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Thema: WuWei/Selbstregulation/Achtsamkeit im Qigong

  1. #1
    bluemonkey Gast

    Question WuWei/Selbstregulation/Achtsamkeit im Qigong

    Hallo,

    da ich mich gerade mit Achtsamkeit (liebevolle Aufmerksamkeit ohne Urteil, hauptsächlich buddhistische Methodik) beschäftige und sehr davon angetan bin, interessiert es mich, ob dazu Qigong-Literatur gibt in denen explizit darauf eingegangen wird.
    Es gibt im Daoismus einerseits das leicht misszuverstehende WuWei-Prinzip das als Grundannahme hat, dass sich die Dinge am besten regeln, wenn man nicht aufgrund von erworbenen Vorurteilen oder eingeschränkter Weltsicht versucht, bestimmte Ziele zu erreichen (?).
    In den meisten Methoden, die ich kenne, wird die Aufmerksamkeit, meist auf eine äußere oder Innere Handlung, sehr deutlich geschult, jedoch mehr oder weniger mit einer konkreten Zielsetzung, die natürlich dazu führt, dass man zwischen richtig und falsch unterscheidet z.B. die Beobachtung macht, dass eine bestimmter Körperbereich nicht entspannt ist und diesen dann versucht zu lösen.
    Die Gelassenheit, sich nicht zu kritisieren, wenn man mal geistig abwesend war, bzw. andere nicht zu kritisieren, oder die Welt einfach mal in Ordnung zu finden, so wie sie gerade ist, kommt mehr oder weniger als Nebeneffekt entsprechender Übung, lässt aber teilweise recht lange auf sich warten.
    Daher interessiere ich mich für Informationen und Literatur, in welchen Qigongsystemen explizit geübt wird die Dinge zu beobachten, ohne zu urteilen und einzugreifen (mir ist bekannt, dass offenes Gewahrsein das Ziel der meisten stillen Methoden ist, allerdings kann das ohne expliziten Übungsweg recht lange dauern).
    Im Hinterkopf habe ich hier auch die häufigen Hinweise von Klaus, der eventuell entsprechende Methoden (Horizont beobachten...) gelernt hat, mit denen man der Selbstregulation des Organismus/Geistes Raum gibt.
    Eine genauere Beschreibung dieser Methoden (Herkunft/Lehrer) interessiert mich sehr, gerne auch per PN.

    Danke!

  2. #2
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    Standard

    Willst Du wissen was man tut, oder welche Übungen es noch gibt ?

    Ich greife ziemlich oft stark ein, und zwar immer dann, wenn Aktionen die ich vorhabe schädlich wären. In den Fällen wo ich vom Gefühl her empfinde dass ich mir nicht gut tue, bremse ich, auch mal in den Stillstand. Ich lasse aber Meinungsgefühle so zu wie sie kommen, und empfinde diese, da muss ich öfter mal "fest zugreifen" um die Gefühle festzuhalten die von stärkeren Empfindungen mal verdrängt worden sind. Da bekommt auch ein "alles okay"-Gefühl eine wichtige Position, um zu heilen wo ich früher Selbstvorwürfe gemacht habe. Es ist wichtig, alle Gefühle machen zu lassen wo es darum geht über etwas zu meinen, ohne sich zu entscheiden. Man nennt das das "Singen" der Gefühle, da kommt es zu den körperlichen Empfindungen die man so kennt. Im Bauch, Brust, Kopf, oder Extremitäten. Wenn die Konflikte im Laufe der Zeit sich dann legen, kommt man in einen Zustand in dem "alles ok ist". Da fühlt man sich dann einfach gut, auch wenn man nur da sitzt. Dieses die Gefühle einfach beachten ist eine sinnvolle Umschreibung, es passt sich das als beachten, achtsam umgehen vorzustellen. Darum mag ich es überhaupt nicht, sich vorzustellen wie man solche Empfindungen mit Flammenwerfer, Kettensäge, Atombombe oder Krallenhand von D. Fu Man Chu "beendet", wegen der Energie. Obwohl das sicher eine krasse Vorstellung gewesen ist, damals, als sich starke Gefühle nicht jeder leisten konnte. Es dauert einfach bis sich manche Gefühle legen, solange muss man eben schlicht warten. Diese Gefühle verändern sich selbst, das hat wohl nicht jeder gut gefunden, liebgewonnene Konstrukte aufzugeben weil sie sich blöd angefühlt haben als man auf die Gefühle gehört hat.
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  3. #3
    bluemonkey Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Klaus Beitrag anzeigen
    Willst Du wissen was man tut, oder welche Übungen es noch gibt ?
    es ist natürlich auch interessant, die direkte Vorgehenswese zu erfahren, mir ging es aber hauptsächlich um Informationen, inwieweit das in konkreten Qigong oder Neigong-Traditionen geübt wird (für eine kleine schriftliche Ausarbeitung zum Thema Qigong).
    Das was ich gerade kennenlerne ist eine moderne Entwicklung, wohl hauptsächlich von Vipassana abgeleitet.


    Zitat Zitat von Klaus Beitrag anzeigen
    Ich lasse aber Meinungsgefühle so zu wie sie kommen, und empfinde diese, da muss ich öfter mal "fest zugreifen" um die Gefühle festzuhalten die von stärkeren Empfindungen mal verdrängt worden sind.
    Zu den "Dingen" die beobachtet werden, gehören auch Meinungen und Vorurteile, aber eben mit der Haltung: "Ach, da war ein Vorurteil" und nicht mit der Ansicht "schon wieder ein Vorurteil, das darf man nicht" (natürlich ist auch dieser Gedanke erlaubt, der dann aber ebenfalls beobachtet wird.
    Eigene Gedanken und Gefühle werden einfach wahrgenommen, nicht unbedingt ausagiert, aber eben auch nicht abgeschnitten.. oder dergleichen.


    Zitat Zitat von Klaus Beitrag anzeigen
    Da bekommt auch ein "alles okay"-Gefühl eine wichtige Position, um zu heilen wo ich früher Selbstvorwürfe gemacht habe. Es ist wichtig, alle Gefühle machen zu lassen wo es darum geht über etwas zu meinen, ohne sich zu entscheiden. Man nennt das das "Singen" der Gefühle, da kommt es zu den körperlichen Empfindungen die man so kennt. Im Bauch, Brust, Kopf, oder Extremitäten. Wenn die Konflikte im Laufe der Zeit sich dann legen, kommt man in einen Zustand in dem "alles ok ist". Da fühlt man sich dann einfach gut, auch wenn man nur da sitzt. Dieses die Gefühle einfach beachten ist eine sinnvolle Umschreibung, es passt sich das als beachten, achtsam umgehen vorzustellen.
    Ja genau, ich empfinde das als sehr entspannend, einfach mal alles (und auch sich selbst) so sein zu lassen, wie es halt ist.

    Mein Qigong-Lehrer hat öfter mal den Begriff "Nan de hutu" (?) verwendet, als Haltung, bei der man, obwohl man eventuell für eine Situation eine Lösung bereit hätte und etwas tun möchte oder einen Ratschlag, sich im Hintergrund hält und erstmal beobachtet.
    Ich habe den Eindruck, dass durch das Achtsamkeitstraining eine ähnliche Haltung entsteht: Der "ich weiß was zu tun ist, ich muss was tun"-Impuls wird schwächer aber man kommt durch die Aufmerksamkeit besser in Kontakt mit der Situation.
    Da das also auf die daoistische Zielsetzung gut zu passen scheint, hätte mich interessiert, ob es da entsprechende Traditionen/Übungen gibt, auf die ich in meiner Ausarbeitung verweisen kann.

  4. #4
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    http://www.uni-trier.de/fileadmin/fb...ta-serica1.pdf

    Zu den schriftlichen Anleitungen musst Du mal Ismet fragen, die Zhengyi waren die Schriftgelehrten. Alles was geschrieben wurde, müssten die gesammelt haben.
    Geändert von Klaus (11-02-2010 um 16:29 Uhr)
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  5. #5
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    eigentlich hat Klaus das Meiste schon gesagt, was ich bei mir feststelle ist, daß etwas (vermutlich mein Ego) sich gerne noch einmal einmischt, wenn ich schließlich soweit losgelassen habe, daß ich sozusagen in ein erweitertes Bewußtsein gelangt bin oder gelange. Oftmals spüre ich gerade dann, wenn das "Hinübergleiten/Lösen" beginnt oder unmittelbar bevorsteht diese Impulse, die sich dann auch gerne als "greifbares Gefühl" in Herz- oder Solarplexusbereich erfühlen lassen, vgl. wie eine Energieanballung.
    Ich versuche dann nicht, das bewußt zu ignorieren oder weiterziehen zu lassen in der Hoffnung, daß es verschwindet, sondern bleibe gelöst, richte aber bewußt (und liebevoll-beobachtend) meine Aufmerksamkeit darauf- wichtig ist, "es zu beobachten, wie man z.B. wertfrei einem Insekt zusehen würde, wie es irged etwas herumschleppt, also mit einer gewissen Offenheit/Neugier/Verständnis, aber auf jeden Fall, ohne in eine Art Bewerten zu verfallen, was dann ja zur Folge hätte, daß man diese an sich behindernden Energien/Gefühlsimpulse als etwas Negatives loswerden wollte- was dann meist nicht gelingt, weil man verkrampft oder unbedingt will.

    Ist dann "der andere" Bewußtseinszustand erreicht, kommt es kaum noch vor, es sei denn, irgendwelche extremen äußeren Geschehnisse machen sich bemerkbar, lenken mich irgendwie ab, dann kommt auch schnell noch einmal so ein Impuls hoch, meist einer, der meint, ich könnte jetzt doch aufhören mit der meditation oder stolz (wie gut das doch gelingt) oder Frust über irgend etwas meist Unwichtiges. Dem gebe ich dann etwas weniger Raum, sondern "konzentriere" mich eher wieder auf den ungestört-gelösten Zustand.

    Um da hineinzukommen, verwendt man gerne Ablenkungen, z.B. Konzentration auf Scheitel-Himmel-Verbindung kombiniert mit Dan Tien (Stehen) oder aufs Dritte Auge (und etwas Herz od. Bauchgefühl zulassen) oder auch mal ein Mantra- Anfänger zählen oft ihre Atemzüge und verfolgen dabei gefühlsmäßig ihren Atem in den Körper, um ruhig zu werden und nach Unten(=Innen) zu gehen.

    Beim Stehen, wenn die Energie da ist ind "ich" "gefüllt" bin, d.h. zeitlos ohne Kraftaufwand relativ tief/auch innen gesunken und mit erhobenen Armen stehen kann, finde ich es oft schwierig, mich zu entscheiden, ob ich nun die Drehungen des DanTien und die Energie-Kreise, und -Ellipsen und "Seidenfäden/Vernetzungen" und Spiralen, die da "loslegen", bewußt "beobachten" soll, oder ob ich mich entscheide, den Focus mehr auf die Erweiterung des Raumes weit um mich herum samt seinen Gegebenheiten zu richten. Inzwischen wird es aber immer öfter beides zugleich, was anfangs noch sehr schwierig war.
    Geändert von scarabe (11-02-2010 um 16:58 Uhr)

  6. #6
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    Zitat Zitat von bluemonkey Beitrag anzeigen
    Hallo,

    da ich mich gerade mit Achtsamkeit (liebevolle Aufmerksamkeit ohne Urteil, hauptsächlich buddhistische Methodik) beschäftige und sehr davon angetan bin, interessiert es mich, ob dazu Qigong-Literatur gibt in denen explizit darauf eingegangen wird.
    Es gibt im Daoismus einerseits das leicht misszuverstehende WuWei-Prinzip das als Grundannahme hat, dass sich die Dinge am besten regeln, wenn man nicht aufgrund von erworbenen Vorurteilen oder eingeschränkter Weltsicht versucht, bestimmte Ziele zu erreichen (?).
    In den meisten Methoden, die ich kenne, wird die Aufmerksamkeit, meist auf eine äußere oder Innere Handlung, sehr deutlich geschult, jedoch mehr oder weniger mit einer konkreten Zielsetzung, die natürlich dazu führt, dass man zwischen richtig und falsch unterscheidet z.B. die Beobachtung macht, dass eine bestimmter Körperbereich nicht entspannt ist und diesen dann versucht zu lösen.
    Die Gelassenheit, sich nicht zu kritisieren, wenn man mal geistig abwesend war, bzw. andere nicht zu kritisieren, oder die Welt einfach mal in Ordnung zu finden, so wie sie gerade ist, kommt mehr oder weniger als Nebeneffekt entsprechender Übung, lässt aber teilweise recht lange auf sich warten.
    Daher interessiere ich mich für Informationen und Literatur, in welchen Qigongsystemen explizit geübt wird die Dinge zu beobachten, ohne zu urteilen und einzugreifen (mir ist bekannt, dass offenes Gewahrsein das Ziel der meisten stillen Methoden ist, allerdings kann das ohne expliziten Übungsweg recht lange dauern).
    Im Hinterkopf habe ich hier auch die häufigen Hinweise von Klaus, der eventuell entsprechende Methoden (Horizont beobachten...) gelernt hat, mit denen man der Selbstregulation des Organismus/Geistes Raum gibt.
    Eine genauere Beschreibung dieser Methoden (Herkunft/Lehrer) interessiert mich sehr, gerne auch per PN.

    Danke!

    Dafür brauchst du Qi Gong ?Warum im Qi Gong nicht einfach leer bleiben und im Alltag das machen ?


    Liebe grüße,
    Shin

  7. #7
    ThomasR04IG Gast

    Standard

    Wozu ein spezielles Übungssystem? Achtsamkeit kann man durch eigentlich alles lernen/schulen/trainieren.

  8. #8
    Registrierungsdatum
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    Standard

    Zitat Zitat von ThomasR04IG Beitrag anzeigen
    Wozu ein spezielles Übungssystem? Achtsamkeit kann man durch eigentlich alles lernen/schulen/trainieren.
    Eben.

    Liebe grüße,
    Shin

  9. #9
    bluemonkey Gast

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    Zitat Zitat von ThomasR04IG Beitrag anzeigen
    Wozu ein spezielles Übungssystem? Achtsamkeit kann man durch eigentlich alles lernen/schulen/trainieren.

    zum Beispiel durch aufmerksames Durchlesen von Threads, um herauszufinden, worum es eigentlich geht, bevor man die vermeintliche Intention aufgrund eigener vorgefasster Meinungen in Frage stellt.
    Geändert von bluemonkey (22-02-2010 um 09:00 Uhr)

  10. #10
    ThomasR04IG Gast

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    interessiert es mich, ob dazu Qigong-Literatur gibt in denen explizit darauf eingegangen wird.
    Was ist Qigong-Literatur für dich? Für mich ist das ein schwammiger Begriff, der auch Gautama-Buddhas Übungen einschließt und darunter zählt nun mal das Schulen der Achtsamkeit im Alltag.

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