5 Merkmale von gutem Tai-Chi
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Julian Braun
Mir ging es jetzt beim Eröffnen des Threads nicht um eine allgemeine historische Diskussion, oder darum die Kennzeichen/Definitionen zu diskutieren wie gut oder schlecht die an sich sind.
Ich habe ja extra immer dazugeschrieben, wie gut ich mich in den jeweiligen Bestimmungen wiederfinden kann.
Also der Versuch, eine für einen persönlich einigermaßen passende, Merkmal-gestützte Charakterisierung der Kampfkunst/des Stils/der Disziplin die man betreibt.
Meister Yang Jun listete 2018 auf einem Seminar in Kunming, China, 5 Merkmale von gutem Tai-Chi auf. Ich liste die hier einmal mit wörtlicher Übersetzung auf:
气沉 qìchén: Qi gesunken, 身灵 shēnlíng: Körper agil, 劲整 jìnzhěng: Energie(/jin) koordiniert/geeint, 神聚 shénjù: Geist(/spirit) gesammelt/aufgerichtet, 心静 xīnjìng: Herz(/mind) ruhig.
Gesunkenes Qi hat einen wichtigen Bezug zu unserem Gleichgewicht und unserer Atmung. Die Beweglichkeit des Körpers spricht von Wandlungsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit. Die ’unification of energy‘ spricht von einer Kraft, die im Zusammenspiel unseres ganzen Körpers statt nur einem lokalen Körperteil entsteht. Ein aufgerichteter Geist und das ruhige Herz sprechen von einer offnen, all-umfassenden Wahrnehmung und dem Verständnis von Harmonisierung in Konflikten, ob diese im Kampf oder im Leben auftreten.
Diese Qualitäten, finden wir in allen Tai-Chi Stilen wieder. Es gibt natürlich eine große Menge an Grundsätzen in der Tai-Chi Theorie, die sich die Stile übergreifend teilen, von denen hier schon einige aufgelistet wurden. Wer sich mit China beschäftigt, stellt auch bald fest, dass es kein großes Wunder ist, wenn man in 10 verschiedenen Kampfkünsten immer wieder die gleichen theoretischen Grundlagen findet. Alles wird integriert und man nimmt sich überall das, was man gerade braucht. Das sieht man auch schon, wenn man sich mit Religionen in China beschäftigt. Daoismus, Buddhismus und Konfuzianismus haben ihre eigene Identität, aber in der Praxis findet man sie immer Seite an Seite mit verschwommenen Grenzen.