Mir ist mal wieder ein Gedanke durch den Kopf geschossen den ich aufs "virtuelle Papier" bringen wollte.
Wenn ich an selbsterlebte Situationen in SV Situationen und an Videos von realen Kämpfen denke, weiß ich dass ich mit meinem momentanen Wing Chun Stand niemals, nie nie einen Tan Sau versuchen würde wenn ich Gefahr laufe mir eine Faust einzufangen.
Alleine die Reflexe und das Körpergedächtnis würden sofort meine Boxerdeckung und Pendelbewegungen abrufen, da ich es nicht nur mehr "gewöhnt" bin, sondern auch so von meinem Gefühl her einfach in einer realen Gefahrensituation, in der ein Schlag nicht langsam und aus einer bekannten Richtung kommt, schützender finde.
Bei der Boxerdeckung mit Meidbewegung weicht man dem Schlag entweder ganz aus oder hat zumindest noch die Chance dass er an der Faust/Unterarm abprallt, statt dem Kinn.
Wenn beim Tan aber was schief geht kracht der Schlag mit voller Wucht auf das ungeschützte Kinn und dann gute Nacht
So sehr ich verschiedene Techniken des Wing Chun hinsichtlich ihrer Effektivität schätze - vor allem unter realistischen Bedingungen (Ellenbogenschläge, tiefe und schnelle Tritte, Handballenschläge aufs Kinn usw), so sehr zweifle ich leider auch am Tan Sau...
Auch das wie im Training geübte Ausstrecken der Hand beim Tan kann mMn in einem Kampf ziemlich daneben gehen, sofern man nicht in der richtigen Distanz ist: trifft die Faust des Gegners nur mal angenommen durch einen sehr dummen Zufall direkt auf die ausgestreckten Finger - aua...
Wie seht ihr das? Versucht ihr wenigstens Euer Kinn noch durch eine hochgezogene Schulter beim tan sau decken, oder verzichtet ihr ganz drauf und bevorzugt lieber eine Boxerdeckung, weil Euch das Risiko am offenen Kinn getroffen zu werden auch zu hoch ist?
Mache mir wirklich Gedanken darüber, ich muss einem System oder besser gesagt einem Bestandteil eines Systems soweit trauen können dass ich weiß, ich würde es auch unter realen Bedingungen und im Stress einsetzen.
Was hilft es wenn man in der warmen Stube schön Tan Saus trainiert und wenn es dann draußen "passiert" doch in eine andere Deckung verfällt? Sicher - es liegt auch viel an der Distanz, näher ist in dem Fall besser weil man dem Gegner mehr Kraft von seinem Schlag nimmt, aber was wenn er durch geht? Dann gibts keinen "zweiten Boden" wie bei der Boxerdeckung mehr, die nunmal einfach am Kopf ist, sondern das Kinn schreit "hallo hier bin ich, und gute Nacht!"
Bin sehr ratlos in der Frage, und das Thema ist etwas, was mich schon seit Längerem beschäftigt.
Wie würdet ihr im Ernstfall reagieren?
Vorschläge, Ideen, Erfahrungen usw - immer her damit!
Aku
edit:
das & co. war so gemeint dass ich auch die anderen Blocktechniken teilweise hinterfrage, aber wenigstens kann ich durch einen Bong Sau noch notfalls mein Kinn mit der Schulter decken.
Was die tiefen blocks angeht zum Tritte abwehren ist eigentlich alles in Ordnung in meinen Sparringserfahrungen, bisher habe ich damit auch harte Tritte effektiv ohne Schäden abwehren können, nur eben bei allem was sich "oben" abspielt widersprechen sich meine Bilder vom Gelerntem mit dem Körpergefühl und dem was ich sehe...