Rollstuhlkarate-Lehrgang - Kleine Nachlese
Hier mal ein positiver Bericht, für alle, die es interessiert:
Mitte Oktober lud der Leipziger Rollstuhlkarate e.V. zu einem interessanten Lehrgang nach Rheinsberg (in Brandenburg) ein. Angesprochen waren kampfsportinteressierte Rollstuhlfahrer und rollstuhlinteressierte Kampfsporttrainer.
Mehr als zwei dutzend Teilnehmer bewegten sich auf Rädern durch die Sporthalle (einige übrigens zum ersten Mal). Zwei Trainerinnen und ein Trainer aus Leipzig sowie Sensei Ishikawa aus Japan sorgten für ein ziemlich lehrreiches Grundlagentraining, welches das Rollstuhlkarate vor allem den Trainern näherbringen sollte.
Rollstuhlkarate gibt es jetzt seit knapp einem Jahrzehnt in Deutschland. Auch in Japan, dem Ursprungsland, steckt diese Form quasi noch in den Anfängen. Als junger Stil ist Rollstuhlkarate einem dynamischen Entwicklungsprozess unterzogen. Auf der einen Seite bietet das Rollstuhlkarate bereits ein klar definiertes eigenes Technikrepertoire aus spezialisierten Kihon, Kumite und Kata mit passendem Bunkai. Auf der anderen Seite ist es aber Meister Ishikawas erklärtes Anliegen, dass die Idee des Rollstuhlkarate einen Einzug in möglichst viele Karate-Dojo erhält, unabhängig vom ausgeübten Stil. Er betonte in einer Gesprächsrunde, Rollstuhlkarate besteht für ihn einzig aus zwei Aspekten: Erstens dem Rollstuhl. Und zweitens einer besonderen Art, die Karatetechniken im Sitzen auszuführen. Dies sind - wie die Teilnehmer zuvor in der Praxis erlebt haben - klare, sehr große Bewegungen, die den therapeutischen Hintergrund haben, den Bewegungsspielraum der Gelenkstruktur des Oberkörpers zu verbessern. Die Form und der Stil, so Ishikawa, ist dabei unwichtig.
So war es in den insgesamt drei praktischen Trainingseinheiten interessant, unter anderem eine Rollstuhlkata auszuführen. Wichtiger war jedoch, vor allem für die anwesenden Trainer, die eigentlichen Fahr- und Grundtechniken sowie einige spielerische Aufwärm- und Partnerübungen zu erlernen, die es ihnen ermöglicht, das Rollstuhlkarate in ihre eigenen Dojo zu integrieren.
Ein kleines Highlight am Wochenende war die Deutsche Meisterschaft im Rollstuhlkarate. Wer sich den Ablauf der Kata vom Vormittag gemerkt hatte, konnte sich einer strengen Jury von internationalen Karate-Wettkampfrichtern stellen. Wie zu erwarten, gingen das verdiente Edelmetall ausschließlich an die "alten Hasen" aus der Leipziger Trainingsgruppe.
Das ganze Wochenende fand in einer angenehmen, geradezu noblen Atmosphäre im ausgezeichneten, barrierefreien Hotel "Haus Rheinsberg" statt. Die Teilnehmer durften Vollpension genießen, und das anstrengende Training in gemütlicher Runde abends in Sauna, Schwimmbad und Bar auswerten.
Grüße, Dirk
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