Das lässt wieder Definitionsspielereien zu. Wenn ich mit zwei Punkten Kontakt machen kann (Arm greifen, beide Hände auf dem Oberkörper), dann muss man zwangsläufig eine Bewegung machen damit man dieser möglichen Kraft entkommt. Sinnvoll ist manchmal Widerstand, manchmal in eine Richtung zu gehen die den Ansatz verhindert. Letzteres ist natürlich kein Widerstand im Sinne von "gegen" die Kraft halten, man "geht nur woanders hin". Chen Xiaowang hat im berüchtigten "Spielen" mit Li Sowieso in Taiwan (Mittagstisch-Herausforderung) definitiv am Anfang in die Kraft von Li reingehalten, mit einer langen Version eines Konter-Stosses, sowas gibt es also ebenfalls. Und das sind auch die gefährlicheren und endgültigen Dinge, tatsächlich (im Winkel oder frontal) GEGEN die Kraft zu arbeiten die dadurch zerbricht und Schaden anrichtet. Die Yangs sind sogar notorisch dafür bekannt gewesen, da hiess das "dynamic push hands" - Angreifer stösst, Partner "explodiert" frontal bzw. scherend in die Kraft, was wenn man die grössere Steilheit in der Kontraktion hat auch wunderbar klappt und böse Verletzungen verursacht. Die Arme des Angreifers sehen dabei aus wie aus Gummi, und federn in der Gegend rum.
Für mich ist Weichheit die Abwesenheit nicht notwendiger Muskel- bzw. Haltespannung, bei der Muskelpartien Arbeit verrichten und kontrahieren obwohl das nicht gebraucht wird, und die perfekte statische Positionierung der Gelenke so dass die geringstmöglichen Scherkräfte entstehen (und damit aufgefangen werden müssen), vulg. "Rooting". Das lässt aber zu, dass in dem Moment der Notwendigkeit genau diese "arbeitslosen" Partien dann blitzartig arbeiten und in die Bewegung mitspielen, was grosse Kraftspitzen ermöglicht. Der Kardinalfehler den man bei sehr vielen Leuten beobachten kann ist, dass die nicht die nicht notwendigen Kräfte eliminieren, sondern grundsätzlich Muskelpartien abschalten, und dann keine Kraft haben auch wenn sie in eine Richtung arbeiten. Die sind dann regelrecht sediert bzw. machen höflich den Weg frei, auch wenn eine ungeeignet grosse Kraft ihren Weg nimmt und das Gelenk in eine Richtung belastet wo dann irgendwann Feierabend ist. Und dann macht es knack.
Ich habe den Unterschied besonders im athletischen Sport gemerkt, z.B. daran dass ich beim Squash und Ski fahren vorher nach kurzer Zeit völlig platt gewesen bin, nachher aber nur mild belastet, bei gleicher oder besserer Athletik. Ich bin nach wie vor der Auffassung, dass die willentliche "Abschaltung" kontraproduktiv ist, und für die situationsabhängige vom kineästhischen Gefühl eingesetze Mini- bzw. Maximierung der Kenngrössen der Kontraktion überhaupt nicht nötig ist. Es ist aber ein emotionaler Vorgang, da auch bei mir eine Umgewöhnung notwendig gewesen ist, und das nicht immer geklappt hat. Insbesondere Beziehungsstress hat gerne dazu geführt dass ich plötzlich nicht mehr fähig war muskulär entspannt zu sein, da war ich dann in Minuten platt, statt 3 Stunden durchspielen zu können. Sowas kann man nicht per "Kopfentscheidung" bestimmen, dann klappt es immer und ist sofort in die Bewegungsökonomie des Körpers voll integriert und berücksichtigt. Auch wenn manche Leute das gerne so hätten, zack, isch habbet verstanden nö, und dann ist sofort der vollendete Mechanismus vorhanden.
Geändert von Klaus (22-02-2011 um 17:23 Uhr)
"Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)