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Thema: Kein Vertrauen in Tan Sau & Co

  1. #1
    Akurosan Gast

    Unhappy Kein Vertrauen in Tan Sau & Co

    Mir ist mal wieder ein Gedanke durch den Kopf geschossen den ich aufs "virtuelle Papier" bringen wollte.

    Wenn ich an selbsterlebte Situationen in SV Situationen und an Videos von realen Kämpfen denke, weiß ich dass ich mit meinem momentanen Wing Chun Stand niemals, nie nie einen Tan Sau versuchen würde wenn ich Gefahr laufe mir eine Faust einzufangen.

    Alleine die Reflexe und das Körpergedächtnis würden sofort meine Boxerdeckung und Pendelbewegungen abrufen, da ich es nicht nur mehr "gewöhnt" bin, sondern auch so von meinem Gefühl her einfach in einer realen Gefahrensituation, in der ein Schlag nicht langsam und aus einer bekannten Richtung kommt, schützender finde.
    Bei der Boxerdeckung mit Meidbewegung weicht man dem Schlag entweder ganz aus oder hat zumindest noch die Chance dass er an der Faust/Unterarm abprallt, statt dem Kinn.
    Wenn beim Tan aber was schief geht kracht der Schlag mit voller Wucht auf das ungeschützte Kinn und dann gute Nacht

    So sehr ich verschiedene Techniken des Wing Chun hinsichtlich ihrer Effektivität schätze - vor allem unter realistischen Bedingungen (Ellenbogenschläge, tiefe und schnelle Tritte, Handballenschläge aufs Kinn usw), so sehr zweifle ich leider auch am Tan Sau...
    Auch das wie im Training geübte Ausstrecken der Hand beim Tan kann mMn in einem Kampf ziemlich daneben gehen, sofern man nicht in der richtigen Distanz ist: trifft die Faust des Gegners nur mal angenommen durch einen sehr dummen Zufall direkt auf die ausgestreckten Finger - aua...

    Wie seht ihr das? Versucht ihr wenigstens Euer Kinn noch durch eine hochgezogene Schulter beim tan sau decken, oder verzichtet ihr ganz drauf und bevorzugt lieber eine Boxerdeckung, weil Euch das Risiko am offenen Kinn getroffen zu werden auch zu hoch ist?

    Mache mir wirklich Gedanken darüber, ich muss einem System oder besser gesagt einem Bestandteil eines Systems soweit trauen können dass ich weiß, ich würde es auch unter realen Bedingungen und im Stress einsetzen.
    Was hilft es wenn man in der warmen Stube schön Tan Saus trainiert und wenn es dann draußen "passiert" doch in eine andere Deckung verfällt? Sicher - es liegt auch viel an der Distanz, näher ist in dem Fall besser weil man dem Gegner mehr Kraft von seinem Schlag nimmt, aber was wenn er durch geht? Dann gibts keinen "zweiten Boden" wie bei der Boxerdeckung mehr, die nunmal einfach am Kopf ist, sondern das Kinn schreit "hallo hier bin ich, und gute Nacht!"

    Bin sehr ratlos in der Frage, und das Thema ist etwas, was mich schon seit Längerem beschäftigt.

    Wie würdet ihr im Ernstfall reagieren?
    Vorschläge, Ideen, Erfahrungen usw - immer her damit!

    Aku

    edit:
    das & co. war so gemeint dass ich auch die anderen Blocktechniken teilweise hinterfrage, aber wenigstens kann ich durch einen Bong Sau noch notfalls mein Kinn mit der Schulter decken.
    Was die tiefen blocks angeht zum Tritte abwehren ist eigentlich alles in Ordnung in meinen Sparringserfahrungen, bisher habe ich damit auch harte Tritte effektiv ohne Schäden abwehren können, nur eben bei allem was sich "oben" abspielt widersprechen sich meine Bilder vom Gelerntem mit dem Körpergefühl und dem was ich sehe...
    Geändert von Akurosan (08-10-2010 um 22:18 Uhr)

  2. #2
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    Musst halt mehr üben!

  3. #3
    WT-Kämpfer Gast

    Standard

    Mein Sifu sagt dazu meistens, dass man mit dem richtigen Vertrauen ins WingTsun vor keinem Kampf und keinem Gegner Furcht haben muss.
    Versuch einfach mehr Vertrauen zu haben...mit gutem WingTsun kommt kein Gegner zurecht.
    Gruss

  4. #4
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    Zitat Zitat von WT-Kämpfer Beitrag anzeigen
    Mein Sifu sagt dazu meistens, dass man mit dem richtigen Vertrauen ins WingTsun vor keinem Kampf und keinem Gegner Furcht haben muss.
    Versuch einfach mehr Vertrauen zu haben...mit gutem WingTsun kommt kein Gegner zurecht.
    Gruss
    Was, wenn der Gegner auch ein Wingtsunler ist?

    Gewinnen dann beide?

    Was, wenn der andere ein besserer Wingtsunler ist?

    Verlierst du dann trotz deines grenzenlosen Vertrauens?

  5. #5
    cravor Gast

    Standard

    Warum fixierst Du dich denn so auf eine einzige Bewegung, den Tan-Sao?

    Außerdem gibts von dem zig verschiedene Anwendungsweisen, welche meinst Du denn?

    Machst Du WT?


    Ansonsten - sei froh, wenn Du dein Boxerverhalten so intus hast und bleib dabei - man kann auch mit hochgezogenen Schultern und den Händen nah am Körper Wing Chun machen.
    Geändert von cravor (08-10-2010 um 22:12 Uhr)

  6. #6
    *DUX* Gast

    Standard

    Tja, Akurosan...bist auf nem guten Weg...

    Einfach weiter diese Gedanken machen, dann wird das schon mit dem Kämpfen...

    Dass du Tan&Co nicht traust, ist nicht so schlimm, wenn du dafür nur deinem gesunden Menschenverstand traust und die Konsequenzen daraus ziehst...

  7. #7
    Alex R. Gast

    Standard

    Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Tan funktionieren kann, sofern man ihn richtig einsetzt. Also im richtigen Moment an der richtigen Stelle.
    Aber auch bei mir hats ne ganze Weile gedauert, bis ich mich darauf verlassen habe. Am Anfang benutzte ich auch eher die Kickbox-Stellung. Das ist aber normal und legt sich, wenn du länger WT trainierst.

  8. #8
    Akurosan Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Alex R. Beitrag anzeigen
    Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Tan funktionieren kann, sofern man ihn richtig einsetzt. Also im richtigen Moment an der richtigen Stelle.
    Aber auch bei mir hats ne ganze Weile gedauert, bis ich mich darauf verlassen habe. Am Anfang benutzte ich auch eher die Kickbox-Stellung. Das ist aber normal und legt sich, wenn du länger WT trainierst.
    Na wenigstens gehts mir da nicht alleine so
    Genau das ist bei mir im Moment auch der Fall:
    Ich vermische im Sparring die Kenntnisse von Boxtechniken in der Boxdistanz bis ich direkt am Gegner bin. Dort versuche ich dann mich wc-technisch zu bewegen und auch zu blocken.

    Es ist einfach schwierig sich in das System einzufinden und zu bestimmten Dingen Vertrauen zu finden, wenn man lieber auf "Bewährtes" setzt, dass bisher den gewünschten Erfolg gebracht hat.

    Vielleicht kommt der Rest einfach mit der Zeit...

  9. #9
    Alex R. Gast

    Standard

    Das tut es sicherlich. Du musst nur immer wieder üben und die "alten" Bewegungsmuster aus dem Körper bekommen. Dann steigt auch dein Vertrauen in dein WT. Das schwierige gerade an der Umstellung von Boxen/Kickboxen auf Wing Chun ist die Arbeit an der eigenen Deckung.

  10. #10
    reza.m Gast

    Cool

    Na hier werden ja tolle Tipps gegeben

  11. #11
    WT-Herb Gast

    Standard

    Hallo Akurosan,

    was Du beschreibst ist Deine Einstellung, zu dem, was Du tust. Das hat zunächst wenig mit dem System, wenig mit Tan-Sao oder nicht Tan-Sao zu tun, sondern in erster Linie mit Dir.

    Du schreibst, daß Du mehr Vertrauen zu XY hättest, weil Du es „gewohnt“ bis, Dich in dieser anderen Weise zu verhalten. Genau damit beschreibst Du die Ursache für Deine Haltung. Es ist Deine Gewohnheit, die Dich nicht los läßt, die Du nicht los läßt. Das ist vergleichbar mit dem ersten Sprung aus dem Flugzeug, man gibt gewohnte Sicherheit auf, um sich einer anderen, unbekannten Sicherheit wie dem Fallschirm zu überantworten. Hast Du aber die ersten Erfolge damit hinter Dir, wächst auch das Vertrauen.

    Kurz: Du mußt Dir erst einmal kleinere Ziele setzten, wenn das große Ziel noch nicht erreichbar ist. Und das bedeutet, daß Du den Tan-Sao in seiner Funktion noch besser kennen lernen mußt. Eine, der oftmals falsch verstandenen Attribute wäre es, dem Tan-Sao „jeden“ Angriff zuzutrauen. Der Tan-Sao hat doch nicht die Funktion, jeden Bullenangriff abzuwehren, sondern stellt für Dich einen sicheren Raum zur Verfügung. Solange der Tan-Sao diesen Schutzraum sichern kann, ist alles in Ordnung. Übersteigt der Angriff aber die Fähigkeit des Tan-Saos, dann mußt Du Dich mit weiteren oder anderen Mitteln anpassen. Beispielsweise könnte dann eine zusätzliche Körperbewegung Dich aus dem Angriffsraum bringen.

    Das ist jetzt nur ein Beispiel. Der Tan-Sao ist kein Allheilmittel, sondern hat eine Aufgabe zu erfüllen. Wie weit er dazu fähig ist, hängt von der Person ab, die den Tan-Sao anwendet. Ist sie sehr kräftig, kann der Tan-Sao ein wenig anders beansprucht werden. Das muß aber nicht sein: Man muß den Tan-Sao nicht bis zum Abbrechen des Arm stabil halten. Genau das wäre auch systemspezifisch falsch. Der ankommende Angriff wird von Tan-Sao „behandet“ und das hat seine definierten Grenzen. Innerhalb dieser Grenzen (die für jede Person anders gilt) funktioniert der Tan-Sao. Darüber hinaus funktioniert er nicht mehr, aber genau dafür gelten dann andere Maßnahmen.

    Also: Wenn Du derartige Probleme mit dem Tan-Sao hast: Zunächst gewöhne Dich ein wenig mehr an die Bewegung an sich, damit sie nicht im mentalen Gegensatz zu dem steht, was Du bisher gewohnt bis. Und dann sorge dafür, daß Du den Tan-Sao „in seinen Grenzen“ einsetzt und ihn nicht als Allheilmittel für jeden Angriff „mißbrauchst“. Denn dann kannund wird es passieren, daß das Mittel versagt.

    Wing Tsun ist ein Verhaltenskonzept, keine Anwendung von Techniken - halte Dir das immer vor Augen. Du entscheidest mit Deinem gesamten Verhalten, nicht mit einer bestimmten Bewegung.

    Gruß, WT-Herb
    Geändert von WT-Herb (09-10-2010 um 00:59 Uhr) Grund: Korrektur

  12. #12
    Registrierungsdatum
    12.03.2005
    Beiträge
    7.515

    Standard

    das klingt ja hier iwie wie bei einer eheberatung...

    tan ist ne super sache - aber die problematik hast du als "anfaenger" in fast jedem stil
    es erfordert viel uebung um vertrauen und sicherheit in eine technick zu kriegen

  13. #13
    Akurosan Gast

    Standard

    Zitat Zitat von WT-Herb Beitrag anzeigen
    [...]
    Danke für dein ausführliches Eingehen auf meine Frage, werde mir darüber Gedanken machen.
    Das ist eines von paar Dingen, die mich im Moment im Gesamtzusammenhang von Gewöhnung, Vertrauen und Verwendung des Systems beschäftigen.

    Gruß,

    Aku

    edit: Eheberatung lese ich gerade?
    Naja, ist vielleicht nicht mal ein schlechter Vergleich. Wenn man mit jemandem oder etwas eine Bindung auf lange Zeit eingehen will, dann macht man sich ja vorher Gedanken, ob es das Richtige für einen ist, bevor man weiterhin viel Zeit und Kraft investiert
    Geändert von Akurosan (09-10-2010 um 00:14 Uhr)

  14. #14
    Günt Gast

    Standard

    In nen Tan Sao hätt ich alleine auch kein Vertrauen... Wenn , dann Tan-Da (z.B Tan Sau links plus gleichzeitig (!) Fauststoss rechts!

  15. #15
    Lars´n Roll Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Akurosan Beitrag anzeigen
    Alleine die Reflexe und das Körpergedächtnis würden sofort meine Boxerdeckung und Pendelbewegungen abrufen, da ich es nicht nur mehr "gewöhnt" bin, sondern auch so von meinem Gefühl her einfach in einer realen Gefahrensituation, in der ein Schlag nicht langsam und aus einer bekannten Richtung kommt, schützender finde.
    Hör auf Dein Gefühl, es hat recht. Deckungsarbeit im Schwingbum, egal welche Lineage, ist subobtimal und immer 2. Klasse. Das ist halt´n Fakt. Klar geht Tan Sao. Aktivblöcke a´la Karate gehn auch. Hab ich auch schon gemacht. In echt, auf der bösen, bösen Straße... Aber in ner Hauerei die länger als 2, 3 Aktionen geht ist beides nicht der Weisheit letzter Schluß, deshalb wirst Du sowas auch selten im Kämpfen gleichwertiger Gegner sehen.

    Und hör bitte nicht auf Alex oder Herb. Hör lieber auf Dich. Oder auf mich, das ist auch gut.

    Wenn Du die schützenden Arme näher an dem Objekt behälst, dass der Gegner zu treffen sucht, ist es logischerweise einfacher rechtzeitig was dazwischen zu kriegen, als wenn Du aus Man/Wu-Pseudodeckung auf halben Weg "Kontakt" herzustellen suchst - das geht bei isolierten Angriffen leichter als bei Schlagserien, so wie ich mal mit nem Ake-Uke-like Block einen Hieb mit ner Flasche abgewehrt habe... wenn aber jemand auf Dich einschlägt kannste das knicken, wenn der andere nicht in Zeitlupe arbeitet oder Du der Rote Blitz bist. Dann ist ne ordentliche Körperhaltung, Deckung, Pendeln und Meiden A & O. Sowas sieht man beim Schwingbumm eher selten (oder nie). Deshalb losen die auch in Vergleichskämpfen immer ab.
    Geändert von Lars´n Roll (09-10-2010 um 01:42 Uhr) Grund: Ergänzung.

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