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Thema: Jiu-Jitsu, Ju-Jutsu und Brazilian Jiu-Jitsu: Unterschiede und Geschichte

  1. #76
    Chondropython Gast

    Standard

    Dieses neue Rahn Werk ist leider wirklich Kacke! Es ist der immer gleiche Bla bla wieder aufgewärmt. Rambat hat es schön gesagt, kein Erkenntnisgewinn!

    Nochmal zu Higashi, mit der Bitte hier auch diesen Ursprungspost mal zu updaten:

    Higashi war, siehe hier, mindestens von 1906 bis 1912 in Berlin!
    Er war kein Judoka! Das hat der Kodokan offiziell dementiert. Er hat mutmaßlich Jûjutsu in den Tsutsumi Hozan Ryu, Shinsho Ryu und Shiten Ryu gelernt. Das behauptet er in seinen Büchern. Die Shinsho Ryu wurde zu Higashis Schulzeit (ab 1896) an dessen Schule (lt. Doshisha Universität Tokio) gelehrt. Higashi war dort bis 1899 Schüler.
    Die Shiten Ryu hat Higashi mutmaßlich von Kumon Hoshino gelernt. Higashi nimmt in beiden Büchern Bezug auf Tsutsumi, Shiten und Shinsho Ryu.
    Im Titel von "The complete Kano Jiu Jitsu" heißt es "mit Ergänzungen von Hoshino und Tsutsumi".
    Hoshino wird auch von Jigoro Kano als Meister der Shiten-Ryu genannt.
    Zur Tsutsumi Hozan Ryu. Es gibt das Buch "Die Selbstverteidigung Jiu-Jitsu" von Masao Tsutsumi und Katsukuma Higashi von 1906. Darin heißt es Higashi seit Lehrer der Tsutsumi Hozan Ryu.

    Ob man Higashis Büchern nun glaubt oder nicht, ist das eine. Aber widerlegen kann Sie auch niemand. Auch wenn es immer heißt er sei nirgends als Vertreter der Tsutsumi Hozan Ryu geführt, heißt das nicht er sei kein Schüler gewesen.

    Und schließlich gibts es ein Interview mit Higashi in der Ost-Asien Zeitschrift von 1906. Dort heißt es das Higashi im März des Jahres in Berlin einem Jiu Jitsu Schule eröffnet.

  2. #77
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    so isses!
    historisch falsch und menschlich niederträchtig.
    und das muß man auch nicht beweisen, weil ... isso.


    ist das jetzt nachgerade klar?!
    rambat:

    Ich bin seitdem ich Kampfkunst/Kampfsport ausübe einigen Mythen,Legenden,Märchen.... begegnet und über die Jahre habe ich realisiert, dass in der Kampfkunstszene einige Barone von Mönchhausen und Blender unterwegs waren,sind.

    Diesese Leute scheuen Kritik wie der Teufel das Weihwasser und kennen keine handfesten Beweise .(Chroniken,Dokumente,Foto,Filme,Bücher, Quellenangaben...usw.)

    Früher mag diese Mythen Masche als Asien exotisch,mystisch.... für viele unerreichbar war, gezogen haben und Titel,Graduierungen...., Leute kritiklos beeindruckt haben.


    Mich wundert garnichts mehr.


    Danke an Alle für eure Erläuterung zum Buch.
    Geändert von Huangshan (08-01-2016 um 21:49 Uhr)

  3. #78
    Gast Gast

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    @chondropython:

    so weit war ich mit meinen recherchen auch schon, aber trotzdem vielen dank fürs posten.


    es ist jedoch nicht klar, ob sich higashi tatsächlich vom ws 1906/7 bis ss 1912 ununterbrochen in deutschland aufgehalten hat.

    Auch wenn es immer heißt er sei nirgends als Vertreter der Tsutsumi Hozan Ryu geführt, heißt das nicht er sei kein Schüler gewesen.
    genau das ist der punkt.
    ich wies ja schon vor jahren darauf hin, daß sich der eine oder andere japaner berufen gefühlt haben dürfte, in europa als großer meister aufzutreten - und das, obwohl er wahrscheinlich noch gar keine lehrerlaubnis erhalten hatte.

    die tsutsumi hozan ryu verzeichnet jedenfalls KEINEN "katsukuma higashi".
    das wurde schon vor längerer zeit durch einige sehr kompetente mitglieder des amerikanischen judoforums (welches leider vor einiger zeit geschlossen wurde) geklärt.
    wenn katsukuma higashi in einer koryu aber noch nicht einmal namentlich verzeichnet ist, kann er in seinem training nicht sehr weit gekommen sein.
    seine kompetenz ist also mehr als fragwürdig.

    ebenso fragwürdig ist auch, daß noch immer die behauptung durchs netz geistert, masao tsutsumi habe "kano geholfen, erst das kano jiu jitsu und später dann das judo zu entwickeln".

    rahn geht darauf in seiner üblichen, diffusen und unkonkreten art ein, indem er eine entwicklung kolportiert, die angeblich von "kano jiu jitsu" über "jiu do" hin zum "judo" geführt haben soll.

    außerdem schreibt rahn selbst:
    Professor Kano, der das Jiu-Jitsu in seinem Land zu einem Volkssport machte, schuf später eine neue Lehrmethode, die er Judo nannte. Später erst wurden neue Kampfregeln aufgestellt und verschiedene ‘gefährliche’ Griffe des Jiu-Jitsu ausgemerzt. Die rein technische Kunst (Jiu-Jitsu) wich einer technisch und religiös-ethischen Lehre (Judo).
    (Neue Kniffe und Griffe im Jiu-Jitsu / Judo, Waffenlose Selbstverteidigung, Falken-Bücherei, 1955, S. 9)

    ich glaube, damit (ich hab es hier im board schon öfter zitiert) ist zu rahns kompetenz alles gesagt.

  4. #79
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    Eine Frage noch zum Werk über Rahn.

    Werden die üblichen Geschichten, die leider in der deutschen jiu/ju-jitsu/jutsu Szene noch immer kursieren erzählt?

    Chin Gempin als Begründer des jap. Ju-Jutsu .

    Prof.Erwin Bälz als Retter des Bujutsu,Ju-Jutsu in Japan.

    usw.
    Geändert von Huangshan (09-01-2016 um 16:07 Uhr)

  5. #80
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von Huangshan Beitrag anzeigen
    Eine Frage noch zum Werk über Rahn.

    Werden die üblichen Geschichten, die leider in der deutschen jiu/ju-jitsu/jutsu Szene noch immer kursieren erzählt?

    Chin Gempin als Begründer des jap. Ju-Jutsu .

    Prof.Erwin Bälz als Retter des Bujutsu,Ju-Jutsu in Japan.

    usw.
    im grunde genommen - ja.
    das büchlein ist der übliche mix aus versatzstücken all des blödsinns, den man seit jahrzehnten über rahn und das "jiu jitsu" liest und hört.

    neu ist nur, daß rahn als der alleinige "pionier des jiu jitsu in deutschland" dargestellt wird.
    gleichzeitig wird rahns anbiederung bspw. an den nationalsozialismus relativiert. die von mir bereits verlinkte "rezension" beschreibt rahns wirken so:
    Wer war Rahn wirklich? Das Buch beleuchtet Rahns Werdegang im Wandel der oft stürmischen Zeiten (Kaiserreich, 1. Weltkrieg, Weimarer Republik, Drittes Reich, 2. Weltkrieg, Besatzungszeit und schließlich BRD bzw. Westberlin).

    Rahn hatte sein ganzes Wirken dem Jiu-Jitsu verschrieben – seinem Jiu-Jitsu, dem deutschen Jiu-Jitsu. Daß er sich hierbei mit wechselnden Obrigkeiten arrangieren musste, kann man ihm nicht vorwerfen, da sein Werk sonst zum Scheitern verurteilt gewesen wäre. Hierzu hat Thorsten Preiß saubere und mühevolle Archiv- und Literaturarbeit geleistet.
    abgesehen davon, daß einige dieser "quellen" eher fragwürdig und imho NICHT zitierfähig sind, hakte ich es für eine widerliche art der schönfärberei, rahns mitläuferschaft im "3. reich" damit entschuldigen zu wollen, daß es ihm ja ausschließlich um "sein jiu jitsu" gegangen sei.
    aber dazu kann sich jeder selbst eine meinung bilden ...

    witzig finde ich, daß dem rezensenten klaus härtel das buch dann doch nicht so gut gefällt:
    Was Rahns Person betrifft, bleibt allerdings ein Hauch von Enttäuschung zurück. Rahn war ja nicht nur der Meister der 1000 Griffe, sondern eben auch der 1000 Anekdoten, auf die Thorsten Preiß seltsamerweise nicht zurück greift, die aber doch die Person Erich Rahns erst richtig beleuchten und dem Buch die richtige Würze geben.
    der meister der 1000 anekdoten ...
    ich vermute mal, daß diese anekdoten ähnlich ... farbig ausgestaltet waren wie die eines gewissen "mongolischen prinzen" - und von ähnlichen wahrheitsgehalt.

  6. #81
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    @Pyriander: Meine Frage bleibt bestehen:

    Zitat Zitat von Sojobo Beitrag anzeigen
    War mir zwar klar, aber schreibt Rahn das [dass er "Ringergriffe, Boxschläge und Kraftanwendung" in sein JJ eingeführt hat] selbst irgendwo explizit? Ich kenne Quellen, in denen er angibt, aus dem System JJ eine deutsche KK gemacht zu haben, aber wo gibt er an, Boxen und Ringen integriert zu haben?
    @all: Und ich habe weitere Fragen. Vielleicht kann mir jemand helfen?

    1. In welcher zeitgenössischen Quelle wird angegeben, dass Alfred Rhode ein Schüler Erich Rahns war? Wenn er sein Schüler war, wann, wo und wie lange war er das?
    (Und in welchem persönlichen Verhältnis standen die beiden zueinander?)

    2. Auf verschiedenen Internetseiten liest man zum JJ:

    • 1939

    Das Jiu-Jitsu und das Judo werden teilweise als ""geheime Reichssache"" eingestuft und bleiben hauptsächlich den Militärs vorbehalten.
    vgl. Home - Yudansha.de - Die Budopage
    Geschichte des Jiu-Jitsu | Jiu-Jitsu traditionell e.V.
    Jiu-Jitsu: Die sanfte Kunst der Samurai - Budodan
    Geschichte des Jiu-Jitsu | Jiu-Jitsu traditionell e.V.
    Tammazla: Geschichte
    u.a.


    Da hat jeder von jedem abgeschrieben. Aber wo kommt das her? Ich suche die Quelle.

    • 1941

    Auf Befehl von SS-Führer Heydrich wird die waffenlose Selbstverteidigung (Jiu-Jitsu) an der Führerschule der SIPO der Gruppe Canaris, der Waffen SS, Feldgendarmerie und der Gestapo eingeführt.
    vgl. Home - Yudansha.de - Die Budopage

    Und auch hier: Was ist die Quelle?

    Vielen Dank!

  7. #82
    Gast Gast

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    @sojobo:

    mir ist von verschiedenen zeitzeugen bestätigt worden, daß alfred rhode zunächst bei erich rahn trainierte.
    rhode gründete 1922 den "1. deutschen jiu jitsu club frankfurt" (siehe dazu u.a. die chronik des judoclubs wiesbaden).
    das hat rhode auch oft selbst erwähnt, wenn man bspw. den berichten meines (ehemaligen) judolehrers frank thiele glaubt (und warum sollte man das nicht?).
    frank thiele und sein vater ferdinand thiele waren mit alfred rhode und gunji koizumi sowie mit kawaishi persönlich bekannt und mit ihnen befreundet.
    ich halte daher die entsprechenden aussagen für sehr glaubwürdig.

    zur trennung alfred rhodes von rahn kam es, nachdem die deutschen "jiu jitsu"-kämpfer im rahmen eines vergleichskampfes 1929 von den judoka des london budokwai verhauen wurden.
    rhode wandte sich daraufhin dem judo zu.

    In welcher zeitgenössischen Quelle wird angegeben, dass Alfred Rhode ein Schüler Erich Rahns war? Wenn er sein Schüler war, wann, wo und wie lange war er das?
    (Und in welchem persönlichen Verhältnis standen die beiden zueinander?)
    dazu gibt es, soweit mir bekannt, keine schriftlich fixierten quellen.
    alles, was ich dazu herausfinden konnte, stammt von zeitzeugen wie frank thiele, der sich seinerseits darauf verlassen mußte, daß sein vater ferdinand thiele sowie gunji koizumi wahrheitsgemäß über jene ereignisse berichteten, die vor frank thieles geburt geschahen.

    bessere quellen hab ich nicht finden können.
    leider gibt es auch für das, was in chroniken wie der des wiesbadener judoclubs geschrieben steht, keine zitierfähigen quellen, die mit wissenschaftlicher klarheit belegen könnten, wie das verhältnis rhode/rahn aussah und ab wann rhode bei rahn trainierte.

    Da hat jeder von jedem abgeschrieben. Aber wo kommt das her? Ich suche die Quelle.
    ich bezweifle, daß du diese quelle finden wirst.
    meiner meinung nach wurde von irgendwem irgendwann (späte 50er jahre, wenn ich mich richtig an das erinnere, was frank thiele, peter garber, kurt rödel und horst wolf mir erzählten) mal aufgeschrieben, was die zeitzeugen (also rhode selbst und einige andere) erzählten.
    und seit es das internet gibt, hat sich das eben durch abpinseln verbreitet ...
    nochmal: eine zitierfähige quelle wirst du dafür sicher nicht finden.

    edit: es gab von anfang an viel mythischen klimbim um "das jiu jitsu". schuld daran war nicht zuletzt erich rahn.
    allerdings strickten da auch andere eifrig mit, so z.b. wolfram werner und ago glucker, ganz zu schweigen von einigen österreichern ...
    bedauerlicherweise halten sich die dümmsten "erklärungen" auch am hartnäckigsten ...
    ich weiß nicht, der wievielte versuch das ist, ein wenig mehr licht in die verworrene historie der "deutschen adaption japanischer kk" zu bringen. ich bin mir jedoch sicher, daß es auch diesmal nicht viel nützen wird.

    einige dinge wissen wir mit sicherheit, da wir sie mit zitierfähigen quellen belegen und das durch andere zitierfähige quellen stützen können. (quellenkritik scheint, nebenbei, nicht sehr beliebt zu sein in deutschen "jiu jitsu"-kreisen).
    für andere dinge ergeben sich hohe wahrscheinlichkeiten, auch wenn der ultimative beweis fehlt.
    wieder anderes können wir schlußfolgern, und dann gibt es da noch das riesengroße feld all der dinge, die wir NICHT wissen.
    da können wir dann entweder spekulieren ODER zugeben, daß wir keine validen aussagen treffen können.
    so siehts aus.

    ich fürchte, das wird auch so bleiben ...
    manches ist eben verlorengegangen und unwiederbringlich dahin.
    man kann diese lücken mit konfabulation füllen - oder hinnehmen, daß sie mangels quellen nicht geschlossen werden können.
    Geändert von Gast (04-02-2016 um 23:48 Uhr)

  8. #83
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    es gab von anfang an viel mythischen klimbim um "das jiu jitsu". schuld daran war nicht zuletzt erich rahn.
    allerdings strickten da auch andere eifrig mit, so z.b. wolfram werner und ago glucker, ganz zu schweigen von einigen österreichern ...
    bedauerlicherweise halten sich die dümmsten "erklärungen" auch am hartnäckigsten ...
    ich weiß nicht, der wievielte versuch das ist, ein wenig mehr licht in die verworrene historie der "deutschen adaption japanischer kk" zu bringen. ich bin mir jedoch sicher, daß es auch diesmal nicht viel nützen wird.

    Ein gutes Beispiel ist der D Wikieintrag zum Thema Jiu Jitsu.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Jiu_Jitsu

    Im Digitalen-Zeitalter verbreiten sich solche Märchen weiter übers Web.
    Geändert von Huangshan (05-02-2016 um 11:43 Uhr)

  9. #84
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von Huangshan Beitrag anzeigen
    Ein gutes Beispiel ist der D Wikieintrag zum Thema Jiu Jitsu.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Jiu_Jitsu

    Im Digitalen-Zeitalter verbreiten sich solche Märchen weiter übers Web.
    auch wieder

    da isser ja auch wieder, der (nicht spezifizierte) baum / bambus / weidenbaum, der sich unter der last des schnees bog, was von einem japanischen arzt/einem kleinen chinesenjungen namens li tai feng ding dong/ einem unter einem wasserfall meditierenden kriegsmüden weisen samurai beobachtet wurde ...
    ja, ja, das "ju", also das "nachgeben" war damit entdeckt worden, und es gab kein zurück mehr ...

  10. #85
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    Es wäre eigentlich eine Sache über die man lachen könnte.


    Leider lesen Außenstehende,Anfänger usw. Wiki. und nehmen oft das Verfasste für bare Münze.

    Es gibt Kreise, die sich um ihre Kampfsysteme aufzuwerten den Samurai, Shaolin..usw. Mantel anziehen und Märchen weiterstricken.


    Kampf gegen Windmühlen.

  11. #86
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    @rambat: Danke für die tolle Antwort!

    Schade, dass auch du keine zitierfähige Quelle gefunden hast, die Rhode als Rahns Schüler ausweist. Wenigstens muss ich jetzt nicht mehr so sehr an mir selbst zweifeln, nachdem ich sämtliche ihrer Lehrbücher gelesen und zehntausende zeitgenössische Zeitschriftenseiten durchgeackert habe, ohne einen Beleg gefunden zu haben. Wenn du da schon nach Jahren nicht viel mehr hast...

    Es wundert mich ganz einfach nur, dass weder Rahn Rhode- noch Rhode Rahn je überhaupt erwähnt. Wenn sie ihre eigenen Werdegänge beschreiben (Rahn ist da in seiner Selbstdarstellung wesentlich ausführlicher und gibt auch gern mit bekannteren Schülern an), dann fällt der jeweils andere Name nicht ein einziges Mal, so weit ich das bis jetzt zumindest sehe.
    Das lässt für mich nur zwei Schlüsse zu: Entweder standen beide einfach in keiner Beziehung zu einander und hatten gar nichts miteinander zu tun. Oder aber beide hatten Stress und sind im Streit auseinander gegangen. Ich vermute letzteres. Das würde sich mit den Worten deines Lehrers und seines Vaters auch decken und zum ohnehin bekannten Zwist zwischen Jiu-Jitsu- und Judo-Anhängern passen. Ich könnte mir vorstellen, dass Rhode nach den Kämpfen gegen den Budokwai London sauer auf Rahn war, weil er sein JJ danach für Unsinn oder unpraktikabel hielt. Zumindest hielt er JJ für veraltet, das kann ich belegen. Sollte er Rahns Schüler gewesen sein, ist auch klar, welches JJ er meinte. Bei beiden liest man auch immer wieder mal Sticheleien gegen bewusst nicht benannte Anhänger des jeweils anderen Systems heraus. Ich werde noch prüfen, ob sich mit den spärlich beigefügten Informationen nicht doch Namen verbinden lassen.

    Wo ich dich aber grad hier habe: Sag mal, sind dir Quellen zu Rahns (oder generell von einem JJ-Lehrer) Ausbildung von Polizei (ab 33), Wehrmacht, SA oder SS bekannt? Ich habe vor allem Zeitungsartikel und Bilder zu seiner Lehrtätigkeit BIS 33, aber nicht für danach.

    @Huangshan: Ich will aber meinen, dass wenigstens ein kleiner Teil des Wiki-Artikels fundiert ist. Ich lese da unten in den Referenzen nämlich auch meinen eigenen Namen

  12. #87
    Gast Gast

    Standard

    @sojobo:

    rohde hat nach auskunft meines ehemaligen lehrers in vertrauterem kreis öfter über seine zeit beim "jiu jitsu" gesprochen und kein gutes haar daran gelassen.
    über rahn persönlich hat er sich allerdings nie geäußert, da stimmen die aussagen mehrer zeitzeugen, die rhode noch persönlich gekannt haben, durchaus überein.
    rhode war da tatsächlich ganz gentleman!
    rahn hingegen war bei weitem nicht so zurückhaltend ...

    es gab zwischen beiden ein zerwürfnis, das im jahr 1929 nach dem verlorenen vergleichskampf gegen die judoka der london budokwai eskalierte und zur trennung führte. auch da stimmten die aussagen derjenigen überein, die rhode (und rahn) noch persönlich gekannt hatten.

    zusammengekommen sind rahn und rhode wohl im jahr 1919.
    das wird u.a. auch auf der homepgae des judoverbandes frankfurt/main erwähnt:
    Im Jahr 1919 tauschte sich der Polizeisportlehrer Alfred Rhode (1896-1978) mit Erich Rahn aus und wurde von ihm unterwiesen.

    Im Jahr 1921 zog Alfred Rhode berufsbedingt zum Polizeidienst nach Frankfurt / Main. Bereits seit 1922 wurden in der Sportgauregion Rhein-Main Frankfurt / Hanau Selbstverteidigungslehrgänge für Männer, Frauen, Geld–Postboten, Polizisten etc. durchgeführt. Polizei-Sportsportlehrer waren damals Erich Rahn der dann in Berlin eine Jiu-Jitsu-Schule gründete und sein Schüler und Partner Alfred Rhode (Frankfurt am Main).
    Judoverband Frankfurt am Main - Geschichte


    bedauerlicherweise steht auf dieser homepage aber auch ziemlich viel blödsinn:
    1906 gelangte das neue japanische Sportsystem (Jiu-Jitsu / Judo), anläßlich eines Flottenbesuches der japanischen Marine in Kiel, nach Deutschland. Der Berliner Erich Rahn (1885-1973) wurde als Polizeisportlehrer einer der ersten deutschen Schüler von Prof. Kano.
    es gibt nach wie vor keine belege dafür, daß kano und rahn jemals zusammentrafen.
    kano jedenfalls erwähnt erich rahn nirgends.
    und auch rahn hat, soweit mir bekannt, in seinen büchern nie behauptet, jemals mit kano zusammengetroffen zu sein.
    wäre doch eine tolle werbung für rahn gewesen - folglich hätte er es ganz sicher nicht verschwiegen ...

    nebenbei:
    auf der homepage des judoverbandes frankfurt/main wird übrigens auch das todesjahr des gründers falsch angegeben:
    1936 verstarb der japanische Judosportgründer Jigoro Kano.
    nöö.
    das war erst 1938.
    ein solcher fehler sollte einem als judoka eigentlich nicht unterlaufen ...




    zurück zum zerwürfnis rhode/rahn:
    Am 10. Oktober 1922 wurde der 1. Deutsche Jiu-Jitsu / Judo–Club (1. DJC) Frankfurt/ Main in Frankfurt durch Alfred Rhode, Willi Lutz und Gleichgesinnte gegründet und wählten den Architekten Lutz zum 1. Vorsitzenden. Sportlehrer des 1. DJC verbreiteten Jiu-Jitsu/Judo als Selbstverteidigungs- und Kampfsportart durch Lehrgänge und Vorführungen.

    In der Folgezeit gründeten sie auch die ersten Judo–Selbstverteidigungsvereine im Rhein-Main Gebiet und in Deutschland. Die erste Judoabteilungsneugründung erfolgte dann beim Polizei-Sport-Verein (PSV) Grünweiß - Frankfurt mit Hans Schäfer und mit Unterstützung durch Alfred Rhode im November 1922. Auch der Judoclub - Wiesbaden und der 1. Berliner Jiu-Jitsu Club mit dem Berliner Max Hoppe (1903-1973) wurden im November 1922 gegründet.
    es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß man sich in deutschland damals unter JUDO mehr oder weniger das vorstellte, was rhode und andere aus katsukuma higashis buch "the complete kano jiu jitsu" entnahmen ...


    Am 1.10.1924 wurde der Reichsverband Jiu-Jitsu (Judo) gegründet. Diese beiden Sportarten waren im Jahr 1924 noch nicht getrennt. Am 19.3.1925 gewann eine Frankfurter Polizeivereins-Sportauswahl die erste Preußische Jiu-Jitsu / Judo – Meisterschaft in Berlin.

    Im Jahr 1925 nahm der Frankfurter Alfred Rhode, in seiner Funktion als DJR Vorsitzender, Kontakt zur Fedaratione –JJ –Italiana in Italien auf.

    Am 15.11.1929 fand in die erste internationale Sportclubbegegnung Frankfurt—Budokwai London in Frankfurt am Main statt.
    ... wobei die deutschen erfahren mußten, daß sie im grunde gar nix konnten und keine ahnung vom werfen oder gar vom bodenkampf hatten.
    sie wurden von koizumis judoka furchtbar verhauen und waren chancenlos.
    rhode wandte sich daraufhin dem judo zu.

    dazu kommt noch, daß ja im gleichen jahr (1929) kano deutschland besuchte und es zu der bereits bekannten und hinlänglich beschriebenen szene kam, in der werner glasenapp das buch von katsukuma higashi an kano überreichte ... und kano daraufhin erklärte, dieses buch enthalte keinerlei judo und sei auch nicht von einem judoka verfaßt worden.
    alfred rhode soll später oft erzählt haben, daß glasenapp (und andere, so auch rhode) darauf erwidert hätten, man habe aber bislang genau nach diesem buch trainiert ...

    dazu kann man in diesem thread noch einmal das eine oder andere nachlesen:
    http://www.kampfkunst-board.info/for...ml#post3218890

    der "1. deutsche jiu jitsu club frankfurt" unter alfred rhodes leitung benannte sich alsbald um in "1. deutscher judoclub frankfurt", was rahn nicht sonderlich gefiel ...

    In seinen Beiträgen griff er [Erich Rahn] die Judo-Bewegung, insbesondere der Berliner Gruppe um Werner Glasenapp ("Deutscher Jiu-Jitsu-Club") häufig sehr scharf an.
    Unter dem Titel "Prof. Kano in Berlin" beschwerte er sich über die Nichteinladung der Berliner Jiu-Jitsu-Vereine zu dem Vortrag Kano und der Vorführung seiner Trainer vor dem Reichsausschuss für Polizeisport. (Fussnote 281)

    281 Vgl. Dauhrer, Franz: Prof. Kano in Berlin. 1. Jg. (1928), Nr. 2, S. 13


    judo kam, wenn man es ganz genau nimmt, ohnehin erst im jahr 1932 nach deutschland.
    Im Sommer 1932, bei der ersten internationalen JUDO – Sommerschule im Stadion in Frankfurt/Main (7. - 12. August), wurden nun die Judo Wettkampfregeln und die Gürtelgraduierung festgelegt. Weiter gründete man, als DJB -Vorgänger, den Deutschen-Judo-Ring (DJR) und die heute noch bestehende Europäische–Judo-Union (EJU). Der Frankfurter Friedrich Brehm wurde der erste EJU- Vizepräsident.
    erst auf diesen ab 1932 stattfindenden, von alfred rhode organisierten sommerschulen wurde in deutschland wirklich JUDO unterrichtet.
    als lehrer wirkten dabei koizumi, ishiguro, kitabatake und tani mit.
    also wirklich sehr hochkarätige judolehrer!

    weitere sommerschuloen wurden 1935, 1937, 1938 und 1939 in frankfurt durchgeführt.
    insgesamt gab es also fünf dieser einwöchigen lehrgänge ... und DAS ist die grundlage, das fundament des judo in deutschland.
    Geändert von Gast (05-02-2016 um 21:01 Uhr)

  13. #88
    Gast Gast

    Standard

    vielleicht auch interessant in diesem zusammenhang, daß 1933 in berlin zwei judo-lehrgänge stattfanden, auf denen kano persönlich unterrichtete.
    weitere lehrer waren kitabatake und takasaki.

    im rahmen dieser veranstaltungen traf kano den reichssportführer von tschammer und osten, der kano zusicherte, daß in deutschland die bezeichnung "judo" fortan amtlich und offiziell eingeführt werde.

    rahn war da längst ins hintertreffen geraten ...

  14. #89
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    Danke noch mal für die tolle Antwort, rambat!

    Zu Rahn und Kano: Doch, Rahn behauptet durchaus, Kano getroffen zu haben. Und nicht nur das:

    Meister Kano machte auch mir einen Besuch in den Räumen des Eispalastes während einer Unterrichtsstunde und ließ mir durch einen Dolmetscher seine Anerkennung und Dank für meine Bestrebungen auf dem Gebiete des Jiu-Jitsu in Deutschland aussprechen.
    aus: Erich Rahn: 50 Jahre Jiu-Jitsu und Judo (Die unsichtbare Waffe), Ferch bei Potsdam 1950, S. 30.

    Wann genau, das wird nicht deutlich; "inzwischen [hatte sich] der japanische 'Nippon-Club' aufgetan"... Und mehr zu seinem Besuch schreibt er nicht. Genau so viele (d.h. wenige) Zeilen wie über seine ganze Ausbildung bei Higashi.

    Da fällt mir ein: Angeblich (?) konnte Kano doch deutsch sprechen, oder? Es soll da eine Rundfunkrede geben, die ich mir noch besorgen wollte. Stimmt das? Wenn ja, wozu sollte Kano einen Dolmetscher gebraucht haben?

  15. #90
    Gast Gast

    Standard

    @sojobo:

    ach ja ... diese stelle hatte ich vergessen.
    ändert aber nichts daran, daß es keinerlei belege für eine begegnung zwischen kano und rahn gibt.

    kano hat so ziemlich jeden erwähnt, mit dem er zusammentraf.
    feldenkrais bspw. stellt sein zusammentreffen mit kano ziemlich deckungsleich mit dem dar, was kano über diese begegnung schreibt.
    nur rahn konnte ich bisher in den mir zugänglichen texten kanos nicht finden ...

    kano wurde auch mit vielen, denen er begegnete, fotografiert.
    bei rahn fällt hingegen auf, daß er zwar keineswegs kamerascheu war, aber weder mit katsukuma higashi zusammen auf irgendwelchen fotos zu sehen ist noch mit kano ...
    honni soit qui mal y pense.


    zu kanos deutschkenntnissen kann ich mich nicht qualifiziert äußern.
    eine zitierfähige quelle dazu habe ich bislang nicht finden können.

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