Über die von Sebastian Baron gestartete "studiVZ" Gruppe "Respect !!! 7. November 2009" hat Rainer Prang vom G2A-Gym ein so interessantes Interview mit ihm begonnen das ich euch dieses gerne auch hier im Forum zukommen lassen möchte:
RP: Um mal einen kleinen Einblick in die Vorbereitung eines der Protagonisten dieser Veranstalltung zu kriegen, starte ich mal ein kleines Interview mit Sebastian. Ich hoffe er hat Lust mit zu machen...;-)
Sicherlich kann er sich einzelnen Fragen entziehen, jedoch versuche ich so viel wie möglich über die unterschiedlichen Aspekte einer solch holprigen Vorbereitung für uns heraus zu finden!
RP: Sebastian, seit dem der Termin für "Respect fc 2" feststeht musstest du dich auf drei Gegner einstellen. Nach Fathi Balci und Farbod Fadami steht dein Gegner, so Gott es will, mit Raymond Jarman fest. Ich denke das dies sowohl auf der physischen so wie auf der psychischen Ebene eine ziemlich anstrengende Sache ist. Siehst Du das ähnlich oder lässt dich das kalt? Wie bist du bisher damit umgegangen?
Sebastian Baron: Haha, witzige Idee!
Also wegen der Umstellung: Erst war ich natürlich angepisst wegen Fatih, dann hieß es kurz evtl. Farbod, was nicht sooo ein Unterschied gewesen wäre, und dann kam Ben mit Raymond Jarman an.
Ich hab sofort zugesagt, dann hab ich mir aber eine Nacht voll den Kopf gemacht wegen ihm.
Als ich am nächsten Morgen nach dem Training dann seine Kämpfe geguckt habe, dachte ich "Geil!" .
Ist einfach ein super-Gegner für mich, er ist gut, hat gefährliche Knie, aber er ist nicht unkontrolliert.
D.h. ich kann mich auf einen harten, sehr technischen Fight einstellen. Das ist es, was ich am meisten liebe, ich mag keine wilden Schwinger und Kraftaktionen, die mein Technik-Repertoir kaputtmachen.
Also ich freu mich drauf!
RP: Ich denke das es für die Zuschauer, gerade diejenigen die vom "Fach" sind, auch weitaus interessanter ist einen technisch guten Kampf zu sehen als eine, entschuldigt meine Worte, wilde Klopperei! Das siehst du doch sicher ähnlich, oder? Jetz ist es noch etwa eine Woche bis zum Kampf. Als erfahrener Wettkämpfer ist die Nervosität bestimmt nicht mehr so groß wie bei den Rookies, kannst du uns dennoch mal beschreiben wie sich die Stimmung und die Aufregung vor einem "Mainevent" bei dir aufbaut?
Sebastian Baron: Diesmal ist es anders. Wie gesagt, ich freu mich drauf. Gut, eine gewisse Grundanspannung ist da, aber ich male mir nichts Schlimmes aus, weil ich einfach weiß dass es nichts bringt.
Sonst ist man im Kopf irgendwie "abgenutzt", wenn's dann wirklich losgeht.
Es gibt ein Buch aus der Sportpsychologie, das ich nie gelesen habe, aber dessen Titel ich sehr einprägsam fand. Es heißt "Gut sein, wenn's zählt!".
Und das ist ja genau der Punkt. Trainingsweltmeister will keiner sein, und der Kampf entscheidet sich im Kopf, mit oder kurz vor dem Gong zur ersten Runde.
Bis dahin muß man möglichst Bedingungen schaffen, die alle Störungen vermeiden, z.B. die richtigen Leute auswählen die einen betreuen.
Ich habe zum Beispiel gerne einen "Psychojoker", wie ich es nenne, das ist jemand, auf den ich mich 100 % verlassen kann, der bei mir ist, der weiß um was es geht, und der Sache positiv gegenübersteht.
Inzwischen ist das einer meiner Schüler und Freunde, Tommaso.
Wenn der dabei ist, ist die Welt in Ordnung.
So.
Heute Abend in einer Woche sind wir alle schlauer!
RP: Dann drücken wir die Daumen das der "Psychojoker" auch dieses mal seinen Zweck erfüllt! :-)
Was, denke ich, auch noch den ein oder anderen aktiven Wettkämpfer (vor allem mich ) interesssieren würde ist die Art&Weise deiner Vorbereitung. Hast du ein Schema-F was sich bewehrt hat oder machst du dir für jeden Gegner einen Trainingsplan der zugeschnitten ist?
Kannst du uns ein wenig beschreiben wie du den Ablauf der 6 oder 8 Wochen gestaltest?
Sebastian Baron: Mmmh, genau gleich ist es natürlich nie.
Aber generell unterteile ich mein MMA sowieso in Standup, Clinch, Grappling und Ground and Pound, außerdem machen wir gesondertes Open-Guard-Sparring.
Für einen Kampf ist schon entscheidend, was mein Gegner so macht, sofern man das weiß (allerdings bekommt man fast immer Videos, wenn man nicht mehr gegen Anfänger kämpft).
Und das ist schon sehr aufschlussreich mitunter! Kickboxen zum Beispiel ist ja nicht gleich Kickboxen. WELCHE Techniken kann er, mit welchen hat er Erfolg, bei welchen scheitert er.
Wie ist seine Schlagfrquenz, ist er abwechslungsreich, hat er ein gutes Auge usw.
Ansonsten gewöhne ich mir immer im Laufe der Vorbereitung ein festes Programm an, das aber nicht zu starr sein darf.
Wichtig ist, dass man das Technik-Programm reduziert und intensiviert.
Beispielsweise trainiere ich seit Wochen nur noch einen Wurf, und nicht 10.
Beim Striking ist wichtig, dass man mit seinem Partner gut eingespielt ist, vor allem bei der Pratzenarbeit. Das erhöht die Reaktionsgeschwindigkeit, und es ist dann imemr beiden klar, welche Fehler korrigiert werden müssen.
Im Grunde genommen gilt das auch für's Grappling, wir spielen eigentlich immer die Guard durch, das heißt, jeder übt SEINE Techniken aus der Guard, der Rest kommt dann beim Rollen.
Für den Clinch mache ich immer kurz eine handvoll Techniken, und gerade im Clinch geht nichts über Sparring.
Clinch muß man einfach lieben, und man muß den Wechsel zwischen Thai- und Wrestling-Clinch beherrschen, das ist elementar.
Bei Ground-and-Pound und offener Guard ist es ähnlich - ein paar Techniken, dann Sparring.
Jeder findet seine besten Techniken beim Sparring raus, und die anderen merken das. So wird es immer schwieriger, sie anzuwenden, also muß man immer besser darin werden.
Zur Zeit trappe ich am liebsten einen Arm hinter dem Rücken des Partners, und die andere Faust hat freie Bahn.
Die Jungs mögen das gar nicht, aber ich!
(Fortsetzung folgt...)