Also ich find's interessant
Und genau dieses Klischee wurde bis zum bitteren Ende bedient. Ein unvollständig überliefertes und meines Erachtens, degeneriertes Wing-Chun wurde einer destruktiven Renovierung unterzogen. Nachdem man den Namen geändert hatte (in zwei Konsonanten), wurde die diffuse Geschichte von einer “Kampf-Nonne“ (in China?) erfunden. Diese nannte man kurzerhand Ng Mui, was übersetzt “fünf Wurzeln“ bedeutet und eigentlich auf die Entstehungsgeschichte des Stils hinweist, nämlich die fünf Meister die den Stil einst schufen. Um das Ganze noch interessanter zu gestalten wurde zu Werbezwecken die Geschichte weiter verändert. Man verbreitete das widersinnige Märchen der Stil sei von einer Frau entwickelt worden. Diese bekam ganz einfach den Namen des Stils, ergänzt durch das chinesischen Schriftzeichen “Yin“ (für “Wort“) was originär als konkreter Hinweis auf die mündliche (persönliche) Überlieferung des Wing-Chun diente. Aber all das wusste ja derzeit ohnehin niemand und so konnte man alles völlig frei gestalten. Und als man diesen Aufhänger hatte sprach man auch schon von einem weichen Stil. So war die Grundlage für ein ziemlich originelles Konzept geschaffen. Nun ging es rasant weiter. So verrückt es sich auch anhören mag, man lehrte Passivität in der Bewegung. Ausholende und schwungvolle Bewegungen sowie das Einsetzen von Muskelkraft wurden verpönt und belächelt. Man erfand ein Keilprinzip das gegen jegliche physikalische Logik stand und dachte dadurch könne man, mit seinen Armen, Angriffe von außen irgendwie verdrängen. Eine gerade Linie gab es nur noch vor dem eigenen Körper und nur auf dieser durfte man sich bewegen. Alles andere durfte einfach nicht sein. Sogar die Kraft des Gegners glaubte man nutzen zu können. Es wurde eine Art geozentrisches Weltbild innerhalb einer Kampfkunst geschaffen. Letzten Endes entwickelte man einen Kunstkampf mit albernen Prinzipien. So konnte man dem Ganzen nur noch durch die Idee, dass man warten müsse bis man Kontakt habe, um dann taktil zu reagieren die Krone des Nonsens aufsetzen. Auf den Königssinn, das Sehen, wurde weitgehend verzichtet. Das führte zu grundsätzlich verspäteten Reaktionen, aber all dies kümmerte damals niemanden. In dieser Zeit kamen dann sogar Bücher mit pseudowissenschaftlichen Erläuterungen auf den Markt in denen man die Kunst der Selbstverteidigung nahezu auf den Kopf stellte.
But if they tell you that I've lost my mind
Baby it's not gone just a little hard to find