Kann die Distanzproblematik von (Shotokan) Karateka gegen Boxer aus eigener Erfahrung bestätigen.
Habe auch vor einigen Jahren angefangen über den Tellerrand zu schauen und viele Crosssparrings gemacht und habe später auch mit MMA angefangen.
Die größten Probleme hat man meiner Meinung nach gegen Kickboxer und Thaiboxer. Boxer kann man, find ich, noch halbwegs mit einem Mae-Geri (Front Kick) auf Distanz halten. Kickboxer und Thaiboxer können damit aber umgehen.
Besonders schwierig ist es, mit geraden Techniken aus dem Karate die Deckung der (Thai)Boxer zu überwinden. Habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass dies als Karateka leichter wird wenn man selbst und am besten auch noch der Gegner dünnere Handschuhe verwendet. Doch selbst ohne Handschuhe find ich das immer noch schwerer als gegen andere Karateka mit ihrer Chudan Kamae.
FoXoo hat einen guten Einwand gebracht: Karate bietet all die Techniken um im Infight Erfolg zu haben! Das Problem ist nur, sie werden in so gut wie keinem Dojo dahingehend gelehrt. Einen Urazuki (Uppercut) kennt man nur aus Kata, und nach 8 Jahren Karate habe ich erst in einer Trainingseinheit mal einen Mawashizuki (Overhand) geschlagen.
Wenn man Karate dahingehend verbessern will, dann sollten runde Techniken den selben Stellenwert bekommen wie die geraden Techniken. Und die Senseis sollte man zu Crosssparrings verdonnern, bis sie gerafft haben das es klug ist im Infight beide Arme nach oben zu nehmen.
Seit ich MMA trainiere habe ich stets versucht mir meinen Karatebackground so gut wie möglich zur Nutze zu machen. Habe beim üben zuhause viele Kombinationen gefunden, wie ich Karatetechniken auch im Crosssparring schlechthin (mma) anwenden kann. Zum Beispiel Kizame, überlaufener Gjaku, Urazuki. Streng genommen absolut reines Karate, jedoch komme ich damit besser durch die Deckungen meiner Gegner als mit jeder anderen Kombination die ich in den Dojos gelernt habe. Genauso übe ich auch ein eingesprungenes Knie mit der gleichen Penibilität und Weiche im Standbein wie einen Maegeri.
Die Karateka müssen sich darüber klar werden was sie wollen. Wenn sie als Kämpfer und nicht nur als theoretiker ernst genommen werden wollen, dann müssen sie ihr tatsächlich geübtes Repertoir erweitern und runde Techniken und eine höhere Deckung mit trainieren. Tun sie das nicht, weil runde Techniken im Point Fighting Sparring zu gefährlich sind und es sowieso sofort eine Verwarnung gibt wenn jemand getroffen wurde, dann bleibt das ganze leider nur Feierabendstraining für Jochen und Sabine und kein realistisches Training zwischen Leuten die wissen wollen wie man kämpft.