Zitat von WT-Herb
… Kampfgeist ist so eine Sache für sich. Manche haben ihn einfach, da braucht man nur einen Schalter umzulegen und das war’s. Andere müssen erst einmal ein wenig in Rage kommen, um ihn zu wecken. Manche geraten in Rage und genau dann läuft nix mehr richtig. Andere wiederum sind so abgeklärt, daß sie selbst in lebensbedrohlicher Situation besonnen reagieren (ob das Kampfgeist ist oder einfach nur fehlende Todesangt, weiß ich nicht so recht). Ich habe meinen Kampfgeist erst entdecken müssen, einerseits in etlichen Kämpfen, anderseits in einem sehr hartem Training. Ich behaupte einmal, daß man selbst beim Gewichtheben Kampfgeist entwickeln kann (nicht zu verwechseln mit Kampferfahrung).
Kampfgeist ist für mich der Wille, die eigenen Grenzen überschreiten zu wollen, der Wille, auch gegenüber Schwierigkeiten sich durchzusetzen. Darin ist es auch begründet, daß die Menschen so verschieden damit ausgestattet sind. Ein Training, das den Kampfgeist fördert, muß ihn zunächst einmal überhaupt fordern. Den Kampfgeist zu fordert bedeutet, den Tranierenden in seine Grenzbereich zu führen. Das sollte jedoch kontrolliert geschehen, damit kein unerwünschtes Verhalten sich einnistet …
… Kampfgeist besteht nicht aus einer einzelnen Komponente. Es ist eine mentale Eigenschaft. Um sie zu fördern, muß man den Kämpfer in verschiedenen Dingen unterstützen: Kontrolle des eigenen Verhaltens, die Selbsansprache, Streßtoleranz, Selbstsicherheit und anders.
Die Kontrolle des eigenen Verhaltens kann man unterstützen, indem man den Leitsungspegel der Kontrollfähigkeit anpaßt und dann leicht anzieht. Überfordert man den Leitsungspegel, geht die Selbstkontrolle verloren. Um sie zu unterstützen wird der Leistungspegel so weit erhöht, daß er sich im Grenzbegreich befindet, mit dem Trend der Steigerung.
Die Selbstansprache (der innere Dialog des Kämpfer) soll die Realität der Kampfsituation ihm selbst gegenüber bestätigen und sichern. Man kann das unterstüzen, indem man deutlich sein Verhalten rekapituliert, dabei auch seine Zweifel anspricht und ihm hilft, sich selbst Mut zu machen, ihm aufzeigt, wo er Fehleinschätzungen gegenüber seines Kampfverhaltens hat, oder indem man ihm das Aushalten einer ihn blockierenden Angst erleichtert.
Die Steßtoleranz fördert man recht gut durch Gewohnheit. Je häufiger der Schüler in die Situation kommt, mit Streß kontrolliert umzugehen, desto besser wird er damit auch spontan umgehen können. Das Ziel dabei ist, daß Streß im Kampf nicht zu einer Krise führt, sondern weiterhin sich kontrolliert verhalten wird.
Selbstsicherheit hängt mit dem Selbstbewustsein und der Selbstwahrnehmung zusammen. Unsicherheit entsteht durch einen zu starken Blick auf sich selbst und in der Fehlinterpretation sozialer Interaktionen (Mimik, Gesten, Blicke von Anderen). Dies löst Gefühle aus und verunsichert. Während des Trainings helfen hier schon nonverbale Signale, wie ein Zulächeln oder ein aufmunternder Blick. Eine andere Hilfe kann sein, den Schüler in möglichst viele Situationen zu führen, die kampfähnlich sind, z.B. Sparring. So kann eine Art von Gewohnheit entstehen. Helfen kann hier auch, daß der Schüler von sich aus Andere zum Sparring auffordert, also initiativ wird, sich selbst in den Mittelpunkt begibt. Oder, daß er selbst auch lernt, Nein zu sagen, sich gegenüber Anderen verweigert, wenn er nicht möchte...
Für die Entwicklung von Kampfgeist ist es wichtig, klare Ziele des eigenen Tuns zu haben. Sind die Ziele unklar, ist das Verhalten nicht mehr eindeutig und verunsichert. Das sind hier nur Beispiele, die aufzeigen, daß es eine größere Aufgabe sein kann, Kampfgeist bei einem Schüler zu entwickeln. Gruß, WT-Herb …