Zitat von
bluemonkey
Auch wenn zwei Leute "rot" zu der gleichen Wellenlänge sagen, kann man letztlich das individuelle Erleben nicht miteinander abgleichen und bleibt somit eine subjektive Wahrheit.
Das ist genau das was ich gesagt habe - es gibt die Wahrheit dass der Apfel tatsächlich eine bestimmte Spektralfarbe reflektiert, wenn er mit Licht einer bestimmten Wellenlänge bestrahlt wird. Und das ist die tatsächliche und einzige Wahrheit, man kann sie sogar messen.
Ob das jemand wahrnehmen kann, oder wie er zu dieser Farbe sagt, ist für die Wahrheit völlig irrelevant. Ein Farbenblinder wird zu jeder Farbe nur "braun" sagen können, mit unterschiedlicher Helligkeit. Das ist aber nicht die Wahrheit sondern seine Wahrnehmung. Ein Objekt hat aber auch dann eine Form wenn es niemand sieht. Das ist der Unterschied zwischen Wahrheit und Wahrnehmung.
Jemand mit Dyslexie und einer Zahlenvorstellungsstörung mag nicht in der Lage sein, auszurechnen ob ein Gewicht eine Brücke mit einer maximalen Traglast überlasten wird. Einstürzen würde sie trotzdem, unabhängig von der "Wahrnehmung" oder Überzeugung. Insofern sind Folgen der tatsächlichen Wahrheit öfter vorhersehbar, auch wenn das keiner hören möchte. Als Praktiker der Schule der vollständigen Realität bedient man sich des Mechanismus, dass es Instanzen in einem gibt die der vollständigen Wahrheit gewahr sind. Auch der Wahrheit dass es zum Beispiel keine Wahrheit gibt, beziehungsweise dass man sie noch nicht weiss, wenn es so ist. Man kann sich darauf einlassen wenn man möchte, und dann verändert sie einen. Muss man aber nicht. Am Ende fährt man aber besser damit, sich dem anzuvertrauen, dann vermeidet man vermeidbare Nachteile, und läuft nicht ins Messer weil man die Augen lieber geschlossen möchte. Psychologische Wahrheiten sind aber meistens so komplex, dass man sie nicht vollständig erahnen könnte. Da bekommt man dann ein Gefühl das sie einigermassen umschreibt. Man erfährt dann auch, wie gravierend Konflikte sind, wenn die plakative Vorstellung einer Wahrheit stark von der wirklichen abweicht. Wir bilden halt Vereinfachungen, die differenzierte Sichtweisen dann aber erschweren. Ich vermeide nur derzeit, zu umschreiben wie genau das funktioniert, weil ich selbst dabei bin, solche Einschränkungen zu erleben und darauf zu vertrauen, dass die von innen korrigiert werden. Anders kann man das nicht schaffen. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich da stören kann, wenn man nachdenkt bevor eine Lösung gefunden ist.
"Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)