Zitat von
FireFlea
Ich möchte hierzu noch ergänzen, dass eigentlich alle japanischen KK (also auch die Schwertschulden etc.) ihre Prinzipien über Kata vermitteln. Ist kein reines Karate Phänomen. Auch außerhalb der Kampfkünste wird der Begriff "kata" verwendet (z.B. in der Kunst). Kata sind neben bereits genannten Aspekten einfach wichtig, um einen Lehrstandard aufrechtzuerhalten und weiterzuvermitteln. So kopiert der Schüler (egal ob im Karate oder beim Töpfern) den Lehrer erst bis zum erbrechen um dann irgendwann seine eigene Form zu finden (Stichwort shu ha ri). Habe vor kurzem einen interessanten Text zum Thema im Bereich der Kalligraphie gelesen - die Schüler kopieren zig tausendmal ausgewählte Werke alter Meister, um die Grundlagen der Schule zu lernen. Manchmal kommt es vorher schon zu sehenswerten "Ausbrüchen" von Kreativität, die durchaus künstlerisch wertvoll sind aber nicht zur Weitervermittlung an spätere Generationen taugen, da sie eben nur von der jeweiligen Person so gemacht werden konnten und es spätere Schüler so nicht nachmachen können (war glaube ich ein Text von Dave Lowry).
kurz und knapp... Die Quelle ist richtig. The Karate-way, Dave Lowry
@ all
Hier wird (von manchen, mal wieder) vom Gedanken ausgegangen, dass es eine Dreiteilung (von Kihon, Kata und Kumite) gibt. Aufgrund von verschiedensten Texten (u.a. Funakoshi, Lowry, etc.) wird erkennbar, dass die Basis die Kata ist.
Wie schon angedeutet wurde, wurde aufgrund dieser "Basis" sowohl das Kumite und das Kihon betrieben. Das Kihon beruhte auf Kata und deren Bewegungen sowie deren Prinzipien. Auch wurde das Kumite auf Basis der Kata geübt.
Die ausschlaggebende Frage ist folgende:
Ja, stimmt die Aussage überhaupt, dass alle diese These vertraten.
Hierzu verweise ich auf das Buch "Masters" in dem ca. 20 verschiedenste Meister befragt wurden, die sich alle ähnlich äußerten.
So weit mir bekannt war am Anfang die Kata gleichzeitig zur Vermittlung der Grundschule zuständig. Liegt hier ein durchaus verständlicher Grund für die Meinung der alten Meister begraben. Oder sind es noch andere Faktoren die ich bislang nicht kenne, aber durchaus eine verständliche Brücke zwischen den beiden Ansichten schlagen würde?
Wie ich schon beschrieben habe, war und ist Kata das "Element" um sowohl Kata als auch Kumite zu lehren. Wobei man den Begriff Kumite heute meist anderst, i.S. des Kumite-Shiai, definiert. So kann das Kumite-Training früher nicht ausgesehen haben. Kumite ist die freie Anwendung von Techniken, die mehr beinhalten als Schlagen und Treten (vgl. auch Lowry).
Fast alle bedeutenden Meister in einer Traditionslinie erläutern, dass Kata nicht einem "Schönheitsideal" entspricht, sondern das es schlicht und ergreifend um die Anwendung geht. Das Kata-Shiai pervertiert gerade diese Ansicht, da die Kampfrichter in erster Linie auf die "Schönheit" achten, jedoch nicht auf die Funktionalität (s. auch hier, Master im Schlatt-Verlag).
Wenn Kata also nicht der Funktionalität folgt, sondern vielmehr der Schönheit, wie kann dann noch eine Kata analysiert (Bunkai) und entsprechend angewendet werden (Oyo)?
Es hängt ebenfalls nicht davon ab, wie lange man Karate macht, wenn die Lehrer/Trainer/Sensei die Analyse und die Anwendung der Kata von Anfang mit im Unterricht integrieren. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn der Trainer (als synonym für Trainer/Sensei) über das entsprechende Wissen verfügt.
Wenn also im normalen "Durchschnittsdôjô" ausschließlich "Bahnen geschruppt" werden, Kata als überflüssiger Schnickschnack gesehen wird (weil Trainer sich gar nicht mit Kata auseinandersetzen), dann ist Kata i.d. Tat nicht SV-tauglich. Dann wurde aber auch der Sinn und Zweck des Karate m.M.n. missverstanden.
Aber wenn man jetzt sagen wir mal vor 100 Jahren Partnerübungen aus der Kata abgeleitet hat hat man das auch Kata genannt ?
ich denke, dass man dies Partnerübungen nannte.
Allerdings müssen wir uns vor Augen halten, dass es früher deutlich mehr Kata gab, die gleichzeitig auch kürzer waren. Erst später wurden kürzere Kata zusammengefasst und als eine einzige neu gelehrt.
Unsinnige Aussagen, wie bspw. dass die Leute damals nicht wussten was sie taten, gehört in das Reich der Märchen und zeigt Unwissenheit, ebenso wenn man von Sparring spricht. Hierzu empfehle ich u.a.
Karate-Dô Nyûmon, Funakoshi Gichin, Schlatt
The Karate way, Dave Lowry
Okinawan Karate, Marc Bishop
The Secrets of Okinawan Karate, Kiyoshi Arakaki
Masters, Schlatt
Shotokan - überlieferte Texte, Wittwer, Henning, Eigenverlag
Der Weg der leeren Hand, Stan Schmidt, Schlatt