht in Shaolin, hinke mit meinen Erfahrung hinter Dir her. Vielleicht kannst Du etwas darüber schreiben, über Deine Erfahrungen von vor 20 Jahren.
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Russbo und ShaolinWolf
Ich kenne zwar diese Seiten, sind für mich jedoch nicht relevant (ohne sie zu schmälern). Ich lese lieber die verschiedenen chinesischen Seiten der verschiedenen Chan Klöster in China und in Japan. Leider war bis heute noch nichts zu finden von irgendeiner Abwendung dem Shaolin gegenüber. Ich lese nur die vielen Berichte aus Japan, wo hochrangige Meister das Shaolin Kloster besuchen und sich ausgetauscht wird. Wir reden doch von dem Songshan Shaolin Kloster in Henan, oder? Sie waren auch alle gemeinsam zum ersten World Buddhist Forum in China. Da gab es keine Unstimmigkeiten zwischen Chinesische und Japanische Meister rezeptive Shaolin und Japan, Korea etc. Oder sprichst Du von japanischen und koreanischen Zentren in Deutschland? Dann tut es mir leid, auch das ist für mich nicht relevant, gibt es doch auch unter Buddhisten ein Konkurrenz Denken. Leider.
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Die Zeremonien die in euren Tempeln stattfinden haben leider nichts mehr mit Chan oder Zen zu tun.
Da hast Du vollkommen Recht. Diese Zeremonien hatten auch noch nie etwas mit dem Chan Buddhismus zu tun gehabt, weder in der Vergangenheit noch heute. Im Chan nämlich gibt es nur zwei Zeremonien: die Zeremonie der Aufnahme eines Schülers und die Zeremonie der Verabschiedung eines Schülers. Die Zeremonien im Shaolin Tempel Deutschland gehören zum Amitabha Buddhismus.
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... ist der von Shaolin heutzutage vermitteltete Buddhismus kein Chan mehr.
Nur halb richtig. Wie in fast allen Chan Klöstern in China, wird gleichzeitig der Amitabha Buddhismus vertreten. Was also Shaolin vermittelt ist einerseits Amitabha Buddhismus (mehr für die Masse geeignet), andererseits Chan Buddhismus (eher nur für wenige Schüler geeignet). Der Chan Buddhismus geschieht im Stillen, nicht in der lauten Öffentlichkeit. Da Du Dich damit auskennst, muss ich nicht erklären wieso das so ist.
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Er ist total abgespeckt und öffentlichkeitstauglich gemacht. Alle sind Vegetarier, Alle sind abstinent, etc etc. Regeln, Achtfacher Pfad usw usw.
Der Buddha-Dharma ist für alle Menschen und nicht nur für ein paar Mönche. Buddha selbst wurde aufgesucht von Königen, Geschäftsleuten bis hin von den Unberührbaren, sogar von Huren und Verbrechern. Er war in seinem Mitleid für alle Menschen da. Du kannst zu Recht sagen, dass auch der Buddha öffentlichkeitstauglich war. Wieso sollte es Shaolin nicht sein? Ist doch der Amitabha Buddhismus gerade für die Öffentlichkeit geeignet, deshalb die offenen Zeremonien etc. Alle Menschen sollen Wissen, dass der Buddha-Dharma in Shaolin ist. Viele glaubten, Shaolin sei nur ein Kampfkunstzentrum. Deshalb ist es wichtig, allen Wissen zu lassen, dass Shaolin ein buddhistischer Tempel ist, wo die Lehre des Buddha praktiziert wird. Was die Regeln angeht, so stehen diese schon im Vinyana, des buddhstischen Pali Kanons. Und auch der Achtfache Pfad gehört zum Buddha-Dharma.
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Wenn du ein Zen-Meister mit dem Achtfachen Pfad kommst, dann wird er dich erstmal in seine Anfänger-Klasse der Meditation schicken.
Auch das ist richtig. Doch da sind wir beim Chan Buddhismus, wo es um die eigene Auseinandersetzung mit sich selbst geht (deshalb auch im Stillen). Nichts desto Trotz ist Chan ein Bestandteil des Achtfachen Pfades.
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... genauso wird hier als Chan-Buddhismus verkauft, was keiner ist...
Auch hier hast Du zum Teil Recht. Wie schon geschrieben, wird Chan Buddhismus und Amitabha Buddhismus angeboten und nicht der Chan als etwas anderes verkauft. Ich bitte diese Unterscheidung zu berücksichtigen und hoffe, es oben verständlich erklärt zu haben.
Über Kung Fu kann ich leider nichts sagen, das ist nicht mein Gebiet. Doch habe ich festgestellt, dass auch hier differenzierter vorgegangen werden sollte.
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Ich würde dich bitten zumindest mal in Betracht zu ziehen dass du ein Opfer von Propaganda bist.
Lieber Stephen, da schätzt Du mich etwas schlecht ein. Ich bitte Dich jedoch zu akzeptieren, dass ich auf Gerede anderer nicht viel gebe, womit ich nicht Dich meine, ob es nun im Internet steht oder auf einem Stück Toilettenpapier. Ich bitte Dich auch zu akzeptieren, dass ich diese Erfahrungen nicht gemacht habe und ich mich ganz auf meine eigenen Erfahrungen verlasse. Weißt du, wenn man sich ständig mit negativen Dingen beschäftigt, dann wird auch der eigene Geist negativ. Wie heißt es im Dhammapada: Vom Geiste gehn die Dinge aus, sind geistgeboren, geistgeführt. Wer negatives Denken führt, dem folgt das Leid wie der Karren dem Ochsen.
Ich denke, Du bist aus irgendeinem Grunde zornig auf Shaolin, ob berechtigt oder nicht kann ich nicht beurteilen. Das ist an sich nichts Verwerfliches und es steht mir nicht an, dich dafür zu verurteilen. Ich denke nur, dass Du Deinen Geist besänftigst, so wie Bodhidharma es gelehrt hat und auch heute noch in Shaolin praktiziert wird, und Du nun nach Vorne schaust. Lass von Deinem Groll und gib uns allen eine Chance es richtig zu machen.
Es würde mich auch freuen, Dich am 09. September persönlich kennenzulernen. Wenn Du kommst, frage einfach nach Shi Yan Cheng.
Wünsche Dir einen besänftigten Geist und alles Gute, Curtis
Shaolin wie sie trainieren
Hezhang Shenmiao,
mein chan-buddhistischer Freund, er ist Chan Meister in einem Chan Kloster in Wuhan, war ein Studienkollege von Meister Shi Yong Chuan. Auch die Universität Qi Xia Shan, die größte und älteste buddhistische Universität in China, ist mir sehr bekannt, da hier Dao Jun studiert hat und ordiniert wurde. Letztendlich kenne ich auch den Chan Meister von Shi Yong Chuan. Ich kenne sie alle seit Jahren, lange bevor ich Meister Shi Yong Chuan kennengelernt habe. Durch sie wurde ich auf Meister Shi Yong Chuan aufmerksam, was mich bewogen hat, ihn kennenzulernen und sein Schüler zu werden.
Ich kann nur eines sagen, Meister Shi Yong Chuan ist ein Chan Meister und ein Meister des Amitabha Buddhismus. Für mich gibt es keinen Grund an seiner Peron zu zweifeln.
Gruß, Curtis