Der Weg ist das Ziel. So sagt man um auszudrücken, dass man einer Tätigkeit nicht nachgeht um deren eigentlichen Zweck zu erfüllen. So zum Beispiel eine Spazierfahrt mit dem Automobil. Der eigentlich Zweck der Tätigkeit "Auto fahren", nämlich das Erreichen eines bestimmten Zieles, wird hier ausgeklammert und ersetzt durch "das Erlebnis der Fahrt genießen". Eine Zielverfremdung.
Das ist grundsätzlich nicht negativ zu bewerten...vorausgesetzt der eigentliche Zweck dieser Tätigkeit muss nicht notwendigerweise erfüllt werden. Man kann sich eine Spazierfahrt erlauben so lange man nicht zu einem bestimmten Ort gelangen muss. Man benötigt dafür freie Zeit. Eine Freizeitaktivität also.
Kunst stammt von Können. Kampfkunst somit von "kämpfen können". Das ist der eigentliche Zweck. Wer um sein Leben kämpfen muss hat in diesem Moment keine anderen Prioritäten. Alles was ihn von der Erfüllung dieses Zwecks abhält, hält ihn wiederum vom Zweck aller Zwecke ab, dem Überleben, dem Erhalten der eigenen Existenz.
Glücklicherweise wird den meisten von uns die Selbsterfahrung dieser eigentlich banalen Kausalität erspart und hoffentlich auch erspart bleiben. Der eigentliche Zweck der Kampfkunst ist damit für die meisten von uns wenig bis gar nicht relevant und wird ersetzt durch die erhoffte Erfüllung anderer Bedürfnisse bzw. Mängel, wie Fitness, Spaß, Geselligkeit, Selbstbewußtsein und so weiter.
Das ist zwar schön, aber genau NICHT das Ziel, der Zweck, dieses meines geistigen Ergusses.
Betrachtet man Kampfkunst auch als "kämpfen können" und nicht als Mittel zum Stillen eines ganz anderen Bedürfnisses muss man den Weg gehen um das Ziel zu erreichen und nicht nur um des Spazieren willens.
Das Ziel ist der Kampf. Alle Trainingsmethoden dienen ausschließlich der Erreichung dieses Zieles. Sie sind nur ein Mittel. Eine Krücke. Stützräder. Das Ziel ist möglichst direkt und ohne zeitliche Verzögerung anzusteuern. Die eigentliche Bestimmung liegt in der Ausübung dieser Tätigkeit.
Man will Fußball spielen und nicht nur dribbeln und Pässe treten. Wer Fußball lernt, wird Fußball spielen. Wer Tennis lernt, wird Tennis spielen. Wer Schach lernt, wird Schach spielen. Nur wer eine Kampfkunst betreibt wird noch lange nicht kämpfen. Er wird sogar mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht tatsächlich und mit voller Intensität kämpfen. Jemals.
Das ist absolut widersinng. Wer nie kämpft, kann nicht kämpfen! Wer nur übt nicht zu kämpfen, wird nie ein Kämpfer. Wer als Nicht-Kämpfer mit Nicht-Kämpfern das Nicht-Kämpfen übt, wird nur besser im Nicht-Kämpfen. Wer als nicht kämpfender Nicht-Kämpfer anderen noch nie gekämpft habenden Nicht-Kämpfer-Adepten beibringt wie man Nicht-Kämpfen betreibt ohne sich dessen bewußt zu sein, ist ein armer Tropf. Wer es bewußt so treibt ein Scharlatan.
Fazit:
Man wird zu dem was man tut. Kämpfer wird man nur durch Kämpfen. Es gibt keinen Ersatz!