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Thema: Hand beim Säbelfechten

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  1. #1
    DavidBr. Gast

    Standard Hand beim Säbelfechten

    Nabend liebe Mitfechter,

    ich hab über die Feiertage mal in Huttons Cold Steel als auch in "The art of defence on foot: With the broadsword and sabre" von C. Roworth und John Taylor gelesen.
    Roworth als auch Hutton sagen dass im Säbel aus dem Handgelenk gefochten wird und dass man die Übungen auf das sog. "target" langsam ausführen soll um das Handgelenk zu kräftigen bzw. die Aktionen präziser zu machen. Was mir dazu bei Gauglers "Fechten für Anfänger und Fortgeschrittene" im Säbelkapitel auffällt: Bei ihm kommen die Hiebe aus dem Ellenbogen bzw. aus der Schulter, immer mit steifem Handgelenk.
    Frage: Warum werden die Hiebe bei Gaugler aus dem Ellenbogen geführt? Der Säbel den er verwendet scheint ja doch leichter zu sein als die Waffen auf die sich Hutton und Roworth/Taylor beziehen?

  2. #2
    Alte Kampfkunst Gast

    Standard

    Hallo David,

    meine Antwort ist sicher nicht so erhellend wie du (und ich auch) es gerne hättest, aber trotzdem:

    Gaugler lehrt(e) in der Tradition der italienischen Scuola Magistrale. Und da wurden bzw. werden die Hiebe nunmal aus dem Ellenbogen geführt. Es ist anzunehmen, das diese Fechtweise schon im 20. Jahrhundert ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert darstellte und aus traditionsbewußtsein nicht an die verfügbaren Waffen adaptiert wurde. Es wird also nicht so gefochten, wie es mit dem modernen Simulator (dem Sportsäbel) möglich ist, sondern so wie es die Scuola Magistrale mit einem echten Säbel im 19. Jahrhundert für sinnvoll erachtet hat.

    Vor nicht allzulanger Zeit, hatte ich das Vergnügen, von einigen Meistern, die von Gaugler im Rahmen des San José Fechtmeisterprogramms ausgebildet wurden, einen praktischen Einblick in das System zu bekommen.

    Da sind schon einige Bewegungen dabei, die man mit einem schwereren Säbel nicht aus dem Handgelenk fechten kann. Da mein Säbelfechten aus dem anglo-amerikanischen System stammt, ist es mir ziemlich schwer gefallen, vom Handgelenk auf den Ellenbogen zu wechseln. Entsprechend schwer habe ich mich mit den oben erwähnten Bewegungen getan.

    Gruß

    Stefan

  3. #3
    AlexK Gast

    Standard

    Hallo David,

    das System der Scoula Magistrale wurde zwar von Parise begründet, ist aber im Endeffekt eine Synthese aus seinem System und dem von Radaelli.

    Dazu muss man wissen, dass es einen Wettbewerb gab, bei dem sich Fechtmeister mit ihren Werken bewerben konnten, um dann offiziell die Fechtmeisterausbildung der italienischen Armee übernehmen zu können. Die beiden Systeme, die am besten befunden wurden, waren eben die von Radaelli und Parise. Am Ende hat aber Parise gewonnen. Dieser hat dann aber einen Kompromiss geschlossen und Schüler von Radaelli in sein Team mit aufgenommen und auch Elemente daraus mit unterrichtet.

    Parise bevorzugte beim Säbelfechten ein sehr enges System, bei dem die Bewegungen vor allem aus dem Handgelenk und den Fingern kamen. Im großen und ganzen sehr ähnlich dem heutigen Sportsäbel. Die engen Bewegungen waren aber eigentlich besser für den leichten Duellsäbel, als für die Dienstsäbel brauchbar.

    Radaelli hingegen war bestrebt, das Fechten mehr für den Krieg tauglich zu machen und propagierte Bewegungen aus dem Ellenbogengelenk, die mit schweren Säbeln durchführbar waren und mehr Kraft im Ziel übertrugen. Die Angriffe entwickelte er vor allem aus Molinellos, die sich um das Ellenbogengelenk bewegten. Ein Nachteil dieser Methode ist halt, dass dabei bisweilen der Unterarm stark entblöst wird, was speziell mit leichteren Duellsäbeln schnell abgestraft wird.

    Das, was von Gaugler publiziert wurde, ist meines Wissens eben dieses Mischsystem der Scoula Magistrale, welches aus Parises Stil mit einzelnen Elementen von Radaellis Stil besteht.


    Servus,

    Alex

  4. #4
    DavidBr. Gast

    Standard

    Danke euch beiden für die Antwort Dann werd ich mal schaun wo ich die Werke von Radaelli und Parise finde.
    Schon wieder soviel Lesestoff..

  5. #5
    elyeti Gast

    Standard

    Ich kann AlexKs sehr gute Ausführungen so unterschreiben.

    Ich habe 15 Jahre lang Sportfechten (Säbel) betrieben, davon gute 8 Jahre Leistungssport. In der ganzen Zeit habe ich nicht einen Trainer kennengelernt, der "aus dem Ellenbogen" zu fechten lehrte - mit den heutigen Sportwaffen ist der Schlag aus dem Handgelenk absolut üblich. Der entscheidende Vorteil ist dabei, dass die Bewegung einen wesentlich kürzeren Hebel hat und dadurch geringer ausfällt und für den Gegner damit auch wesentlich schwieriger / später wahrzunehmen ist, dir also einen relevanten Zeitvorteil verschaffen kann.

  6. #6
    Piepsmaus Gast

    Standard

    Der Bogenaufzug war insbesondere beim berittenen Säbelkampf üblich, während es beim Säbelkampf "zu Fuß" erhebliche Unterschiede in den Auffassungen gab und gibt.
    Bogenaufzug erlaubt mehr Kraft, öffnet jedoch Blößen am Arm. Verdeckter Aufzug aus der Glacéauslage schützt deutlich besser, hat aber den Nachteil, dass es mehr Übungszeit erfordert, auf diese Weise genügend Kraft im Säbelhieb zu entwickeln.

    Die leichte Erlernbarkeit des Bogenaufzuges führte dazu, dass im militärischen Bereich zumeist groß aufgezogen wurde, während in den Fechthallen der Meister der deutschen Hiebfechtschule eher der gedeckte Aufzug als überlegen angesehen wurde.
    Beim Fechten aus verhängter Auslage stellt sich die Situation noch komplexer dar.

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