Immer wieder tauchen Fragen wie im benachbarten thread auf: welche Gemeinsamkeiten/Unterschiede gibt es, welches ist die höher stehende Schwertkunst etc.
Zumindest was die Herstellung der Schwerter angeht, gibt es zahllose Publikationen über japanische Schmiedekunst, aber, mal ehrlich- was weiß man über die chinesische Kunst der Schwertherstellung?- Im Vergleich erstaunlich wenig. Ich hab deshalb ein bißchen rumgesucht und in verschiedenen Foren Leute gefragt, bin auf echte Schwertspezialisten gestoßen und hab euch teils übersetzt, teils zusammengestellt, was ich gefunden habe: Viel Spaß beim Lesen, für die, die's vielleicht eingehender interessiert, so wie mich.
Die Kunst der chinesischen Schwertherstellung hat sich in den ersten 1000 Jahren n.Chr. kontinuierlich weiterentwickelt. Chinesische Schwerter der Tang-Dynastie waren in Japan in der Herrscherschicht sehr beliebt.
Das Nihongi *(zusammen mit dem Kojiki bekannt als die zwei ältesten klassischen Geschichten in Japan) entstand 720 n. Chr. (Tang-Dynastie bzw. in Japan "Nara"- Preiode) und enthält ein Gedicht
von Suiko ( gestorben 628 n. Chr.)
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"My good Soga** ! The sons of Soga !
Were they horses,
they would be the steeds of of Hiuga.
Were they swords,
they would be the good blades of Kure***.
............"
* Aus dem "Nihongi", Übersetzt ins Englische: W.G Aston, Charles E. Tuttle Company 1998
**Soga war ein aristocratischer Clan aus Korea, der im japanischen Herscherhaus zu dieser Zeit sehr angesehen war.
***Kure war die japanische Entsprechung für "Wu", einer der drei Staaten von China zur Zeit der drei Königreiche (220n. Chr. - 280 n. Chr.). In diesem Falle wird kure gebraucht, um China zu bezeichnen.
Zu dieser Zeit wurden chinesische und koreanische Schmiede eingeladen und in Japan eingestellt,wo sie japanische Schwertschmiede in den folgenden bis dahin chinesischen Techniken unterwiesen..
a) Schmieden/ Schweißen / Beschichten
b) wiederholtes Schmieden und Falten der Schwertklingen um die Qualität des Metalls zu verbessern
c) verschiedene Hitzeverfahren unter Verwendung von Lehm
d) gezahnte Kreuzabschnitte ( zwei Varianten, die in Japan als kiriha-zukuri und shinogi-zukuri bekannt sind)
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In der Song-Dynastie hatte das chinesische Militär es mit einer Reihe starker Feinde zu tun, z.B. mit den Xixia ("Ur"-Tibetaner), den Khitanern, den Jins ("Ur"-Manchus) und den Mongolen....eines der Dinge ,die sie taten, um diese Bedrohungen zu bekämpfen, war, neue Anti-kavalerie-Waffen zu erfinden. So wurden neue Arten von Langstöcken und eine neue Art von Infantrie`schwertern` gebraucht, die da ma do hießen.( Gibt's in unserem Stil auch, ist ne kleine Hellebarde, mit der man in der Schlacht zu den Beinen der Pferde schnitt. ) Dies wird beschrieben in der "Offiziellen Geschichte der Song Dynastie" :
"In the 5th year of Xining (1072), the Emperor (Shenzong) showed the (newly-designed) zhanmadao to the Court Offical Cai Ting, who commented on its excellent workmanship and its ease of use. He thereby ordered the sword to be mass-produced in tens of thousands by the Imperial smiths to be presented to his subordinates and men. The handle's length was in excess of one (Chinese) foot, and the blade's length was in excess of 3 feet, and a ring was attached to the end of the handle........."
Unter Herrscher Shenzhong, der sehr viel Wert auf Waffenherstellung und Design legte, wurde diese Hellebarde, das da ma do, von den Infrantristen der Song-Dynastie genutzt, um sich durch die schwer bewaffnete Reiterei der Gegner zu "schneiden." Diese Waffe wurde auch noch während der Ming- und Qing- Dynastie verwendet und erwies sich als äußerst effektiv.
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Nur fünf Jahre bevor die Mongolen schließlich die südlichen Song 1279 herausforderten, hatte Kublai Khan sich mit einer großen Schiffsflotte aufgemacht, um Japan 1274 herauszufordern.. Er hatte bis dahin schon den ganzen nördlichen Teil Chinas angegriffen und nahm unterworfene Norchinesen und Koreaner auf dieser Expedition mit sich. Da die Mongolen die Politik vertraten,von allen verfügbaren Mitteln und Recourcen Gebrauch zu machen, bewaffneten sie ihre Truppen mit Schwertern gemacht von Schmieden ihrer unterworfenen Völker..So war es sehr wahrscheinlich, daß japanische und chinesische Schwerter in diesem Kampf in Berührung kamen. Gleiches dürfte für die zweite Invasion 1281 gegolten haben, als die Mongolen alle Resourcen ganz Chinas zur Verfügung hatten.
Allerdings sind keine historischen Quellen bekannt, die die Qualität der chinesischen mit der der japanischen Schwerter vergleichen.
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Nach den Yuan, während der Blüte der Ming-Dynastie (um 1500), begegnete General Qi Jiguang von der Ming Armee erstmals den großen und langen japanischen Schwertern ,die von japanischen Piraten gebraucht wurden, als sie die süd-östliche chinesische Küste überfielen. Der General war zutiefst beeindruckt und inspiriert und ließ später eigene Kopien anfertigen , als Ergänzung zu den von seiner eigenen Armee genutzten Säbeln (darn dao).
Wegen schlechter Löhne begannen chinesische Schwertschmiede zu dieser Zeit, Säbel und Schwerter schlechterer Qualität herzustellen, ,deshalb legte der General genaue Richtlinien zur Produktion der Schwerter fest:
Übersetzung aus General Qi Jiguang's essay**** über das kurze Schwert (jian):
"The following steps in the manufacturing process of the short sword are necessary:
1) The material of iron used must be forged many times (that is heated, hammered and folded numerous times).
2) The cutting edge must be made from the best steel, free of impurities.
3) The entire part of the blade where the back or ridge of the blade joins the cutting edge must be filed so that they appear seamlessly joined together. This process is necessary to enable the sword to cut well.
The sword smiths of the day had previously made swords in which they had not filed away the excess metal where the ridge joins the edge, resulting in an edge with protruding sides. This would create a sword that cannot cut as deeply as it should.........."
****Kapitel 4 aus General Qi's Militärhandbuch "Ji Xiao Xin Shu" (14 Kapitel-Ausgabe, 1588 veröffentlicht.). General Qi schrieb ebenso,daß seine Reformen in der Waffenherstellung Erfolg hatten und die Schwerter einen hohen Standard erreichten.
Es ist höchstwahrscheinlich zutreffend, daß das japanische Schwert dem chinesischen Säbel (darn do) überlegen war, aus verschiedenen Gründen:
1) ein dickerer Kreuzabschnitt
2) eine größere Reichweite wegen größerer Länge
3) exellente Schmiedearbeit
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Leider hat die chinesische Qing-Armee unter Herrscher Qianglong die japanische Armee niemals herausgefordert, es kam also nie zu einem direkten großen Armeen-und schwerter-Vergleich, es scheint auch keine historischen Berichte oder Texte zu geben, die einen direkten Vergleich beider Schwertschmiedekünste anstreben, also bleibt die Frage, welches Schwert den nun besser und überlegener war, wohl eher unbeantwortet..