Dieses Zitat aus einem anderen Thread hat mich ehrlich gesagt etwas schockiert und noch vielmehr überrascht. Von einem professionellen Trainer hätte ich eine Aussage in dieser Form niemals erwartet - zumindest nicht öffentlich. Um die Aussage an sich soll es hier aber gar nicht gehen, vielmehr um die Einstellung und die Frage, ob eine derartige Einstellung professionell und vor allem sinnvoll ist.
Schüler mit Schlaghemmung sind ein altbekanntes und weitverbreitetes Problem, genauso wie Schüler, die aus anderen Gründen nicht unbedingt dem Ideal einer "Kampfmaschine in spe" entsprechen.
Das kann in vielfältigen körperlichen Einschränkungen oder aber auch im mentalen Bereich begründet liegen.
Zumindest bei uns wird der SV-Bereich vorwiegend von älteren Mitgliedern (30+) genutzt, denen MMA einfach zu anstrengend ist, die gesundheitliche Probleme oder unfallbedingte Einschränkungen haben und nicht mehr stundenlang auf dem Boden rumkriechen können (Knie, Bandscheiben) oder aber Mitglieder, die einfach etwas für ihre Gesundheit tun möchten und dies dann gleich mit einem praktischen Zweck verbinden...
Unser Training ist körperlich hart, teilweise schmerzhaft und anstrengend - aber Frauen trainieren nicht in einer gesonderten Gruppe! Natürlich kann eine Frau normalerweise nicht so hart zuschlagen wie ein Mann, natürlich haben da manche auch mal Schlaghemmungen und natürlich ist eine Frau körperlich selten ein ebenbürtiger Gegner/Sparringspartner. Aber sie wollen etwas machen und sie gehen bis an ihre Grenzen und manchmal auch darüber hinaus.
Es gibt natürlich auch jüngere, männliche Mitglieder, die zwar SV machen wollen, die aber von sich aus nicht bereit sind, an ihre Grenzen zu gehen - da fehlt einfach die entsprechende mentale Einstellung.
Aus welchen Gründen auch immer - es wird immer Schüler geben, die nicht dem Ideal des Trainers entsprechen, aber haben die dann kein Anrecht auf eine Trainingsteilnahme? Sollte ein Trainer nur "perfekte" Kandidaten unterrichten? Unterrichtet ein Trainer für die Schüler oder für sein Ego?
Gerade SV ist doch für Durschnittsmenschen konzipiert, wer körperlich und mental optimal aufgestellt ist, der kann auch MT oder MMA machen und fährt damit auch nicht schlechter. Der Durchschnittsmensch ist nunmal nicht immer perfekt und leidet auch mal unter "Schwächen" oder Einschränkungen.
Suche ich mir als Trainer nur "einfache" Schüler, denen die Umsetzung meiner Vorgaben keinerlei Probleme bereitet oder bin ich auch bereit etwas Mühe und Aufmerksamkeit in einen Schüler mit Defiziten zu investieren?
Ich persönlich empfinde das Erfolgserlebnis bei einem Schüler mit ausgemerzten Defiziten ungleich größer, als bei einem Schüler, der sich aufgrund einer gewissen Begabung oder Vorbildung sowieso leicht tut.
Was sollte dagegen sprechen, einen Schüler im Rahmen seiner persönlichen Möglichkeiten am Training teilnehmen zu lassen - auch wenn diese aus Sicht des Trainers vorerst nicht ausreichend sind?