In den Kata (jap.: Form, Gestalt) werden verschiedene Bewegungen nach einem genau festgelegten Muster hintereinander ausgeführt. Diese Bewegungen schulen in erster Linie die motorischen und physischen Fähigkeiten des Körpers. Auf einer anderen Ebene dient die Kata jedoch auch der Übung des Weges (Do) und damit der psychischen Schulung innerhalb des Karate, dies soll hier allerdings nicht das Thema sein.
Das Trainingskonzept der Kata ist Jahrtausende alt und wurde schon von den Chinesen angewandt. Die dortigen Formen werden Dao genannt.
Eine der ersten Dao war wahrscheinlich „Die Kunst der Fünf Tiere“ von Hua Tuo (190-265 n. Chr.), (siehe chin. Ursprünge) wobei sie nicht als Kampfform gedacht war, sondern als eine Gesundheitsgymnastik diente. Hier sieht man schon, dass durch die jeweiligen Formen eine Schulung des Körpers erfolgen sollte, die zur Gesunderhaltung diente.
Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass man durch das Trainieren der Dao einen physischen Zustand erreichen konnte, der einen befähigte, sich effektiver gegen einen Angreifer verteidigen zu können.
Allmählich wurden die Dao durch verschiedene existierende Kampfkonzepte erweitert, so dass man jetzt nicht nur den Körper und die Gesundheit schulte, sondern auch durch den Einsatz der Bewegungen im Kampf gleichzeitig verschiedene Arten von Blöcken, Schlägen, Würfen und Hebeln trainierte.
Im Laufe der Jahre entwickelten sich in China unzählige verschiedene Formen, die, mehr oder weniger, fast alle Kampfkünste im asiatischen Raum beeinflussten.
Für das okinawanische Karate ist insbesondere der Weiße-Kranich-Stil interessant, der in der Region um Fukien auf dem chinesischen Festland geübt wurde, sowie die chinesischen Kampfkünste Xingyiquan, Luohanquan und Hequan. Im Laufe der Jahrhunderte nahmen diese Stile immer wieder Einfluss auf die okinawanischen Kampfkünste (siehe Geschichte des Karate), und verbreiteten so Ihre Kampfprinzipien und ihre Gesundheitslehre.
Durch das Training der Kata schult man also seinen Körper für bestimmte Bewegungsabläufe, so dass diese bei Bedarf völlig unbewusst abgerufen werden können und in einem Block, Schlag, Wurf oder Hebel enden.
Um die einzelnen Bewegungen verstehen zu können, gehört zu jedem Karatetraining die Interpretation der Katabewegung für eine bestimmte Kampfsituation, wobei eine einzelne Bewegung eine Vielzahl von unterschiedlichen Interpretationen zulässt. Diese Trainingsmethode nennt man Bunkai. In jeder einzelnen Bewegung der Kata sind unterschiedliche Kampfkonzepte für die verschiedenen Kampfdistanzen enthalten.
Zur erweiterten Schulung der Nahdistanz gibt es sowohl in China, als auch auf Okinawa, das Prinzip der „klebenden Hände“ (jap. Kakie, chin. Tuishou, kantonesisch Chisao), in dem die Bewegungen und Konzepte der Kata am Partner geübt werden.
Im Zuge der Verbreitung des Karate wurde das alte Trainingskonzept der Meister (Die Übung der Kata mit entsprechendem Bunkai, das Kakie-Training sowie die Übung mit verschiedenen Geräten zur Stärkung des Körpers, quasi der Vorläufer des Bodybuildings) verlassen und die so genannte Grundschule (Kihon) wurde eingeführt.
Man vereinfachte die Bewegungen der Kata und nahm einfach eine bestimmte Bewegung heraus, standardisierte sie zu einem Block, oder Angriff, und gab Ihr einen Namen, z.B. Gedan Barai. Durch dieses Kihon System konnten die Lehrer nun schnell einer großen Masse Schüler bestimmte Bewegungen beibringen. Dabei blieben jedoch die unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten dieser Bewegung, die sich teilweise nur aus dem Zusammenhang der Bewegung in der Kata ergeben, auf der Strecke.
Als nächstes kam es zur Entwicklung der Partnerübungen aus dem Kihon wobei die vorgegebene Anwendung der Bewegung am Partner geübt wurde. Das Kihon Ippon Kumite war geboren.
Auf Grund des Karatetrainings an den japanischen Hochschulen und Universitäten wurde schon bald der Ruf nach sportlichen Vergleich der einzelnen Karateclubs laut. Die neue Generation der Karateka wollte Ihre kämpferischen Fähigkeiten testen und so kam es zur Entstehung des Wettkampfkarates, das jedoch meistens nur auf dem neuen Trainingskonzept, bestehend aus Kihon, Kata und Kumite (jap. Partnerübung) bestand. Diese neue Generation hatte keine Ahnung von den Prinzipien des Qi-gong und der Vitalpunktstimulation, die in den Kata verschlüsselt sind. Dies führte dazu, dass sich nun ein seiner Wurzeln beraubtes Karate in der Welt verbreitete, was sehr schön an der Bedeutung des Namens Karate zu sehen ist: Früher nannte man diese Kunst auf Okinawa Tode, was „Hand der Tang“ (gemeint sind die Chinesen) bedeutet. Das ursprüngliche Schriftzeichen für Karate bedeutete somit auch „Hand aus China“ und wurde erst im Rahmen des japanischen Imperialismus in „Leere Hand“ geändert und erhielt eine philosophische Bedeutung im Rahmen der Weglehre (Do). In gewisser Weise hatte dies jedoch auch seine reale Berechtigung, da die Techniken wirklich „leer“ waren!
Ist man sich dieser Entwicklung der Kata bewusst, kann man verstehen, warum die Kata als das Herz und die Seele des alten okinawanischen Karate bezeichnet wird. Durch das Training der immer gleichen Bewegungen, stärke ich meinen Körper, harmonisiere den Energiefluss in Ihm, und übe Bewegungsmuster, die ich bei Bedarf in einem Kampf als Schlag oder Block auf bestimmte Vitalpunkte einsetze, oder mit denen ich den Angreifer werfe oder hebele. Das Training der Bunkai, inklusive Kakie, rundet letztendlich das Karatetraining ab. Ergänzend zum Katatraining bieten sich verschiedene Qi-gong Übungen an.